Präfix;
die Verbindungen von
ein-
und Verb werden durchgängig als trennbare Präfixverben angesehen; meist liegen deverbale Bildungen vor; vgl.
ff.; deutlich vorherrschend sind Bildungen, in denen
ein-
richtungs- bzw. zielbestimmend im Sinne von ›hinein‹ ist (
1-
3); daneben bezeichnen
ein-
Bildungen Vorgänge des Umschließens (
4), wirken lagebestimmend (
5), charakterisieren Vorgänge des Verringerns bzw. Zerstörens (
6) sowie des Übergangs in einen anderen Zustand, darunter speziell dessen Eintreten oder Beginn (
7); wenige Bildungen können als Intensivierung des Basisverbs aufgefasst werden (
8); die hier vorgenommenen Zuordnungen bzw. Gruppierungen zeigen semantische Grundtendenzen auf, die zur Beschreibung der je spezifischen Semantik der Wortbildungen als sprachliche Einheiten beitragen, sie aber in erster Linie schematisch abstrahierend erfassen; aufgrund des großen reihenbildenden Potentials des Präfixes werden hier nur weniger frequente, vorrangig monoseme Wortbildungen in Auswahl dokumentiert; zu frequenteren bzw. polysemen Wortbildungen mit
ein-
vgl. jeweils die entsprechenden Artikel;
die diphthongierte Form
ein-
für
mhd.
în-
setzt sich schriftsprachlich im 16. Jh. durch, kurzvokalisches, nicht diphthongiertes
in-
bleibt vor allem im Alem., Wmd., Teilen des Omd. und im
Nd.
erhalten (
); da
ein-
auch für
mhd.
in-
und
inne-
erscheinen kann, liegen teils Parallelbildungen vor (z. B.
u.
,
einsitzen
u.
; vgl.
);
verbleibende Zweifelsfälle wurden zugunsten der Belegdokumentation teilweise aufgenommen.
1.
›wo hin, hinein, herein, nach innen‹; in Bildungen, die im weitesten Sinne das Bewegen, Verbringen, Befördern eines Objekts an einen Ort, in eine räumliche bzw. als räumlich gedachte Bezugsgröße hinein bezeichnen; teils Bildungen mit effiziertem Obj. (z. B.
einbrennen
1); teils offen zu
8.
Wortbildungen:
›jm. etw. einhauchen‹ (in der Bibelübersetzung lat.
ı̄nspı̄rāre
wiedergebend),
›etw. einweichen, in eine Beize legen‹,
1 ›etw. in etw. brennen‹,
,
›jm. etw. einflößen‹,
›jn. wo unterbringen, einquartieren‹,
1 ›etw. in etw. hinein graben, eine Vertiefung in etw. graben‹,
,
,
,
,
,
›jn. wo einquartieren‹,
(meist bildlich),
,
,
1 ›etw. in etw. hinein befördern, schieben‹,
,
1 ›(kleine) andersartige Elemente in eine Grundlage einfügen‹,
1 ›etw. in jn. / etw. stechen‹,
,
›jm. etw. vergelten, heimzahlen‹,
.
Belegblock:
Zu
einatmen
: der herre got bildet einen menschen von lietiger erd · vnd inetempt
eyngaißte oder einbließ
;
Luther
1545, 1. Mose 2, 7:
blies [...] ein
]
an sein antlitz die ettung des lebens · vnd der mensch wart gemacht in ein lebendig sele.
Zu
einbeissen
: Ermisch u. a., Haush. Vorw.
217, 19
(
osächs.
,
1570
/
7
):
nimb die eingebeiste zweigli und steck die hin und wieder zu felde oder gehölz, wo gewönlich hasen seind
(um sie anzulocken).
Zu
einbrennen
1: Einbrennen / inurere. Einbrennt / darinn gebrennt / inustus. Eingebrent werck / geschmeltzte arbeit.
Zu
einflechten
: Iob der do ist ein ebenbilder der gedult weliche meinstu sein verborgne sacrament die er nicht ein flichtet in sein rede?
Zu
einflözen
: Dem Josua kan Gott den geist kaum mit eintzelen troͤpfflin einfloͤtzen und diese sauffen yhn mit gantzen eymer vol ynn sich.
