mindern,
minnern,
V.
1.
›abnehmen, zurückgehen (von natürlichen Gegebenheiten); nachlassen, sich mindern, reduzieren (von menschlichen Haltungen)‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  3,  17, ,  9,
1
 1.
Gegensätze:
1
 3.
Wortbildungen:
mindernis
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz diu êrbære vorhte dâ von sich niht minre von dem dicken zuogânne.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
1, 45
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
so beginnet im dann pey sein die kraft gotes, so sich die menschlich uͤpikeit beginnet zu mynnern.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Ir eynigkeit sich mindren ward, | Ir gunst und freundschafft ende namb.
Matthaei, Minner. I, (Hs. ˹
nalem.
,
1459
˺):
sie [lieb] mag nit stet in weßen sten, | sie muͦß uff und nyder gen, | sich meren, sich minern näch ir art.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
alle die wile daz die geischeler weretent, die wile starb man ouch, und do die abegingent, do minret sich daz sterben ouch.
UB Zug
179, 52
(
halem.
,
1379
):
der und die sullen [...] rechten pene funfftzig mark lotiges gol(d)s, [...], verfallen sein, die [...] also uberfaren werden, genczlich und on alles mynnernuͤzz sullen gevallen.
Adrian, Saelden Hort
9858
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
nu soltu mir, lieb herre, sagen | [...] | wa du in [Jesus] habist denn gelait: | so minret sich min hertzenlait.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1598
):
sonder der frowen guͦt soll sich in dem fall nit mindren oder schwynen, und soll gwin oder verlurst des mans sin.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
58, 21
(
noobd.
,
1347
/
50
):
daz der schat von dem ertreich gestrekt in den luft, der in aines horns gestalt ist, sich minner in seiner sinbeln als lang, piz daz er ain end habe.
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›etw. verkleinern, mindern, einschränken, herabsetzen, verringern, negativ beeinträchtigen‹, von Bezugsgrößen unterschiedlichster Art gesagt, sofern sie im konkreten oder irgendeinem ütr. Sinne als quantitativ reduzierbar gedacht werden;
vgl.  1.
Gegensätze:
1
 1.
Syntagmen
(überwiegend mit Subj. d. S., sofern aus den oft passivischen Konstruktionen erschließbar):
etw
. (Akk.obj., z. B.
den glauben / manen, markt / nuz / trost, die arbeit / irsalung / rente / sucht / süssigkeit / warheit / wirdigkeit / wonne, die kraft e. S., das aufgehen / leiden / mas / sacrament / ungeld, js. ernst / herschaft
)
m., j. die münze, die schäden m., jm. das gut m., leiden das fegfeuer, wasser das feuer, geduld den schmerz m
.;
gold nicht gemindert werden mögen
;
der herren mit gottesdienst nicht m
. (ohne Subj.).
Wortbildungen:
minderer
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Imminuere. Ringern mindern schmälern leichtern erleichtern wenigern.
Rueff, Rhein. Ostersp.
1639
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
Wirt, wir mogen nit lenger bliben. | uns ist gemynnert grosses lyden | und darzu groß bitter smertze.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
und sullen die selben vieer macht und gewalt han, die selben ungelt und nutze und renten zu mener und meren.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
88, 11
(
Frankf.
1535
):
gold mag nit verzert werdenn noch gemindert weder mit erdtrich / mit wasser / mit lufft / oder mit fewr.
Ebd.
104, 3
:
Diser tranck nimpt on zweifel die seucht der pestilentz / vnd mindert die vonn tag zu tag.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Her [Gott] satzte die zwelff zeichen mit dem gestirne yn den hymmel, die denselben sobene genanten planeten ere kraft mynren unde meren mit hitze kelde fuchte unde truckende.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
255, 19
(
thür.
,
1474
):
waz abir ander scheden weren, dy mochte her mynnern met synem eyde.
Langen, Myst. Leben
162, 17
(
nobd.
,
1463
):
dy gedult mindert den smerczen vnd mert / daz verdinen zw got.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Seczt mir [Got] auff die buß, wan ich hab gemynnert den mon!
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1513
):
will jch antzeigen wÿ man dis for beschriben mas endern vnd ferkern mag, nach eins jtlichen willen dise ding mern oder mÿndern.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Liden daz leit súnd ab, es minret daz vegfúr.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
er was ein minrer und ein versumer und unnütze man des heilgen riches.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
116, 17
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
von welher darbung mer geminret were die wirdikeit Christi denne si gemeret hette die verdiente.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
sollt der glaub an ainem bapst sten, so wer lang christenglaub gemindert.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1315
):
[daz] furbas darauf nieman niht pauwen sol, [...], davon der margt geengert werde oder geminnaert.
Hör, Urk. St. Veit
104, 5
(
moobd.
