niederlegen,
V.,
im Prät. auch
-lachte
, im Part. Prät. auch
-gelacht
. – Eng vernetztes Bedeutungsfeld; die hier vorgenommenen Gliederungsansätze lassen sich ausnahmslos von
nieder
1,
legen
1 her motivieren; eng zusammengehörig sind 1-3 mit dem Inhaltsmerkmal ,Konkretes niederlegen‘; 4-8 sind (meist) auf eine sich selbst niederlegende oder eine von jm. niedergelegte Person bezogen; 9-11 setzen den Eingriff eines Handelnden auf eine Tätigkeit voraus; in 13-15 ist obrigkeitliches Handeln im Spiel; jeder der Ansätze 4-15 kann als tropisch zu 1-3 sowie als Ausgangspunkt weiterer tropischer Verwendungen aufgefaßt werden; vgl. generell die Gliederung im sowie im .
1.
›etw. (Konkretes unterschiedlichster Art) ab-, hin-, niederlegen; etw. senken‹; im einzelnen z. B. ›(ein Haus) abbauen‹; ütr.: ›(ein Bergfeld) zur späteren Vermessung liegenlassen, zurückstellen‹; ›(Wörter) so hinlegen, so zusammensetzen, daß [...]‹;
vgl.  1,  1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Gegensätze:
 1,  1.
Syntagmen:
einen spies / stab / wisch
›einen zeichenwertigen Busch‹,
den knopf eines schwertes, den bast
›Saum‹
eines feldes, ein fas / haus, das wapen, das sacrament n
.;
das wesen nicht niedergelegt sein
(Beschreibung göttlichen Wesens ex negativo).

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Zum aller mynnesten saltu abedun | Und nyderlegen dinen groben stab grune.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
130, 15
(
omd.
, Hs.
M. 17. Jh.
):
Trüge sich’s zu, daß solch feldt, [...], nicht uberfahren wehre, so soll der marscheider [...] ein gemerck schlagen undt ein baß deß feldtes, so noch zu vorfahren sey, bey ihme behaldten oder hindern berckmeister niederlegen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
24, 30
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Das hus mak man lichtlichin czunemen und uf richtin und nidir legin und czu samen legin.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
92, 10
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wan man sie angreyfft dovornenn am hauffenn, so legen sie die spis nider vor dem banner.
Reichert, Gesamtausl. Messe
145, 11
(
Nürnb.
um 1480
):
so schweygt er [priester] denn und redt nit mer biß er das sacrament auffgehebt hat und wider nider gelegt hat.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 99, 10
(
Straßb.
1520
):
er [Luther] zwacket vndertweilen die woͤrter sant Paulus vff vnd legt sie nider seines gefallens / vnd brucht an filen orten das ewangelium / wie der tüffel die heilig gschrifft.
Ruh, Bonaventura
312, 26
(
nalem.
,
1507
):
Diewil solichs [wesen] aller volkomnest vnd vnmeßlich ist, darumb so ist es [...], ob allen dingen, nit vfferhept, vnder allen dingen, nit nider gelegt
(›ohne jede Aussagemöglichkeit wie ,niedergelegt‘‹).
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Des schwerttes knopffe er nider lie | Zer erden und den spitz enbor | Den val er nam uff todes spor.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
2.
›(einen Geldbetrag o.ä., eine Urkunde, eine Fahrhabe, auch: ein Grundstück) an gesicherter Stelle hinterlegen bzw. absichern, bis eine Leistung erbracht ist‹; eng an 1 anschließbar.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Syntagmen:
erz, ein gut, einen wagen
[wo]
n
.
Wortbildungen:
niederlegung
3.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1528
):
Es soll auch der appellant [...] der appellation zwen gulden in unser kamer niderlegen.
Schib, H. Stockar
137, 16
(
halem.
,
1520
/
9
):
und sol ich der dochtar zu morgengab gen 2 gl und 4 h(undert) zu niderlegung.
Thiel u. a., Urk. Münchsm.
207, 22
(
moobd.
,
1394
):
wegen des
kirchensacz
zu
Menning [...],
den du Peslein dem Saller
von vnsern wegen hast nidergelegt.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1471
):
der geltbrief sull bei meim undermarschalh nidergelegt [...] werden.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
der soll den gericht erlegen 60 ₰; [...]; eß soll auch ain jeder sein paanpfening zu rechter zeit niderlegen in die schrann.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
44, 25
(
mslow. inseldt.
,
1503
):
biś die Summa der fünffundśechZig guelden zue löśung der obgenanten dörffer, nieder gelegt werde.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
307, 26
;
Grothausmann, a. a. O.
11, 2
;
142, 1
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
23
.
3.
›(eine Handelsware, oft: Salz) an vorgeschriebenen Plätzen lagern, stapeln, deponieren, bis zur Weiterführung aufbewahren‹; das Verfahren stand im Zusammenhang mit der obrigkeitlichen Kontrolle des Warentransportes, teils in Verbindung mit rechtlichen Zugriffen (z. B. Beschlagnahmung).
Gehäuft oobd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Wortbildungen
niederleghaus
(dazu bdv.:  1).

