geschäft,
gescheft,
das
;
-(e)s/-e
,
vereinzelt
die
;
-Ø/–
.
1.
›Tätigkeit, Geschäft, Verrichtung, Tun und Lassen aller Art; Handlungen, die einem besonderen Anliegen oder der sozialen Tagespraxis unterliegen, die eine Aufgabe darstellen‹; meist auf das tägliche Ausüben von Alltagsgeschäften, häufig auf Geschäfts- und Berufspraktiken, in Einzelfällen auch auf Kriegshandlungen bezogen; vielfach einzelne Tropisierungen im Sinne von: ›Interesse‹; ›Gewerbe‹; ›Handlungserfolg, -verdienst‹; ›Auftrag‹; ›Handlungsbereich, Haus‹.
Phraseme:
ane (alles) geschäft
›unverrichteter Sache; ohne Erfolg‹;
was js. geschäft ist
o. ä. ›welches Anliegen, welchen Auftrag j. hat‹.
Bedeutungsverwandte:
(
das
1,  3,  6, (
das
1, ,  1,  3,  1,  3,  1, (
die
10, , , , ; vgl.  1.
Syntagmen:
ein g. ausrichten / schaffen / treiben / tun / volenden / haben / ordinieren / wissen / faren lassen / fallen lassen / sein lassen / versäumen / ablegen / verhindern, jm. ein g. aufgeben
;
ein g. jn. nicht angehen, ausserhalb der stat fallen, die hochzeit ein g. sein, geschäfte eine arzenei sein
;
sich eines geschäftes annemen / unterziehen, eines geschäftes pflegen
;
dem g. auswarten, nachgehen, sich einem g. unterziehen
;
geschäft halben
[wohin]
ziehen, des geschäftes halben nicht kommen, etw. nicht tugendlich sein, von wegen eines geschäftes e. S.
(Gen.)
nicht gedenken, in js. g. sein, an sein g. gehen, an geschefte müssig sein, in geschäften ausreisen / leben / stecken, sich in geschäften willen, in geschäfte mengen, mit geschäften beladen / verfangen sein, sich mit geschäften behaften, aus geschäften aus sein, von geschäften frei / ungehindert sein, sich ane g. nicht in ein wirtshaus begeben, ane geschäfte das leben nicht sein, jn. zu einem g. brauchen, um geschäfte
[wohin]
ziehen
;
das g. des fleisches, des hauses, der christen, das g. gegen Ungarn, die geschäfte der welt; das aufgetragene / auswendige / eigene / grosse / fremde / lügenhaftige / nötliche / notwendige / nüzliche / ritterliche / schwere / weltliche
(mehrfach)
g
.;
die bindung / handlung / verrichtung / sache, der berg
›Gipfel‹
des geschäftes
;
das wunder von g
.;
in js
. (z. B.
seines herren
)
g
.
Wortbildungen
geschäftisch
(dazu bdv.:  1, ).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
MERCATVRA: Gewerb handell kauffmanschafft handtierung handlung geschefft gewerbschafft.
Luther, WA (
1520
):
Wer disse regel fur augen hilte, ein iglicher in seynem handtwerck, gescheffte und handel gegen seynem nehsten, wurd wol finden, wie [...].
Ebd. (
1529
):
Es mus ein jeder ein Werbung, gescheffte, arbeit und handtierung haben und derselben warten.
und sey unser geschefft, das jhr bisher seid blieben, was jhr noch seid.
Ebd. (
1529
):
weil die hochzeit und ehestand ein welltlich geschefft ist.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 39, 11
(
Wittenb.
1545
):
Es begab sich der tage einen / das Joseph in das Haus gieng / sein Geschefft zu thun
[
Mentel
1466,
Dietenberger
1534:
werck
].
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Sachen vnd Geschaͤfft / die ein schoͤn Angesicht haben / sind offt dahinden voll Wust vnnd Gestanck.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1573
):
So ruste ich eirst den gadumb uff min hant und gescheift in.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
22, 8
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
were leben nicht, wir weren nicht; so were nicht unser geschefte.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
daß der Mensch dahin faͤhret [...]: sein Leben (das ohne geschaͤffte nit sein kan) kurtz ist.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
181
 ra, 23 (
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
