Adj.;
adverbial auch
merklichen
; eng vernetztes Bedeutungsspektrum; sein Schnitt wurde demjenigen von
merken
I nur partiell angeglichen; der Gesamtbedeutung liegt das Moment der Wahrnehmung bzw. des Erkennens (vgl.
1) von Bezugsverhältnissen zugrunde, die über das als normal Wahrgenommene hinaus auffällig sind: 2 und 3 allgemein, 4 und 5 nach dem Grad, 6 nach dem Aspekt ,Meßbarkeit‘, 7 und 8 nach der sachlichen und sozialen Gewichtung, 9 nach der Handlungsrelevanz; 10 am ehesten an
merken
II, 4 anzuschließen.
1.
›sinnlich in einem meist unspezifischen Sinne wahrnehmbar, merkbar; ersichtlich, augenscheinlich, augenfällig, klar, deutlich, offensichtlich, erkennbar, unverkennbar (meist im Sinne eines Erfahrungsurteils)‹;
Bedeutungsverwandte:
2,
3,
2,
(Adj.)
8,
1,
4,
; vgl.
1,
,
2,
9,
1.
Syntagmen:
merkliches
(subst.)
tun
;
etw
. (Subj.)
m. sein
;
m. verstehen, das [...], etw
. (Akk.obj.)
m. bezeugen / eren / schützen, zu tage tun, etw.
(Subj.)
m.
[wo]
stehen, die stat m. zu achter sein, das mer merklichen wachsen, jm. m. von etw. abgehen, sich m. bessern, sich merklichen beschweret finden, sich m. von etw
. (z. B.
von der barbarei
)
entledigen, sich m. erfinden, das [...]
;
der merkliche abbruch / abgang / aufsaz / diebstal, die merkliche anzeigung / beschwerde / ketzerei / not, eine merkliche anzeigung / ursache, das merkliche abnemen / gebrechen / hindernis / misfallen / verderben / wunder
.
Wortbildungen:
›wahrnembar machen‹ (dazu bdv.: vgl.
2).
Belegblock:
Merckcliche͂ mache͂ sein od’ werde͂.
Opel, Spittendorf
(
osächs.
,
um 1480
):
dan sie finden sich an der kihre der schöppen gantz sehr mercklichen beschweret.
daß das Teutsche Sprachwesen / in so kurzer zeit / von der Barbarey sich fast merklich entledigen koͤnnen.
das jr yn, vnd er eüch on mercklich vrsach nit moͤgen vrlouben.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 88, 20
(
halem.
,
1489
):
so hab er sin lib und guͦt entfrömdet, das doch mergklich anzöigung gebe, das [...].
Mercklich / Scheynbarlich / Das man merckt vnd vernim͂t. [...]. Etwas Mercklichs vnnd fürtraͤffenlichs thuͦn. [...]. Mercklich / Klarlich / Scheynbarlich.
Schmitt, Ordo rerum
626, 14
(
wschwäb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Notificare [...] offenbar machen [...] mercklichen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
wâ von
[vom Zufluß der Flüsse]
daz mer niht allzeit merkleichen wahs.
Klein, Oswald
27, 66
(
oobd.
,
1420
/
1
):
wo vor „das best“ | in disem raien merklich ist gestanden, | da wider schreiben maister, gest | „das bösst“
Siegel u. a., Salzb. Taid.
(
smoobd.
,
17. Jh.
):
welcher aber zu rechter zeit nicht dient ohne mërkliche ehehafte noth, der ist uns verfahlen umb ½℔ pfening.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
346b, 17
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
;
‒
Vgl. ferner s. v.
8,
1,
(V.)
1,
(Präp.)
8,
5,
7.
5.
›den erwartbaren Grad, die Intensität, die Ausprägung einer Handlung, eines Geschehens oder Zustandes übersteigend, übertreffend‹; je nach Bezugsgegebenheit z. B.: ›schwer, schwerwiegend‹ (von
diebstal, schuld, schifbruch
u. ä. gesagt); ›ernsthaft, ehrlich‹ (z. B. vom
einerbilden
, von einer Entschuldigung u. ä. gesagt); ›bedenklich‹ (z. B. von
minnerung der tugenden
gesagt).
Syntagmen:
etw
. (z. B. der
gebruch
am
wein, die deube
)
m. sein
;
jn. m. ersuchen, etw. merklichen bedenken, eine gerechtigkeit m. ächten, sich m. entschuldigen, das ungeld sich m. erhöhen
;
der merkliche aufrur / diebstal / misbrauch / schifbruch, die m. irrung / minnerung / schuld / strafe, das merkliche einerbilden
.
