abstelen,
V., unr. abl.
1.
›jm. etw. nehmen, entwenden, stehlen‹; als part. Adj.
abgestolen
1 ›gestolen, entwendet‹.
Phraseme:
jm. das herze abstelen
›jm. das Herz abgewinnen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , .

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
E. 14. Jh.
):
So daz sie glich eime diebe/ Iren nesten steln den lib abe.
Skála, Egerer Urgichtenb.
218, 9
(
nwböhm.
,
1577
):
Von holles abgestolnen sachen wiß er nichts.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
17. Jh.
):
so ainer dem andern das seine bei nächtlicher weil abstellen thäte.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1537
):
der ôn willen und erlaubnuß wilpräd abstul aus allem gejaid.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Auß diser fabel lehrt ein mann, | Daß er sol gute achtung han, | So er ein freund annemen wöll, | Daß er in vor probieren söll, | Ob er in not bestendig sey | Und nit steck voller hewchlerey | Und im mit gutem augenschein | Heymlich abstehl das hertze sein.
Gille u. a., M. Beheim
104, 888
.
2.
›jm. etw. abgucken; etw. nachahmen‹; als part. Adj.
abgestolen
2 ›nachgeahmt‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2
.

Belegblock:

Klein, Oswald
83, 34
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
des möcht die schön gelachen,/ Das si mir all mein kunst abstilt,/ was ich zu voglen han gelert.
Sachs (
Nürnb.
1556
):
Aller art ist der lieder sum. | Ains tails schriftlich zu gotes glori; | Ein grose sum weltlich histori, | Schuelkunst, fabel und poetrey, | Zwcht-ler aus der philosophey, | Hofflich und abgestolen renck, | Guet lecherlich possen und schwenck.
3.
›etw. flüchtig betreiben, genießen‹.

Belegblock:

zu Dohna u. a., Staupitz / Scheurl
2, 120
(
Nürnb.
1517
):
Wiewol in abgestolner liebpflegung izuzeiten die hitzig erzeigung fürdringt, nichtsdestweniger haben dise ungezweifelt gewies, das sie zu vergleichung leiplicher reichtumb und wollust hundertfeltiglich nemen hie und zukunftiglich das ewig leben.
4.
›flüchten, sich davonmachen, sich wegstehlen‹; als part. Adj.
abgestolen
3 ›geflüchtet‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1536
):
Apostoli, qui accurrunt ad sepulchrum et
[sp:
sich haben
]
abgestolen gleich heimlich ab aliis.
Gille u. a., M. Beheim
104, 117
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Etlicher stal sich abe, | der von dem schne macht fur paz nie, | der lieff hin wider.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
die herzogin [...] understůnd sich mit den kinden in ir land zů fuͤgen und heimlich abstelen.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch ;
Dietz, Wb. Luther ;
5.
›jn. zum Abfall bewegen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Wolf, Mathesius.
1969, 386
.