maut,
die
;
/ auch
, teils mit Uml.:
mäut-
;
zur Etymologie s.
Pfeifer
2000, 852
;
Kluge/S.
2002, 607
.
– Gehäuft ˹oobd.; Rechts- und Wirtschaftstexte (außer für 2)˺; dies gilt auch für die Wortbildungen mit
maut-
.
1.
›Maut, Abgabe, Gebühr, Zoll für den die Grenze eines Wirtschaftsraumes überschreitenden Warenverkehr auf Land- und Wasserwegen; Marktabgabe für eingeführte Waren‹; offen zu 4.
Syntagmen:
m. absamen / entrichten / geben / haben wollen / machen
(z. B.
auf treide
)
/ (ein)nemen / setzen / vermerken, j. m. gefreit sein, jm
. (z. B.
dem richter
)
eine m. hinfüren, jm. die m. (nicht) entziehen, etw
. (z. B.
brantwein
)
m. geben
;
m
. (Subj.)
überal sein, die m. bei iren rechten bleiben
;
der m. pflichtig / schuldig sein
;
den mauten etw
. (z. B.
der handel
)
zu gute kommen
;
jn. an mauten freien, etw. ane m. füren, für / mit m. gefreit sein, (jm.) etw
. [einen Betrag]
zu m. geben
;
die ertragene / ziemliche
›angemessene‹
m
.;
die abnemung / forderung / gabe der m
.;
unentgolten der m.
;
freiheit an mäuten, schaden an der m
.
Wortbildungen:
mautbeschreibung
›Auflistung der Mauttarife‹,
mautbrief
›die
maut
1 betreffende Urkunde (z. B. Freistellungsurkunde)‹,
mäuterei
(wie
maut
1),
mautgeld
›Marktabgabe für eingelieferte Waren‹,
mautstrasse
,
mautwagen
›Wagen mit mautpflichtiger Ladung‹,
mautzettel
›Liste der Mauttarife‹.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
Kain meitterei noch zell von essendem mer zuͦ geben.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Dise Juden haben des grossen Türckens einkommen von Zoͤllen vnd Mauten maistthails in jren haͤnden.
Bastian u. a., Regensb. UB
255, 29
(
oobd.
,
1364
):
trewleich an alles geværd und auch unengolten aller unsrer zoͤll und maͤutt.
Niewöhner, Teichner
30, 62
Hs. (Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
wer dw mautt nicht engeit, | der muezz fliezzen waz er fuͤrt.
Ebd.
607, 7
(
1469
):
der tuͤrhuetter | hat den aller pesten gewin. | er lat nympt aus noch inn, | er well die maut von in han. | [...] | juden, christen, weib und man: | von irm leib mussen sy maut han, | wann sy wellent in das haus.
Herzog, Landsh. UB
588, 21
(
moobd.
,
1392
):
Es ist [...] geteydingt, das all vnser maͤwtt, zoll vnd stras geen vnd beleiben sullen bey allen iren alten rechten.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
vor 1465
):
wer in dem uͤrfar anschütt oder anzeucht, der ist der maut phlichtig.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1487
):
Sie ersuchen daher die Wiener, dass sie sich
an solher
ihrer
underrichtung und
ihrer
burger mautbriefen, [...] auch benügen lassen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Zw dennselben zeyten wurden in des kaysers lanndt new aufslag und maut gemacht auf trayd, wein und eysen und auf alle pfenberdt, dye inn und aus dem lanndt giengen.
Müller, Handel Paumgartner
200, 22
(
tir.
,
1497
):
der [handel] dann nicht allein uns und unsern zöllen und mewten, sondern auch vil unsern untertanen in unser grafschaft zu nutz und gut kombt.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[Das kriegsvolk] sein mit weib und kinden maut zol steuer gült scharwerch allerlai sach gefreit gewesen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1625
):
auß durch den Edtenwaldt unzt an die mautstrass.
Ain ieder mautwagen soll bei der strassen verbleiben.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1. H. 16. Jh.
):
vermig ierer kiniglichen freibrief, daran ain jeder marktrichter alle stand- und mautgelt hat einzunemen von aller kaufmanswar.
Ebd. (
1688
):
und solhe ertragene maut ein jeder marktrichter alhier one veraitung ime aigentumblich gebürt einzunemben.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Wer ainem richter ain mawt hinfurt, chûmpt er aus seinem gericht, er ist im nichts schuldig.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
197, 27
(
moobd.
,
1524
):
das kain getrayd haymlich abgemessen und f. d. das kar und mautt nichte entzogen werde.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1547
):
wo ainer nur durchfuhr und nit außlögt, so soll der richter von demselben die maut zu nemben [...] haben.
Ebd. (
17. Jh.
):
Mautbeschreibung alhier in der Groß Lobming. [...] Alhie volgt die mautzedl wie es vor altershero ist gebraucht worden. Von 1 paar oxen 12 ₰.
Stolz, Zollwesen
112, 29
(
Lienz
1583
):
Ain samb pranntdtwein gibt maut 3 kr.
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Hör, Urk. St. Veit
140, 19
;
Bastian, Runtingerb.
2, 96, 24
;
126, 27
;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v.  4, ,  7,
2
, .
2.
›Abgabe, Gebühr generell‹; teils nicht sicher bestimmbar und schwer von 1 abgrenzbar.
Bedeutungsverwandte:
 1, ; vgl. ,  1, ,  2,
2
,  2.
Wortbildungen:
mautfrei
2 ›von Abgaben für Tagesbedürfnisse befreit‹,
mautfutter
eine Naturalabgabe (zur Unterhaltung der Zollorganisation, auch zu 1 und 3 stellbar).

