begierlichkeit,
die
.
1.
›erotisches Verlangen, sexuelle Sinnlichkeit, Begierde, Triebhaftigkeit, Sexualtrieb‹;
Gehäuft Texte religiösen Inhalts.

Belegblock:

Schöpper  (
Dortm.
1550
):
Concupiscentia. Gelust begird brunst begirligkeit jnbruͤnstigkeit geluͤstung.
Kehrein, Kath. Gesangb.  (
Köln
1583
):
Nim von vns die stinckend geilheit, | Vnd schedliche begirligkeit.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
63, 22
(
omd.
,
1487
):
da durch einander zcu bößer begirligkeitt vnd meÿnūg reitzen. Jst all wege ein thottsúnde. den ein frembde weÿp allein Jn vnzcuchtiger begirligkeitt anzcusehen ein thotsunde ist vill mehr vnzcuchtiglich Jn böser begirligkeitt anzcugreiffen.
Schmidt, Rud. v. Biberach 
89, 13
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Eines ist ein vngeschafnú minne, dv́ mit ir úber substancilicher vnd gemeiner begirlicheit in gibůrt geschaffen minne allen dingen.
Ruh, Bonaventura
337, 24
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
wollůst, das ist begierlichait; vppigkaitt, das ist hoffart.
2.
›auf Macht, Besitz, Ehre o. ä. orientiertes, sündhaftes menschliches Verlangen, Macht-, Besitzgier; hoffärtige Wissensgier‹;
Vorwiegend obd.; gehäuft Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 1, , , ,
1
 1,  2, .
Syntagmen:
b. haben, die b. betrachten / bezwingen / rauben / rüren
;
b. zergehen
;
der b. nachgehen
;
jn. von der b. abziehen, von b. frei sein, mit b. angefült / beladen sein, etw. mit seiner b. verachten, jn. zu b. reizen, in b. geboren sein
;
b., zu […]
;
böse / unordentliche / verfluchte / weltliche b
.;
zämung / wasser der b
.;
b. des fleisches / gemütes / gutes, der lust / unlauterkeit / üppigkeit
.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl.  (
nobd.
,
um 1480
):
das Got lernet […] die entwentten von der milg der wollust und uberessen und abgeczogen von den brüsten der werentlichen begirlikeit.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
217
(
Nürnb.
1517
):
zemung der begirlikeit, alle dingk zu wissen, die under der sonnen sein.
Ebd.
234
:
Kalt ist, der im wasser der begirlikeit schwimet und gefüret wirdet in sich selbst, nit in got.
Niewöhner, Teichner 
590, 5
(Hs. ˹
önalem.
,
um 1433
˺):
daz ist nit begirlichait, | als man hie zer welt trait, | hoffart, niden, wider tail.
Ruh, Bonaventura
326, 6
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
begierd der vppigkait, die denn lebt in dem menschen, ist das in im ist begierd günsts, lobs, eren, die alle vppig sind vnd machent den menschen itel, ler oder vppig; vnd darumb sind sy zefliehen als begirlichait der vnluterkait.
Ebd.
334, 9
:
das sechs staffel sind, […] biß man zů volkomenhait kom, vnd ist der erst suͤsßigkait, der ander begierlichait, der drit sattigkait, der vierd trünckenhait, der fünfft sicherhait, der sechst stomigkait.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel  Var. (
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
1475
/
1518
):
die werlt zerget vnd ir geitikeit
[Var.:
begirligkeit
].
Heydn. maister
9v, 9
(
Augsb.
1490
):
der sein gůt außteilt vñ begirlicheit froͤmbdes gůtes mangelt.
Ebd.
36v, 6
:
mit begirlicheit die stat zů erledigen thaͤt er sÿ entzünden.
Henisch  (
Augsb.
1616
):
Begirligkeit vnd Geitz machen die Leuth blind.
Rosenthal. Bedencken
37, 25
;
38, 7
;
40, 24
;
Gille u. a., M. Beheim 
451, 371
;
zu Dohna u. a., a. a. O.
36
;
47
;
116
;
Kurrelmeyer, a. a. O. Var.;
Ruh, a. a. O.
325, 27
;
Heydn. maister
11v, 5
;
35v, 1
;
Löffler, Columella/Österreicher ;
Bauer, Imitatio Haller
81, 7
;
83, 18
;
Voc. Teut.-Lat.
c vijv
;
Voc. inc. teut.
s iiijr
;
Dietz, Wb. Luther .
3.
›Wunsch, inniges Verlangen‹;
vgl.  4.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim 
161, 3
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wer gibt meim herczen underschait, | das hie wert sein pegirlichait | vor meinem tot erfüllet.
Kehrein, Kath. Gesangb.  (
Nürnb.
1631
):
GOtt sahe deß Herrn sein trawrigkeit, | Gab jhm nach seiner begierlichkeit, | Das Knaͤblein Laurentium.
4.
›Eifer, Intensität, Ernsthaftigkeit‹;
vgl.  5.

Belegblock:

Williams u. a., Els. Leg. Aurea
622, 17
(
els.
,
1362
):
Sant Matheus enphing vnsern herren nút alleine usserlich in sin hus, me er enphing in innerlich in sin herze, do wart er mit úberflussigem wolluste der begirlicheit gespiset.
5.
›religiöse Sehnsucht; Verlangen nach mystischer Heiligung und Vereinigung mit Gott‹;
vgl.  6.
Obd.; gehäuft Texte religiösen Inhalts; älteres und mittleres Frnhd.

Belegblock:

Voc. Teut.-Lat.
b iijr
(
Nürnb.
1482
):
Andechtigkeit. begirligkeit. gotligkeit. gelubdehaftigkeit. vel heiligkeit. begirde des gemutes.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 323
 (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Dirre war vmbe sint viere: gottes barmhertzikeit vnd vnser notdurftikeit, gottes miltekeit vnd vnser begirlichkeit.
Ebd.
790
:
sin gecroͤnet hǒbet mit liebe zvͦ neigen fúr den obersten kv́nig mit zvͦgefuͤgeter begirlicheit: das ist eigen werg der minnen, do mitte […] behaltet men das riche vnd besitzet es in der ewikeit.
Ruh, Bonaventura
359, 8
(
orhein.
,
um 1480
):
durch begirlicheit des hymelschen vatterlandes angezogen, zů dem selben mit clagbarem ersúfftzgen sennen.
Eichler, a. a. O.
2, 963
;
Voc. Teut.-Lat.
ff iijr
.