erbieten,
V., unr. abl.
1.
›(jm.) etw. anbieten, zusagen, gewähren, versprechen, zuteilwerden lassen‹; refl. (in 1 Beleg auch absolut): ›einwilligen, sich (zu etw.) verpflichten, bereit erklären, halten‹; ›jm. seine Dienste anbieten, sich jm. unterstellen‹; mit Tendenz zur Formelhaftigkeit;
vgl.  38, (V.) 1.
Phraseme:
˹
einen eid, ein gelübde, eine unschuld erbieten
u. Ä.;
sich zu recht, zu dem gelübde erbieten
u. Ä.˺ ›sich zur Leistung eines (Unschulds)eides bereit erklären‹;
sich hoch, mit vielen / hohen worten, nach der länge erbieten
u. Ä. ›eine feierliche Versprechung geben‹;
sich gegen jederman erbieten
.
Bedeutungsverwandte:
1
 35,  12,  12, , ; vgl.  4.
Syntagmen:
(jm.) etw
. (z. B.
beistand, seinen mund, hilfe, seine auffart / urstände, das gut
)
e., sich
[wie] (z. B.
gutwillig / untertäniglich, ane unterlas, durch die magd, gegen jn., mit gehorsam / gut / leib / kundschaft, wie ein kaplan, zu dem gehorsam
)
e., j. sich weiter seines dienstes erbieten, sich e
. [+ erweiterter Inf. mit
zu
] (z. B.
etw. zu tun, jm. die stiefel abzuziehen, etw. mit seinem eid zu stärken, jn. zu sich zu nemen
);
j
. [wie] (z. B.
für den vater, in den tod
)
e
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Ob eyn man sin guͦt anders nicht behalden moge, her ne gebe deme richtere guͦt [...], wir raten im, dar her sin guͦt erbeheite
[sic!]
oder gebe, er dan her sin recht vorlese.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Zu dem gelubde sich irbôt | zuhant der heidenische man.
Luther, WA (
1520
):
Jch erbiette mich aüch noch gegen yderman. das beste zcu horen vnnd aüffnehmen.
Ebd. (
1522
):
Damit gehaben sich woll E. E., wilchen wyr uns on unterlaß erbieten und befelhen
(Höflichkeitsformel).
Ebd. (
1537
):
Wo es aber die theten, so warhafftig die Kirche Christi weren, da must ich trawen jr zu fusse fallen und gnade bitten und mich erbieten zu allem gehorsam.
Ebd. (
1538
/
40
):
was darff ehr [Christus] darfur sorgen, das den seinen ein trunck kaldtes wassers gegeben wurde, und das ehr sich so hoch erbeutt, ehr wols theuer gnung bezalen?
Köbler, Ref. Wormbs
319, 32
(
Worms
1499
):
vn̄ einer od’ zwen [...] die tutel [...] an sich nēmen den kinden vnd im gütern wie sich gepürt vor syn wolten vn̄ sich des erbietē.
Knape, Messerschmidt. Bris.
41, 49
(
Frankf./M.
1559
):
den [schluͤssel] bracht jm Anataster der Koͤnig / vn̄ erbot sich weiter seins diensts.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
137, 37
(
thür.
,
1474
):
da saget Heinrich obgenant neyn zcu unde erbutit sich deme neyne, [...], rechte folge zcu thunde.
Ebd.
293, 1
:
daz er [Hans Doring] met brifflicher kuntschafft erbotin hat zcu bewiesen.
Henschel u. a., Heidin
1495
(
nobd.
,
um 1300
):
Der grave ir liplichen zv sprach | Er bevt mir dinen roten mvnt.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
449, 28
(
els.
,
1362
):
Also erbot der sun fúr den vatter in den dot.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Allein ich mich dar zuͦ erbút | Durch die maget und ir kint.
Ukena, Zuger Trag.
2705
(
halem.
,
1598
):
Mitt eüch will ich Herr allezeytt, | Wos eüch geliept, ich mich erpeitt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1348
):
erbüt ich mich gegen e. h. wie ain undertheniger, williger capplan.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Dein vrstënd, vffart vns erpott! | Hilff vns, das der tod verschrott!
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
das man das Thor eroͤffnen / vnnd vns einlassen wolte / dessen sie sich zuthuͦn guͦtwillig erboten.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
[die von Gent] erpyetten in [gemayn von Pruckh] alln peystand und hilff.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
wann er umb in was, so dient er wol als ain kämerling und erpot sich, im die stiffel abzutziehen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
1487
):
wann ainer oder aine ainem [...] richter klagte und der antworter sollicher klag nicht anhellig
[›geständig‹]
wär und sich deshalb zu recht erpute, so [...].
Grosch u. a., a. a. O.
137, 29
;
Anderson u. a., Flugschrr.
16, 2, 32
;
Meisen u. a., J. Eck
34, 17
;
Rwb  f.;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 142
.
Vgl. ferner s. v.  2, .
2.
