V.,
im Prät. auch
-lachte
, im Part. Prät. auch
-gelacht
. – Eng vernetztes Bedeutungsfeld; die hier vorgenommenen Gliederungsansätze lassen sich ausnahmslos von
nieder
1,
legen
1 her motivieren; eng zusammengehörig sind 1-3 mit dem Inhaltsmerkmal ,Konkretes niederlegen‘; 4-8 sind (meist) auf eine sich selbst niederlegende oder eine von jm. niedergelegte Person bezogen; 9-11 setzen den Eingriff eines Handelnden auf eine Tätigkeit voraus; in 13-15 ist obrigkeitliches Handeln im Spiel; jeder der Ansätze 4-15 kann als tropisch zu
1-
3 sowie als Ausgangspunkt weiterer tropischer Verwendungen aufgefaßt werden; vgl. generell die Gliederung im
sowie im
.
1.
›etw. (Konkretes unterschiedlichster Art) ab-, hin-, niederlegen; etw. senken‹; im einzelnen z. B. ›(ein Haus) abbauen‹; ütr.: ›(ein Bergfeld) zur späteren Vermessung liegenlassen, zurückstellen‹; ›(Wörter) so hinlegen, so zusammensetzen, daß [...]‹;
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1.
Syntagmen:
einen spies / stab / wisch
›einen zeichenwertigen Busch‹,
den knopf eines schwertes, den bast
›Saum‹
eines feldes, ein fas / haus, das wapen, das sacrament n
.;
das wesen nicht niedergelegt sein
(Beschreibung göttlichen Wesens ex negativo).
Belegblock:
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
(
rhfrk.
,
um 1405
):
Zum aller mynnesten saltu abedun | Und nyderlegen dinen groben stab grune.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
130, 15
(
omd.
, Hs.
M. 17. Jh.
):
Trüge sich’s zu, daß solch feldt, [...], nicht uberfahren wehre, so soll der marscheider [...] ein gemerck schlagen undt ein baß deß feldtes, so noch zu vorfahren sey, bey ihme behaldten oder hindern berckmeister niederlegen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
24, 30
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Das hus mak man lichtlichin czunemen und uf richtin und nidir legin und czu samen legin.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
92, 10
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wan man sie angreyfft dovornenn am hauffenn, so legen sie die spis nider vor dem banner.
Reichert, Gesamtausl. Messe
145, 11
(
Nürnb.
um 1480
):
so schweygt er [priester] denn und redt nit mer biß er das sacrament auffgehebt hat und wider nider gelegt hat.
er [Luther] zwacket vndertweilen die woͤrter sant Paulus vff vnd legt sie nider seines gefallens / vnd brucht an filen orten das ewangelium / wie der tüffel die heilig gschrifft.
Ruh, Bonaventura
312, 26
(
nalem.
,
1507
):
Diewil solichs [wesen] aller volkomnest vnd vnmeßlich ist, darumb so ist es [...], ob allen dingen, nit vfferhept, vnder allen dingen, nit nider gelegt
(›ohne jede Aussagemöglichkeit wie ,niedergelegt‘‹).
Koppitz, Trojanerkr.
(Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Des schwerttes knopffe er nider lie | Zer erden und den spitz enbor | Den val er nam uff todes spor.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
;
2.
›(einen Geldbetrag o.ä., eine Urkunde, eine Fahrhabe, auch: ein Grundstück) an gesicherter Stelle hinterlegen bzw. absichern, bis eine Leistung erbracht ist‹; eng an
1 anschließbar.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Syntagmen:
erz, ein gut, einen wagen
[wo]
n
.
Belegblock:
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
(
schles.
,
1528
):
Es soll auch der appellant [...] der appellation zwen gulden in unser kamer niderlegen.
Schib, H. Stockar
137, 16
(
halem.
,
1520
/
9
):
und sol ich der dochtar zu morgengab gen 2 gl und 4 h(undert) zu niderlegung.
Thiel u. a., Urk. Münchsm.