Belegblock:

Voc. inc. teut.
p vijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Maussen maute thelonium aliqui dicu͂t thelonium wl zol.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1533
):
der maut und zoll halben sollen die gewercken anzeigen, wer dieselben edlleut sein, wollen s. f. g., [...], gnediglich dorinnen handlen lassen.
Gille u. a., M. Beheim
183, 92
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
also hasset man auch die hernn, | die ir undertanen peswern | und in nemen ir gute | Mit ungerechter maut und steür.
Niewöhner, Teichner
405, 146
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
wer sein mauten hat gegeben, | der vert sycherleichen seit.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Er [bischoff] nam von den allen geleich den zol und sein mautt von einem als von dem anndern, darinn er sy unpillichen beswaͤrt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1630
):
alle die so der herrschaft Stixenstain zuegehörn sein mautfrei was die notturft ist in das haus.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
167, 7
(
tir.
,
1525
):
das maŭttfŭetter an der Sag. desgleichen die fŭetrŭng, so wir ierlich [...] von unnsern grŭndten geben mŭssen, begern wir abzeschaffen.
Vgl. ferner s. v. .
3.
›Mautstelle, Ort, an dem die Maut entrichtet / eingenommen wird‹; Metonymie zu 1; 2.
Syntagmen:
jn. in mäuten aufhalten, zur m. faren, die m. an dem wege, zu Aschach, zum Neuenhaus
.
Wortbildungen:
mauthaus
,
mautherre
›mit der Verwaltung einer Mautstelle Beauftragter‹,
mautstat
(Gw zu ,
die
, 1).

Belegblock:

