mord,
das
(meist, dicht für das Obd. belegt),
der
(eher md.);
-(e)s/-Ø
(für
das
),
-e
;
in 4
Interj.
1.
›menschliche Fehlhaltung generell und daraus resultierendes Fehlverhalten von der läßlichen Sünde über die Todsünde und das (
an das leben gehende
) Gewaltverbrechen bis hin zu kollektivem kriegs- und aufruhrartigem Gemetzel, dessen Einzeltaten in dem unten aufgeführten handlungssemantischen Wortfeld oft nicht sicher zu bestimmen und teils keinem Täter als einem Verantwortlichen zuzuordnen sind‹; im einzelnen z. B. ›Heuchelei, Falschheit‹ (als Haltung); ›Schandtat‹ (generell); ›Diebstahl‹; ›Brandlegung‹; ›Kapitalverbrechen, Mord, Todschlag‹; ›allgemeines Gemetzel, Massaker‹; auch ›Mordplan‹ sowie ›Verwüstung, Zerstörung‹ u. ä.; extensional auch auf Ereignisse wie den Kindermord von Bethlehem bezogen; breite semantische Überlappung mit 2.
Phraseme:
der liegende mord
›dem Gericht als Tatbeweis vorliegender toter Körper‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld, vielfach in Worthäufungen):  1,  1, (
das
), , ,  1,  2, ,
1
 12, (
der/das
), (
der
1, ,  1,  3, , (
der
2,  3, (
das
1,  1, , , , , , , , , .
Syntagmen:
m. ausrichten / frommen / treiben / strafen, (das) m. anstiften, an jm. begehen, jm. den m. vertragen
;
m. geschehen, sich
[wo]
erheben, im schwange sein
;
des mordes inne werden
;
dem m. entfliehen, jn. mit m. schädigen, das land mit m. verwüsten
;
der / das grosse m
.
Wortbildungen:
mordbeganger
(aufgrund von
neiden
; a. 1476),
mordbeil
(dazu bdv.: ),
mordbräue
(Gw zu mhd.
briuwe
›Brauer‹; ; dazu bdv.: vgl.  2, ),
mordbude
›Räuberhöhle, -hütte‹,
mordfeld
(dazu bdv.: ),
mordgeil
(dazu bdv.: ),
mordgesinde
›Gesindel, Pöbel‹,
mordgrund
(dazu bdv.: ),
mordhacke
›hackenartiges Kampfgerät‹,
mordheit
›Lust am Töten‹,
mordklage
›verleumderische Klage‹,
mordkolbe
,
mordloch
für ein Kloster gebraucht, verstanden als  4,
mordmacher
›Hetzer, Scharfmacher, Aufwiegler‹ (gegen die Juden gerichtet),
mordseuche
›tödliche Krankheit‹,
mordsgenosse
,
mordstifter
,
mordstos
›schmerzlicher Stoß beim Ringen‹,
mordtat
1 ›Schandtat‹,
mordtäter
1,
mordwapen
(oder
mordwafen
).

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Hos.
6, 9
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
Galaad ist ein stat der, di do machen apgote, durchtrettet mit blute als di mortgrunde der morder.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Durch daz wirt den mortbruwen | Der tage nicht vorluwen.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Bistu aber nicht der erste gewesen, der zu solcher Mordthat gerhaten?
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
oder se heyzent ander luͦte schriben vnde setzen ire namen dar vf Daz eyn groz mort.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
544, 1193
(
Magdeb.
1608
):
Trieb so groß Hurerey vnd Mord / | Das es Gott [...] hort / | und | Vnd ließ den Schelm mit Hurn vnd Buben / | [...] | Vom Donner / Blitz vnd Fewr verbrennen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Uz unser mortbuden | Gienge wir zeimal luden.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1561
):
das mordgeschrei, diebstal, bindbare wunden, falsch gewicht, maß und meß, notzucht, mord, brand, rauberei, zauberei [...], [...], auch falsche spiel und alles anders, so durch den nachrichter zu strafen ist.
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1469
):
Nymant sal auch mortwapen ader lange messir boben gesetcze desz rathes tragen.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
wunde dy do gestochen wirt myt eynem messir adir myt eyme andirn mortwafen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
80, 24
(
nobd.
,
1429
):
ist me gesprochen zum rechten, das mit namen off die zent gehörn sol diepstal, mort, brant, felschen, lantzwinger und raub, und was das leben antrifft.
Wierschin, Liechtenauer. Fechtk.