Belegblock:

Voc. Teut.-Lat.
x vv
(
Nürnb.
1482
):
Nyderleghauße od’ nyd’lag. susceptaculu͂. i. locus dom’ vbi alicuius rei fit susceptio.
Bastian u. a., Regensb. UB
384, 26
(
oobd.
,
1371
):
di hiezzen denselben Heinrich ufhalden und sein kaufmanschaft in meinem hause do niderlegen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1332
):
allez saltz, daz durch unser lant ze Beyern [...] get, [...] sol auch daselben nidergelegt werden, von wannan oder von swelhem sieden dazselb saltz chom.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
203, 29
(
moobd.
,
1524
):
das zwischen Stain und Khorneuburg auf demselben land herab niemant recht noch gerechtigkhait hab, saltz niderzulegen oder zu verkhaufen.
Helbig, Qu. Wirtsch.
3, 104, 29
;
Dirr, a. a. O. ;
Brunner, a. a. O.
69, 3
.
4.
›sich / jn. aus unterschiedlichen Gründen, zu unterschiedlichen Zwecken (wo) niederlegen, hinlegen‹; speziell: ›(wo) lagern‹; resultativ: ›sich zum Sterben niederlegen; hinscheiden‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  16.
Syntagmen:
jn
. [wo]
n
., refl.:
sich
[wo] (z. B.
vor jn., auf die erde
)
n., sich
[zu einem Zweck] (z. B.
zum tode
)
n., sich
[aus einem Grund] (z. B.
für schrecken
)
n
.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
Da si dar qwamen vur daz huis, da lachten si sich nider unde aßen unde drunken unde stalten sich zu sturme.
Welti, Pilgerf. v. Walth.
65, 11
(
omd.
,
n. 1474
):
do sie ir gebeth geendit hatten, leyten sie [merterer] sich uff die erden nidder.
Opitz. Poeterey
52, 18
(
Breslau
1624
):
Legt ein mensch ein mal sich nieder | Er koͤmpt nimmer zue vns her.
Schorer, Sprachposaun
74, 24
(o. O.
1648
):
neigen alsdann so demuͤthig / als wann sie sich schier vor einem niederlegen wollen.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2842
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Das sÿ da nitt er sturbnd wider | Noch laitend sich zum tod nider.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
ist bald jhrer Badknecht einer da [...] der jn ruͤcklingen auff das pfletz niderleget / jm alle glider deß gantzen leibes hin vnnd wider dermassen rencket vnd außstrecket / das sie ainem krachen moͤchten
(Szene im türkischen Bad).
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1629
/
43
):
so sol nun der [...] ime
[Ehebrecher]
die hend auf den ruggen pünten [...] und darnach ainen ackher lang hinaustragen und daselbst niderlegen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
549, 1350
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Vgl. ferner s. v.
5
 1.
5.
›sich zum Schlafen hinlegen, schlafen gehen‹; als Spezialisierung zu 4 auffaßbar.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  2.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
101, 1814
(
Magdeb.
1608
):
Jndes erwacht der Kauffman wider / | Der sich vnlangst geleget nider.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dô legete er sich nider und slief.
Skála, Egerer Urgichtenb.
33, 11
(
nwböhm.
,
1562
):
Merttl seÿ nit darbej sondern beim wirt Zum Bier gewesen Zu Nachts haimb khomen vnd sich Nider gelegt.
Eis u. a., G. v. Lebenstein
69, 17
(
oobd.
,
15. Jh.
):
wer des nachtes schnarcht, der trinck das wasser, ee er sich niderleg.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn ;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
132, 17
;
Thiele, Minner. II,
15, 40
;
48
.
6.
›jn. gefangensetzen, verhaften‹.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.  7,  12,  3,  6.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
3, 485, 31
(
preuß.
,
1452
):
so duchte mich, das is gut wer, das die bouswicht nedergeledt worden off erem uszczoge.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
daz sie di gene ledig lizen | di si geleget heten nedir.
Helbig, Qu. Wirtsch.
5, 119, 1
(
md.
,
1536
):
Ab eyner vorgenenter unser hendeler [...] nydergelegt und gefangen wurde.
7.
›jn. niedermachen, umbringen, töten‹, im Unterschied zu 8 eher auf die Einzelperson bezogen; teils nicht sicher von 8 zu trennen.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1,  3,  1; vgl.  2,  1.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
einen feind, viel volkes
)
n
.; subst.:
mit niederlegen leid geschehen
.
Wortbildungen:
niederlegung
4 ›Tätlichkeit, Gewaltanwendung‹ (dazu bdv.: vgl. ,
der
, 9,  2, ).