Zu
einfurieren
: [
hertzog Albrecht von Bayrn
und sein Anhang]
seind in des Caspar Saylers [...], des herren apts von s. Ulrich und herr Ulrich Fuggers heuser einfuriert worden.
Zu
eingraben
1: Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
an dem end der red von den stainen setzt daz puoch der gar alten maister sin von den stainen, dâ tier eingegraben sint oder dar auf erhaben sint mangerlai form.
Zu
einhüllen
: Aber sein opffer ist bloss, und nicht eingehullet in den glauben, welcher allein einen gnedigen Gott machet.
Zu
einkäuen / einkeilen
: Jch muß jmer solch unterscheid dieser zweier Reich einbläuen und einkewen, eintreiben und einkeilen.
Zu :
einladen / Embarquer, mettre dans vn vaisseau.
Zu
einleben
: Es war den Juͤden Moses Gesetz (so zu reden) angeborn, eingeborn, eingeseuget, eingeleibet und eingelebet von jugent auff, das es fast jr natur worden war, wie S. Paulus Gal. 2. spricht: ,wir sind von Natur Juͤden‘ (das ist) Mosisch geborn.
Zu
einlosieren
: Albrecht graf zuͤ Mannsfeldt, ist [...] bei der frauen von Rappenstain einglosiert worden.
Zu
einsäen
: Strauch, Schürebrand
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
wo er weis ein ernsthaft erber behuͦtsam leben [...], do seget der túfel gar gerne sin unkrut in.
Zu
einsäugen
: Es war den Juͤden Moses Gesetz (so zu reden) angeborn, eingeborn, eingeseuget, eingeleibet und eingelebet von jugent auff, das es fast jr natur worden war, wie S. Paulus Gal. 2. spricht: ,wir sind von Natur Juͤden‘ (das ist) Mosisch geborn.
Zu
einschieben
: Keil, Peter v. Ulm
243
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Wem der darm auß dem leib get, Der nem roßenöl vnd netz dor jnne pawmwollen vnd scheub den darm domit wider ein.
Zu
einschiessen
1: Infurnibulu͂, Ein brotschüssel / beckerschaufel / da mit man das brot inscheüßt.
Zu
einschlingen
: Peil, Rollenhagen. Froschm.
593, 2779
(
Magdeb.
1608
):
Koͤnnen wir mit den Fischen machen / | Ein besondern bund in den sachen / | Das sie all Meuß schleunig einschlingen / | Die wir zu jhn ins Wasser zwingen.
Zu
einsprengen
1: Bauer u. a., Kunstk. Rud.
2354
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein fläschlin von glaß und allerley schönen eingesprengten farben.
Zu
einstechen
1: Gille u. a., M. Beheim
84, 118
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz sper das sein hailgen | seitn ein gestochen wart.
Zu
einstecken
: Anderson u. a., Flugschrr.
26, 6, 27
(o. O. [
1522
]):
wen ich das Euangelij mit den pfaffen wolt außfechten so muͤst ich nymmer schwert einstecken.
Zu
eintränken
: Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
121, 20
(
rhfrk.
,
um 1435
):
da swuore der getwerg / die konnigynne hette yne geslagen / kunde er das in eyniche wyse / so wolde er es ir jndrencken.
Zu
einzeichnen
: Grothausmann, Stadtb. Karpfen
64, 21
(
mslow. inseldt.
,
1583
):
damit [...] Zwiśhen den kindern kein uneinigkeit vnd Zwitracht entśtünde, hat Sie
[Erblasserin]
śolches
[Verteilung des Erbes]
in das Stadbuch Zum ewigen gedechtnüs einZeichnen laśśen.
2.
›wo hin, hinein, herein, nach innen‹; in Bildungen, die eine vom Subjekt ausgehende, insbesondere von diesem ausgeführte, auf ein Ziel gerichtete Handlung bzw. Bewegung in eine räumliche bzw. als räumlich gedachte Bezugsgröße (auch: eine Gruppe von Menschen) hinein bezeichnen; mehrfach refl. gebrauchte Verben (z. B.
einflicken, einmengen
).
