niederlage,
die
;
-Ø/-Ø
sowie
-en
;
auch
niederlag,
der
,
niederleg,
der / die
und
niederlege,
die
.
– Letztere beiden Bildungen gehäuft wobd. / oobd., sonst vereinzelt.
1.
›Lagerung, Stapeln von Handelswaren (als das Aufkaufen, Verkaufen einschließende Handeln Gewerbetreibender) sowie als Einrichtung des Handelswesens‹; ›von der Obrigkeit verliehenes Recht auf die Gründung und den Betrieb einer solchen Einrichtung‹; ›Ort, an dem die Lagerung vollzogen wurde‹; ›Lager-, Umschlagsplatz für den Warenverkehr‹; ›für die Nutzung eines solchen Ortes zu entrichtende Abgabe, Gebühr‹; auch: ›Zoll‹; die genannten Nuancen stehen im Metonymieverhältnis zueinander;
offen zu 2; vgl.  3.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  23,
1
 2,  1,  12,  134, ; vgl.  1.
Syntagmen:
eine n. aufrichten / errichten / haben / halten / einnemen, jm. eine n. geben
;
eine n
. (Subj.)
jm. zustehen, gut / nüzlich, einer stat schädlich sein
;
etw. ane n
. ›Gebühr‹
bei sich legen, auf der n. güter verkaufen, jn. mit einer n. begaben, bei sich haben wollen, eine stat mit einer n. versehen, etw. von der n. hinaus füren, von der n
. [einen Betrag]
geben
;
die n. des gutes / salzes, der waren
;
die n. in der stat
;
die grosse / heimische / rechte n
.;
x kreuzer n
. ›Gebühr, Abgabe‹;
die abforderung der n
.

Belegblock:

Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1494
):
das sye marchtrecht und nydderlaghe in der alden stad Magdeburg alleyne und gentzlich ghehabt.
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 98, 9
(
preuß.
,
1403
):
dy geste, dy czur zee wart her in dys land komen, das sy keyne nyderloge in den obirsteten halden, sunder mit erem gute varen und keren im lande, wor sye wellen.
Ebd.
100, 1
:
dy nyderloge und begnadunge, dy unser here der homeister mit synen gebytgeren der stat Thorun gegeben hat, dy ist alzo, das alle geste ir gut sullen aldo nyderlegen und do vorkouffen noch alder gewonhet.
Ebd.
4, 604, 10
(
1457
):
das sie [...] doselbist iren markt und nedirloge halden sullen, kouffende und vorkouffende adir czu vorwechseln.
Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 57, 13
(
md.
,
1455
):
[wir welten] sie gnediglich zu furderlichem vfkomen vnd anrichtung versehenn vnd sie mit eyner nyderlage bie yn zu haben vnd zu halten an zufurung salczs, fische, heringe, honings vnd ander kouffmanschatze vorsorgen.
Ebd.
3, 79, 18
(
15. Jh.
):
an der niederlagen, die wir von den gnaden des keysers Carln seliger gedechtnis gehat han.
Wolf, Gesetze Frankf.
130, 1
(
hess.
,
1409
):
das man die viserer heissen sal, so sie dieselben wine anmachen, die nyderlage davon zu geben.
Beyer, UB Erfurt (
thür.
,
1399
):
andire wyne unde byere, [...], daz mogin sy in dy stad furen unde by sich legin ane neddirlage unde andire beswerunge.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. Anm. 2 (
osächs.
,
1523
/
4
):
Hat der hochgeborne furste [...] gemeine stat bei euch mit einer niderlage des gutes, so ins land zu Behem gehn wurde, genediglich vorsehen.
Voc. Teut.-Lat.
x vr
(
Nürnb.
1482
):
Nyderleghauße od’ nyd’lag. Susceptabulu͂. i. locus vel dom’ vbi alicuius rei fit susceptio.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
889, 20
(
halem.
,
1491
):
wie dem und wie wol by uns kein niderlege noch ladstat ist, korn by uns ze liffern noch abzefertigen, so wollen wir [...].
Müller, Welthandelsbr.
311, 42
(
schwäb.
,
1535
):
so gibt man zu Newenmarckt vom faß niderlaggelt 15 kr, und von der niderlag hinauß piß zum wasser zu fueren 7 kr.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Es ist aber dise Statt Tripolis zimlich groß / Volckreich vnnd Namhafft / von wegen der grosse niderlag der Wahren.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1362
):
daz die niderlag dez saltzes uns und auch unserm land nindert als nuͤtzlich und alz guͦt ist alz ze Muͤnchen.
Herzog, Landsh. UB
591, 44
(
moobd.
,
1392
):
Mer versprechen wir in, daz hie ze Lantzhuͤt von altter ein rechtewͤ nyderleg sol sein.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Das reich Arabien [...] Hat grosse niderlag gehabt, dahin die römischen kaufleut handleten wie die teutschen iezo gên Frankfurt.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1550
):
Antrefent die abforderung der niderleg im landgericht von ainer und der andern waaren etc., [...], ist alda was derwegen zu sezen kain notturft.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
133, 17
(
tir.
,
1525
):
das wir [...] sŭnst kainerlay zŭestennd haben als schifreich wasser, lanndtstraß, niderleg, phlastermaŭt noch ainicherlay einkomens.
Ebd.
180, 9
:
Nachdem Veit Jacob Tănntzl ainen vorwagen am Lŭeg hat der gestalt, wann ain niderleg kŭmbt wenig oder vil, so nimbt und ladt er allweg am ersten vor unns aŭf.
Toeppen, a. a. O.
4, 582, 25
;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
45, 38
;
Zingerle, Inventare ;
Stolz, Zollwesen
82, 5
;
2.
›Halte-, Ruheplatz, Ort für einen kurzfristigen Aufenthalt; Herberge, Quartier, Nachtlager‹; auch: ›Feldlager einer Truppe‹; ›Sitz, Tätigkeit‹;
vgl. am ehesten  345.
Bedeutungsverwandte:
 12; vgl.  4,  12, .