136, 17
f. (
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Von mort stossen: [...]. Der ander mort stosß. [...]. Darnach nym war, ob es dir nott tuͦt, mort stöß vnd bain brüch.
Gille u. a., M. Beheim
355, 274
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die roten juden auss | van iren landen kumen | die auff der erden frumen | grass jamer, main und mort.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
15. Jh.
):
die schwern tötlichen mortseuchen, | [...] | Die kan er all am prunn erkennen.
Enders, Eberlin ([
Nürnb.
]
1524
):
Selten hab ich von ersamen weisen lewten sollich mordt klag gehoͤrt.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
234, 16
(
Nürnb.
1548
):
wenn er also durch den Tuͤrckē mord vnd verwuͤstung land vn̄ leut anrichtet.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Der keyser zeigt im sein handschrifft, | Darmit er het das mord angstifft.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Damit des vorigen Königs Kindt, | [...] | Durch Mordstiffter, Landtsbetrieger | Nicht etwan auch in schaden kämen.
Fuchs, Murner. Geuchmat
1708
(
Basel
1519
):
Alles, was vor / was ein hort, | Das wurdt zuͦ eynem grossen mort, | Do kussendt wir / vnd schlagendt dort.
Ders., Murner. 4 Ketzer
587
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Es ist ein altgesprochen wort: | Verschwigen blib doch nie kein mort.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 188, 27
(
Hagenau
1534
):
es sey eyn seltzam Constellation des hymmels / [...] es ward bluͦt / mort / kriege / und ungluck darauß.
Goedeke, Fischart Bund Bäpstler
285
(
Straßb.
1589
):
Das sie die brauchen zu verretern, | Zu vergiftern und mordtetern?
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
so haben Zorn, Schwälgerey, Stolz, Geitz, Uppigkeit, Faulkeit, Mord [...] ihren Vrsprung von der Heucheley.
Koller, Ref. Siegmunds (
1448
/
52
):
und wirt dick zweyen ader dryen eyn phrunde geluhen, da krieg und mort von komet.
Adrian, Saelden Hort
3072
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
wir fúrhtent dez daz groser mort | von im [Herodes] hie werd gestiftet.
Ebd.
4967
:
swa Got entert, daz lút geschant | wirt, da wár vil baz genant | dez grósten túfels mort loch | dan ez haist ain closter och.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
So soltu wissen balde | Daz dir von mir ist widersaitt | Daz du mich hie mortthaitt | Zichest in minen lande.
Wer dir dis mortt vertrüge, | Der schur in billich schlüge.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Sin múrdekait ist mænigvalt: | Er toͤtet bi úns jung und alt, | [...] | Sprach das mort gesinde.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Der ryß [...] schluog inn uff sin hälm mit einem mortspiell.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1550
):
was durch [...] umbschwifend elend volck mit diebstal, mord, brand und anderm übel begegnet.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1634
):
und nit anlaß [...] zu ubelthaten, so sich etwan zwuͤschen unwilligen muͤhseligen eheleuhten mit mord, heimlichen (!) nachstellen und in ander weg zutragen moͤchten, geben werde.
Chron. Augsb. Anm. 1 (
schwäb.
,
1370
):
werden sie ergriffen, so soll man ihnen
[den Hetzern]
als rechten mortmacheren das Urtheil sprechen.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Daz mort geschach nach Christ gepurt, | Da chunich Herodes horte, | Ein chind, geporn, wuet hailes furt.
Niewöhner, Teichner
697, 75
(Hs. ˹
moobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
so mag auch der mord gail | wol aim lannd verburchen hail.
Munz, Füetrer. Persibein
339, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Si fúrt in zu dem lannde, | das was verödet gar | mit rawb, mort vnnd auch prannde.
Ebd.
503, 2
:
Engiselor dy klare | des mordes
(hier: ›Mordplan‹)
do ward innen.
Weber, Füetrer. Poyt.
20, 2
(
moobd.
,
1478
/
84
):
DAs er pesitz das reiche | mit seinen mords genossen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Es haist die walstat noch auf dem mortfeld und man grebt noch täglichen sporn, harnasch [...] aus.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
2. H. 16. Jh.
):
Wann ainer ainen drembl zuckt oder aufhebt, schlecht ainem nach und wierdt understanden das er nit trifft, so ist er umb ain halbs mort 16 tal. ₰ der herrschaft.
Zingerle, Inventare (
vorarlb.
/
tir.
,
15. Jh.
):
vii hellenparten vnd mordhacken.