Müller, Welthandelsbr.
193, 7
(
schwäb.
,
1506
):
daz man pfligt gewonlich alle jar ain (mal) mit alle mauten ab zu raiten.
Hör, Urk. St. Veit
109, 24
(
moobd.
,
1373
):
dass sie all jar zu einemal zway pfunt chueffen saltzes [...] und her entgegen all ir pauwein, die an iren stöckhen wachsent, zu Ashach an unser maut ledichleich und frey an alle maut
[dies zu 1]
fürfüren mügen.
UB ob der Enns
10, 131, 32
(
moobd.
,
1382
):
daz vnser genediger herr [...] mit vns geret hat von vnserr mautt wegen zvm Newnhaus.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
7, 21
(
moobd.
,
1415
):
Auch ist vns ein yegleich burger ze Eferding in vnserer mauth ze Aschach [...] nicht mer schuldig ze geben dann das recht sechzehen pfennig.
Staub, Qu. Wien
3, 2, 2894, 5
(
moobd.
,
1418
):
gewer [...] ains garten [...] zeneͣgst dem mawtthaws.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1442
):
[daß er] an allen mauttsteten nicht anders hab gehandelt, dann mit alter gewanhait herkomen sei.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
alle des gottshauß underthonnen [...] haben die freihait daß man nindert, weder in meuthen stötten märkten noch andern orten, ainen für den andern aufhalten solle.
Patocka, Salzwesen.
1987, 288
(
oobd.
,
1595
):
Wie das Salcz in die Maut gezallet wierd; [...] was auf die Wägen khumbt, / Zur Maut damit farn Sÿ rund.
Qu. Brassó
4, 273, 18
(
siebenb.
,
1662
):
Zu dieser Zeit sein wohlverordnet Mautner-Herrn ausm Ehrsamen Senat Herr Simon Draudt und Herr Georgius Chrestels.
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. .
Vgl. ferner s. v. .
4.
›Mautrecht, rechtliche Befugnis zur Erhebung von
maut
1‹.
Wortbildungen:
mautban
(a. 1593; Gw zu
2
 123).

Belegblock:

Spechtler u. a., Frnhd. Rechtstexte
1, 136, 1
(
moobd.
,
1524
):
PFLASTERZOL VND MAUT AUF DEM WASSER So hat die Stat Salzburg ain mautt von den waagen, vnd Sliten, die mit kaufmanßguetern [...] ein, vnd aus der Stat gefuert werden.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1564
):
freihait das si durch das ganze jar hungerische wein, [...] leutgeben duerfen, doch auf widerruefen und dem lantsfuersten an ungelt, zoll und meuten unvergreifentlich.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
175, 9
(
tir.
,
1525
):
das unns ire gnaden die maŭt hie zŭ Lŭentz inmassen wie anndern ŭmb ain bestannd zŭ gŭet gemainer stat aŭs gnaden vergŭnstigen.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
26, 1
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
das gericht, die mawtt vnd das vasziehen verlet (man) auch alle jar.
Öst. Wb.
2, 236
.
5.
›derjenige Teil des Mahlgutes, der dem Müller als Mahllohn zusteht, Entgelt für das Mahlen‹.
Bedeutungsverwandte:
 5,
1
 4.
Syntagmen:
m. nemen, jm. (dem müller) die m. geben
;
jm. ane m., auf die m. malen, sich mit dem mülwetzen für die m. vergnügen lassen, um m. malen, etw. zu m. nemen
;
die gebürende m
.
Wortbildungen:
mautmässel
›Maßeinheit für den Naturallohn des Betreibens einer Mautmüle‹,
mautmüle
(dazu ggs.: ),
mauttreide
›abgabepflichtiger Teil des von einer
mautmüle
zu mahlenden Getreides an ein Kloster‹.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1414
):
so ist daselbs ein mul und darinn ein mautmessel der 16 an ein meczen gent.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1590
):
daß auf der [...] hausmül [...] auch andern auf die maut gemalen werde, welches aber der ordentlichen mautmülen [...], zu schmelerung und abbruch ihres malters, [...], geraicht.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
tafernen und mautmühl, die ohne wissen und willen der herrschaft aufgericht sein.
Ebd. (
1565
):
daz der mülner nit mer zu maut nemb als von alter sein soll.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
der
[Müller]
soll haben ain gerechts mäßl, der sollen an ainem mezen gehen xxxij, damit er seine maut nimbt.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
55, 25
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
was meinn herrn geuellt von der mul cze Prilukk; wann man das mawttraid austailt, so geuellt meinn herrn ye noch eim mutt meczen.
Rechn. Kronstadt
1, 587, 12
(
siebenb.
,
1524
):
pro uno sacco, quo triticum maw̆t, in Wolkan accipitur asp. 5.
Bischoff, Steir. Landr. ;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
185, 32
;
Mell u. a., a. a. O. ;
Siegel u. a., a. a. O. ;