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
wenn man schon eynen feynd nyderlegt und tewbet, stehen yhr darnach widder zehen und zwentzig auff.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Sie haben om vil landes zu schanden ge macht | unnd manchen man nidder gelacht.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
darumb kain laid geschach weder mit roben, noch mit niderlegen.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
5v, 7
(
Zürich
1521
):
Die da mit roub mit bluͦtuergiessen / mit schlachten / mit niderlegung vnnd fall / alle ding vnderstond.
Maaler (
Zürich
1561
):
Den feynd vmbbringen vnnd Niderlegen. Hostem deijcere.
Dierauer, Chron. Zürich ;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 397, 10
.
8.
›jn. (Funktionspersonen wie z. B. einen
herzogen
, auch Gruppen von Menschen) schlagen, niederwerfen, überwältigen, besiegen‹.
Vorwiegend narrative Texte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): (V.) 2, , ,  5, .
Syntagmen
den feind / grefen / herzogen / fürsten, die anderen / Türcken / Ungarn / fusknechte, den zeug, die schar, das volk n., jn. mit seinem volk, mit den seinen n
.; subst. (resultativ):
jm. ein niederlegen tun, das niederlegen
[wann]
geschehen sein
.

Belegblock:

Luther, WA (
1518
):
dieselb krafft [...] macht die herrschafft Christi. Wann dieweil die krafft ist, nider zulegen und under zu werffen die andern, muͦß von not sein herrschafft nit anders sein dann under den feinden, die nider zu legen seind.
Chron. Köln (
rib.
,
1416
):
der herzog [...] meinte den van Sarwarden und den greven van Sein beide nider zu legen, e der hoif bi een queme.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
do hab er si mit zweier tagen strit nidergelegt, und iren 22,000 erschlagen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1377
):
ist zuͦ wizzen, daz daz niderlegen zuͦ Rüttlingen ist geschechen uf den donrstag nach dem hailigen pfingstag.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Castinus, [...], ward von den Wandlern geschlagen, mit seinem volk nidergelegt.
Koppitz, Trojanerkr. ;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Langmantel, Schiltb. Reiseb. ; ;
Leidinger, V. Arnpeck ; ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ; ; .
9.
›etw. (wirtschaftliche, rechtliche, soziale, religiöse Tätigkeiten, Rechte, Bräuche, Rituale aller Art) untersagen, verbieten, durch je geeignete Maßnahmen zum Erliegen bringen‹; resultativ (mit fließendem Übergang zu 10): ›etw. abschaffen, aufheben, unterbinden‹.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  3,  4,  28, ,  2,  1, , .
Syntagmen:
einen contract, den dienst / gesang / markt / zol, die administration e. S., die feuerstat / messe / predigt / ritterfart, das ampt / gericht / gesez, die memorien / vigilien n., jm. den hammer / zins, das gewerbe / handwerk / kaufschlagen / werk n., den stätten die narung n
.