Ebd. (
1462
):
i mortkolben. ii pugkler. iii hellenporten.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
21, 27
;
Helm, a. a. O. ;
Opitz. Poeterey
43, 9
;
v. Groote, Muskatblut ;
v. Birken. Erzh. Österreich ;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
Dierauer, Chron. Zürich ;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
Gilman, a. a. O.
2, 3, 25
;
Päpke, a. a. O. ;
Sappler, H. Kaufringer
2, 96
;
Zingerle, a. a. O. .
Vgl. ferner s. v.  2,  20.
2.
›Tötung e. P. durch Erschlagen (oft belegt), Erstechen, Erwürgen, Verstümmeln, Mord‹; speziell: ›als
mord
gedachte Kreuzigung Christi‹ (mehrfach); generell steht
mord
als Handlung mit einem Handlungsresultat im Mittelpunkt der Belege; ein Beweggrund oder gar eine Absicht als Unterscheidungskriterium für rechtlich verschieden bewertete Handlungen kann unterstellt werden, wird aber nur in Einzelfällen explizit ausgesprochen; in einigen Belegen metonymisch, dann: ›toter Körper, Leichnam‹ (vgl. u. a. das oben unter 1 angegebene Phrasem).
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1,
1
, ,  2, ,  2, , ,  2, ,  2.
Syntagmen:
das m
. ›den toten Körper‹
sehen / angreifen
›anfassen‹ /
beweinen, ein m. teuer bezalen, das / den m. (an jm.) begehen / tun, das m. erhören / rächen / stiften / volbringen, ungerochen lassen
;
der m. unträglich sein, (jm.) ein m. geschehen, etw
. (Subj.)
m. heissen
;
jn. des mordes zeihen
;
etw. für m. schätzen, für ein m. rechnen, jn. für ein m. bestrafen, sich willig in das m. begeben
(von Christus gesagt),
um m. richten, jn. zu einem m. ziehen
›bewegen‹;
das m. Jugurthae
›an [...]‹;
das m. an einem kinde
(bezogen auf Christus als
kind
›Sohn‹
der reinen frauen
);
das grosse / jämerliche / senliche / unbilliche m
.;
der anheber / antrüzler des mordes
.
Wortbildungen:
mordampt
›Funktion des Henkers‹,
mordäuflein
eine kleine Mordwaffe (; a. 1531),
mordbund
›Bund von Verschwörern mit Mordabsicht‹,
mordfal
›einem schweren Verbrechen verglichener Abfall von der wahren Lehre‹,
mordfasten
›ein zwecks Tötung eines anderen unternommenes übermäßiges Fasten‹,
mordfeuer
1 ›Aufruhr, Unruhe‹,
mordrat
›Tötungsabsicht (der Juden gegenüber Christus)‹,
mordrichter
(dazu bdv.: ),
mordwurf
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
biz her die marter geleit | durch alle menscheit | Von der juden untruwen, | Die mort rat uf in bruwen.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
¶ Latrocinium. Mordt moͤrderey todtschlag.
Luther, WA Anm. 1 (
1536
):
Isti fallen a doctrina, qui non lassen bleiben et faciunt aliam. Das ist der rechte mordfall.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
518, 365
(
Magdeb.
1608
):
Daruͤmb wir billig diesen Mord
[am Sohn des Mäusekönigs]
/ | Am Frosch rechen.
Beckers, Bauernpr.
61, 34
(
Köln
1515
/
18
):
Wañ schoin eyner ey͂ burger ersticht / | So schatzen sy es doch voͤr mort nicht.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1350
):
wanne ein mort geschiet in u. h. gerichte, so ensal den mort niman anegrifen. er enhabe eime schulteißen geklaget, und gebe im laube, den doden ufzuheben.
Kollnig, Weist. Schriesh.
182, 24
(
rhfrk.
,
1568
):
Haben 4 artikel, mord, mordgeschrei oder steinwurf, diebstal, ketzerei und zauberei.
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1469
):
szo sal der, der sollichen mort begangen und getan hette, dryssig jar usz unszer Sudemburg blyben.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Umb ein mord, da die selbschuldigen vor das recht haben purgen gesaczt und die selbschuldigen seint von dem rechten dingfluchtig worden.
Werbow, M. v. Amberg. Gew.
1020
(
omd.
/
oobd.
