gewerbe,
das
(insgesamt am häufigsten belegt),
der
(nur wobd./oobd.),
die
(in Einzelbelegen);
in md. und nrddt. Belegen erscheint gemäß dem Stand der Lautverschiebung auch
-u-/-v-
sowie
-f-
;
zum Verhältnis von
gewerbe
und
gewerf
vgl. ;
-(e)s/-Ø
, vielfach
gewerb
(Apokope).
1.
›Tun und Lassen, Handeln (generell)‹; meist mit negativer Konnotation, dann: ›Treiben, Machenschaften; Unzucht‹, vielfach auf die unter religiösen Aspekten abgewertete, eitle, irdische Geschäftigkeit bezogen; auch: ›einzelne Tat, Handstreich‹; vereinzelt mit positiver Bewertung, speziell für ›erbarmende Heilstat (Gottes)‹; als Metonymie hier anschließbar: ›Verhandlung‹.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, im Obd. auch Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
 9,  12, ; ; vgl.  1,  1, (
der
2.
Syntagmen:
ein / das g. anheben / werben / lassen / verschmähen, die gerechtigkeit ein g. werben, mit jm. sein g. treiben, jm
. (z. B.
dem teufel
)
sein g. zerstreuen, viel gewerbes mit etw
. (z. B.
mit der minne
)
haben
;
das g
. (Subj.)
verschillen, sich erzeigen, etw
. (z. B.
gerechtigkeit
)
werben, ein g. aus etw. werden, etw. ein g. sein; in einem g. verblendet sein, mit seinem g. in dem fegfeuer länden, von einem g. abgeschieden sein
;
das g. der keuschheit, des schlangen, der weltlichen herzen, niederer dinge
(dies genitivus objectivus),
nach gute
;
das betrogene / eitelliche / edele / irdische / nachteilige / sinliche / ungestüme / wilde / zeitliche g
.;
die eigenschaft des gewerbes
;
das fegfeuer mit seinem gewerbe
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
219, 5386
(
Magdeb.
1608
):
Wo ich [Pferd] nicht vor noch hunger sterb / | Das ist nun alhie mein gewerb.
Helm, H. v. Hesler. Apok (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Do meinete her uns armen mite, | Die von Adames obertrite, | Dar zu von dem gewerbe, | Des slangen zu eigem erbe | Dem tuvele waren worden.
San ist der himel gestillet, | Als irdisch gewerb vorschillet | In der cristenheite sinne.
Diz gewerf
[erbarmende Handlung Gottes]
warb an dem hersten | Sine gerechtiket zu dem ersten.
Ders., H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz
[die Empfängnis Christi durch die Jungfrau Maria]
was ein hersch gemenge | und ein edele gewerb.
[got] hub an ein gewerbe | und einen na irdahten rat | durch willen siner hantgetat.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Als sie aber gezzen hant, | Nach caldem gebet gant | An itellich gewerben hin, | So vluhet sie Got als ouch sie in.
Neumann, Rothe. Keuschh.
898
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
dar umme das sy [blume] die engel irfrauwet | und dem tuvel sin gewerb zustrauwet.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
so blibet der geist hie in geistes art [...], abgescheiden sinde von allem gewúlk und gewerbe der nidren dingen.
la alles daz gewerbe, daz in soͤlicher zerganklicher minne mag sin an gegenwúrtikeit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
also sol dise maget ir ussere minne zuͦsliessen und nit vil gewerbes do mitte han.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
dar umb die welt und alles zitlich gewerbe billich zuͦ versmohende ist.
Ebd. Var. zu 33:
Lidigent uwer hertze von aller anklebelichen behangenheit der creaturen und eigenschaft zitliches gefelles und nutzes
[Var.:
gewerbes
].
wie [...] alle minner der welte und ouch in geistlichem schine die weltlichen herzen alle mitenander so gar verblendet sint in irme betrogenen vehtenden gewerbe noch zitlicheme guͦte.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
die kúnig der erd die do gemein vnkeuschten mit ir
[Var. 1475
2
–1518:
haben mit ir gewerb triben
; 1475
1
:
vnkeusch
;
Eck
1537:
vnzucht
;
Luther
1545, Offb. 18, 3:
Hurerey
].
Müller, Grafsch. Hohenb.
1, 171, 23
(
schwäb.
,
1392
/
3
):
von der gewerb
[›Verhandlung‹]
wegen, als der margraͧf, der von Wirtenberg und ander herren hetten.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1502
):
als das [den minchen kuͦschwentz an kuten machen] beschach, do lies der apt 2 fachen und lett sy in den turn, und ward ain wilder gewerb darumb.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