Belegblock:

v. Bunge, Livl. UB
4, 200, 26
(
nrddt.
,
1398
):
wie die herzogen von Stetyn ouch haben nedergelegit die ritterfart durch ir land, und hindern die, wo sie mogen, zu lande und zu wassere.
Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
domit alle Vigilien, Seelmessen, Memorien etc. neddergeleget sein bleiben sollen.
Luther, WA (
1525
):
Christus selbs, was thut er da man yhm das leben am creutz nympt, vnd damit seyn predigampt nydderlegt, dazu er gesand war.
Ebd. (
1530
/
2
):
Denn das Euangelium odder Christus predigt bringet nicht ein newe lere, die das gesetz nidderlege odder endere, sondern [...], das zuvor jnn der schrifft und durch die Propheten verheissen jst.
Ebd. (
1537
):
So doch jr genant geistlich leben eitel lose, untuchtige, unfruchtbare werck sind fur Gott, weil da kein Christus und glawbe ist, Und warhafftig nicht Gott geehret [...], sondern [...] sein rechter dienst dadurch verhindert, ja gar vertunckelt und niddergelegt worden ist.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
Ind he vnd dye Scheffene gemeynlichen lachten as vort do dat hoegerichte neder.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1520
):
das hynfure keynem meister sein handtwerck niddergelegt oder seyn arbeit verbotten sol werden, er sy dann mit recht erwonnen by des rats straff nach irer erkentnuß.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1350
/
79
):
Welch man uf deme hantwerke von wollenslegern [...] umme ir lon, daz se vordyent haben, wirt beclayt, demselben manne sullen dy meistere sin werg niderleger alzo lange, biz [...].
Ebd. (
um 1450
):
das sullen die bender zugeben, daryn nicht halden nach sprechen und den freien margkt damitte darneder legen.
Reichert, Gesamtausl. Messe
7, 5
(
Nürnb.
um 1480
):
Auch wenn gotes dienst gemeynigklich verbotten ist und das gesang nider gelegt, so sol [...].
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
haben die von Memingen, [...], das allerhöst opfer, das ist die meß, nidergelegt und verbotten.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
14, 22
(
moobd.
,
1428
):
so soll der richter die feurstött, wo er die vindet, niderlegen.
Vgl. ferner s. v.  12.
10.
›etw. (die soziale Ordnung Störendes) durch gezielte Maßnahmen (z. B. durch Schlichtung, auch durch Gewaltanwendung) beheben, beenden, beilegen, schlichten, abstellen‹; auch: ›etw. (z. B. einen
aufrur
) niederschlagen‹.
Gehäuft narrative Texte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  2,  4, ,  1,  2,  9, .
Syntagmen:
den aufrur / has / greuel / krieg / zwist, die fehede / irrung / not / uneinigkeit / zweiung / zwietracht, das ärgernis, misbräuche n
.
Wortbildungen:
niederlegung
5.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Damite wart die vede nider | geleget zuschen in zwein.
Luther, WA (
1531
):
Da durch unzelige grewel, jrrsal und misbreuche niddergelegt und viel ergernis jm reich Christi auffgereumbt sind.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Ich wil an dir me legen nider | Die not die du hast getragen.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Auffheben. Abthun / cassiren / annihiliren / abschaffen / aufloͤsen / niderlegen / zu nicht mache͂ / ausleschen [...] verwerfen.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
ein concilium und gespreche oder rot do zuͦ habende, wie men dise grosse zweigunge der bebeste möhte nyder gelegen und die heilge kirche zuͦ einhellikeit bringen.
UB Zug
702, 212
(
halem.
,
1428
):
Alda soͤllen si den im die betzalung tuͦn [...], fúr baͮn, fúr krieg, fúr arrestacion, hafft und entwerung gaistlicher und weltlicher lúten und gerichtz, und besunder fúr all niderlegung, intraͤg, ußzúg, fúnd und brúch.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
als der krieg der zwayer herren nidergelegt ward, hueben die reichstett [...] an zu kriegen.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
den gedachten anschlag und aufrur legt nider hertzog Ludbig mit dem, das [...].
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
8, 25
;
Rechn. Kronstadt
2, 122, 27