207, 22
(
moobd.
,
1394
):
wegen des
kirchensacz
zu
Menning [...],
den du Peslein dem Saller
von vnsern wegen hast nidergelegt.
Uhlirz, Qu. Wien
(
moobd.
,
1471
):
der geltbrief sull bei meim undermarschalh nidergelegt [...] werden.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
(
m/soobd.
,
17. Jh.
):
der soll den gericht erlegen 60 ₰; [...]; eß soll auch ain jeder sein paanpfening zu rechter zeit niderlegen in die schrann.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
44, 25
(
mslow. inseldt.
,
1503
):
biś die Summa der fünffundśechZig guelden zue löśung der obgenanten dörffer, nieder gelegt werde.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
307, 26
;
3.
›(eine Handelsware, oft: Salz) an vorgeschriebenen Plätzen lagern, stapeln, deponieren, bis zur Weiterführung aufbewahren‹; das Verfahren stand im Zusammenhang mit der obrigkeitlichen Kontrolle des Warentransportes, teils in Verbindung mit rechtlichen Zugriffen (z. B. Beschlagnahmung).
Gehäuft oobd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Wortbildungen
(dazu bdv.:
1).
Belegblock:
Nyderleghauße od’ nyd’lag. susceptaculu͂. i. locus dom’ vbi alicuius rei fit susceptio.
Bastian u. a., Regensb. UB
384, 26
(
oobd.
,
1371
):
di hiezzen denselben Heinrich ufhalden und sein kaufmanschaft in meinem hause do niderlegen.
Dirr, Münchner Stadtr.
(
moobd.
,
1332
):
allez saltz, daz durch unser lant ze Beyern [...] get, [...] sol auch daselben nidergelegt werden, von wannan oder von swelhem sieden dazselb saltz chom.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
203, 29
(
moobd.
,
1524
):
das zwischen Stain und Khorneuburg auf demselben land herab niemant recht noch gerechtigkhait hab, saltz niderzulegen oder zu verkhaufen.
Helbig, Qu. Wirtsch.
3, 104, 29
;
7.
›jn. niedermachen, umbringen, töten‹, im Unterschied zu
8 eher auf die Einzelperson bezogen; teils nicht sicher von 8 zu trennen.
Bedeutungsverwandte:
(V.)
1,
3,
1; vgl.
2,
1.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
einen feind, viel volkes
)
n
.; subst.:
mit niederlegen leid geschehen
.
Wortbildungen:
4 ›Tätlichkeit, Gewaltanwendung‹ (dazu bdv.: vgl.
,
der
,
9,
2,
).
Belegblock:
wenn man schon eynen feynd nyderlegt und tewbet, stehen yhr darnach widder zehen und zwentzig auff.
Thiele, Chron. Stolle
(
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Sie haben om vil landes zu schanden ge macht | unnd manchen man nidder gelacht.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz.
(
alem.
,
um 1430
):
darumb kain laid geschach weder mit roben, noch mit niderlegen.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
5v, 7
(
Zürich
1521
):
Die da mit roub mit bluͦtuergiessen / mit schlachten / mit niderlegung vnnd fall / alle ding vnderstond.
Den feynd vmbbringen vnnd Niderlegen. Hostem deijcere.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 397, 10
.
8.
›jn. (Funktionspersonen wie z. B. einen
herzogen
, auch Gruppen von Menschen) schlagen, niederwerfen, überwältigen, besiegen‹.
Vorwiegend narrative Texte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):
(V.)
2,
,
,
5,
.
Syntagmen
den feind / grefen / herzogen / fürsten, die anderen / Türcken / Ungarn / fusknechte, den zeug, die schar, das volk n., jn. mit seinem volk, mit den seinen n
.; subst. (resultativ):
jm. ein niederlegen tun, das niederlegen
[wann]
geschehen sein
.
