Adj.;
in attributivem Gebrauch häufig unflektiert (siehe dazu auch
f.). – Eng vernetztes Bedeutungsfeld mit fließenden Übergängen: 1 Grundbedeutung; 2-5 tropisch; 6-8 mit Tendenz zur Mengenbezeichnung und zum Gradadverb.
1.
›leer, bar, ledig‹ (räumlich, häufig von Gefäßen, Hohlkörpern u. Ä., auch bildlich); speziell von Lebewesen auch: ›unfruchtbar‹; in der Mystik von Personen: ›frei, losgelöst (von aller Weltverhaftung)‹; damit: ›empfänglich (für Gott)‹.
Phraseme:
jn. e. sein lassen
›jn. leer ausgehen lassen‹.
Bedeutungsverwandte:
6;
7,
,
12;
13,
1;
5,
(Adj.)
1,
,
,
; vgl.
(Adj.)
3.
Syntagmen:
j. / etw
. (Subj., z. B.
der mage, die erde
)
e. sein / werden
;
etw. e. finden / machen
;
ein eiteles fas, eitele küe
.
Wortbildungen:
(
das
),
(dazu bdv.:
).
Belegblock:
Der an tugenden bin ein wiht | Und vil gar ein itel vaz.
Quint, Eckharts Pred.
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wære ich îtel und hæte ein inviuric minne und glîcheit, ich züge got alzemâle in mich.
Quint, Eckharts Trakt.
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Blôz, arm, nicht-hân, îtel-sîn wandelt die natûre; îtel machet wazzer ze berge ûfklimmen.
In dem anbegynne schuf got hymmel unde erden. Die erde war eitel unde nicht wan wasser dor uffe.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
Anm. 3 (
mosfrk.
,
1532
):
[unser gn.] mag holen idel
[›unfruchtbare‹]
kuhe und hornlos ochsen [...], daß [...] den armen kindern die milch nicht genommen werde.
Eytelmachen außleren aufborē swachmachē zerstorn̄.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
welich ding enpfohen sol, das muͦs itel, lidig und wan sin.
Die hungerigen die erfúllt er mit guͦten dingen: vnd die reichen ließ er eitel
[Var. 1476:
vnnitz
;
Luther
1545, Lk. 1, 53:
leer
].
Plant u. a., Main. Naturl.
297rb, 5
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
danach en sol man nit zestunt essen biz d‘ mage itel werde.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
Concha [...] haizt ain snek und ist ze däutsch [...] ain flächlink oder ain eitlink, wan sô der môn abnimt, sô werdent ir schaln flach oder hol und eitel.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
455, 6
;
‒
Vgl. ferner s. v.
(
das
)
1.
2.
›nichtig, nutzlos; wertlos, sinnlos; überflüssig‹ (häufig von abstrakten Bezugsgrößen); auch speziell: ›müßig, untätig‹; ›vergeblich, unbrauchbar‹; ›unsinnig‹; vom christlichen Standpunkt aus: ›vergänglich, oberflächlich, unbeständig‹; als Ütr. anschließbar an
1; offen zu
3;
4.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
2,
6,
,
3;
4,
4;
5,
1,
,
,
,
,
; vgl.
12,
2.
Syntagmen:
etw
. (Subj., z. B.
die art / kunst / philosophie, die anschläge / gedanken
)
e. sein, e. in jm. sein
;
j. e. stehen
;
der eitele mensch / rauch / wandel, das eitele leben / geschwäz / glük, eitele affenheiten / dinge / gedanken
.
Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
Pred. 1, 2
(
Wittenb.
1545
):
ES ist alles gantz Eitel
vppig
; nd. Bibel 1478:
ydelheit
;
Froschauer
1530 /
Eck
1537:
ytelkeit
]
/ sprach der Prediger.
[Ein guter vater] hete sich genumen an | [...] daz er nie | Itele gedanken lie | [...] bi im sin.
Steer, Schol. Gnadenl. 3, O
1
,
228
(
rhfrk.
,
1375
):
die gnade gotis waz nit itel in mir.
Schönbach, Adt. Pred.
(
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
du ensolt uͦch nicht itelichen lachen.
Eyteler hirnloser. vnnutzer.
Franck, Klagbr.
232, 30
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
diser reich [...] wirt bald [...] wie ein eitler rauch verschwindend.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
tete der mensche [...] alle die guͦten werg die alle die welt ie getet, er stet noch dan alzuͦmole muͤssig und itel.
das sú [lúte] weinent umb ire itele ungeordent leben.
So gar itel sind in der hand Gots des itelen menschens gedanken und anschlaͤg.
das sein philosopheÿ vnd kunst eÿtel vnd vnfruchtbar waͤre.
Luther. a. a. O. Jes.
41, 29
;
1. Kor. 15, 17
;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
7, 18
;
8, 33
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 411, 28
;
Bauer, Imitatio Haller
69, 22
;
‒
Vgl. ferner s. v.
2,
1,
12,
(V.)
13,
.
5.
›rein, (in sich) unvermischt; unverfälscht‹; speziell von Geldstücken auch: ›gültig, echt, das volle Gewicht, den vollen Wert habend‹; offen zu
6;
7;
8.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.)