.
Vgl. ferner s. v. (V.) 8.
11.
›etw. (einen hohen Moral- oder Glaubenswert) aufgeben, aufheben; eine Haltung (z. B. den
has
, die
gottesfurcht
) ablegen, mäßigen‹; auch: ›(Abgötter) aufgeben‹; mit
minne
als Subj.: ›sich legen, sich beruhigen‹; hier anschließbar (?): ›(den Erzählfaden) unterbrechen (um ihn an anderer Stelle wieder aufzunehmen)‹.
Vorwiegend älteres und mittleres Frnhd.
Syntagmen:
den has / glauben / gottesdienst, js. hochmut, die gottesfurcht / rede / warheit n., die geilheit / keuschheit n., die minne sich in jm. (nicht) n
.
Wortbildungen:
niederlegung
6 ›Aufhebung (von Rechten)‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Da sulle wir nider legen daz | Ich sal iz sint beduten baz.
Der tuvel tut sie geslagen | Die Gotes wort nider legen.
Ders., H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Nu leget alle rede nider: | gebet uns Josephen wider.
Luther, WA (
1523
):
Darumb lesset er zuweylen yhren glawben feylen und nyderlygen, das sie sehen, wer sie sind, und sprechen mussen ,wen ich schon wolt glawben, so kan ich nicht‘.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
di rede lege ich hie nider, | uf min begin kere ich wider.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
So leicht alle vre affgode neder.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Gedenken Gotis warheit, | Daz die nie were geleit | Nider.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5359
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
di schemede di kuscheid dreget, | di geilheid si der nider leget.
Pyritz, Minneburg
3196
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Wann, mynne, dine schuße, | Din zittern, bidemen und wegen | Wil sich in mir niht nider legen, | Daz ich lange geliden han | Nach einer frawen wol getan.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
Warumb solt man gotzdienst niderlegen durch geltschuld wegen?
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Der bischolff, [...] leget pann und interdickt in gantzes pistumb, das ist niderlegung aller geistlicher gotzrecht mit pabstlichen gewalt.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
425, 3
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Damit leg ich’s jetz nider [...] | und höret, wie Hector, der küen und werd, | inn streitte warb.
Munz, Füetrer. Persibein
500, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
gar wider | gib ich euch dy gefanngen, | das ir ewrn has hie leget gen mir nyder.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Hübner, a. a. O. ;
Neumann, a. a. O.
1061
;
v. Birken. Erzh. Österreich .
Vgl. ferner s. v. .
12.
›etw. (juristisch Relevantes) niederlegen, entkräften, aufheben, in Frage stellen, wertlos machen, für ungültig erklären‹; ›etw. widerlegen‹ (z. B. Glaubenslehren).
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
Ist nit hie die schrifft klerer denn sie allesampt? wo mit probir, urteyl, richte, nydderlege ich sie alle
[Emser etc.]
sampt, das niemand leugnen kan, [...] ,der buchstab todtet, der geyst macht lebendig‘.
Ebd. (
1523
):
man soll guͦtte werck thun. Wenn man denn das will nyder legen, so heben sie an und schreyen ,ketzer, ketzer‘.
Denn sie jmer die vorgegeben Ablas brieffe niderlegten umb der newen willen, und huben jmer den alten Ablas auff jnn der kirchen umb des newen willen.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim. (
Frankf./M.
1649
):
so ist sie auch der Wuͤrcklichkeit / oder deß vermoͤgens nicht / daß sie die Bekantnuß so vorhin geschehen / niederlegen oder hinder treiben solte.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Butet abir eyner des toden mog wy so her getan sy vor tzu steynde myt kamphe. der nedir legit alle dy vorgenanten getzuge.
13.
›etw. (ein Gebäude, eine Stadt o.ä., Schiffe) zerstören‹; je nach Bezugsgröße: ›etw. abbrechen, einreißen‹ (z. B. eine Mauer); ›etw. verwüsten, schleifen‹ (z. B. eine Stadt).
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.  2,  2,  3.
Syntagmen:
eine mauer / wand / stat, eine münze, neuung
›neues Gebäude‹,
schiffe n
.