Belegblock:

Luther, WA (
1527
):
zway und viertzig gelider, die etwann figuriert seyndt durch die zway und viertzig niderlegen, so die kinder Jsrahel hetten, ehe denn sie jhns gelobte land kamen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
So was die andere not | Mit einer grozer plage, | Daz was ein niderlage | An eines berges liten.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1444
):
so haben sie unterstunden ein nyderlag zum Hawg, ist ein perckheuslein.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Wo schmidwerck nem sein niderlag, | Do wurd unfrid.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
15. Jh.
):
So haben die maister ir niderlag | Bei dem frauentor zum ploben stern, | Da wöllen sie ir kunst bewern.
Maaler (
Zürich
1561
):
Wo werden wir vnsere niderlege haben oder Aessen.
Niderlege (die) Diuersorium. Guͦte niderlege.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
auf dem lanndt war der taber [...], do die Turckhen albeg ir nyderleg und besamung hetten.
Do macht er niderleg und legt sich under Pregaden zw veldt.
den tett er mit der lanndtschafft von Napels ayn niderleg vor der statt.
3.
›Niederlage, ungünstiges Resultat einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen zwei Personen oder Gruppen; militärische Niederlage als Ereignis, das j. jm. zufügt‹ bzw. ›das j. erleidet‹; als Metonymien: ›Unterwerfung der Besiegten durch den Siegenden‹; ›Niederlage des Gegners als heldische Tat des Siegenden‹; ›Menge der Besiegten‹; generell: ›Unglück, Mißgeschick‹;
vgl.  8.
Vielfach narrative Texte.
Bedeutungsverwandte:
 12, , , ; vgl.  2,  2.
Syntagmen:
eine n. begehen / gewinnen / leiden / sehen, jm. eine n. tun, die trunkenheit n. fördern
;
eine n
. (Subj.)
ergehen / geschehen
;
einer n
. (Gen.obj.)
erschrecken
;
jm. sei es der n. geklagt
;
aus einer n. demütig werden
;
jn. nach einer n. in verhaftung nemen
;
die n. des gewaltes / volkes
;
die grosse / harte / michele / moralische / schädliche n
.

Belegblock:

Altmann, Wind. Denkw. (
wmd.
,
um 1440
):
so gewan der lantgrof zü dem selben mole die niderloge.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
es geschahen vil mort und niderlag und man raubet und prennet jemerlich.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
So daz die hirten spuren die ir
[der
schaff
]
pflagen, | Und merken sie in sulchen niderlagen, | Den wirt ir red dan war.
Franck, Decl.
346, 19
(
Nürnb.
1531
):
ermiß / wie vil schlacht / auffrür / vnd niderlag hab gefüdert gemeyne trunckenheyt.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1525
):
usz diser schlacht entstund, das die anderen entboͤrten puren usz diser niderlegy demuͤtig wurden.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Es ward nie grössern nyderlag gesechen, als Rengnold und sine brüeder und Magis begiengend inn kleiner gselschafft.
Maaler (
Zürich
1561
):
Niderlag (der) Ein vile erschlagner leüten. Strages, Clades.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
344, 34
(
Genf
1636
):
niderlag / f. Da man dem Feind in grosse anzahl erslegt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
gott sei es geclagt der großen schedlichen und mortlichen niderlag.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
in dem krieg hat der babst [...] den Florenczern ein michel niderleg an volgkh gethan.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
Nach der niderleg des römischen volckes schickt der keiser Octavianus seinen stewͦfsun Tiberi aus.
Moscouia
C 3v, 16
(
Wien
1557
):
Der Großfuͤrst erschrack der niderlag / zoge zu stundan von Smolensco nach der Mosqua.
v. Birken. Erzh. Österreich ;
Grossmann, a. a. O. ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Schmitt, Ordo rerum
278, 14
;
4.
›Bruch, Fall (von Bäumen, Wäldern)‹.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Ein grosser Niderlag der boͤumen oder der waͤlden / Ein grosser fal so die boͤum niderfallend.