1;
4;
12;
13,
; vgl.
(Adj.)
5.
Syntagmen:
der eitele friede / wein, die eitele güte / latwerge / münze / warheit, das eitele eierklar / silber, eitele haller
.
Belegblock:
Sein Gebeinlein soll hienieden | um sich haben eitel Frieden.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
190, 2
(
Nürnb.
1548
):
Die wege des Herren / sind eytel guͦte vnd warheyt.
Eitel / lauter unvermischt.
Roder, Hugs Vill. Chron.
(
önalem.
,
1529
):
in der gantzen statt warf man gelt uß, itel muntz, och etlich kronen in golde
(anlässlich des Besuchs von
kay. may
.).
800 ℔ haller eyteller haller haben wir geben den juden von dem hertzogen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
ez sprechent auch etleich, daz gemischter wein mêr trunken mach wan ungemischter, [...], aber diu trunkenhait wert niht sô lang sam von eitelm wein.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
99, 3
;
7.
›ausschließlich, allein, bloß, nur; nichts als‹; Ausschließlichkeit kennzeichnend.
Bedeutungsverwandte:
5,
1; vgl.
(Adj.)
14.
Syntagmen:
der eitele käse / narrentand / zorn, die eitele büberei / freude, das eitele ˹begeren / erfüllen / lachen / liebhaben / senen
˺ (jeweils subst.),
brot / eisen / fusvolk / sand, eitele christen / heiden / liebschläge / männer / schiffe, e. berg und tal
.
Belegblock:
Wyr sehen yhe fur augen, das Gott teglich, nicht eyttel menner, sondern auch weyber schaffet.
die Ebreische sprache hat keyn Das sondern eytel Der und Die.
welcher uber sechs mal hundert tausent gezalt wurden an eitel erwachsenen Manspersonen, on jre Weibern.
Ders. Hl. Schrifft.
Spr. 15, 2
(
Wittenb.
1545
):
Der Narren mund speiet eitel
nichts dann
]
narrheit.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
181, 4198
(
Magdeb.
1608
):
Darumb der Alchymisten rott / | Offtmals nicht hett das eytel broth.
Welti, Pilgerf. v. Walth.
85, 12
(
omd.
,
n. 1474
):
die stad [Basel] ist ittel berg vnd tal.
Böhme, Morg.R.
148, 7
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
ist nichts dan eitel lachen und freude / eitel lieb-haben.
Darein gehoͤren zweinzig morgen veldes, der sind syben morgen eytel sant.
Anderson u. a., Flugschrr.
14, 13, 23
(
Straßb.
1524
):
Deñ in jnen ist nichts / dann eytel buͤberey / vnd eygennütziger genoß.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 104, 27
(
Hagenau
1534
):
so yemandt sihet zwey mit eynander schertzen / die sich liebhaben / so sagt man / es sind eyttel liebschlege.
Bächtold, N. Manuel. Bic.
25, 15
(
Bern
um 1590
):
mit iteligen huͦren | wölt ich üch allsampt bestan.
eitel Kaͤß essen ist nicht gut.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
;
Müller, Welthandelsbr.
259, 32
;
8.
›alles‹; häufig als Gradadv. vor Adj.: ›gänzlich, vollständig; vollkommen, ganz und gar‹; Vollständigkeit und Intensität kennzeichnend.
Phraseme
bei eiteler
(auch:
eiteliger / eitellicher
)
nacht
›in stockfinsterer Nacht‹.
Bedeutungsverwandte:
3; vgl.
(Adj.)
15;
16.
Syntagmen:
j. e. neu / weltlich sein / werden, etw
. (Subj.)
e. aussaz / blut, e. fein / gulden / lieblich / rein / rot / weis sein
;
e. gut auserwälte männer
.
Wortbildungen:
wohl ›Gesamtheit, Gänze‹,
3 (dazu bdv.:
, Adj.,
5,
5; a. 1519),
(dazu bdv.:
, Adj.,
6).
Belegblock:
da der geitz so durch und durch regiret, das es eitel aussatz ist von geitz unter Adel, Baur, Buͤrger.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
130, 17
(
rhfrk.
,
um 1435
):
der [man] hat ein ouge das was ytel wyß.
Bey eytler nacht man lerman schlug.
Da wurd das wasser eytel blut, | Und starben alle fische gut.
Koller, Ref. Siegmunds
(Hs.
um 1474
):
der mensch solt sich reinigen von allen sunden, das er eytel new werde.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
(
whalem.
,
1484
):
ein casten was itel gúlden.
Satt / Eyteluoͤllig. Solidus.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
(
schwäb.
,
1471
):
Ain plömlin zart und eytel vein.
Barack, Zim. Chron.
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Wie man dann bei eiteliger nacht one liechter für die statt hinauss ritt.
Eitel ist bißweilen ein fuͤllend wort / so die red vollkommen macht / bedeut so vil / als durch auß.
Klein, Oswald
61, 24
(
oobd.
,
1417
):
Ir zarter leib nie mailes pein | verschart; zucht, tugent eitel rain.
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 90
.