Wortbildungen:
›sich einschleichen, einschmeicheln, sich unaufgefordert jm. zugesellen‹ (abwertend),
(dazu ggs.:
1),
›als Licht, Bild in jn. eindringen‹,
,
,
,
2 ›(mit etw.) wo hinein, zu jm. hin schießen‹,
,
›sich einschleichen‹ (abwertend),
2 ›wo hineinsprengen, eindringen‹,
2 ›auf jn. einstechen‹,
›sich festsetzen‹ (von Missständen).
Belegblock:
Zu
einflicken
: das sich
[bei
der wal der bischof
]
kainer einflick, der geitig und stolz ain unmässig leben füer.
Zu
einkriechen
: Kehrein, Kath. Gesangb.
(
Nürnb.
1631
):
Der Wuͤrm viel kriechen auß vnd ein, | Die wuͤrst vnd Vbel stincken.
Zu
einleuchten
: Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
1359
):
so im [mensche] ie klerlicher und bloslicher in lúcht Gottes grosheit, so im ie bekentlicher wirt sin kleinheit [...]. Und do an sol man bekennen worheit dis goͤtlichen in lúchtens das es ein weselich in lúchten ist gewesen.
Zu
einlugen
: Kummer, Erlauer Sp.
(
m/soobd.
,
1400
/
40
):
nempt hin den spiegl in di hant, | den hat euch eur puͦl gesant, | da luͦgt ein und legt recht eur gepend | und truͦkchet schon eur hend!
Zu
einmengen
: bald redet der Prophet in GOttes Namen [...] bald widerumb in seinem eignem Namen [...] als wenn er sich selbst den Suͤndern einmenget.
Zu
einscheinen
: [der Keiser] furchtet sich doch fur einem blossen namen oder donnerschlag oder fur einem becken, do die Sonne einscheinet.
Zu
einschiessen
2: man aus der Newstadt auch mit ketten heftigk zu ihne, wie alda sie fürüber faren musten, einschos.
Zu
einschleichen
: Luther. Hl. Schrifft.
Gal. 2, 4
(
Wittenb.
1545
):
etliche falsche Brüder / sich mit eingedrungen / vnd neben eingeschlichen waren
vnder in giengen
eingangen seien
eynkommen warend
]
/ zu verkundschafften vnser Freiheit / die wir haben in Christo Jhesu.
Zu
einschleipfen
: Mell u. a., Steir. Taid.
(
m/soobd.
,
1568
):
Der markrichter solle [...] sein vleissigs aufsehen haben, damit [...] obbemelte oder dergleichen personen sich gleichfalls nit einschlaipfen.
Zu
einsprengen
2: Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
116, 20
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das dan die jcz geordenten schuczen von stund gegenn deyner feindt spiczenn [...] einsprengten vnd vff sie abschussenn.
Zu
einstechen
2: Peil, Rollenhagen. Froschm.
150, 3305
(
Magdeb.
1608
):
[der Jaͤger] Ruckt aus seines schwerts scharffe kling / | Vnd strich / vnd stach zu Petzen ein.
Zu
einwachsen
: Kohler u. a., Bamb. Halsger.
(
Bamb.
1507
):
wie bissher an den halssgerichten [...], vnd in sachen denselbigen anhengig, [...] vil vnd mancherley vbung, myssbrauch vnd gewonheyt eingewachssen.
4.
›ein-, um-, hinein, um etwas herum‹; in Bildungen, die das Umhüllen, Bedecken, Umschließen einer Bezugsgröße (mit einer anderen) bezeichnen; anschließbar an
1.
Wortbildungen:
›mit einer Fassung umgeben‹ (auch ütr.),
,
2 ›etw. / jn. vergraben‹,
1 ›Lebensmittel konservieren‹, 2 ›jn. beerdigen‹ (dazu bdv.:
11),
,
›jn. (einen Verstorbenen) in Stoff einhüllen und diesen zunähen‹,
›etw. einrollen (in sich selbst); jn. / etw. in etw. einwickeln‹.
Belegblock:
Zu
einfassen
: ym abendmal wird uns das wort gegeben, da Christus leib, fur uns gecreutzigt, wird eingefasset, das er da sein sol leiblich zu essen.
Sappler, H. Kaufringer
13, 134
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
die zwen würfel er im pracht | und hies im die mit silber vein | überlegen und vassen ein.
