allein,
1.
Adj. bzw. Adv.: ›allein, für sich, ohne die Gegenwart anderer; einsam‹.
Bedeutungsverwandte:
(s. v.
1);
1,
; vgl.
,
1.
Belegblock:
Froning, Alsf. Passionssp.
137
(
ohess.
,
1501 ff.
):
losßet mich nit alleyn stan.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt.
(
osächs.
,
1343
):
her steic ûf einen berc alleine zuͤ betene.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 2, 18
(
Wittenb.
1545
):
Es ist nicht gut das der Mensch allein sey.
Henisch 42 bis
;
(dort Sprichwörter);
2.
Adj.: ›versunken, vertieft, gedankenverloren‹.
Belegblock:
Allein bedeut bißweilen ohne gedancken vnnd geschefften des gemuͤts als. P. Scipio hat pfleget zusagen / er sey niemals weniger allein / als wenn er allein sey.
3.
Adj. bzw. Adv.: ›einerlei, ganz eins, einmütig‹.
Belegblock:
ire alre hertze dachte al ein, | dat sy lieuer alda sturuen.
Palm, Veter Buoch
(
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Ich [...] sprach zv minen gedanken also: Dv vnd dirre esel sint alein
(lat.
par
).
4.
Adj.: ›alleinig, einzig, kein weiterer‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
.
Wortbildungen:
›der, der allein weise ist‹ (Kennzeichnung Gottes).
Belegblock:
Bist du godes sůn alleine, | so hilf dir selbe.
das ich solchen einigen vnd allein erloser von sunden, Jhesum anders denn mit dem glauben fassen vnd erlangen muge.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 24
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
allein vater aller schepfung.
Göz. Leichabd.
(
Jena
1664
):
der Alleinweise Gott.
5.
Adv.: ›ausschließlich, nur, bloß, lediglich, einzig‹.
Bedeutungsverwandte:
1; vgl.
,
2.
Syntagmen:
meist auf ein Satzglied bezogen und dann in rund der Hälfte aller Fälle nachgestellt; seltener satzbezogen.
Belegblock:
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt.
(
osächs.
,
1343
):
wer eime von disen minsten gibet trinken einen kelch alleine kaldes wazzeres.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
47, 10
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
in der stat Quinsay hot der groze chaam czu rente alle jar alleyne von salcze lxxx tusint comanos von purem golde.
Gille u. a., M. Beheim
71, 52
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
got das gab durch gute sein | der creatur czu nucz allein | und durch sein selbes nichte.
Kummer, Erlauer Sp.
(
m/soobd.
,
1400
/
40
):
Genad, vater Jhesu Crist, | wann du allain gewaltig pist | des himels und der erden.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
sy wolten ainen pundt machen allaynn uber die Turcken.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 137, 4
;
Kurz, Murner. Luth. Narr
;
Wrede, Aköln. Sprachsch.
96
.
6.
als Glied der mehrteiligen Konj.
nicht allein, sondern auch
: ›nicht nur, bloß, (sondern auch)‹.
Belegblock:
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt.
(
osächs.
,
1343
):
nicht alleine sult ir iz in disem fîgboume tůn, sunder ouch ob ir zů disem berge sprechit.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
(
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
dise waren lantfarer nicht allain durch willen der rechten warhait, sunder auch durch des rumes der welde.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
39, 16
(
mslow. inseldt.
,
1567
):
dieweil śie nicht Allein betracht Haben, das die menśchen śchwach [...] śein, śondern Auch befunden.
7.
Präp. (seltener) und Konj.: ›außer, abgesehen davon, ausgenommen; es sei denn, daß [...], wenn nicht, nur daß‹.
Häufig im Obd. belegt.
Belegblock:
die haben an im kain ander anzaigen funden, allain daß er villeicht wol bezecht [...] gewesen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
(
moobd.
,
1478
/
81
):
das ir kunft nyemant befand, noch nye innen ward, an allain der junckfrawen mueter.
Rintelen, B. Walther
56, 23
(
moobd.
,
1552
/
58
):
so erstreckt sich doch solliche Verpfendtung nicht weiter dan auf die freys aigne Güetter, allein der Lehenherr bewilligt außtrucklich in die Verpfendtung der belehneten Güetter.
Wackernell, Adt. Passionssp. Vorsp.
1544
(
tir.
,
1514
):
Allain das trayd korn in die ert | Vallet unnd gettod wert, | So haltet es allain sich.
Mell u. a., Steir. Taid.
;
Wrede, Aköln. Sprachsch.
96
.
8.
sehr vereinzelt Präp.: ›trotz, ungehindert‹; in der Regel Konj.: ›obgleich, obschon, obzwar, wenn auch‹, oft mit korrespondierendem
doch
im angereihten Satz, der die Gegenbehauptung enthält.
Gewisse Beleghäufung im Nrddt. und Md.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2
(Konj.)
1.
Syntagmen:
als Konj. haupt- und nebensatzeinleitend.
Belegblock:
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
24, 8
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Wan alles, daz in got ist, daz ist ein, niht wan alleine die underscheidung der person
[hier Präp.].
Helm, H. v. Hesler. Nicod.
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Alein wirt iz mir sure, | doch sal din wille geschen.
Leman, Kulm. Recht
(
Thorn
1584
):
dunket her vns nvtze syn allyne her doch in vnsir stat rechte nicht beerbit sy.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
38, 13
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
alleyne die lewin do gar groz sint unde grymmyk, doch sint di luyte [...] also kune.
Merk, Stadtr. Neuenb.
(
nalem.
,
1365
):
Alayn der rate und die burger gemeinlich der stat zu Newemburg ym Bryzzgewe [...] zu pfant versetzt sein.
Adrian, Saelden Hort
1505
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
allaine muͤede merke | Gottes dienst.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
;
;
;
9.
Konj.: ›aber, demgegenüber‹.
Belegblock:
Allein di Gerechtekeit | Stete gancz mit sichirheit | Gar unverwandelt heldet.
Mone, Adt. Schausp.
(Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
ich sehe en dort mit mynen augen, | alleyne daz ist gar tougen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
29, 26
(
Basel
1494
):
Eyn yeden dunckt syn leben gůt | Alleyn das hertz gott kenen důt.