,
1372
):
also das der herren des conuents des vorgenannten klosters mit gotzdinst nit gemindert werd durch der vorgenanten mess willen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
diu sibend [aigenchait] ist, daz ez [feur] von ain klain wazzers geminnert wirt.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Nach dem ward die herschaft der Römer vast geminnert und sluegen sich gar vil landt von in.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
darnach bei dem grossen Carolo ist die bairisch provintz vast gemindert worden und mer furstenthumb daraus gestift [...] worden.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Da si
[Römer]
so hart drungen warn vom Hannibal und kain gelt hetten, mindreten si die münz zwier.
Eggers, Psalter
21, 4
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
Gille u. a., M. Beheim
118, 472
;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Morgan u. a., a. a. O.
421, 16
;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Vgl. ferner s. v.  5, .
3.
›einen (meist: rechtsrelevanten) Text oder eine sachzugehörige Größe, z. B. eine Zahl, je nach Fall, nach Rechtsüblichkeit, nach juristischen Zuständigkeiten u. ä. inhaltlich einschränken, kürzen, zu js. Ungunsten verändern‹; oft in formelhafter (teils polarer) Verbindung mit  1,  2,  412,  1,  1, ,  3,
1
 5, , , , , , ; als Spezialisierung zu 2 auffaßbar.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den brief, die klage / ordnung / rügung / satzung / strafe, das begeren / testament, die dilationes / legata / worte, die zal der doctores / fürsprecher, die zeit der volstreckung
)
m
.

Belegblock:

Köbler, Ref. Franckenfort
21, 10
(
Mainz
1509
):
vnnd solche dilationes nach gelegenheit der sachen nach jrer wilkore setzen / meren vnd mindern moͤgen wie sie beduncket gemessiget vnd billich syn.
Ders., Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
die zal der fürspreche͂ moͤgen wir meren vnd mindern wie die notturfft erheischt.
Legata die mit restitucion beladen sind / moͤgen nit gemindert werden.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. (
osächs.
,
1343
):
und corrigîren di dinc di entweder von lastirbêren tolmetschêren sint ubele uͦz gigebin odir von unvolkuͦmenen vrevelêren sint vorkêrtlîchen gebezzirt odir von slâfinden wegêrin sint entwedir zuͦ gelegit odir gewandelt odir geminret?
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
[Daß der Poet] het daß an gar vil orten | Gebessert, gmindert vnd gemehrt.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1466
):
so mag man ouch die zale der doctoren und meister mynnern noch gelegenheit der gúlten und des soldes.
Edlib. Chron. (
ohalem.
,
um 1500
):
der selbe gewaltz brieffe von wort ze wort nüt gemindret noch gemert hie nach in dissem brieff geschriben stat.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1508
):
auch die gegenburtig ruegung zu meren, zu minnern, hin zue zu setzen und davon zu nemen.
Köbler, Ref. Wormbs
78, 17
;
ders., Ref. Franckenfort
80, 10
;
Kollnig, Weist. Schriesh.
108, 26
;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Vgl. ferner s. v.  5,  412.
4.
›jn. erniedrigen, demütigen, jn. (die Personen der Dreifaltigkeit) herabwürdigen; sich selbst herablassen‹ (durch die Annahme der
menschheit
Christi von Gott gesagt); ›in den Hintergrund treten‹ (von Johannes mit dem Blick auf Christus gesagt); ›jn. kleiner machen‹ (bis hin zu:) ›jn. vernichten‹; ›jn. von jm. absetzen, leicht abgrenzen‹; ›jn. von etw. entfernen, fernhalten‹; die einzelnen Nuancen sind jeweils schwach belegt und inhaltlich nur vorsichtig aufeinander beziehbar;
vgl.  4.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Gegensätze:
vgl. (V.) 2, (ütr.) 1, ,
1
 1.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz wir der namen [der drier personen] nicheinen | Weder grozeren noch cleynen, | Noch minneren noch meren.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Joh. (
osächs.
,
1343
):
Wan her [brûtegum] muͦz wachsin und ich geminret werden
[
Luther
1545:
abnehmen
].
Eggers, Psalter
12, 22
(
thür.
,
1378
):
Dv hast in [mensch] geminneret ein luczel von den engelin; met gute hastu en geeret.
Ebd.
73, 19
:
dy got suchen, dy werdin nummer geminneret von alleme gute.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
der himelische vatter, der het under ime gemaht eine minre sunne, das ist der sun; alleine er ime gelich si noch der gotheit, so het er sich selber geminret noch der menschheit, nút uns zuͦ verbergen, sunder [...] daz wir in gesehen moͤhtent.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
du solt nüt zuͦ hochfertekliche reden, wan es kumet derzuͦ das der grosse geminret wurt und der minre gemert wurt.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
verbrennt die welde mitt feúr vnd mynnert
[Var. W:
zernischt
; 1475
2
ff. /
Eck
1537:
zerbrechent
o.ä.;
Luther
1545, 5. Mose 12, 3:
thut ab
]
die abtgoͤtter.
Niewöhner, Teichner
564, 3838
(Hs. ˹
moobd.
,
n. 1400
˺):
wann der mensch sich moͤcht verchern, | yeczund mynnern, yczund mern, | ainweil hunt, ainweil swein, | und dann wider ein mensche sein, | daz ist nicht.