ist der ratschlag auf ain grossen und ansehenlichen gewerb
[›Handstreich‹]
zu ross und zu fuess gestanden.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Er berüeft ainen, dem er sölichs seins gewerbs wol getrawte, zu dem er sprach: [...] sich, ich wil dir bevelhen ain gar haimlich [...] sach zu werben.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ; ;
ders., H. v. Hesler. Nicod. ;
Strauch, Par. anime int.
113, 27
;
Neumann, a. a. O.
3497
;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v.  4,  13,  7.
2.
›Gewerbe, berufliche, teils zünftig organisierte, teils im Unterschied dazu stehende, allgemeinere, die Produktion von Waren wie (mindestens ebenso gewichtig) den Handel umfassende Tätigkeit zur Sicherung des Lebensunterhaltes wie als Teil der wirtschaftlichen Organisation eines Herrschafts- oder Rechtsraumes; vereinzelt negativierend auf das religiöse Bemühen um Seligkeit übertragen‹.
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
˹
ein g. haben / treiben
˺ (häufig)
/ füren / üben
(jeweils mehrfach)
/ aufrichten / öfnen / (ge)brauchen / (be)halten / können, für die hand nemen, fallen lassen, jm. ein g. entziehen / niederlegen, g. mit dem leben der menschen treiben
;
das g
. (Subj.)
abnemen, etw. zu wege bringen, ausserhalb der stat ziehen, js. g. frei sein
;
gotseligkeit ein g. sein
;
j. eines gewerbes sein, sich des gewerbes enthalten
;
jn. aus dem g. entsetzen, für das g. etw. brauchen, etw
. (z. B.
das breimelen
›Herstellung von Breimehl‹)
für ein g. halten, gewerbes halben wohin ziehen, bei jm. im g. stehen, in einem gewerbde aussatteln, sich in ein g. schicken
›sich einem
gewerbe
zuwenden‹,
mit g. umgehen, zu seinem g. gehen, fürsichtige leute zum g. gehören, etw. zu einem g. fürnemen, um sein g. kommen
, [wo]
wandeln
;
das grosse / gute / unfreie / wüste g
.;
die ordnung / niessung des gewerbes
.
Wortbildungen:
gewerbebuch
(16. Jh.),
gewerbde
,
gewerbhaftig
,
gewerbhaus
(dazu bdv.: ),
gewerbnis
,
gewerbsherre
,
gewerbstat
,
gewerbtreiber
(a. 1538),
gewirbe
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
MERCATVRA. Gewerb handell kauffmanschafft handtierung handlung geschefft gewerbschafft.
Luther, WA (
1547
):
viel sind, die am Wort das jre suchen, [...], Meinen [...], Gottseligkeit sey ein gewerbe.
Ders., Hl. Schrifft.
Jer. 10, 17
(
Wittenb.
1545
):
THu dein Gewerbe
[
Cranc
M. 14. Jh. /
Wormser Proph.
1527 /
Froschauer
1530 /
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
schand(e)
]
weg aus dem Lande / die du wonest in der festen (stad).
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Weise Leut gehoͤren zum Regiment / vnd behertzte zum Krieg / Fuͤsichtige zum Gewerb.
Schmitt, Ordo rerum
252, 2
(
rib.
/
nd.
,
2. Dr. 15. Jh.
):
Negocium ghewerue [...] geschefte [...] gewernisse.
Knape, Messerschmidt. Bris.
1, 7
(
Frankf./M.
1559
):
Genua / darinn denn viel grosse Gewerb vnnd Kauffmannschafft / zu Wasser vnd Landt / [...] getrieben werden.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
10, 4
(
Frankf./M.
1568
):
Auß hochdringender not muß man auch allerley nutzbarliche Handwerck / Kuͤnst vnd Gewerb haben.
Jostes, Eckhart
72, 10
(
14. Jh.
):
Ein gût fraw hat ufgetan iren munt der weisheit und hat gesmakt und gesehen, wie gu̇t der cauf ist (das gewerp) der ewigen frauden.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
jene vorsmêhiten iz und gîngen inwec, der eine in sîn dorf, abir der andere zuͦ sîme gewerbe
[
Mentel
1466:
gescheffte
;
Lang
1521:
kaufhandel
;
Luther
1545:
Hantierung
].
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
128v, 8
(
Leipzig
1588
):
leute / di etwan in Hofediensten mit Vngnaden abgesattelt oder in Kauffmans hendeln oder andern Gewerbden [...] ausgespannet haben.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1536
):
andere ehrliche sachen und gewerb allenthalben erhaldunge des bergwergs geprauchen.
Gajek, Seidelius. Tych.
16, 27
(
Breslau
1613
):
Weil das Lebn nicht kan ruhig bleiben / | Ohn allerley Standt vnd gewerb / | Mussiggang aber als verterb.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
Wer sein gewerbe furen woll, der nem eins für dye hant und lasse dye andernn alle fallen; so mag sich yederman erneren.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
