lustig,
Adj.
1.
s.
1
 1.
2.
›erfreulich, behaglich, ergötzlich, vergnüglich, die ideale Eigenschaft eines Gegenstandes / Sachverhaltes aufweisend und damit der Wahrnehmung und dem Urteil angenehm‹; im einzelnen z. B.: ›schön, prächtig (von einer Landschaft, einem Garten)‹; ›sanft (vom Wind)‹; ›weich (vom Bett)‹; ›wohlschmeckend (vom Brot)‹; ›stilvoll, ritterlicher Reitkunst entsprechend‹;
vgl.
1
 2.
Gegensätze:
 1, .
Syntagmen:
der weg, Baiern l. sein, sich lustiglich zu ros halten, der berg l. überschattet sein, der baum l. blühen, etw. l. anzusehen sein, l. schmecken
;
der lustige flek / flus / garten
(mehrfach)
/ hof / markt / ort / wind, die lustige aue / gegend / rose / stat / stube, das lustige bet / blutbad / brot / feld / gemach / haus / land / wasser
.
Wortbildungen:
lüstigkeit
1.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Gratus seu desyderabilis. Belieblich behäglich däncklich wollgefellig angenem minnigklich anmuͤtig lustsam luͤstig dancknemig zu willen.
Luther, WA (
1531
):
auff das der Bapst abermal etwas habe jnn die faust zu lachen, wenn er unter uns ein solch luͤstig
[ironisch; mit verkehrter Perspektive]
blutbad zugericht hat.
Ebd. (
1535
):
et tamen ligt er [taw] zu morgens auff dem gras und ist zur selbigen zeit so lustig als sonst im jar nicht.
Volz, Prophet Daniel W
8, 9
(
Worms
1527
):
das [horn] wuͦchs nun vberauß starck / gegen mittag / gegen morgen / vnnd gegen dem lustigen land
[
Luther
1545:
Werdeland
].
Ebd.
10, 3
(
Zürich
1529
):
daß ich weder geliept vnd lustig
[
Eck
1537:
begierlich
]
brot aß / vnd mir ouch zuͦ minem mund yn nie weder fleysch noch wyn kam.
Wunderlich, Fierrabr.
12, 24
(
Simmern
1533
):
gar lustigklich vnd dapffer kunt sich Oliuier zuͦ Roß halten.
Gille u. a., M. Beheim
284, 18
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz vor stund grün in lüstikeit, | das wart geverwet ander seit, | blaich unde val.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
wann die juden nit innen hetten die allerlustigisten, besten und schönsten heuser und flecken.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
hab ich die gancze statt auff allen orten übersehen, das do fast lustig ist.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 186, 3
(
Hagenau
1534
):
Droben ist gesagt / Es sey nichts nütze noch lustig / es sey denn auch ehrlich.
Maaler (
Zürich
1561
):
Lustig / Lieblich / der gesicht angenaͤm vnnd ergetzlich. [...]. Ein saubere vnnd Lustige oder herrliche herberg haben.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
In dem kamen die marggrafen mit ob sibenhundert pferden eingeritten, [...], das gar lustig was anzusehen.
Turmair (
Nürnb.
1541
):
setzt in [mensch] gott der herr in das paradeis, das ist in den aller lustigsten und fruchtbaristen garten.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
33
):
alda ist obern Baiern gar vast lustig und fruchtper.
Niewöhner, Teichner
710, 16
(Hs. ˹
oschwäb.
,
1472
˺):
so erzaigt er [paum] frücht und guͤtt, | das er lüstikleichen pluͤtt | und pringt wuͦcher maniger slacht.
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. I,
539, 17
, Var B (
tir.
,
1486
):
da geviel mir erst zu muett | Der frucht schaw und lustigkhaytt.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
27, 3
(
tir.
,
1464
):
Er ist gestarben durch v̈nseren willen an dem chreücz, vnd der chnëcht der ist schlaffen an dem linden vnd lustigen pëtt.
Pfefferl, Weigel. Ges.
8, 23
;
Reissenberger, Väterb. ;
Müller, Faustb.
911, 11
;
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
294a, 18
;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
10, 5
;
Opitz. Poeterey
48, 34
;
Schottenloher, Flugschrr.
72, 19
;
Rupprich, a. a. O. ;
Roloff, Brant. Tsp.
59
;
Haszler, Kiechels Reisen ;
Rauwolf. Raiß ;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Schmitt, Ordo rerum
466, 9
.
Vgl. ferner s. v.
1
,  4.
3.
›zu etw. bereit; bereitwillig, eifrig, geneigt, aufgelegt, etw. zu tun‹; vgl. am ehesten
1
 2.
Gegensätze:
 2, , .
Syntagmen:
j. l. sein / bleiben, der hund l. sein, j. l. sein, zu [...]