Zu
einfrieden
: Siegel u. a., Salzb. Taid.
(
smoobd.
,
1625
):
Ob ainer ain veld einfriden wurde, das nit ain sonder veld wäre, der [...].
Zu
eingraben
2: Sappler, H. Kaufringer
8, 248
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ich gruob in
[den getöteten
pfaff
]
auch haimlich ein, | das niemand waiß, wau er hin kam.
Zu
einmachen
1: Stopp, Kochbuch S. Welserin
92, 1
(
Augsb.
1553
):
Wiltú bomerantzen jn honig ainmachen.
Zu
einmachen
2: haben sie in ausser procht gen Peterwardein und in vor herlich pegangen und eingemacht.
Zu
einmauern
: Fuchs, Murner. 4 Ketzer
4306
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Den bruͦder liessents mauren jn | In eine keffig mitten jn, | Beschliessen hart vnd wol bewaren, | Das er so boͤßlich nimm moͤcht faren.
Zu
einnähen
: Barack, Zim. Chron.
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Also hat man ine, wie gepreuchlich, eingenehet und allerdings, als wie man ein begraben soll, zugerüst und zugedeckt.
Zu
einwinden
: Kehrein, Kath. Gesangb.
(
Köln
1619
):
Jn arme schlechte Windelein, | Wand die Jungfraw das Kindlein ein.
der himel schied sich als ein eingewundens
[
Luther
1545, Offb. 6, 14:
eingewickelt
]
buͦch.
7.
in Bildungen, die den Übergang, das Überführen einer Bezugsgröße (Subj. oder Obj.) in einen (neuen) Zustand charakterisieren; darunter speziell: ›beginnen zu ...‹ in Bildungen, die den Beginn einer Handlung, eines Vorgangs, das Eintreten eines Zustands bezeichnen; in Verbindung mit Verben, die bereits unpräfigiert das Überführen in einen anderen Zustand bezeichnen (z. B.
weihen
) dient
ein-
wohl zur Betonung der Inchoativität.
Wortbildungen:
2 ›ein Feuer entzünden, (den Ofen) anheizen‹,
1 ›beginnen zu heizen‹,
›etw. in eine bestimmte Position bringen, einrichten‹,
(›beginnen zu schlafen‹; euphemistisch: ›sterben‹),
›Teig machen‹ (dazu bdv.:
1,
),
,
(mit Wortbildung:
einweihung
; dazu bdv.:
1,
).
Belegblock:
Zu
einbrennen
2: Müller, Stadtr. Ravensb.
61, 20
(
oschwäb.
,
1326
/
30
):
Darnach ist gesetzet, daz enkain beke vor metie zit nit inbrennen sol.
Zu
einheizen
1: Eynheitzen / Das feüwr in ofen legen / ein feüwr in ofen machen.
Zu
einrichten
: Keil, Peter v. Ulm
155
(
nobd.
,
1453
/
4
):
du must den [zerprochen] fuß vor hen wol einrichten in ein laden, daz er gleich lig.
Zu
einschlafen
: Peil, Rollenhagen. Froschm.
584, 2488
(
Magdeb.
1608
):
Wenn sie [Krieger] [...] | [...] | Funden Futter / Broth / Fleisch vnd Wein / | Frassen / soffen / vnd schlieffen ein.
Bell, G. Hager
627, 3, 8
(
nobd.
,
1596
):
Bis an sein endt. ein viertel stund | her nach, er sanft ein schlaffen gund; | gab auf seinen geist zu Der frist.
Zu
einteigen
: Knetten [...] od’ eintaigen od’ taigmachen.
Zu
einteilen
: Desen erster Nutz ist / die parallaxes in laͤng’ und breite einzutheilen.
Zu
einweihen
: Luther. Hl. Schrifft.
5. Mose 20, 5
(
Wittenb.
1545
):
Welcher ein new Haus gebawet hat / vnd hats noch nicht eingeweihet
geziert
; nd. Bibel 1478:
bereyt
, 1522:
gemeyne gemaket
]
/ Der gehe hin vnd bleib in seinem hause.
Dedicatio, vbergebung / einweihung.
Encania, einweihung / kirchweih.