einreissen,
V., unr. abl.
1.
›an einen Ort, in ein Gebiet einbrechen, kraftvoll eindringen‹; ütr.: ›sich (an einem Ort, in der Gesellschaft usw.) ausbreiten, durchsetzen, verfestigen; überhandnehmen‹; in der Regel von negativ beurteilten Sachverhalten gesagt;
zu  2.
Seit dem 16. Jh.
Bedeutungsverwandte:
 9, ; vgl. (V.) 1, .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
die krankheit / torheit / verfolgung, das weiben der priester, laster / schwören, raub und mord
)
e., etw
. [wie] (z. B.
innerhalb kurzen jaren, mit gewalt
)
e., etw
. (Subj.)
jm. in etw. e
.;
etw
. (z. B.
geiz / wucher
)
e. wie eine sintflut
;
einreissende laster / sünden
.
Wortbildungen:
einreissung
1 ›Etablierung (eines Missstandes, von etwas Unerwünschtem)‹,
einris
›schädigender Eingriff‹ (dazu bdv.: ,
der
, 1).

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
das es [Euangelio] einrisse, giengen die wellen daher, Bapst, Bischoff, Fursten und das toll gesind setzten sich da widder.
Ebd. (
1531
):
solten der Bapst undt alle fursten uns nit einen solchen einriess undt schaden gethan haben.
Ebd. (
1533
):
da der grosse tham brach, und Gottes wort, die rechte meinung der kirchen, weg war, wie solte da nicht einreissen eitel sindflut allerley menschen lere.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
470, 6476
(
Magdeb.
1608
):
So erwehle man weise Leut / | [...] | Die Ehrbarlich vnd billig sein / | Laster nicht lassen reissen ein.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
hinderlistige geferliche verfolgung [...] von tag zu tag in Catholischen ortern mit gewalt pflegen einzureissen, machen die leut gantz jrre.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
So trückt auch die Teurung das Landt | [...] | Daß mit gewalt einreist dabey | Raub vnd Mord, auch sonst blackerey.
Golius (
Straßb.
1579
):
kranckheit so hin vnd wider heimlich einreißt.
Jörg, Salat. Reformationschr.
231, 3
(
halem.
,
1534
/
5
):
Das wyben der priester [...] und ander mißbrüch / so jetz us der sect jngerisen / straaffen.
Ebd.
678, 1
:
nun aber es leyder vorhanden / und us jnrysung der nüwen sect darzuͦ kumen / das zerstoͤrung eyner l(oblichen) Eydgnoschaft / am hoͤchsten zuͦ besorgen waͤr.
Opitz. Poeterey
25, 6
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Jörg, a. a. O.
49, 35
;
Vgl. ferner s. v. ,  1,  2.
2.
›etw. niederreißen, zerstören‹;
zu  6.
Bedeutungsverwandte:
, , , ; vgl. (V.) 3.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den altar, js. schacht, die stätte, die kirchen
)
e., ein ungewitter
(Subj.)
etw
. (z. B.
die mauern
)
e
.
Wortbildungen:
einreissung
2.

Belegblock:

Luther, WA Bibel (
1534
):
Dieweil auch der Altar des brandopffers entheiliget war [...] funden [sie] eien guten rat, nemlich, das man jn gantz einreissen solt, das nicht ergernis dauon keme.
Ders. Hl. Schrifft.
3. Mose 26, 31
(
Wittenb.
1545
):
[ich] wil ewre Stedte wüste machen / vnd ewrs Heiligthums kirchen einreissen
[
Mentel
1466:
mach wúst
; nd. Bibel 1478:
vorstoren
;
Dietenberger
1534:
werd vmbreissen
;
Eck
1537:
will oͤd machen
].
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Het jr verwürckt mit den eurn alln, | Daß man euch auß dem Land verwiß | Vnd darzu eure Stätt einriß.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1547
):
Zuͤdem hette Jr kay. may. in einreißung der bevestigungen allerlai mangel, und weren die bestimbten bevestigungen noch nit gar geschlaift.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
19
(
mslow. inseldt.
,
1492
):
Also das ein taill daß ander vntterfuer; vnd riess ÿm sein schacht ein.
Vgl. ferner s. v.
1
 2.