niederlassen,
V., unr. abl.;
zur Formenvarianz s. ; ferner: Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
, Zugang über S. 573. – Alle Bedeutungsansätze von der Abwärtsbewegung von 1 her motivierbar; 1988
-lassen
am ehesten an 2 anschließbar.1.
›etw. (Bezugssachen) / jn. (Bezugspersonen, seltener) von oben nach unten bewegen, herunternehmen, -stürzen, -werfen‹; refl.: ›sich [wo] hinabstürzen‹; mit Subj. d. S., z. B. von einem Stein gesagt: ›niederstürzen, -fallen, -prasseln‹; im einzelnen (je nach Handlungszusammenhang): ›(die Schwurhand) senken‹; ›(eine Waffe) senken, zum Boden richten, hinlegen‹; ›(ein Kreuz) auf die Erde legen‹; ›(das Zelt) abbrechen‹; ›hinabschießen, -stoßen‹ (von Raubvögeln gesagt).Phraseme:
das garn niederlassen
›Nachsicht walten, jn. davonkommen lassen‹; jm. ein seidenes küssen niederlassen
›jn. schonend behandeln‹.Syntagmen:
j
. (der Schwörende) n
. (absolut) ›die Schwurhand senken‹; die hand n
. (dasselbe), etw
. (z. B. eine brücke, das kreuz, das zelt, die spiesse
) n., jn. in die lewengruft n., sich aus der luft n
. (vom falken
gesagt), sich in die luft, auf die knie, zur erde n
. (z. B. an einem strange
); (ein stein
, Subj.) sich n
.Wortbildungen:
niederlas
Belegblock:
Daz unser herre Jhesus Crist | Durch des hochvertigen vleisches guft | Sich lieze nider in die luft.
KNeiper der Falck ist sehr geschwind / | Wenn wir am allersichersten sind / | [...] | Auß der lufft er sich nidder lest.
Subjugentes ulterius quodsi esset appendium vulgariter „nederlaiss“ ad hoc abbatissa.
Der stein der sich nider liez | Und die sule gar zurstiez, | Wart zu eime berge groz.
Also sullen si mit einander sweren alle sechse, mit einander ufheben, mit einander niderlazen.
Denen sol der bapst deiner achtung ein seidin küssin setzen / vnd sanfft nider lassen / oder kiechlin bachen.
umb das | Muͦstent sú von ersten wider | Uf die erde lan das crúce nider.
Och die kurtzen rök und mäntel, das kainer die kürtzer trag, denn ainer mit siner nidergelaussnen hand raichen mag.
Und gieng damit uß keysers zält, desglichen die andren fŭrsten ŏch, und liessend ire zälten nyder von stund an.
Das garn Niderlassen / Darmit einer daruon komme / Einen lassen streychen vnd darvon faren.
die slagprugg muost er niderlan.
huͤb er die hant auf, e in der richter oder der scherig hiezz, oder liezz die hant nider, so er den ait volbraecht hiet, [...], daz sol im [...] unschedleich sein.
daz die enspaem zwischen der joch haben sechsunddreizzich schuͦch und daz man die niderlazz beschuͤt.
HIe mit er an dem stranngen | sich ließ zer erden nider.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
136
.2.
›sich hinsetzen, Platz nehmen; rasten, sich ausruhen; sich niederlassen (von Vögeln); sich zur Ruhe legen, schlafen gehen‹.Belegblock:
Denn wye sich der leib naiget unnd das knye bucket, Allso lest sich das hertz ynnwendig für got nider.
sie ließent sich nider an ir ruge, | bitz von dem tage es liechten began.
so sint di lute do unde merkin wo sich di aren nidir losin czu genyzen des vleyschis.
da manig stolze hirtze nach hitzigem ernste sich hat nider gelan und da erweichet und unmehtig worden ist, und daz ist laͮwes leben nach eime hitzigen anvang.
daz si [sünderin] ze sinen fúessen | sich rúwenclich nider lie.
Ebd.
8817
: Jesus hies sich do nider lan | bedú frowen und man.
3.
›sich wo niederlassen, dauerhaft ansiedeln; wo Wohnung, Herberge nehmen‹ (jeweils von Personen gesagt); ›wo einfallen‹ (von heuschrecken
gesagt).Syntagmen:
sich
[wo, z. B. an der Sale / Werra, bei der Donau, in einer gasse, in ein land, in Sachsen
] n., sich unerlaubt, mit arbeit / bau / herschaft, weib / kindern
[wo] n., die heuschrecken sich
[wo] (z. B. am getreide
) n
.Belegblock:
auffs letzte kamen sie [etliche Roͤmer] in Sachssen / da liessen sie sich nieder / vnnd Baweten.
[die Hewschrecken] Haben allenthalben grossen Schaden gethan / am Getreyd vnd Wiesen / wo sie sich niedergelassen.
das ir woldet dem czeÿger desses briffes gẅtte wellen dirczeyen [...], vnd wo her sich wert neder lossen.
Zuͦ Basel in der Malentz gassen, | Do hat sich fraw Venus nider glassen.
da Joseph sich da nider lie | mit der zartun frowen sin.
das Slauonisch volck sey auß der Nation Japhet / vnd hab sich bey der Donaw nidergelassen.
4.
›aufhören‹ (von physikalischen, psychischen, sozialen Bewegungen und Zuständen unterschiedlicher Art gesagt); im einzelnen: ›müde werden‹; ›abebben‹ (von einem Wasserschwall); ›ein Ende nehmen‹ (von einem Krieg); am ehesten hier anschließbar: ›(den Zorn) fahren lassen, sich beruhigen‹; auch: ›sich demütigen, selbst herabnehmen‹.Belegblock:
Das [...] ich teglich [...] vorwarnet werd, ich sol mich nit so gemeyn yderman machen, und schelten meynen altzu nidergelassenn geyst, [...]: hatt noch niemant mir eynen hochmuͤttigen geyst geben denn allein Emser.
lant úwern sin und muͦt nider, die wile es got und úwer ohren von úch wellen han.
Den zorn Niderlassen. Iracundiam remittere. Die grimmen hertzen Niderlassen. [...]. Nach dem vnd sich der zorn Niderließ vnnd gestillet was. [...]. Sein gemuͤt Niderlassen / vnnd zuͦ friden stellen.
do liess sich das wasser
[vorher:
wag]
nieder vnd vergass aller siner vngestuͤrmi.