Du solts ouch mercken wz hantwercks oder gewerbes er [der gewunt] ist. Ob er des gantzenn arms / oder des elenboge͂ / oder des geleiches by der hend noturfig sy.
Lemmer, Brant. Narrensch.
18, 6
(
Basel
1494
):
Gar offt verdürbt eyn hantwercksman | Der vil gewaͤrb vnd hantwerck kan.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Weñ der sun ein gewerb fuͤrt / wie man mit im contrahieren mag.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
A. 16. Jh.
):
als aber hinfüro mine herrn das brimelben für ain gewerb und nit für ain gelert handwerk haben und haben wöllen, so mag meniglich solichen gewerb [...] under der loben und sunst niendert triben.
Ebd. (
1547
):
das nun hinfürter [...] kaine markte, korn- noch salzkaufe oder gewerb mit oder one unser [...] kaiserlich oder königliche freihait von newem aufgericht, gehalten noch gebraucht werden sollen.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1441
):
stuͦnd es [hus] in der vorstat, es gúlt zweyhundert guldin; dz si sach, dz si den gewirb in der vorstat hand.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1445
):
dz nieman dar inn nuͥtzit buwen sol, keinerley, weder muͥli, bloͤwen noch anders, noch keinerley gewirben dar inn triben sol.
Gagliardi, Dok. Waldmann
1, 75, 10
(
halem.
,
1467
):
als von etwas gemeinschaft gewirbtz und schulden wegen, so die erstgenanten Erny Holtzach und Margaretha, [...], dem obgenanten Hansen Waldman [...] schuldig waren.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
849, 15
(
halem.
,
1489
):
umb goldschmid, sydenaͤyer und glaser, gwandschnyder, salczlút und die ysen feyl haben, die moͤgen sin in der constaͧfel oder in welicher zunfft sy wellen, also das ir gewaͤrb fry ist.
Kottinger, Ruffs Etter Heini (
ohalem.
,
1538
):
all unser sachen hinder sich gand, | umb unsern g’werb wir sicher kond.
Maaler (
Zürich
1561
):
Gewaͤrb (der) Waͤg vnnd weyß ze gewünnen. Quæstus, Commercium. [...]. Ein vnfreyen vnd wuͤsten Gewaͤrb treybe͂. [...]. Gewaͤrbhafftiger mensch Der vil gewünt vñ ein guͦte begangenschafft hat. Quæstuosus homo.
Gwaͤrbstatt da man gmeine maͤssen vnd jarmerckt halt / da grosse niderleginen von kauffmanns guͤteren sind. Emporium.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1605
):
etliche Eydtgnoßische und andere ußlendische hantierer, kouff und gwerbs herren.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
200
(
Genf
1636
):
Gewerbhauß / Kauffhauß.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
die Römer haben alda [Colchis] ir gewerb getriben durch hundert und dreissig tulmätzen.
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 14, 18
(
m/soobd.
,
1457
):
wie die kaufleut aus Obern landen und Friawl [...] vor den Gewkirchen und an den suntagmërkten in demselben unserm furstentumb Steir merklichen und grossen gewerb und handl als mit tuchern, saffran, gwurtz und aller ander kaufmanschaft [...] treiben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
132, 2748
;
Große, Schwabensp. ;
Köbler, Ref. Wormbs
90, 5
;
Wutke, a. a. O. ;
Gille u. a., M. Beheim
327, 164
;
Köbler, Ref. Nürnberg
196, 12
;
Koller, a. a. O. ;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Wickram
4, 6, 26
;
Rennefahrt, a. a. O. ;
Welti, Stadtr. Bern ; ;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 319, 14
;
Heydn. maister
26r, 23
;
Chron. Augsb. Anm. 3;
Klein, Oswald
115, 3
;
Spechtler u. a., Frnhd. Rechtstexte
1, 239, 1
;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
98, 1
;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Wopfner, Bauernkr. Tirol
74, 23
;
93, 13
;
190, 17
;
Schmitt, a. a. O.
252, 2
;
Alberus
kk iiijr
;
Voc. Teut.-Lat.
kv iijr
;
Vgl. ferner s. v.  5,  1, ,  2,  1.
3.
in engem Anschluß an 2 und im einzelnen nur unsicher trennbar eine Reihe von Metonymien:
a) ›Gewinn durch Handels- und Gewerbetätigkeit‹; ütr. auch: ›Lohn für gottgefälliges Leben‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2,  5,  2, .
b) ›Ware‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2
(
die
).
c) ›Abgabe‹.
d) ›Gut, Hof, Wirtschaftseinheit‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 3.