;
jn. l. machen
(präd. Attr.);
die lustige frute
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Sedulus. Fleissig embsig frutig geflissen luͤstig vnuerdrossen wackerig vnablessig ¶ arbeitig außrichtig arbeitsam vnmuͤssig vnruͤwig geschefftig thätig.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
der [gelouben] dô in lustiger vrûte | mit manchis ediln mannis blûte | gepflanzit wol becliben stûnt.
Luther, WA (
1530
):
Gott wil luͤstige und willige diener haben und mag gezwungen und unwillige dienst nicht haben.
Ebd. (
1547
):
in armut vnd mangel lustig bleiben, zu leren gantz umb sonst, Gott zu lob.
Ebd. (
1544
):
Darumb verdreusset sie es nicht gute werck zuthun, sind lustig und willig dazu.
Ders. Hl. Schrifft. Röm. Vorr.
2258, 43
(
Wittenb.
1545
):
Da her on zwang willig vnd lüstig wird jederman guts zu thun.
Enders, Eberlin (
Erfurt
1523
):
Bist nit lustig, dein sünd zuerzelen vonn stuck zu stuck dem pfaffen, so las es anstehenn.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
er solt inen [Werkluͤten] ytel Weißbrot zuͦ essen geben, damit das sie luͤstig weren zuͦ wercken.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 238, 27
(
Hagenau
1534
):
Wenn der hundt nicht lustig ist zu jagen / so reittet er auff dem ars.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1445
):
wer man so lustig gesin, als das billich were gewesen, so wer das slos wol gewunen worden.
Ukena, Zuger Trag.
738
(
halem.
,
1598
):
Dieweyl Ihr all so lustig sind | Zuo ziechen wider disen find.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wann man trewen arbeiteren nichts abbricht / [...] / das macht sie lustig.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Zeuch nur herüber, pistu lustig, über das wasser, wirst wol innen werden, wie prait es sei.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3235
;
Roloff, Brant. Tsp.
559
;
1727
;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Pfeiffer-Belli, Murner im Glaubensk.
2, 7, 9
.
4.
›gottvergessen selbstbezogen, nach etw. verlangend, das über das Notwendige hinausgeht, wollüstig, lustbezogen‹;
vgl.
1
 3.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Wortbildungen:
lüstigkeit
2.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Ges.
16, 29
(
Hamburg
1646
):
[die falsche Creatur] erhebet sich selbst. diese Naturliche lustige widerbigung auf sich selbst heißet vngehorsam, Sünde, Apfelbis, schlangensamen, vnglauben, alte Adam.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1121
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
di da gross wollust ires fleisches triben | unnd in lustichlichen gedancken bliben.
Sermon Thauleri
8vb, 25
(
Leipzig
1498
):
seint schuldig alle die menschen die do gebrauchen yrer lust in synnelicher lustikeit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Der vierde schade das ist die inwendige lustikeit die man nimet in dem geiste.
Sexauer, Schrr. in Kart.
272, 27
(
nöst.
,
v. 1450
):
daz nit gedacht werd was eytel oder lustig / denn allain was nötdurft sey.
5.
›fröhlich, wohlgemut, munter, heiter, lustig‹.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl. , (Adj.), ,  1,  6, (Adj.) 4,  1.
Syntagmen:
j., js. angesicht l. sein
,
js. leiden dem vogel l. sein; l. singen, mit den händen platzen
;
der lustige geselle, die lustige person, das lustige gemüt / getümmel
.
Wortbildungen:
lüstigkeit
3.

Belegblock:

Mannack, Rist. Pers.
170, 3
(
Hamburg
1634
):
wegen seiner laͤcherlichen Auffzoͤge vnd Possen habe ich jhn gemeinlich gerne bey mir / er hat mich mannichmal lustig gemachet.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
du fauler tropff, | Werst werd, der dich schluͤg vmb den kopff | Mit feusten vnd dich luͤstig macht.
Opitz. Poeterey
22, 33
(
Breslau
1624
):
Die Lyrica oder getichte [...] erfordern zuefoͤderst ein freyes lustiges gemuͤte.
Ebd.
24, 12
:
Wil mit andern lustig sein / | Muß ich gleich alleine sterben.
v. Ingen, Zesen. Ged.
392, 7
(
Breslau
1641
):
Mehr konte ich damahls nicht reden wegen eines sehr lustigen Getuͤmmels / so sich mitten im Garten [...] erhub.
Gille u. a., M. Beheim
63, 20
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Mit dem wil ich | nach huld und gunst | auf diser wall | hie singen lustigclich.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
alle lustikeit die man in allen uͤbungen der tugende und der werke haben mag, das sol man alles in das fúr der minne werffen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1533
):
Man fuͦrt [...] ein geraden lustigen Gesellen wol gekleidt auß unnd wolt im den Kopf abschlagen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
312, 16
(
Genf
1636
):
Luͤstig / Froͤlich / Wolgemuth.