Belegblock:
da hat Joannes die rechte, merckliche predigt gethan, das [...].
das sich alhie die Thumbherrn, [...] mercklich und hoch kegen den Radt der Altenstadt sollen entschuldigt haben.
Quint, Eckharts Trakt.
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dâ muoz ze dem êrsten ein anegedenken und ein merklich înerbilden zuo gehœren.
Opel, Spittendorf
(
osächs.
,
um 1480
):
das die von Magdeburg mercklich ersuchet wurden von dem rathe von Halle.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
18, 19
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Ist abir dy dube merclich sam die pfert unde der glich, so totit man yn.
da
[am
wein
]
gewunnen wir gebruch an, der mercklichen was.
Köbler, Ref. Nürnberg
58, 18
(
Nürnb.
1484
):
võ vermeidu͂g ewszerer gerichte furnemens bey mercklicher peene.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
(
Bamb.
1507
):
So ein grosser mercklicher dipstal geschicht vnd yemant des verdacht wurdet.
Darzuͤ haben sie zuͤ ainer großen, mercklichen aufruhr ursach geben.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
105, 28
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
ain anders zaichen ist der tyrleichen vnd der weltleichen pegyr, dew da staͤt ist vnd ainr merchleichen mynrung der tügenten.
daz ich gotleiche genade merkchleichen bedëchte.
darvor lid sein majestät [...] ein mercklichen schiffbruch.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
(
m/soobd.
,
1434
):
ob aber ainer leibsnot oder anderer merklicher irrung halben selbs bei dem grundpuch nicht gesein mocht, soll er [...].
dardurch erstlich der unterthanen aigne [...] läbholzgerechtigkaiten [...] merklich geächtet und geschwent [...] wierdt.
‒
Vgl. ferner s. v.
3,
2,
7.
6.
›hinsichtlich Zahl, Fläche, Masse, Zeitdauer, im ütr. Sinne auch hinsichtlich des Umfangs über das zu Erwartende, das Übliche, Normale hinausgehend, dieses übersteigend‹; im einzelnen (je nach Bezugsgröße): ›hoch (von
unkost
, einer
summe / anzal
)‹; ›hoch im Preis (von einer Zuwendung)‹; ›beträchtlich (von einem
nachlas
)‹; ›zahlreich, groß (von Menschenmengen:
haufe, volk
; mehrfach)‹; ›umfassend (von
beistand, schaden
)‹; ›ausgedehnt (in der Fläche, z. B. von einer
wüstung
)‹; ›lange, ausgedehnt (in der
zeit
)‹.
Syntagmen
(nur atributiv belegt):
der merkliche beistand, haufe, nachlas, die merkliche (an)zal / präsenz / rüstung / summe
(mehrfach)
/ wüstung / zeit, das merkliche geld / volk
.
Belegblock:
Und sitzen auch [...] ynn teglicher, merglicher rustung und ubungen des streits.
und haben [...] in der eil ein merklich volck zusamen gebracht.
alßdann soll er sich von stundt furder zue Keyserlicher Mayestät mit seiner Credentz und einer mercklichen Praesentz oder geschenck verfuegen.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2006
(
Köln
1476
):
wye eyn myrcklich houff | Geuangen bynnen Nuyssz saissen.
mit vil guter grossen büchsen, houptstucken, carthonen und einer mercklichen zal schlangen.
Welti, Urk. Rheinfelden
241, 97, 6
(
halem.
,
1449
):
vyentschafft, so leider etwas merklichen zites zwuͥschent der herrschafft von Oͤsterrich [...] vnd der gemeinen eidgnosschafft [...] gewert hat.
Ders., Stadtr. Bern
(
halem.
,
1539
):
In ansehen der mercklichen wuͤstung, so sich taͤglich mit innern vnd ussern des Forsts halb begipt.
als die von Athenis jm ein merckliche summ geltes geben wolten.
daß es ainer mercklichen antzal fromer römischer burger blut und leben gecostet hat.
Bauer, Geiler. Pred.
322, 30
(
Augsb.
1508
):
nit suͦch dich selbs / [...] wann daz ist grosser merklicher schad.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
(
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
der von Burgundi [...], der sich darnach umb ain merkchleich summen gelts von dem haiden muͦst lösen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
(
moobd.