›(jm.) etw. (positiv Bewertetes, z. B. Liebe, Gastfreundschaft) entgegenbringen‹; auch: ›jm. etw. (z. B. einen Dienst) erweisen‹; ›jm. etw. schenken, zukommen lassen, zur Verfügung stellen‹; resultativ anschließbar an 1;
vgl.  38, zu (V.) 2.
Phraseme:
jm. ere erbieten
;
es jm. wol erbieten
›jn. gut, entgegenkommend, freundlich behandeln‹ (das Spektrum reicht von freundlichem Entgegenkommen über Gastfreundschaft bis zur Umschreibung des Liebesspiels).
Bedeutungsverwandte:
 1,  3,  10, (V.) 5,  6,  1719,  2, (V.) 4; vgl.  3.
Syntagmen:
(jm.) etw
. (z. B.
einen dienst, barmherzigkeit / freundschaft / gehorsamkeit / güte / tugend / zucht, die zeit, das lob, die gaben, freundliche worte, x heilsame vermanungen
)
e
.;
jm
. (z. B.
den gästen
)
etw. e
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
tief in die hertzenn der menschen gebildet ist die ehr so man erbeut der muter gottes.
das die engel die knye biegen unnd Jesu eer erbieten.
Ebd. (
1532
):
Liebe aber heisset auff deudsch (wie jderman weis) nichts anders, denn von hertzen einem guͤnstig und hold sein und alle gute und freundschafft erbieten und erzeigen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Swie im Got die zit erbot, | In semftikeit oder in not, | Die was im alle suze.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
wan die gehorsamkeit die man der meistern irbudet, die wirt gode gedan.
Den richen wirt eren gnug irboden durch ir herschaft.
Feudel, Evangelistar
98, 14
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
wer uch totet, der wenyt gote eyn dynst mitte irbyten.
Franck, Klagbr.
226, 29
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Sihe ist es nit ein schand / diser fromm fuͤrst hat disen blutsauger nidergeneigt angebet vnnd ehr erpotten?
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
sine goben, die er sunder underlos eime ieglichen menschen erbútet.
Enders, Eberlin (
Basel
1521
):
hat er
[Pilger]
nit zerung, soll man im barmhertzigkeit erbieten in gemeinen spitalen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Eim fleyß vnnd dienst Erbieten / Sich gegen eim aufthuͦn jm zedienen.
Sappler, H. Kaufringer
14, 239
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
da het die fraw auch kürzweil vil | und erpotz dem herren wol, | als dann ain frummes weib sol | mit irem mann ze pett leben.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
do erschrack der (chaiser) ob in und hett grosse sorg auff sie und erpot ins gar wol und hett sie schön.
Bäumker, Geistl. Liederb. (
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Was lob erpewt ich dan der gar so werden, | ich würmlein hie auf erden.
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
150ra, 33
(
moobd.
,
n. 1434
):
Das sind also fuͤnff hailsam vermanung, dy erpoten schullen werden dem krankchen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
wan es ain Turstiger, kecker fürst, von leib ghrad und aller glegenhait gantz wol geschikt, holdsälig, wol erpiettend [...] was.
Munz, Füetrer. Persibein
50, 2
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Der wirt von reichait wunnder | erpot sein lieben gesten.
Knape, Messerschmidt. Bris.
22, 111
;
Mone, Adt. Schausp. ;
Dienes, E. Gros. Witwenb.
45, 29
;
Sappler, a. a. O.
4, 292
;
5, 398
;
Pfaff, Tristrant ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
72, 13
;
Vgl. ferner s. v.  2.
3.
›sich jm. darbieten, hingeben‹ (von religiös bestimmten Bezugsverhältnissen zwischen
got
, der
sele
, einem
engel
und dem
teufel
gesagt); speziell auch: ›jm. (Gott, einem Engel) zu Füßen fallen‹; als Spezialisierung zu 2 auffassbar.
Texte religiösen Inhalts, überwiegend der Mystik.
Phraseme:
sich jm. dar erbieten
›jm. zu Füßen fallen‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  24,  5.

Belegblock:

Jostes, Eckhart
103, 28
(
14. Jh.
):
nime war, wie er dich [zartú sele] meinet, minnet, mit dir koset, sich dir erbútet, sich mit dir und dich mit ime vereinet.
Ebd.
106, 21
:
daz [gotlich wesen] sich der sele mer erbút und minneclicher denne sich dú sele ir selber.
Strauch, Par. anime int.
107, 18
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz andere, daz di sele machit Gode glich [...], daz si sich den tufilin irbudit for einen Got.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1510
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wanne her [Johannes] was gar eyn demutiger man | unnd irböd sich ym [engel gotis] dare.
Schmidt, Rud. v. Biberach
40, 11
(
whalem.
,
1345
/
60
):
das beschiht, wenne dv́ sel [...] sich im [gotte] mit dancke geselleklich mit brvnnender begirde vrbút hin wider vnd mit im sprachet.
4.
›jm. etw. (negativ Bewertetes) antun, zufügen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl.  3,  11.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
22, 29
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der chaiser stellet im und legt urlag auf in | und hett im geren ungenad erpoten.
Ebd.
97, 30
:
siptilikait und hupschen schimpf, | zucht, wird, auch er und allem glimpf | wirt da uner erpoten.