Swer sich willet in werltlichiv geschefte, der mag gotes ritterschaft nicht begern.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1420
/
41
):
in derselben jarzal an unsers herrn auffarttag / da kam kunig Ruprecht wider von wellischen landen an gescheft.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
89, 23
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ob die geschefft
[›Kriegshandlungen‹]
einen ganczenn monat auß nit wernn wurd.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Zum funfften soltu ziren, | Dein geschefft ordiniren | Genczlich yn Got.
Voc. Teut.-Lat.
m jv
(
Nürnb.
1482
):
Geschefftischer gewerbischer. od’ gewerblichster. negociosus.
Franck, Decl.
331, 14
(
Nürnb.
1531
):
weil die erbern vnd zuͤchtigen on sonderlich geschaͤfft / not / vnd landtreyß / sich nit vil in wirtßheuser tringen.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
1102
(
Eisleben
1565
):
hoͤre auff mit deinem klaffen / | Ich mus mein gescheffte schaffen / | Allhier an dieser statt / | Wenn du machst mich mit deinem reden matt.
Roloff, Brant. Tsp.
1156
(
Straßb.
1554
):
das ich sie [knaben] brauchen mag | Zuͦ meinen aͤmptern / geschaͤfften und raht.
Morrall, Mandev. Reiseb.
90, 17
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
da fragt ich mit urlop kúng Soldan, wie er so wol wiste der cristen geschaͤfft.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wend das scharpff Schwerdt ab / id est, schel dich auß gefaͤhrlichen geschaͤfften. [...]. Es that vil zu der sach inn allen Haͤndeln / wann der Herr des geschaͤfftes selbst verhanden.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
27, 6
(
moobd.
,
1393
):
Dÿ ander erczneÿ ist mêzzige vnmuͤzz vnd erber vͤbung vnd geschêfft.
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
was ist daz ir suͦchet mich [Jesum]? west ir nicht daz ich muͦze sıͤn | an dem geschaͤffte des vater mein?
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
549
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Ich siez auf dem perg des geschefftes, daz ist in dem fewreinen hymel, von dannen allew ding aus gen als von dem sal des hochsten chaysers.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
18
(
pfälz.
,
1436
):
was der selen furtzunemmen sy jn irer wirckunge oder jrem gescheffte, das sie nicht komme zu hochuart.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
13, 7
(
mslow. inseldt.
,
1497
):
hab er in der hodritśch [...] befragt, die menig Aller Heüer, Ob es mit ihrem geśchefft, wiellen vnnd wieśśen wer.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
6, 25
;
Koller, Reichsreg. Albr. II.
101, 1
;
159, 28
;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2472
;
Thiele, Minner. II,
31, 2
;
Wunderlich, Fierrabr.
123, 23
;
Köbler, Ref. Franckenfort
6, 26
;
ders., Stattr. Fryburg ;
v. Keller, Amadis ;
Jahr, H. v. Mügeln
114, 937
;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ; ;
M. Cunitia. a. a. O. ;
Gerhardt, Meister v. Prag
190, 7
;
Gille u. a., M. Beheim
127, 193
;
Franck, a. a. O.
33, 22
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
232
;
Vetter, Pred. Taulers ; ;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Goedeke, Fischart Landl.
1
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Wickram
4, 6, 26
;
Sappler, H. Kaufringer
1, 67
;
7, 84
;
14, 198
;
396
;
Brandstetter, Wigoleis
234, 1
;
Lauater. Gespaͤnste
21, 8
;
Sexauer, Schrr. in Kart.
224, 26
;
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
28, 6
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
29
;
Schmitt, Ordo rerum
252, 2
;
253, 3
;
Voc. Teut.-Lat.
m iiijv
;
2.
›Machenschaft, unlauterer Handel‹; im Unterschied zu 1 mit deutlich negativer Wertung.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5, , , , ,  12, .