,
1478
/
81
):
die stat Dortrich, die im grossen und mercklichen beystandt tet.
das ist Scharmatsland, do ietzo windische merkliche grosse völker, Preussen, [...] Reussen Mosquitter und ein tail der Tatern ietzo nun inn wonnen.
‒
Vgl. ferner s. v.
2,
3.
7.
›wichtig, bedeutend, die übliche, in der Erwartung liegende Bedeutung übersteigend‹ (von Sachen, Tätigkeiten, Organisationen gesagt).
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2,
2,
.
Syntagmen
js. wort, eine klage m. sein
; meist attributiv:
der merkliche tag, die merkliche
˹
sache / ursache
˺ (jeweils mehrfach)
/ handlung / stat, das merkliche bergwerk / geschäft / stük
(einer Reliquie).
Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[wir] machen kunde | ein teil merclîchir dinge, | di in der werlde ringe | manchirwegen sîn irgân.
On merckliche sach hat vns Christus nit so ernstlich vnd offt vermanet zuͦbeeten.
Köbler, Ref. Wormbs
39, 10
(
Worms
1499
):
ISt aber die clag hoch mergklich vnd wytleuffig so soll dem cleger [...] syn clag zu articulieren vergünstigt [...] werden.
Ders., Ref. Franckenfort
89, 13
(
Mainz
1509
):
Es were dañ das solichs vß mercklicher handelunge vff erkantnüß der Schoͤffen jme wyther belonu͂ge taxirt würde.
Ermisch, Sächs. Bergr.
(
osächs.
,
1477
):
der merglichen bergwergk, so sich uff dem Sneeberge ireugen.
ein gros kreutz, do die merckliche stück ir behaltnus inen haben.
Lexer, Tucher. Baumeisterb.
(
nürnb.
,
1464
/
75
):
Wo dann ein mercklicher tag sust im jare her verrempt oder vill herschaft sust herkomen solt.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 259, 11
(
halem.
,
1508
/
16
):
Als nun der herzog [...] gen Salin, siner merklichen steten eini komen ist, da [...].
und ist in 9 tagen von Brüssel aus her gen Augspurg geritten, one zweifel nit on merckliche ursachen.
Meisen u. a., J. Eck
36, 29
(
Ingolst.
1526
):
diewil nun [...] ettlich under unns [...] mit mercklichen gschefften unnserer gnedigisten unnd gnedigen herrnn behefft syend.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
(
smoobd.
, o. J.):
darumb sol der richter von Arnstorf [...] niemant geen Arnstorf fuern, es sei dann gar merkchlich sach.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
203, 33
;
Päpke, Marienl. Wernher
;
9.
›gewichtig, zu beachten, zu Herzen zu nehmen und umzusetzen, zur Beachtung verpflichtend‹, vorwiegend von menschlichen Äußerungen gesagt;
Bedeutungsverwandte:
3,
,
.
Syntagmen:
die heimsuche m. sein
;
m. sprechen, etw. merklichen bedenken, in einem brief merklichen begriffen sein, das [...]
;
auf etw. merkliches acht haben
;
der merkliche spruch / unterscheid, die merkliche historie / rede, das merkliche wort
(mehrfach).
Wortbildungen:
2 ›Beachtung, Aufmerksamkeit‹.
Belegblock:
Es ist eyn treflich mercklich wortt, das man yhe wol fassen sollt.
Darumb ist dis ein mercklicher Spruch und ein ernstliche vermanung, das [...].
Damit wil er uns einbilden, daß mit ein mercklichen Wort geredt sey, wenn ers Waffen nennet.
Ein hart mercklich wort ist das das ausser Gottes wort alle menschen lere so gar verdampt sind, das [...].
So habe ich [...] diese gedenckwirdige Geschicht / sampt andern mercklichen Historien vnd Exempeln / [...] zu trewer Warnung verzeichnet.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
17, 4
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
daz er mit denn vorgeschriben dingen das beschawen seiner mercklickeit ker auch zu den verderben, schaden.
Nim war mit merklichem underscheit diser zweier worten, dú da sprechent: sich lazsen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
39, 27
(
halem.
,
1534
/
5
):
Eyn hendlj [...] uff der spacia zeygtt an ettwas mercklichs acht zuͦ han jmm text.
mercklich / werth das mans mercke.
daz ich gotleiche genade merkchleichen bedechte.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
6, 16
(
tir.
,
1464
):
etleiche schöne vnd merkhleiche rëd von dem heiligen sacrament.
Werbow, M. v. Amberg. Gew.
714
;