leichtfertig,
Adj.;
Grundwort zu
mhd.
fart
›Fahrt‹
().
1.
›beweglich, behende (von Personen); leichtgängig (von Sachen)‹;
vgl. (Adj.) 13.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 1, , ,  2,

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
6321
(
rib.
,
1444
):
As mechtich ind lichtverdich ich do was | Dat ich up den wolken sas.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
dz dez gelid dester miner zuͦ fließ etlich vberflüßig geblüt vñ fuchtikeit die sich moͤht matürren oder zuͦ eytter werde͂ dar durch dz gebein dester lichtfertiger ı͂ ein fulu͂g / od’ entlediget würt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Behend / geschwind / schnell / leichtfertig [...], quasi beihand / beihandig.
2.
›unbedeutend, geringwertig (von Sachverhalten)‹;
vgl. (Adj.) 28.

Belegblock:

Luther, WA (
1528
):
weil ers sampt andern Euangelisten so vleissig meldet [...], wird es on zweyvel nicht unnoͤtige odder ja unnuͤtze und leichtfertige sache gewesen sein.
Ebd. (
1529
):
so man anders wil mit Got drin leben, das er nicht also ein leichtfertiger schimpfflicher stand sey.
3.
›unbedacht, schnell, ohne wichtigen Grund, leichten Herzens zu etw. bereit, gedankenlos, bedenkenlos; fahrlässig, pflichtvergessen, oberflächlich; leichtgläubig‹;
offen zu 4; vgl. (Adj.) 6.
Gegensätze:
 2.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wer leichtlich jedem glaubt / der ist leichtfertig.
Was leichtfertig ist angefangen / das hat schaͤdlichen Außgang. 3. Vnwitz ist leichtfertig vnd vermessen.
Luther, WA (
1523
):
es werden die leut nur frecher und leychtfertiger davon [Euangelium].
Ebd. (
1523
):
Denen ist das Euangelion nicht gepredigt, die den hohen schatz also verachten und leychtfertig damit umbgehen.
Ebd. (
1527
):
Aber die leichtfertigen geister
[bei
Luther
sehr häufig]
und schwermer faren einher: wenn yhn nuͤr ein gedancken einfelt etwas zu leren [...], so mus es der heilige geist sein.
der grobe eusserliche misbrauch, da die Pfaffen auff den begengnissen [...] so leicht fertig mit dem Sacrament handelten.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
11, 12
(
Frankf./M.
1563
):
Daß sie aber glauben / es sey keyn Zauberey uberal / darinn seind sie leichtfertig und etwas zu sicher. Leichtfertig seind sie / daß sie nicht achtung haben / was Zauberey sey.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Der Ewlen rath verachtet wardt | Von solcher leichtfertigen art.
Ulner (
Frankf.
1577
):
leichtfertig / [...] der den Mantel nach dem Winde henckt / der warm uñ kalt auß einem Maul blaͤßt / der auff beyden achseln tregt / der temporisirt.
Perez, Dietzin
1, 131, 5
(
Frankf.
1626
):
So lang sie gelebt hat sie [...] auch die Reysige im geringsten auffgehalten / sondern das Geld bald abgenommen vnd sie fein leichtfertig wiederumb fort geschickt.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
210, 10
(
Frankf./M.
1649
):
daß sie
[Teutsche version]
den gemeinen Vngelaͤhrten BlutRichtern zu jhrem vnderricht / [...] / zu bezaͤhm- vnd benehmung des vnzeitigen leichtfertigen Vrtheilens zu handen kommen moͤchte.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3516
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
das bedut der gotlichen liebe getichte | di da nicht sal lichfertig syn, | sundern veste in den synnen lin.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
[das sie] nicht so leichtfertigk sein wolten, von sich zu sagen oder der stadt [...] freyheit zu schwechen.
Fastnachtsp. (
nobd.
v. 1486
):
wie mocht ir werden gefreit, | So ir so groß gots lestrer seit | Und schetzt got so leichtfertiklich.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