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
Nu ist on das die ehe durch des Teuffels geschefft sonst gnugsam verwirret.
das seind des teufels geschaͤffte, welcher die Menschen in jhrer Boßheit stercket.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
we wail doch die gemeyne burgere vmb sulge geschefte wille grosen verderflichen schaden vntfangen haint.
Sachs (
Nürnb.
1558
):
Darinn wirdt er umb den verdacht | Heimlich durch mein geschefft umbbracht.
Ebd. (
1550
):
Hat aber die alt in geefft, | Hinter im gemacht ein geschefft, | Mus er erst iren freunden rechten.
Jaspers, St. v. Landskron
125r, 24
(
Augsb.
1484
):
schafft ein herz mit seinem knecht. das er raub. oder stele. [...]. so ist das selb geschaͤfft des herzen ein fremde sünd dem herzen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
ir cammermagdt, die auch zuvor des aplas zu zeiten tailhaftig worden, hat dise haimlichkait und das ganz gescheft gewisst.
3.
›geschlechtlicher Verkehr zwischen Mann und Frau‹; Spezialisierung zu 1, als Metonymie: ›Genitalien‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2, ,  3; zur Metonymie:
1
; vgl.  7.

Belegblock:

Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Dieselbe frau Gerdrut die siczt also ein wittib und will ir wittibeschaft nimer ubertreten, wan sie des geschefts aus iren jaren komen ist.
Morrall, Mandev. Reiseb.
119, 18
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
ain ander ynsel, da sind lút die sind baydú wib und man mit ain ander, und hond an ainer sitten ain brust als ain frou, und an der andern sitten núntz. Und hond ir geschefft als ain man und ain wib, und welhes sie wellent, daz nútzent sie und bruchent es, und machent kind.
Sappler, H. Kaufringer
13, 412
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
die frawen er nun mait | und het fürbas nimer me | mit ir kain geschäft als ee.
Dietz, Wb. Luther .
4.
›Rechtsgeschäft, Abmachung in rechtlicher Form und Gültigkeit‹; Spezialisierung zu 1; als Metonymie auch: ›schriftliche Fixierung eines Rechtsgeschäftes‹.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
2
 1; vgl.  1,  2.
Wortbildungen:
geschäfthaftig
›in einem Rechtsgeschäft tätig‹,
geschäftsfähig
(a. 1573),
geschäftsiegel
(Beleg s. v.  5),
geschäftträger
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
hant auͦer sie [der stete Jngesegel] iz [Craft] nicht, so haben se nicht Craft wen ober ires selbes geschefte.
Köbler, Ref. Wormbs
50, 32
(
Worms
1499
):
Doch sind etlich persone zu zulassen den selben Eydt zu schwere͂ one beuelch. Nemlich [...] ein gemeyner Sindicus oder geschefft treger einer Stat eines Stiffts oder Cloͤsters Item ein fürweser erlicher guter. Vnd ein vatter für syn kynd’.
Voc. Teut.-Lat.
m ijr
(
Nürnb.
1482
):
Geschefftiger gescheffthafftiger. od’ diensthafftiger officiosus seruiciosus.
Rintelen, B. Walther
155, 6
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Doch wollen etlich Rechtsgelerten, das sollich Geschäft nicht statt hab.
Turmair (
Ingolstadt
1519
):
von des wegen wir ditz gescheft aufgericht zu werden pefolen haben.
Mell, Steir. Weinbergr.
129, 13
(
smoobd.
,
1543
):
all gmächt, gschäft oder kauf oder säz.
Piirainen, Igl. Bergr.
21, 25r
(
slow. inseldt.
,
16. Jh.
):
der Burg(er) Innsigl, d(a)z solle haben Grofft, also beschaidenlich(en), das an Irem geschäfft des khunigs nuz, vnd des perges Fudernus off(en)war muge erschein(en).
5.
›Auftrag, Befehl, Anordnung, Veranlassung, dringendes Betreiben, wie er / sie / es von einem dazu Berechtigten ausgehen und an einen zur Ausführung Vorgesehenen gerichtet werden‹; als Metonymie auch: ›Ehe als von Gott eingesetzte Ordnung‹.
Vorwiegend obd.
Bedeutungsverwandte:
1
 2,
1
 2,  14,  1, (
der
7,
1
 5 (subst.),  7,  8, , .
Syntagmen:
ein g. ausrichten / aufnemen / halten / handeln / hören / bekränken, ausgehen lassen, js. g. erwarten, jm. ein g. in befel geben
;
ein g
. [woher]
kommen
;
einem g. gehorsam sein / nachkommen
;
jm. in seinem g. gehorsam leisten, auf ein g. warten, etw. auf / aus js. g
. [tun],
etw. ane g
. [tun],
von js. g. wegen angegriffen werden, wieder js. g. reden
;
das g. gottes, des herren / bischofs / fürsten / königs / keisers / babstes / amptmannes / hauptmannes, der frauen, des rates / reiches / der obrigkeit
.
Wortbildungen:
geschäfthändler
›Beauftragter‹,
geschäftzettel
›schriftliche Anweisung‹ (Beleg s. v. ,
die
, 2).

