bachant,
der
;
-en/-en
;
aus
mlat.
bacchari
›bettelnd umherziehen‹
(
DuCange
1, 723
).
1.
›Bachant, fahrender Schüler, der nicht mehr zu den Schützen (untersten Schülern) und noch nicht zu den eigentlichen Studenten gehört und daher noch der Bildung und Gelehrsamkeit entbehrt‹ (so der Kommentar zu ); im Unterschied zu 2 mit relativ neutraler Wertung.

Belegblock:

Schnurrer, Urk. Dinkelsb.
5, 1750
(
nobd.
,
1494
):
Dise copy hat herr Mathis Zupel in gegenwurtigkait her Mathis Stöckers, [...] und ains pachanten uberantwurt.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Donatus legt ein schlecht Roͤcklin an, als wer er ein Bachant.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
‘Gnedigister churfürst, ich bin kain schütz, aber ain bachant’, wie man die schueler also mit denen worten pfligt zu nennen.
Preuss. Wb. (Z)
1, 355
.
2.
›Bachant, oft schon im Erwachsenenalter befindlicher fahrender Schüler, Halbgebildeter, der bettelnd, stehlend durch die Lande zieht und seinen Lebensunterhalt durch allerlei Gaukeleien, Betrügereien, auch durch Unterricht an ihm anvertraute halbwüchsige Schüler bestreitet‹.
Syntagmen:
den b. mit ruten streichen, jn. einen b. nennen
;
jn. wie einen b. anpfeifen, jn. für einen b. halten
;
gehürnter / grober / grosser / herlaufender / lausiger / stolzer / guter
(dies ironisch)
b.
Wortbildungen:
bachantenvers
›falscher, betrügerischer Vers‹.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
Do ging der Fritzhans und sein Anhangk hinwegk und pfiffen den Prediger an wie einen Bachanten.
Lichtenstein, Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
Wie nun der gůtte bachant für den bischoff kompt unnd sich zů sehr neyget, dann er sich zů vol gefressen het, [...], ließ er ein grossen grawsammen scheyß.
Der bischoff verstůnde, das ein grober bachant und eselskopff ware unnd besser zů einem sewhirten fůget dann zů einem pfaffen.
ein zuckermacher oder wurmmsamer zů Leyptzig, in der artzney ein baccalaureus, imm rechten oder ewigtem ein doctor, inn der schrifft des lebens ein bachant oder idiot unnd sonst vil ander erfarne personen, als meister Stephan zanbrecher zu Pegaw.
Anderson u. a., Flugschrr.
11, 7, 9
([
Leipzig
1521
]):
dz du võ mir orst besudelt werdest / als deine bachanten verß vorgeben.
Luther, WA (
1530
):
so habt jhrs mit ewren groben Eselen und Bachanten also gedeutet: man solle sie hencken.
Ebd. (
1532
):
ein bachant noch Esel jst so grob, wenn er nur thar was newes auffbringen, so leufft jderman zu und gleubts.
Ebd. (
1531
):
sie sagen nicht: wo ist der prophet? sondern schlecht: der stoltze Bachant, also verechtlich konnen sie von dem manne reden, das sie ihnen schier nicht nennen mögen.
Ebd. (
1539
):
Theologi sind Esel, Bachanten, vel solt wider geeselt und gebachentisirt werden.
Ebd. (
1544
):
wiewol uns die Juristen fur Bachanten und Narren haltten.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Am abend hielt man diesen brauch: | Ein bachant legt das teuffelkleid an, | Den etwan sechß truten jagen than.
Sudhoff, Paracelsus (
1530
):
der apoteker, der ein bachant ist, ein büffel, ein sudelwust und nichts ist.
welcher wolt der sein bei allen gelerten, der nicht einer profession felsen wolt besser dan ein sand achten, als allein die gehürneten academischen bachanten, deren grund inen den namen gibt, darauf sie widmen, mögen kein deposition erleiden?
Krebs, Prot. Konst. Domkap.
6851
(
nalem.
,
1521
):
wie herr Wolff senger vff gestern in der vesper in geschmächt vnnd getutzt vnnd ainen schutzer vnnd bachanten geschollten.
Bächtold, H. Salat (
Luzern
1544
/
51
):
Heys din harlouffenden bachanten noch me zů schůl gan, ee dann er sich vnderstand, eyn fromen erenman mit sim schüzischen schryben, [...] zů schmehen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
da waren groß bachanten, die luffen all in die stat nach prot.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
wie dann der deutsch brauch uf den deutschen hochen schulen eingerissen mit diser losen gewonhait, das ein bachant und nar den andern vexirt.
Rot
292
(
Augsb.
1571
):
Bachant, Ein wuͤster tobender vmbfahrender mensch / Ein trunckens hoͤr. Es werden auch die Astanten oder schreiber auff den gemainen schůlen / mit solchem namen verehrt / biß sie auff die hohen schůlen kom̃en / vnd Beanum deponirn.
Henisch [165] (
Augsb.
1616
):
Bachant / Faßnachtbruder / vollsauffer / Bacchans, vmbstreicher. Grosse Clamanten / vngelehrte Bachanten. Bachant / Vagant / landstreicher / vmbstreiffer.
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Sudhoff, a. a. O. ;
Kottinger, Ruffs Etter Heini ;
Schmitt, Ordo rerum
157, 11
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 355
;
Eckel, Fremdw. Murners.
1978, 40
;
Nyström, Schulterminologie.
1915, 237
.