niederschlagen,
auch
niederschlahen,
niederschlan
,
V., unr. abl.
1.
›etw. (Gebäude, Einrichtungen, Fluren o.ä.) abbrechen, niederhauen, zerstören, vernichten‹; im einzelnen: ›(eine Flur) verwüsten‹; ›(einen schadhaften Ofen, ein Fanggestell für Vögel) abreißen, zerstören‹; ›(die Welt) untergehen lassen‹;
zu  1.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
di wingarten zu Obernwesele uf dem Rine di worden gar sere nider geslagen
(durch
hagel
).
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ich sprich aber mit urlaub, daz got die welt möht niderslahen in aim augenblick [...] wenne er wolt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1480
):
went er aber das nit, so sol man in den offen niderschahen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
der da sparber haimblich abtrueg oder fieng oder ain gestell mit gnüst wißentlich niderschlueg, so [...].
2.
›eine als ‚aufrecht‘, ‚hoch‘, ‚oben‘, ‚mächtig‘ gedachte personale oder sachliche Bezugsgröße mit Macht nieder-, zu Boden schlagen, niederwerfen, zu Fall bringen‹ (allgemein); in verschiedene Richtungen spezialisiert oder ütr. gebraucht, im einzelnen: ›etw. abschaffen, verbieten‹ (z. B. den Gottesdienst); ›etw. niedriger veranschlagen‹; ›(Holz) fällen‹; ›(den Gottesdienst) behindern, verbieten‹; ›(Feinde) abschlachten, niedermetzeln, besiegen‹; ›(Tiere) schlachten‹; ›(eine
bekorung
) überwinden, unterdrücken‹; ›(die
seele
) auf ihren eigentlichen Zustand zurückwerfen‹; in 1 Beleg intrans., dann: ›e. S. (z. B. dem
laster
) verfallen‹; als part. Adj.
niedergeschlagen
auch: ›demütig‹.
Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
e. S
. (z. B. der
klugheit
)
die flügel niederschlagen
›[...] die Flügel stutzen‹.
Bedeutungsverwandte:
 3,  4,  1.
Gegensätze:
 710, .
Syntagmen:
den teufel / gottesdienst, die bekorung n., eine sache
›einen Redegegenstand‹
tiefer n
. ›tiefer hängen‹;
ein kalb n
. ›schlachten‹,
jn. n
. (mit den Angaben:
als ein vieh, in die helle, in seiner bosheit, mit sünden / plagen
)
n., jn. des ewigen todes n., der kleine haufe den grossen n., got die Juden n., die rache jn. n., die sele auf ire krankheit n
.; intrans.:
von einem laster in das andere n
. ›fallen‹;
der niedergeschlagene geist, die niedergeschlagene demut
.

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
da du alles thun must das du kanst, auff das du den teuffel nydder schlagist mit dem wortt Gottis.
Ebd. (
1531
):
auff das, [...], man die meisterschafft ligen lassen, und schlage der menschlichen klugheit die fluͤgel nider.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Zwene bruder er [tuvel] virtruc, | Die er mit sunden nider sluc, | Daz sie zur werlde liefen hin.
Beckers, Bauernpr.
55, 14
(
Köln
1515
/
8
):
dat holtz dat neder geschlagen wyrt in den lesten tzweyen fry dagen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Drum hat er [Got] sie mit schweren plagen, | Jn ihrer bosheit nidergschlagen.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Wand er sich homutic truc | E en Got also gesluc | Nider, als er im enthiez.
Strauch, Par. anime int.
13, 8
(
thür.
,
14. Jh.
):
so wirt si
[
sele
, die
uber sich selbir stigit
]
widir nider geslan in sich selbir uf ir naturliche krancheit.
Küther, UB Frauensee
282, 8
(
thür.
,
1496
):
Herman Rudiger [...] hadt im dorff zcu Ettenhusen uber eynen mynen knecht gerantt, den wultt er nidderschlaen.
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 366, 20
(
Coburg
1634
):
daß der Redener mit dieser Figur die Sach bißweiln hoͤher auffziehe / bißweiln tieffer nieder schlage.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Dem weltlichen menschen dem get dise bekorunge us [...] naturen fleisches und bluͦtz, und dar umbe slecht er die bekorunge do nider und volbringet das werk.
In dem kore súllent ir mit also grosser erwirdikeit ston, [...], und mit nider geslagenen oͮgen und mit zuͦ gekertem gemuͤte [...] vor des ewigen kúniges gegenwúrtikeit.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
158, 26
(
els.
,
1362
):
Ein sun dez túfels ist nider geschlagen vnd ist worden ein vserweltes fesselin.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Dein bruͦder der ist kumen: vnd dein vatter hat nidergeschlagen
[nd. Bibel 1478:
gedodet
;
Froschauer
1530:
geschlagen
;
Luther
1545, Lk. 15, 27:
geschlacht
]
ein faistes kalb.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
Warumb solt man gots dinst nider slagen von zweyer oder von dreyer person wegen?