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Wir vorbannen [...] alle, die da umb yhrer sach und geschefft willen schlahen, lemen odder todten odder gutter berauben [...], tzum Romischen hoffe lauffen umb yhrer sach und geschefft willen, und die in dem selbigen hoffe volfuren und procuriren, und yhre gescheffthandeler, vorsprecher und procuratores odder auch die vorhorer odder richter.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. Corr. (
Bamb.
1507
):
vnnd wir gemelttem vnnsserm gnedigenn herrn jnn seinenn geschefftenn vnnd bevelhen gehorsam zu leistenn schuldig vnnd vnns [...] gemess zu halttenn [...] gneigt sindt.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
9, 2
(
Zürich
1521
):
Darumb ist er vm͂ minen willen ein legat vnd bott gesandt worden / min gschefft hat er gehandlet.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 3, 15
([
Augsb.
]
1523
):
ain bot der des geschefft seines herrñ christi treülich soll außrichte͂.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1473
):
das sy bey den buchsen seyen und der burgermaister oder irer gewisen botten geschäffts dabey erwartten.
Ebd. (
1490
/
1500
):
das die Bayrherrn nit wolten halten des künigs potschaft und gescheft.
Ebd. (zu
1506
):
also hatt man sie gefangen aus geschefft (des) bischoffs von Mentz.
Karnein, de amore dt.
65, 4
(
moobd.
,
v. 1440
):
daz puech Ouidy [...], als doctor Hartlieb von latein zw teütsch bracht [...] hat durch pet vnd geschäfft ains fürsten von Österreich.
Ebd.
210, 17
:
das du ymmer vnd ewigklich allen meinen geboten vnd geschäfften woltest gehorsam sein.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Demselben geschafft und lanntag chumen die genanten drew lanndt nach.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Des ward auch der obgemelt marggraf Albrecht ir haubt durch verhengknüss oder geschäft kaiser Friderichs des dritten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Der gemain man, [...] darf sich nichts on geschaft der öbrikait understên.
Sein pildnus, [...] von der Reichenau gên Tirol aus geschäft und haissen kaiser Maximilians gefuert sein worden.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
138, 3
;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Wyss, Luz. Ostersp.
2570
;
Jaspers, St. v. Landskron
72v, 28
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
82, 12
;
138, 25
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
21, 2
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ; ;
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 194, 1
;
Dietz, Wb. Luther ;
6.
›Testament, letzter Wille‹; vereinzelt metonymisch: ›Testamentsurkunde‹; auch auf
selgerät
bezogen.
Nahezu ausschließlich obd.
Phraseme
das lezte geschäft
(dazu bdv.: , s. v.  2).
Bedeutungsverwandte:
2
 1,  1,  9, ,  1; vgl.  2,  3.
Syntagmen:
ein g. aufrichten / schaffen / tun / machen / volziehen / ändern / brechen / sparen
›aufschieben‹
/ verkünden / verkeren / wiedertreiben
›widerrufen‹
/ schreiben / weisen / hinterlegen / öfnen, jm. sein g. schicken
;
jn. eines geschäftes benöten
;
ane g. verscheiden
(mehrfach),
jn. an einem g. irren
(mehrfach)
/ verhindern, in einem g. zeuge sein, jn. in einem g. zu erben setzen, jn. zu einem g. dringen / verursachen, jm. mit g. etw. fallen
›zuteil werden‹,
wieder ein g. kriegen
;
der ausrichter / vormund / träger / pfleger / volfürer des geschäftes
;
des geschäftes lautung
;
das g. e. P
. (Gen., z. B.
S. Tuchers
).
Wortbildungen:
geschäftgeier
,
geschäftgierig
(letzteres auch zu 1; 2; 4; 5 stellbar),
geschäftman
›Erbberechtigter‹ (a. 1433).