Belegblock:

Zu a):

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Lucrum. Gewinn ¶ ersparung gesuͤch vorsorg genieß genoß gewerb vorteil.
Merz, Urk. Lenzb.
86, 4
(
halem.
,
1547
):
Schultheis rhaͤt vnd burger [...] der statt Lentzburg [...] verbieten mit Rücksicht auf ihre kleinfuͤgen nutzbarkheiten, ginyeß, gewün vnd gewerb [...], daß kein burger, hinderseß vnd inwoner ... sine ligende guͤter [...] verkhouffen soͤlle.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1641
):
soll den wirhten, pastetenbecken [...] verpotten sein, kein dergleichen starck getrenck uff gwin und gwerb hin wyters einzekauffen, einzeleggen und zuͦ verkauffen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 268, 2
([
Augsb.
]
1548
):
Es ist ain groß gewerb unnd gewinn / Gotsaͤlig sein / und im genuͤgen lassen.

Zu b):

Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1445
):
das all gewerb, hienach begriffen, allain in libdings wise sond verkouft werden.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1464
):
sol ouch niemand weder saltz, duͦch, insen [...] nit mer veil haben, [...], bsunder soͤllichen gewerb in die stett lassen komen zuͦ veilem kouff.

Zu c):

Bobertag, Schwänke (
Straßb.
1522
):
die herren nemen das groß von den vnderthonen gewerb, steür, vnd freuel.

Zu d):

Schib, Urk. Laufenb.
239, 11
(
halem.
,
1547
):
namlichen einen gwerb, so genampt würt sant Coßmaß guͦt.
4.
›Auftrag, Gebot, Geschäft‹.
Bedeutungsverwandte:
 4; vgl.  4,  3,  5, .