Bauer, Geiler. Pred.
76, 29
(
Augsb.
1508
):
das du gewinnest ainen armen und nidergeschlagnen gaist | der sich demuͤtigt under got.
Ebd.
91, 10
:
wenn ain mensch sein arbaitsaͤligkaitt [...] betrachtet [...] denn falt er in ain nidergeschlagne demuͦt.
Ebd.
92, 8
:
wie bistu aber ain so recht unglückhafftig mensch / das du also von ainem laster in das ander niderschlahest.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
449, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Ir wändt hie preis z’ erwerben [...] | wart, das eüch nicht dy rach schlach’ selber nider!
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
sy riten ir schar durch, als ob die Hewnen all sliefen; sy sluegen sy nider als das vich.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
so ainer holz maisst, so vil er vor mittag niederschlecht, soll er nach mittag aufschnaiten.
Kehrein, a. a. O. ;
Wyss, Limb. Chron. ;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Strauch, a. a. O.
11, 20
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1201
;
Sappler, H. Kaufringer
16, 132
;
Schmitt, Ordo rerum
684, 16
.
Vgl. ferner s. v.  6.
3.
›(das Haupt) senken, den Blick nach unten richten, die Augen niederschlagen‹; refl.: ›sich senken‹ (von der Stimmung gesagt); jeweils als zeichenwertige Geste oder Reaktion zu verstehen, z. B. als Ausdruck von Scham, Trauer, Demut, Bescheidenheit, Bewunderung, zum Zwecke der Tarnung, zur Täuschung.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5.
Syntagmen
den kopf, das gesicht / haupt, das sehen, die augen n.
, ütr.:
den mut n
.; refl.:
das gemüt sich n
.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Sie schlagen nider ihr gesicht | Die boͤsewicht, | Jhr augen sie betruͤglich stellen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
21, 27
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Als der getwerg dar jnn qwam / da slüg er sin heubt nieder / vnd hilde sin hant vor synen mont.
Neumann, Rothe. Keuschh.
4493
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
also slet sich din gemute nider | unnd komest danne in ein demud.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
der herre [...] wuste nicht vor schemden was her hir zu antworten sulde, sundern slugk das houpt nedir.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Von ir oͮgen gieng ain schin | So clar, so schoͤn und also fin | Der alles sechen nider schluͦg, | Ob iement zesechende si gewuͦg.
Henisch (
Augsb.
1616
):
der seine augen niderschlegt / der geneset.
Neumann, a. a. O.
1639
;
3724
.
4.
›sich häuslich oder gewerblich wo niederlassen, sich wo ansiedeln, seßhaft werden‹.
Überwiegend wmd.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  4, (V.) 1,  32,  3,  2,  4.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1588
):
Zudem mogten sich der stat Coln ungehorsamen und moitwilligen dahin begeben, niddersclain, hilf bekomen trotzen in disser irtumbs-zit in der religion.
Ebd. (
2. H. 16. Jh.
):
Do er aber veirtzich jar alt [...] was, gedacht er sich zu bestaden und nederzusclain und freide ein widwe.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
Bi disser zit quam ein voulk uis Sicilien
[Vorlage:
Ccicia
]
und sloich neder in Pannonien und verdreif die Hunnen.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1537
):
welch fraw oder man sich binwendig den zinkel
[eines Gerichtsbezirkes]
niederschlegt und hat jar und tag darin gewohnet, den sollen die fätherrn annehmen fur ein fatman.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 28, 6
(
hess.
,
1530
):
wollen E. F. G. mich armen sonder als fur iren undersassen genediglich annemen und gonnen in derselben furstentumb etwo niderzuschlahen und zu erneren.
Lamprecht, a. a. O. ;
Vorarlb. Wb.
2, 545
;
5.
›wo lagern, das Lager aufschlagen‹.
Obd.; gehäuft narrative Texte.
Bedeutungsverwandte:
 18,  2,  2.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
104, 53
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
da slug er sich nider | Und wartet streites an der stat.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Nun haben wir uns dieselben nacht uff allernechst bey inen nidergeschlagen und haben etlich knecht bey der nacht verordnet, die [...].
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1476
):
Und schluͦg man sich nider in des Burgunners leger; dä lagent sy ouch dry tag.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
daß er sich nidergeschlagen hat mit den 600 auf Allerheiligenberg.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Allexander sich da slüg | Nider mit den seinen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
als man sich nun nidergeschlagen hett und die wagenpurg beschlossen, da zoch sich yederman aus.
Bernoulli, a. a. O. ;
Primisser, Suchenwirt ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. .
Vgl. ferner s. v.  13.