,
v. 1382
):
Besunder wer die mort vasten vastet an einem suntage uber einen andern menschen, daz er in wolt toten mit seiner vasten.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
das das [gericht] uber sy nicht zu richten hab dann allein umb drey sache, als umb diebe, mort und notnufft.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Gap sich selb willig in das mort, | Sein gruntloß lib unß zu erken.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
75, 22
(
nobd.
,
1523
):
alle zentflichtige dorfer sind schuldig, die vier ruge an die zent zu brengen, das sind nemlich ein diep am seyl, ein lygend mord, ein nachtbrand und ein nothzucht.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
[Er] warff von ihm sein hencker-kleid, | Und wolt deß mordampts nit mehr pflegen.
Ebd. (
1563
):
Und ander, die man darinn fund, | Geschworen auch in dem mordbund.
Ebd. (
1552
):
[Ich] Fürcht mortfewer und veretrey, | Aufruer und haimlich mewterey.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
der morder [...] verjah im alle die totschlege und dú mord, dú er ie begangen hate.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Schlüg aber einer den andern / über den gebottnen oder vffgesetzten friden gar zuͦ tod / [...] / der sol nach recht / mit dem rad als vmb ein mort gericht werden.
Bremer, Voc. opt.
41038
(
halem.
,
1328ff.
):
Pretor ein mortrichter [...] todrihter [...] búttel.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Als du [herre] von im
[von den
menschen
]
nu hest genumen | [...] | Untrúwe umb din hulde | Mortlich von diner hant getat, | Dú mort an dir begangen hat.
Brandstetter, Wigoleis
220, 19
(
Augsb.
1493
):
in dise burg bin jch kommen [...] dz groß laster vnd mortlich mordt zuo rechen so [...].
˹ Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1540
, Hs.
16. Jh.
):
welcher mit [...] wehren und waffen werfe und nit dreffe und solcher wuͤrf fir mordwurf geachtet wuͤrde, derselbig wuͤrt von der herrschaft am leib gestraft.
Ebd. (
1545
):
Welcher dem andern nachwürft oder schiest, [...], wa er aber fehlt, soll das für ein mord gerechent [...] werden
˺ (in beiden Belegen wohl Absicht als Kriterium im Spiel).
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Der knaben vatter war ain theurer ritter, [...], der wolt das mordt ungerochen nit lassen.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Der ain ze totslecht auf lawgen
[›und er das
läugnet
‹]
umb sein gût oder durich neyd
[hier Bezug auf Beweggründe],
daz haisset mord.
Wyss, Limb. Chron. ; ;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
136, 5
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 255
;
Buchda, Schöffenspr. Pössneck 4, S. 
226
;
Dinklage, a. a. O.
54, 37
;
Kohler u. a., Bamb. Halsger. ;
Engel, Rats-Chron. Würzb.
90, 23
;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Geier, Stadtr. Überl. ;
Päpke, a. a. O. ;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
Brandstetter, a. a. O.
231, 20
;
Bastian u. a., Regensb. UB
61, 11
;
Klein, Oswald
114, 17
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Vgl. ferner s. v. , .
3.
steht mehrfach mit gen. explicativus für den Inhalt des Genitivausdrucks (z. B.
der helle, des todes
), vereinzelt auch mit vorangestelltem Adj. für dessen Inhalt (z. B.
senendes mord
›Sehnen‹); außerdem ütr.: ›einem Übel verglichener jammernswerter Zustand‹ wie z. B. ›Tod (der Seele)‹; ›Sünde, Verdammung‹; ›schmerzliches Liebessehnen‹; ›Treuebruch‹ (in der Minnedichtung).
Gehäuft ˹Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘; älteres und mittleres Frnhd˺.
Wortbildungen:
mordfeuer
2 ›als Mord gedachte Lehre Anderskonfessioneller‹,
mordgeist
(mit Bezug auf Th. Müntzer gesagt; dazu bdv.: , ),
mördig
3,
mördlich
5,
mordpfeil
,
mordreissig
›mordgierig‹ (Gw zu mhd.
reizec
›gierig‹; ; dazu bdv.: , ),
mordschlag
1 ›Beleidigung‹,
mordschwinde
(wie
mordreissig
),
mordweise
(für Lucifer gebraucht).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Swenne die mortswinden | Nicht mugen vorwinden | Die warheit mit trugene | Noch mit valscher lugene, | [...] | So keren die mortrezen | Ubeliches mutes, | Durstic menschen blutes | Als die blut sugende eglen, | Zu den slanginen zeglen | Houbet tragende am ende.
Der lewen houbet duten | Gewalt an vrevelen luten, | Die diser werlde walden | Und die mortreizigen halden | In iren gewaldigen gebote | Wider irme schepfere Gote.