Belegblock:
dieselb krafft [...] macht die herrschafft Christi. Wann dieweil die krafft ist, nider zulegen und under zu werffen die andern, muͦß von not sein herrschafft nit anders sein dann under den feinden, die nider zu legen seind.
der herzog [...] meinte den van Sarwarden und den greven van Sein beide nider zu legen, e der hoif bi een queme.
do hab er si mit zweier tagen strit nidergelegt, und iren 22,000 erschlagen.
ist zuͦ wizzen, daz daz niderlegen zuͦ Rüttlingen ist geschechen uf den donrstag nach dem hailigen pfingstag.
Castinus, [...], ward von den Wandlern geschlagen, mit seinem volk nidergelegt.
9.
›etw. (wirtschaftliche, rechtliche, soziale, religiöse Tätigkeiten, Rechte, Bräuche, Rituale aller Art) untersagen, verbieten, durch je geeignete Maßnahmen zum Erliegen bringen‹; resultativ (mit fließendem Übergang zu
10): ›etw. abschaffen, aufheben, unterbinden‹.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):
3,
4,
28,
,
2,
1,
,
.
Syntagmen:
einen contract, den dienst / gesang / markt / zol, die administration e. S., die feuerstat / messe / predigt / ritterfart, das ampt / gericht / gesez, die memorien / vigilien n., jm. den hammer / zins, das gewerbe / handwerk / kaufschlagen / werk n., den stätten die narung n
.
Belegblock:
v. Bunge, Livl. UB
4, 200, 26
(
nrddt.
,
1398
):
wie die herzogen von Stetyn ouch haben nedergelegit die ritterfart durch ir land, und hindern die, wo sie mogen, zu lande und zu wassere.
domit alle Vigilien, Seelmessen, Memorien etc. neddergeleget sein bleiben sollen.
Christus selbs, was thut er da man yhm das leben am creutz nympt, vnd damit seyn predigampt nydderlegt, dazu er gesand war.
Denn das Euangelium odder Christus predigt bringet nicht ein newe lere, die das gesetz nidderlege odder endere, sondern [...], das zuvor jnn der schrifft und durch die Propheten verheissen jst.
So doch jr genant geistlich leben eitel lose, untuchtige, unfruchtbare werck sind fur Gott, weil da kein Christus und glawbe ist, Und warhafftig nicht Gott geehret [...], sondern [...] sein rechter dienst dadurch verhindert, ja gar vertunckelt und niddergelegt worden ist.
Ind he vnd dye Scheffene gemeynlichen lachten as vort do dat hoegerichte neder.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
(
hess.
,
1520
):
das hynfure keynem meister sein handtwerck niddergelegt oder seyn arbeit verbotten sol werden, er sy dann mit recht erwonnen by des rats straff nach irer erkentnuß.
Ermisch, Freib. Stadtr.
(
osächs.
,
1350
/
79
):
Welch man uf deme hantwerke von wollenslegern [...] umme ir lon, daz se vordyent haben, wirt beclayt, demselben manne sullen dy meistere sin werg niderleger alzo lange, biz [...].
das sullen die bender zugeben, daryn nicht halden nach sprechen und den freien margkt damitte darneder legen.
Reichert, Gesamtausl. Messe
7, 5
(
Nürnb.
um 1480
):
Auch wenn gotes dienst gemeynigklich verbotten ist und das gesang nider gelegt, so sol [...].
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
(
schwäb.
,
v. 1542
):
haben die von Memingen, [...], das allerhöst opfer, das ist die meß, nidergelegt und verbotten.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
14, 22
(
moobd.
,
1428
):
so soll der richter die feurstött, wo er die vindet, niderlegen.
10.
›etw. (die soziale Ordnung Störendes) durch gezielte Maßnahmen (z. B. durch Schlichtung, auch durch Gewaltanwendung) beheben, beenden, beilegen, schlichten, abstellen‹; auch: ›etw. (z. B. einen
aufrur
) niederschlagen‹.
Gehäuft narrative Texte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):
2,
4,
,
1,
2,
9,
.