Ebd.
22
:
Luͤstigkeit / Froͤlichkeit.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
und ist im [vogel] sein leiden lustik mit der vernunft durch des leidens willen, daz Christus hât durch in erliten.
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
6.
›interessant, spannend, vergnüglich, kurzweilig, unterhaltend (von Texten, vom Gesang sowie von dichtenden Personen)‹;
vgl.
1
 4.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2, , ,  3.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
Der lider unde widersenge machte he gar vil, unde was daz allez lustig.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
47
(
Nürnb.
1517
):
durch die verfluchten begirlikeit, durch die uns die warlich guten dingk hessig und die gedichten lustig werden.
Roloff, Brant. Tsp. Widmung,
50
(
Straßb.
1554
):
Dieweil nun [...] die materi lustig ist zuͦ lesen / [...] / so wirt ein yeder liebhaber der geschichten für guͦt auffnemen diße arbeit.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
[er] war ain seltzamer, wunderbarlicher abenteurer, von dessen hendln ein sonders lustigs capitel were zu machen.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
ain Maisterliche und wolgesetzte Comedia zelesen und zehoͤren lüstig und kurtzwylig.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
dergleichen tuet auch Pindarus, der lustigest kriechisch poët, gibt zue verstên, si sein [...] aus teuschem land kommen.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
21, 10
;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
10, 24
;
v. Keller, Ayrer. Dramen .
7.
›aufbauend, erbauend, erquickend, erbaulich, erhebend, motivierend, anregend; fruchtbringend‹; resultativ auch: ›erbaut‹; meist in religiösem, teils in weltlichem Sinne gemeint;
vgl.
1
 5.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
,  2,  3.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
die freude / süsse, ein werk
)
l. sein, j. l. werden, das erdreich lustiglich erfüllen
;
etw. l. schmecken, (jm.) etw. l. sein, zu
[...; z. B.
zu essen / zu hören, mit jm. umzugehen
];
jn., den mund l. machen
;
der lustige gedanke / text, die lustige geselschaft, das lustige evangelium / herz / werk / schwummen
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Dû [Cristus] snit abe sîne sturziln | und pflantztis sîne wurziln; | des hât er [wîngarte] lusticlîche | irvullit das ertrîche.
Luther, WA (
1529
):
als den rechten bawm des lebens, An welchem sie [...] sich nicht satt essen konnen, sondern yhe lenger yhe lieber sol es heissen, yhe mehr yhe luͤstiger zu essen.
das sie [Christenheit] deste schoner und lustiger wachsse.
Ebd. (
1544
):
quia ibi Dominus meus [...]. Es ist ein ausdermassen lustiger text.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ie daz werk grœzer ist und gote glîcher, ie ir [tugent] daz werk lîhter, williger und lustiger ist.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
Kein luͤstiger gedancken ist, | Als Gottes Sohn Herr Jesus Christ.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
22a, 2
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
daz si [rede] gaistlichen leuten suzze vnde lustige ist zv horen.
Langen, Myst. Leben
191, 3
(
nobd.
,
1463
):
wen der geist / daz fleisch vberwindet / [...], so springet er auf dy ewigen dinck, / vnd den die selbigen werck werden vil lustiger smeckende.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
suͤzes wolgesmackes himelbrot, daz da allen suͤzen smak in im hat nach iedez herzen begirde, machet hút lústig in dir den túrren munt miner sele.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 280
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Got loben, das ist das eigendste vnd das lústlicheste werg der engele.
Ebd.
561
:
der innigeste grunt des hertze búrnet in wuͤten vnd in minnen vs dem lústigen swummen in den gaben gottes.
Jörg, Salat. Reformationschr.
32, 21
(
halem.
,
1534
/
5
):
Welchem nüt hüpschers / nüt lustigers / [...] / sin mag / dann wider für ougen stellen / vnsrer fromenn / tapfernn / redlichen / saͤligen elltern / erlich taaten.
Bauer, Zist.-Pred. Haller
61, 351
(
tir.
,
1466
):
die lieb Kchristi die ist suess vnd ist lustig vnd freundenreich.
Dies., Imitatio Haller
59, 15
(
tir.
,
1466
):
die geistlichen freuden die sind lustig vnd ersam als die sunn.
Ebd.
104, 1
:
Es ist gar lustig vnd freudenreich czue sehen die geistleichen vnd andechtigen menschen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
27
;
Langen, a. a. O.
207, 3
;
Ruh, Bonaventura
341, 17
;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel,
1019
;
Jörg, a. a. O.
34, 13
.
Vgl. ferner s. v.  1.