Belegblock:

Köbler, Ref. Wormbs
41, 26
(
Worms
1499
):
Auch soͤllen oder moͤgen Frawen in letzten geschefften das ist yn Testamenten [...] nit zuͤgen syn.
Voc. Teut.-Lat.
m jv
(
Nürnb.
1482
):
Geschefft od’ selgereth. legatu͂ vl testamentu͂.
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
285, 26
(
noobd.
,
1341
):
die mit den ich mein geschaeft han geschaft und die sein trager sint.
Bastian u. a., Regensb. UB
5, 22
(
oobd.
,
1351
):
ob er wider ditzz mein geschaft icht chriegen wolt, so schol man im nichtz nicht geben.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
33, 30
(
moobd.
,
1393
):
als ains fürsten schaffer oder ein ausrichter eins geschêfts vngerecht wêr, der im selben das wehielt, domit er ander lewt ausrichten scholt.
Ders., Peuntner. Sterbek.
150
 ra, 38 (
moobd.
,
n. 1434
):
so ist gar guet, das ain mensch das gescheͤfft seines guets nicht spar jn seiner krankchait, sunder das er das tuͤ peÿ seinem gesundt.
Rintelen, B. Walther
159, 11
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Ein Testament ist anderst nichts, dan ein entlicher und lesster Will des, so ein yeder Gescheftiger nach seinem Todt zu volziehen begert. Solliche Gescheft mügen auf zwen Weeg beschechen.
Ebd.
174, 9
:
Wann ein Erb einen Gescheftinger zu einem Geschaft mit Gewalt oder Betrug tringt oder verusacht oder ine daran verhindert.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
Die Lateiner nennen solch trieger haeredipetas, captatores testamentorum und vultures, ist auf teusch rauber und gescheftgeier.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1484
):
ob ain sonn seinen vatter an seinem gescheft irret, so er an seinem todtpett leit.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
da beruft si all ir súne und töchter und tet ain lauters und vestes geschëfte.
Mell, Steir. Weinbergr.
143, 34
(
smoobd.
,
1543
):
welchem ain auswechsel, geschäft oder vermächt zuestuende und in aim monat von des perkherrn handen [...] nit emphieng.
Rössler, Stadtr. Brünn (
mähr. inseldt.
,
1. H. 14. Jh.
):
Ist awer daz der nicht weib und chinder hat, der da stirbet, und vurschaidt an gescheft seins guetes.
Von gescheft und von selgeret. Wan das lestz gescheft schol daz erst wider treiwen, so schol iz als guet geczeugen haben oder pezzer geczeugen dan daz erst.
Mollay, Ofner Stadtr.
257, 3
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wer der ist, der dÿ swache Natuͤr ader geprechlich eynes Weibes Ader geschefte weiplichs kuntter ader pildes schwecht mit worten.
Leman, Kulm. Recht ;
Köbler, Ref. Wormbs
147, 12
;
196, 5
;
209, 6
;
ders., Ref. Nürnberg
278, 12
;
Lexer, Tucher. Baumeisterb. ;
Loose, Tuchers Haushaltb. Anm. 5; ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
193, 18
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Auer, Stadtr. München ;
Thiel, Urk. Weltenb.
72, 21
;
Hör, Urk. St. Veit
156, 19
;
Staub, Qu. Wien
3, 2, 2326, 10
;
2644, 9
;
2803, 11
;
2895, 11
;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Voc. Teut.-Lat.
m iijr
;
7.
›Testament, Bund Gottes mit den Juden bzw. mit den Christen‹.
Wobd. / oobd.
Bedeutungsverwandte:
(
der
4; vgl.  2,  6.

