niederschlagen,
auch
niederschlahen,
niederschlan
, V., unr. abl.
1.
›etw. (Gebäude, Einrichtungen, Fluren o.ä.) abbrechen, niederhauen, zerstören, vernichten‹; im einzelnen: ›(eine Flur) verwüsten‹; ›(einen schadhaften Ofen, ein Fanggestell für Vögel) abreißen, zerstören‹; ›(die Welt) untergehen lassen‹; Bedeutungsverwandte:
vgl. .Belegblock:
di wingarten zu Obernwesele uf dem Rine di worden gar sere nider geslagen
(durch
hagel).
ich sprich aber mit urlaub, daz got die welt möht niderslahen in aim augenblick [...] wenne er wolt.
went er aber das nit, so sol man in den offen niderschahen.
2.
›eine als ‚aufrecht‘, ‚hoch‘, ‚oben‘, ‚mächtig‘ gedachte personale oder sachliche Bezugsgröße mit Macht nieder-, zu Boden schlagen, niederwerfen, zu Fall bringen‹ (allgemein); in verschiedene Richtungen spezialisiert oder ütr. gebraucht, im einzelnen: ›etw. abschaffen, verbieten‹ (z. B. den Gottesdienst); ›etw. niedriger veranschlagen‹; ›(Holz) fällen‹; ›(den Gottesdienst) behindern, verbieten‹; ›(Feinde) abschlachten, niedermetzeln, besiegen‹; ›(Tiere) schlachten‹; ›(eine bekorung
) überwinden, unterdrücken‹; ›(die seele
) auf ihren eigentlichen Zustand zurückwerfen‹; in 1 Beleg intrans., dann: ›e. S. (z. B. dem laster
) verfallen‹; als part. Adj. niedergeschlagen
auch: ›demütig‹.Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
e. S
. (z. B. der klugheit
) die flügel niederschlagen
›[...] die Flügel stutzen‹.Syntagmen:
den teufel / gottesdienst, die bekorung n., eine sache
›einen Redegegenstand‹ tiefer n
. ›tiefer hängen‹; ein kalb n
. ›schlachten‹, jn. n
. (mit den Angaben: als ein vieh, in die helle, in seiner bosheit, mit sünden / plagen
) n., jn. des ewigen todes n., der kleine haufe den grossen n., got die Juden n., die rache jn. n., die sele auf ire krankheit n
.; intrans.: von einem laster in das andere n
. ›fallen‹; der niedergeschlagene geist, die niedergeschlagene demut
.Belegblock:
da du alles thun must das du kanst, auff das du den teuffel nydder schlagist mit dem wortt Gottis.
auff das, [...], man die meisterschafft ligen lassen, und schlage der menschlichen klugheit die fluͤgel nider.
Zwene bruder er [tuvel] virtruc, | Die er mit sunden nider sluc, | Daz sie zur werlde liefen hin.
dat holtz dat neder geschlagen wyrt in den lesten tzweyen fry dagen.
Drum hat er [Got] sie mit schweren plagen, | Jn ihrer bosheit nidergschlagen.
Wand er sich homutic truc | E en Got also gesluc | Nider, als er im enthiez.
so wirt si
[
sele, die
uber sich selbir stigit]
widir nider geslan in sich selbir uf ir naturliche krancheit. Herman Rudiger [...] hadt im dorff zcu Ettenhusen uber eynen mynen knecht gerantt, den wultt er nidderschlaen.
daß der Redener mit dieser Figur die Sach bißweiln hoͤher auffziehe / bißweiln tieffer nieder schlage.
Dem weltlichen menschen dem get dise bekorunge us [...] naturen fleisches und bluͦtz, und dar umbe slecht er die bekorunge do nider und volbringet das werk.
In dem kore súllent ir mit also grosser erwirdikeit ston, [...], und mit nider geslagenen oͮgen und mit zuͦ gekertem gemuͤte [...] vor des ewigen kúniges gegenwúrtikeit.
Ein sun dez túfels ist nider geschlagen vnd ist worden ein vserweltes fesselin.
Dein bruͦder der ist kumen: vnd dein vatter hat nidergeschlagen
[nd. Bibel 1478:
gedodet;
geschlagenFroschauer
1530: ;
geschlachtLuther
1545, Lk. 15, 27: ]
ein faistes kalb. Warumb solt man gots dinst nider slagen von zweyer oder von dreyer person wegen?
das du gewinnest ainen armen und nidergeschlagnen gaist | der sich demuͤtigt under got.
Ebd.
91, 10
: wenn ain mensch sein arbaitsaͤligkaitt [...] betrachtet [...] denn falt er in ain nidergeschlagne demuͦt.
Ebd.
92, 8
: wie bistu aber ain so recht unglückhafftig mensch / das du also von ainem laster in das ander niderschlahest.
Ir wändt hie preis z’ erwerben [...] | wart, das eüch nicht dy rach schlach’ selber nider!
sy riten ir schar durch, als ob die Hewnen all sliefen; sy sluegen sy nider als das vich.
3.
›(das Haupt) senken, den Blick nach unten richten, die Augen niederschlagen‹; refl.: ›sich senken‹ (von der Stimmung gesagt); jeweils als zeichenwertige Geste oder Reaktion zu verstehen, z. B. als Ausdruck von Scham, Trauer, Demut, Bescheidenheit, Bewunderung, zum Zwecke der Tarnung, zur Täuschung.Syntagmen
den kopf, das gesicht / haupt, das sehen, die augen n.
, ütr.: den mut n
.; refl.: das gemüt sich n
.Belegblock:
Sie schlagen nider ihr gesicht | Die boͤsewicht, | Jhr augen sie betruͤglich stellen.
Als der getwerg dar jnn qwam / da slüg er sin heubt nieder / vnd hilde sin hant vor synen mont.
also slet sich din gemute nider | unnd komest danne in ein demud.
der herre [...] wuste nicht vor schemden was her hir zu antworten sulde, sundern slugk das houpt nedir.
Von ir oͮgen gieng ain schin | So clar, so schoͤn und also fin | Der alles sechen nider schluͦg, | Ob iement zesechende si gewuͦg.
4.
›sich häuslich oder gewerblich wo niederlassen, sich wo ansiedeln, seßhaft werden‹.Überwiegend wmd.
Belegblock:
Zudem mogten sich der stat Coln ungehorsamen und moitwilligen dahin begeben, niddersclain, hilf bekomen trotzen in disser irtumbs-zit in der religion.
Do er aber veirtzich jar alt [...] was, gedacht er sich zu bestaden und nederzusclain und freide ein widwe.
Bi disser zit quam ein voulk uis Sicilien
[Vorlage:
Ccicia]
und sloich neder in Pannonien und verdreif die Hunnen. welch fraw oder man sich binwendig den zinkel
[eines Gerichtsbezirkes]
niederschlegt und hat jar und tag darin gewohnet, den sollen die fätherrn annehmen fur ein fatman. wollen E. F. G. mich armen sonder als fur iren undersassen genediglich annemen und gonnen in derselben furstentumb etwo niderzuschlahen und zu erneren.
5.
›wo lagern, das Lager aufschlagen‹.Obd.; gehäuft narrative Texte.
Belegblock:
da slug er sich nider | Und wartet streites an der stat.
Nun haben wir uns dieselben nacht uff allernechst bey inen nidergeschlagen und haben etlich knecht bey der nacht verordnet, die [...].
Und schluͦg man sich nider in des Burgunners leger; dä lagent sy ouch dry tag.
daß er sich nidergeschlagen hat mit den 600 auf Allerheiligenberg.