6.
›dem Volk Israel von Gott gegebenes Gesetz, wie es im Alten Testament, insbesondere in den 12 Geboten, im weiteren Sinne im Pentateuch und in der Gesamtheit gesetzlicher und gesetzesähnlicher (religiöser, ethischer usw.) Regelungen des alten Israel vorliegt und eine konstitutive Grundlage für dessen Zusammenhang als auserwähltes Volk, als Staat und als bewußtseinsgeschichtliche Einheit bildet‹. In den Quellentexten erscheint
gesez
eher beiläufig als (vertragsähnlicher) Bund Gottes mit dem auserwählten Volk, häufiger als Gottesgabe, ohne daß auch diese Begründung besonders betont würde. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht vielmehr die Verpflichtung zur Einhaltung der Bestimmungen des
gesetzes
und zu diesen konformen Werken; bei Nichteinhaltung werden Sanktionen, darunter als Vergeltung aufgefaßte Strafen angenommen; insofern das
gesez
im
buchstaben
festgelegt,
ausgeschrieben
ist, wird es als starr verstanden; es führt demzufolge zu formaler Ritualität, äußerem Vollzug, geschickter Umgehung oder gar Übertretung; in dem Maße, in dem es als Zwang, als Last, als Ursache eines
unlustigen gewissens
gesehen und damit unter den Dienst-Lohn-Gedanken gestellt wird, kann es zur Sünde motivieren; es zielt nicht auf
gerechtigkeit
2, sondern auf
gerechtigkeit
3; das
gesez
gilt als durch die Erlösungstat Christi einerseits erfüllte und insofern weiterbestehende, eher aber als historisch und systematisch aufgehobene und negativ beurteilte Stufe der jüdisch-christlichen Religionstradition. Der Gegensatz zwischen einerseits
gesez
und andererseits
evangelium
zeigt sich in weitgehend unterschiedlichen Wortschatzbereichen;
gesez
stimmt zu unten genannten bdv. Ausdrücken, ferner zu:
alter Adam, alter mensch, auserwältes volk, böses, buchstabe, eigennuz, fleisch, gehorsam
(
der
) 1,
gerechtigkeit
3,
gewalt, knecht, lere, strafe, sünde, tod, verdienst, werke, zorn, steinerne tafeln, zeremonien
, dem stehen gegenüber:
barmherzigkeit
1; 2,
erbe, evangelium, ewiges leben, lebendig, freiheit, friede, sich freuen, freude, geist
4,
gewissen, glaube, hofnung, liebe, gnade
1,
selig, son, trost, vergebung, warheit
. Diese Verteilung spiegelt wie auch die folgende Belegzusammenstellung die dogmatischen Auseinandersetzungen der Reformationszeit (mit Bezug auf die Briefe des Paulus); in den deutschsprachigen Texten der vorreformatorischen Jahrhunderte erscheint die Diskussion von
gesez
im allgemeinen eher beiläufig und keineswegs mit der existentiellen Leidenschaft der Reformationszeit.
Syntagmen:
das g. aufheben / auflösen / ausschreiben / begehen / erfüllen / (nicht) halten / hassen / leren / machen / predigen / schaffen / übergehen / verfechten / vergessen / vernichtigen / verstören, geistlich verstehen, mit dem geist / herzen anrufen, kein g. haben, jm. das g. geben / fürhalten, das g. in etw. erfüllen
;
das g
. (Subj.)
gebieten / dringen / drohen / verdammen, etw. leren / fordern, die sünde meren / nicht hinweg nemen, jm. die sünde aufrücken, den menschen untertänig machen, über die menschen herschen, jn. zum tode verurteilen, die gerechtigkeit erfordern, das g. gut sein, doch [...], das g. der buchstabe heissen, g. und evangelium beieinander sein, die kraft der sünde das g. sein
;
dem g. genüge tun, feind werden, getötet werden
;
ane g. leben, sich am g. versündigen, auf das g. warten, gerechtigkeit nicht durch das g. kommen, durch das g. niemand selig werden, die sünde sich durch das g. regen, im g. ein gedinge machen, im g. gestraft werden, im g. etw. verboten sein, im alten g. etw. gewonheit sein, etw.
(z. B.
das gewissen
)
mit dem g. beschweren, sich mit dem g. nicht behelfen mögen, nach dem g. etw. tun, jn. nach dem g. beschneiden, durch Christum herre über das g. sein, unter dem g. sein, unter dem g. predigen, gedrükt / gemartert werden, um das g. vergebung nicht schenken, um des gesetzes willen einen vorteil haben, jn. vom g. befreien / erlösen, vom g. ein unlustiges gewissen haben
;
das g. des opfers, (des) Moses, der alten, der alten ehe
;
das g. von got, in Israel
;
das jüdische g
.;
der priester / zerstörer, die bürde / sitte, das volk / werk
(mehrfach)
/ wort, das donnern / blitzen, die zeremonien des gesetzes
;
der tüttel vom g
.