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Ez.
27, 15
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
dy sone von Dedan warin dine koufluyte, vil werdir waren zu gewerwe dinir hant.
Luther, WA (
1520
):
wenn sie alle gleich einerley botschafft und gewerbe von einem herren haben ?
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
62, 915
(
Eisleben
1565
):
Herre reiche / | Ich [Gabriel] verkuͤndige dir sicherleiche / | Das ich dein gewerb ausgerichtet han.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Missehandelt ymand radmanne mit scheltworten adir [...] swert uff sie czuet adir andir wofen, do sy in der stat gewerb gesant syn, der sal yn das vorbuszen.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
175, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Der künig in pat des gwerbes sein geflissen.
Dietz, Wb. Luther .
5.
›Anliegen, Wunsch; Dienst‹.
Gehäuft berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  3,  4,  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
das ich den selben sun bewegt hett, meyn nodt und gewerb dem fursten antzutragen.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
176, 18
(
schles.
,
1438
):
wen ich daz sunderlich mit her menhart vnd mit her haschken obir trogin hatte, dy sich gar guttlich vnd fruntlich keygn̄ mir in ewrem gewarbe irczeygn̄.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1453
):
Als [...] Jobst Tetzel und Anthoni Tucher [...] von marggrave Albrechten [...] außrichtung irs gewerbs empfangen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
638, 1
(
els.
,
1362
):
vnd frogete was landes sú werent wie ire namen und ire gewerbe were. Do antwurtent die heiligen: „[...] Vnser land ist Arabia, vnser werben ist cristenlich leben“.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Nectarius fragtte mere | Waz sines gewerbs were.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1425
):
zuͦ soͤlichem gewerbe [umbe einen friden werben] der obgenant unser herre der bischoff und wir gehollent.
Weber, Füetrer. Poyt.
119, 17
(
moobd.
,
1478
/
84
):
zw ir gewerb sy
[Königin]
nyemant tet perieffen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Nach dem wolt der fürst nicht erwinden an seinem gewerb [der frawen nach amorschaft sprechen].
Gereke, Seifrits Alex.
7328
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
40, 5
.
6.
›Anwerbung von Truppen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  6.

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1444
):
wie ir vast gewarnet werdet von gewerb und sampnung wegen, so der von Swanberg haben sull.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 131, 19
(
schwäb.
,
1438
/
9
):
daz mir der Erhart beschriben hett, daz ain gross gewerb enend waldz wär.
Chron. Augsb. Anm. 1 (
schwäb.
,
1458
):
und künnen doch nicht eigentlich den grunt erfaren wider den soliche gewerbe fürgenomen werden.
Müller, a. a. O.
2, 128, 26
;
7.
›das Werben (um eine Frau); Werben, Argumentation (im Beleg um die Besetzung der Stelle eines Erzbischofes)‹.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Do erhoif sich grois gewerf van den fursten ind heren in desme lande, sunderlingen van den hoegeboiren fursten.
Weber, Füetrer. Poyt.
13, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
des frewt ir vater unmassen sich, | das nach ir mynn das gwerb ist gar verdorben.
Ebd.
41, 1
:
Zw ewrm gewerbe, | do greiffet frölich zŭe.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
8.
›Knoten am Pflanzenstengel‹.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Gwaͤrble / Die gleych am kornhalm. Genicula.
9.
›Gelenk am menschlichen und tierischen Körper‹; als Metonymie: ›Gelenk an der Rüstung‹; generell: ›Dreh-, Angelpunkt‹ (so ).
Bedeutungsverwandte:
(
das
1,
2
(
das
1,  3,
1
 1.
Wortbildungen:
gewerbbein
›Wirbelknochen‹ (a. 1667).

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
di underwamse hatten enge armen unde in dem gewerbe waren si benehet unde behaft mit stucken von panzern.
J. W. von Cube. Hortus
75, 93
(
Mainz
1485
):
vor die lamen glidder vñ sunderlichen in den gewerben strich balsam do hyn er benympt die lemde.
Ebd.
84, 15
:
camillen blomen geleyt in wyn vber nacht vnd des gedru͂cken stercket die gewerbe.
Schmitt, Ordo rerum
333, 21
;
Schles. Wb.
1, 417
;