Belegblock:

Dinklage, Frk. Bauernweist.
77, 34
(
nobd.
,
1452
):
were kein [thure] da, so solt man die hinderwant nyderlegen.
Edlib. Chron. (
ohalem.
,
um 1500
):
Als min heren von zürich [...] dz salganser land jnnament und jnnen die von schwitz und glaris die schiff niderlegtend.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1400
):
haben wir unz behalten, daz wir selb die egenant münss mügen niderlegen und abtun, wann wir wellen.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1484
):
wie der zaun bei sand Tibold mit willen sei nidergelegt worden.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
dem volget ein zehen järigs geleger und ein mördlichs niderlegen der stat Troia.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
E. 15. Jh.
):
wer dawider thät, dem sol man solch newung
[Var.:
niderlegen
]
zeruttn.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. .
14.
›etw. (vor allem: eine Straße) durch geeignete Maßnahmen sperren, unpassierbar machen, besetzen; (ein Bergwerk) so verwahrlosen, daß es nicht mehr betrieben werden kann‹.
Oft Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
.
Wortbildungen:
niederlegung
7.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
kan man die Reichstedt woll gehorsam machen one einigen Heerzugk mit niderlegung der straßen.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
der lantgrafe wart der von erfforte vyend unnd leyte on dy strosse nedder.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
und fragten sie [wircker], worumb sie nicht sötten, das sie itzundt das tal mit der arbeit niederlegten.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1536
):
welches [bergwerg] in vorlaufener zeit durch krieg unfried und andere zufelle und widerwertigkeit nidergelegt vorterbt und genzlich in abegang kommen.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 493, 22
(
halem.
,
1508
/
16
):
wie die Francosen den iren von Bellenz das iren nemind und des halb die strass über den Montkenel gar nider geleit hetind.
15.
›etw. beschlagnahmen, unter Beschlag, Arrest legen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, , ; vgl.  9.
Syntagmen:
js. geld / gut / habe / ware n., x wägen wein n., etw. auf recht, mit / zu dem rechten, mit fronboten n
.
Wortbildungen:
niederlegung
8.

Belegblock:

Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
um 1525
):
hat Adam von Thüngen mit sein helfer 8 wegen mit wein nidergelegt zwüschen Neunprun und Oberndorf.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1592
):
unlängst war einem der Savozer
an einem jarmerckt zuͦ Bürren sin waar nidergelegt und arrestiert worden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
der Onsorg hett brief von dem landgericht erlangt über die von Augspurg, wa er ir guet ankem, das möcht er wol niderlegen mit dem rechten.
Ebd. (
1546
):
als in auch dasselbe libting [...] on all hindernuß und niderlegunge geraichet und geantwort worden ist.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Wie man gesten ir guͦt niderlaet. Swer purger hie ze Muͤnichen ist, der mag und sol mit fronboten gesten in der stat ir guͦt umb gelt verpieten und niderlegen.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
9, 2
(
moobd.
,
1415
):
Es schol auch ein pürger den andern in chainem aussern gericht nicht verpieten noch nider legen seinen leib noch sein guet.
Helbig, Qu. Wirtsch.
3, 24, 20
;