So ein Artzt auss vnfleyss [...] yemant mit seiner Ertzney toͤdtet: Erfunde sich dann [...], das er die ertzney leychtvertiglichen vnd verwegenlich misspraucht.
Sachs (
Nürnb.
1533
):
Also er
[ein unkeuscher alter Man]
durch werck und durch wort | Wirt gar leichtfertigklich veracht | Verspott, verhasset unnd verlacht.
Ebd. (
1562
):
Der sol lernen [...] | [...] | Daß er den schmeichelhaffting worten | Sein ohren biet an keinen orten, | Daß er leichtfertiglich verlaß | Alte freundschafft geleicher maß.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
wie der mensch nit leichtvertigelich zu zorn geraitzt werden soll.
Warnock, Pred. Paulis
22, 168
(
önalem.
,
1490
/
4
):
dadurch er zerströwt wirt in im selber, sin hertz nit by im hat, sunder wytschwaif und lichtfertiklich umbloff.
Jörg, Salat. Reformationschr.
35, 16
(
halem.
,
1534
/
5
):
das nüt falschs geschriben werd / oder zuͦ lichtvertigs / spoͤtlichs.
Schorer, Sprachposaun
4, 16
(o. O.
1648
):
von der leichtfertigen Leichtsinnigkeit / vnd sehr tieff beklaglichen Sprach=Verfaͤlschung.
Franck, Decl.
352, 18
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Bauer, Geiler. Pred.
321, 4
;
471, 30
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
50
;
Vgl. ferner s. v.  5,  2,  1.
4.
›moralisch unstet, sittlich locker, unkeusch, schamlos; rücksichtslos, skrupellos, verbrecherisch, verworfen, sündhaft‹;
vgl. (Adj.) 6.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
wenn ich ja so ein leichtfertig Weib sein wolte, Als mir die Leute schuld geben.
Luther, WA (
1521
):
es gehort leychtfertigen und betrieglichen geysten zu.
Daruͤmb sollen wir [...] uns huͤtten fuͤr den leichtfertigen fliegenden geistern, die es ynn wind schlagen.
Alberus, Barf. Vorr. Alb., (
Wittenb.
,
1542
):
[Gotteslesterung] hatten auch nicht gedacht / das jemand solch toll vnsinnig / vnd Leichtfertig ding erdencken noch gleuben solt.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 386, 4
(
preuß.
,
1482
):
zcu vormeiden vil arges, sallen in steten, dorffern [...] leichtvertige lewthe, die zcur arbeith [...] togen, nicht gehalden werden.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Jch bin gesessen keiner zeit | Jm rat leichtfertig eitler leut.
Ebd. (
Bautzen
1584
):
All ordentliche Obrigkeit, | Leichtfertiglich vorachten, | Es sey Gott oder Menschen leidt.
Franck, Klagbr.
227, 15
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
was dise schadenfro reichtum außrichten / welche souil leichtfertig seelen ansich zihen in muͤssigang vnnd hell verstürtzen.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
thu dich schemen, | Ains andern eheweib zu begern, | [...] | Auß geiller brunst leichtfertigklich!
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Ach, du leuchtfertigr Lecker, schau!
Jörg, Salat. Reformationschr.
70, 15
(
halem.
,
1534
/
5
):
So dann nach anfang Luteri / gar unzallich vil sins glichen lichtvertig / verruͦcht / sellos schanden und wellt begirig / üppig / gotloos / gelert / münch [...] sich dem selben Lutrer und siner unler anhengig gmacht.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
207, 45
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
„Pesew wart czesterënt güet syten“; als sind vnchëwsche liedel vnd leichtfertige wart.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Tegernsee
1574
):
Neben disen feind auch herfür kommen allerley leichtfertige, vnzüchtige, schandlieder.
Neumann, Rothe. Keuschh.
4884
;
Köbler, Ref. Nürnberg
287, 17
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Alberus
kk iijv
;
Vgl. ferner s. v.
1
 2,  3, ,  4.