Do Lucifer vorstozen wart, | Do sleich her in daz pradis | Und sach an daz vorboten ris, | [...] | Do gedachte der mortwise: | Gebrech Adam an dem rise | [...].
Lugenhaftes mundes wort | Sint der armen sele mort.
Luther, WA (
1525
):
Da holet sie
[die Kanaaniterin]
den letzten mordschlag, das [...].
Ebd. (
1525
):
das er [Carlstad] sich zu den rotten und mordgeystern hielte.
Wo der luͤgengeist regirt, da ist der mordgeist auch bey.
Ebd. (Druck
1549
):
Der Teufel mag seer zornig sein vnd vns mordlich in die versen stechen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Die mit listlicher macht | Sines broder tochter hetten dort | Bestricket in des todes mort.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
388a, 32
(
Frankf./M.
1649
):
daß der Teuffel Meister spielet / vnnd seine Mordpfeile scheust wohin er will?
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Sundir er wil sie wisen | Von im zu der helle mort.
Pyritz, Minneburg
3653
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Daz selbe her waz so genant | Die mordigen bosen claffer, | Die falschen leydigen schaffer.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
worum misslinget | Der sel dan dort | Vor etlich hundert jare, | In dem feg feur furware | Muß leiden mort | Oder zu helle leiden?
durch den behag | Deß apfels der unß pracht daß mort
[›die Verdammung, Sünde‹].
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Und [ketzer, schwermer] zünden an gantz ungehewer | Mit ihrem schwirmen manch mordfewer.
Matthaei, Minner. I, (Hs. ˹
nalem.
,
1459
˺):
reines wip, vil hoher hort, | aller manne leides mort | sit ir und ein frewden tag.
Ebd. (Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
sú sprach: ,mit swartz clag ich das mort
[hier bezogen auf
untrúw
]
| das manig man an frowen tuͦt | und doch will sein gerecht und guͦt.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Was hat mir grosser sælden hort | An dir benomen todes mort.
Klein, Oswald
20, 26
(
oobd.
,
1415
):
ach wicht! wer hat dich das gelart, | das du mich pringst in sendes mart
[›schmerzliches Sehnen‹].
Ebd.
49, 26
(
v. 1408
?):
Los, los los, los | sennliche klag, mordlicher tag, | wie lang sol unser not mit dir bestan?
Ebd.
101, 7
(
v. 1408
?):
Ich klag das mort
[›Übel‹]
des ich nicht ger, | man hört die voglin in dem hag.
Matthaei, a. a. O. I, ; ;
Päpke, a. a. O. .
4.
als Interjektion ritualisierter Ausruf angesichts unangenehmer Ereignisse und Verbrechen, darunter Diebstahl, Betrügereien aller Art, Leid, Schmerzen, Notzucht, Tod.
Bedeutungsverwandte:
, , .
Syntagmen:
(das) mord (über jn. / etw.) rufen
;
mordliches m
.;
ewiglichen m
.
Wortbildungen:
mordschreien
.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
wenn lautter mordschreyen und wietend amplificirn deyn sache kund stercken, kund ich meyne sach viel baß damit stercken.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
Das freuwlen schreit: ,mort uber, | mort uber alles leid!‘
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
1, 16
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
von mir und aller menniglich sei über euch ernstlich zeter
[Var. GF:
mort
]!
geschriren.
Gille u. a., M. Beheim
28, 14
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
als [...] sein gut was alls dahin, | do ruffet er: ,mort, waffenn, ymer waffen!‘
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
O mort und wafino!
Sachs (
Nürnb.
1561
):
[Der] mich gewaltigklich notzwang. | Wiewol ich mordt und waffen schryer.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 95, 16
(
Straßb.
1520
):
so rieffent ir mort an allen glocken / vnd nennent die selben lecker / buͦben / appostutzler / traumprediger schwetzer / iuncker ecken / gauckelprediger.
Adomatis u. a., J. Murer. J. Man. Spieg.,
453
(
Zürich
1560
):
wem klag ich min leid und schmertz | ach mordt mir ist betruͤbt min hertz.
Sappler, H. Kaufringer
11, 483
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
lut ruolt er mit grossem zorn | über sein eigens weib das mort.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
darab die fraw dermasen erschrocken, das sie das mordt geschrien.
Kottinger, Ruffs Adam ;
Bächtold, H. Salat ;
ders., N. Manuel. Past.
69, 1011
;
85, 1449
.