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Wol thuͦ euch got. vnd sei gedechtig seins gescheftes
[
Luther
1545, 2. Macc. 1, 2:
Bund
].
daz er geret hat zuͦ seinen getrewen knechten.
Buijssen, Dur. Rat.
7, 19
(
moobd.
,
1384
):
daz ampt der mess hat Christus selber anfgesaczt, do er macht ain newͤs gescheft, in dem gescheft er ordent seinen nächsten erben daz reich.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst., S. 
311
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Testamentum Geschaͤfft das Christus hat getan dem schullen wir nach volgen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Der das neu geschäft ins latein bracht hat, das noch die lateinisch kirch braucht.
8.
›Vermächtnis, Erbe, Hinterlassenschaft‹; Metonymie zu 6.
Bedeutungsverwandte:
 3,
2
, ; vgl.  6,  8,  3,
2
 1, , (
der
3, (
das
).

Belegblock:

Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Geschefft. Legatum, Ein gab oder schanck / die jemands einem gestorbenen verlassen ist.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
130, 9
(
schles.
,
1434
):
wy das Niclos weczil zur Sweydenicz seym elichin weibe ein geschafft gemacht, getan vnd zcu Selgerethe gegebin habe an farender habe, eygene guter, Erbe vnd bereytem gelde.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
und sie [die goldschmidt] haben einem rat geantwurt an zins, gülten und silbergeschirr 3000 fl, darunder gleichwol des Hirns gescheft
[›Hinterlassenschaft K. Hirns‹]
ist.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 234, 33
(
moobd.
,
1387
):
nach meinem tod so sol daz oftgenant geschaeft widerhend chomen vnd geuallen an die stet.
Fuchs, Kart. Aggsbach ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
71, 24
.
9.
›Schöpfung als Resultat der Schöpfungshandlung Gottes; einzelnes Geschöpf innerhalb der Schöpfung‹; in Einzelbelegen tropisch, dann z. B. ›Gestalt‹; ›Ehestand als von Gott eingesetzte Ordnung‹; ›Produkt, Resultat körperlicher Entwicklung‹; speziell und abwertend auch: ›Ungeziefer‹.
Gehäuft Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Phraseme:
buch der geschäft
›Schöpfungsbericht‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  12,  1; zu ›Ungeziefer‹: ; vgl.  3,  2.

Belegblock:

Luther, WA (
1517
):
Die gescheffte der hende gottis, das seynd die frommen die er gebirt.
Ebd. (
1537
):
Wir bitten deine grundlose guͤte, du wollest solch dein geschefft, ordenung und segen nicht lassen verruͤcken.
Ebd. (
1544
):
was nu außer gottes wort ist, das heist todt und geschefft des fleisches, was aber aus gottes wort geschicht, [...], das heist geist.
Dubizmay, kurß zu Teutze
16, 2
(
hess.
,
1463
):
dein seylige bruste die der süge der aller lebendingen gescheffte ir speyß gibt.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Hoͤchlich damit erzoͤrnen Gott | Vnd sein geschefft halten vor spott.
Pyritz, Minneburg
4410
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
ginge ez mich niht swerlich an, | Ich enruchte wie geschaffen het | Got sin geschefte.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
6, 17
(
Nürnb.
,
1446
):
das sie sich schameten vor enander, wann die augen woren niht mer slecht in dem an kuttzen der leybe gescheft, als vor.
Stackmann u. a., Frauenlob
4, 9, 11
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
ich Minne bin ein ursprinc, mir ist untertan | al din [Werlt] geschefte, lebende und tot.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
nieman mag sim kreftigen gewalt wider stan; âllú geschoͤfte muͦss sich naigen under sin gewalt.
Klein, Oswald
8, 14
(
oobd.
,
1423
?):
Seid wirt nu hören aus aller maister kunst behend, | das jetz geschefft in seinem wesen got erkent.
Morrall, Mandev. Reiseb.
42, 18
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Nun soͤllent ir wissen daz des selben geschlechtes und geschaͤffte als vil da was daz die múnch nit kundent da beliben.
Buijssen, Dur. Rat.
262, 26
(
moobd.
,
1384
):
darumb wıͤrt gelesen im puech der gescheft: Got der sach zw Abel und zw seinen gaben.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
5975
;
10.
›Entwicklungsstadium einer Frucht‹.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a. 
1520
/
9
).