Syntagmen:
den aufrur / has / greuel / krieg / zwist, die fehede / irrung / not / uneinigkeit / zweiung / zwietracht, das ärgernis, misbräuche n
.
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Nicod.
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Damite wart die vede nider | geleget zuschen in zwein.
Da durch unzelige grewel, jrrsal und misbreuche niddergelegt und viel ergernis jm reich Christi auffgereumbt sind.
Ich wil an dir me legen nider | Die not die du hast getragen.
Auffheben. Abthun / cassiren / annihiliren / abschaffen / aufloͤsen / niderlegen / zu nicht mache͂ / ausleschen [...] verwerfen.
ein concilium und gespreche oder rot do zuͦ habende, wie men dise grosse zweigunge der bebeste möhte nyder gelegen und die heilge kirche zuͦ einhellikeit bringen.
UB Zug 702, 212
(
halem.
,
1428
):
Alda soͤllen si den im die betzalung tuͦn [...], fúr baͮn, fúr krieg, fúr arrestacion, hafft und entwerung gaistlicher und weltlicher lúten und gerichtz, und besunder fúr all niderlegung, intraͤg, ußzúg, fúnd und brúch.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
(
moobd.
,
1478
/
81
):
als der krieg der zwayer herren nidergelegt ward, hueben die reichstett [...] an zu kriegen.
Roth, E. v. Wildenberg
(
moobd.
,
v. 1493
):
den gedachten anschlag und aufrur legt nider hertzog Ludbig mit dem, das [...].
‒
Vgl. ferner s. v.
(V.)
8.
11.
›etw. (einen hohen Moral- oder Glaubenswert) aufgeben, aufheben; eine Haltung (z. B. den
has
, die
gottesfurcht
) ablegen, mäßigen‹; auch: ›(Abgötter) aufgeben‹; mit
minne
als Subj.: ›sich legen, sich beruhigen‹; hier anschließbar (?): ›(den Erzählfaden) unterbrechen (um ihn an anderer Stelle wieder aufzunehmen)‹.
Vorwiegend älteres und mittleres Frnhd.
Syntagmen:
den has / glauben / gottesdienst, js. hochmut, die gottesfurcht / rede / warheit n., die geilheit / keuschheit n., die minne sich in jm. (nicht) n
.
Wortbildungen:
6 ›Aufhebung (von Rechten)‹.
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Da sulle wir nider legen daz | Ich sal iz sint beduten baz.
Der tuvel tut sie geslagen | Die Gotes wort nider legen.
Ders., H. v. Hesler. Nicod.
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Nu leget alle rede nider: | gebet uns Josephen wider.
Darumb lesset er zuweylen yhren glawben feylen und nyderlygen, das sie sehen, wer sie sind, und sprechen mussen ,wen ich schon wolt glawben, so kan ich nicht‘.
Fischer, Brun v. Schoneb.
(
md.
, Hs.
um 1400
):
di rede lege ich hie nider, | uf min begin kere ich wider.
So leicht alle vre affgode neder.
Hübner, Buch Daniel
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Gedenken Gotis warheit, | Daz die nie were geleit | Nider.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5359
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
di schemede di kuscheid dreget, | di geilheid si der nider leget.
Pyritz, Minneburg
3196
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Wann, mynne, dine schuße, | Din zittern, bidemen und wegen | Wil sich in mir niht nider legen, | Daz ich lange geliden han | Nach einer frawen wol getan.
Koller, Ref. Siegmunds
(Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
Warumb solt man gotzdienst niderlegen durch geltschuld wegen?
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Der bischolff, [...] leget pann und interdickt in gantzes pistumb, das ist niderlegung aller geistlicher gotzrecht mit pabstlichen gewalt.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
425, 3
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Damit leg ich’s jetz nider [...] | und höret, wie Hector, der küen und werd, | inn streitte warb.
Munz, Füetrer. Persibein
500, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
gar wider | gib ich euch dy gefanngen, | das ir ewrn has hie leget gen mir nyder.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
;