Ebd.
140, 198
:
dez hassez da gegen, | Den die vertampten gate | erpieten.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1446
):
driben grosen moͤrtlichen gewalt den gantzen winder, [...], mit kelen abrisen, den froͧwen gros smochheit erbuͦtent.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Sú wurdent umb in drangen, | Vil schmachlich sin spotten | (Des wart im vil erbotten).
Schmidt, Rud. v. Biberach
40, 3
(
whalem.
,
1345
/
60
):
ret dv́ inwendikeit vnser sel mit got [...] im vúr werfende als die vnere, die im erbotten ist von dem menschhen.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
Die bäbst wissen wol, wie es in zu Costenz und Basel ergangen ist und erpoten worden, da man vier bäbst entsezt hat.
Vgl. ferner s. v.  2,  6.
5.
›sich (jm.) zeigen, kundtun; sich (jm.) erklären‹; auch: ›sich auf jn. berufen‹; ›(jm.) etw. beweisen, darlegen, bekunden‹; speziell: ›etw. (vom Verkäufer, vom Pfandgläubiger) zum Verkauf anbieten, ausrufen‹;
vgl.  6, (V.) 46.
Phraseme:
sich verhör und rechtens erbieten
›sich Recht und Gehör verschaffen‹.
Bedeutungsverwandte:
 3,  34,  1257,  45, ,  1,  19,  5, , ; vgl.  1, (V.) 7.
Syntagmen:
Jesus, die morgenröte sich e., got sich jm., entgegen der sele e., j. sich auf jn. e
. ›sich auf jn. berufen‹,
sich
[wo] (z. B.
gegen jn. / etw., in seinen schriften
)
e., sich mänlich in die arbeit e., das ungenante
(Subj.)
sich in der sele e., j. seine begierde got
(Dat.obj.)
e., das leben der christen unter den heiden
[wie]
e
.
Wortbildungen:
erbietung
3 ›Darlegung; Beweis‹.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Hebr. 12, 7
(
Wittenb.
1545
):
SO jr die Züchtigung erduldet / so erbeut sich
[
Mentel
1466:
opffert sich
;
Eck
1537:
erzaigt sich guͦt (gegen)
]
euch Gott als Kindern.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
187, 4388
(
Magdeb.
1608
):
Von daran wird es gelb vnd roth / | Wie sich die Morgenroͤth erboth.
Erben, Omd. Chrestomathie
131, 10
(
omd.
, Hss.
Leipzig
1459
):
Der vorgangen dinge erbietunge ist eyn gewisheit der zcukumftigen dinge.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
49, 13
(
thür.
,
1474
):
sagen zcu deme ingesigil unde zcu der vorenthaldunge neyn met erbitunge yr unschult.
Ebd.
316, 18
:
[Concze Koch] hat yn sollicher syner angestalten schulde [...] zcu obirzcugen, wy recht ist, in synen schrifften sich irbotin unde geanemaßet.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
[der marschalck] hatte [...] sie gebeten, nach deme sie unsere herren sindt, und [wir] uns allewege uff sie erbotten han, das sie uns doch so viel behulfen sein wolten.
Voc. Teut.-Lat.
h jv
(
Nürnb.
1482
):
Erpiete͂ beweysen od’ feilpitten od’ auffpietten.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wanne sich das ungenant in der selen erbútet, so erbútet sich alles das domitte das nammen hat in dem ungenanten in Gotte.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
15. Jh.
):
erbutten sich die von Dießenhofen gegen den von Lucern [...], si hettin mit herzog Sigmund nút ze schaffen.
Dreckmann, H. Mair. Troja
10, 1
(
oschwäb.
,
1393
):
Lieber fründ, biz volgig meiner wort und erbiut dich mänlich in disi arbait.
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
do erpot sich furpaz Jesus.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
von der christen leben, wie es under den heiden und Juden ergangen und erbotten ist worden, wie sie sich gehalten haben.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1580
, Hs. 
1629
/
43
):
wenn einer gemüet wiert, das er sich leibsnot wären mueß [...] und kämbe alher, erbeut sich verhör und rechtens und gienge zu dem richter.
Quint, Eckharts Pred. ;
Köbler, Ref. Wormbs
127, 1
;
Buchda, Schöffenspr. Pössneck
4, 100
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
38, 27
;
Dreckmann, a. a. O.
29, 11
;
Rwb ff.;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 142
.
6.
›sich an einen Ort, zu einer Person, Institution begeben; sich an einem Ort, bei einer Person, Institution einstellen‹;
zu  1, (V.) 3.
Omd., inseldt.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  68,  23,  11.

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Vil rischlich er [künic] sich irbot | So hin zu jeme luge.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Sophar von Naamaniten | Antwurtende sich irbyten | Wart ken Job anderweit und sprach: | [...].
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
145, 7
(
schles.
,
1391
):
czu dem geholten orteil dirbot sich nicclos Eychholcz eynen dinge tag, den and’n vnd den dritten.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
97, 21
(
mslow. inseldt.
,
1610
):
Hierauf śich beede Parteyen für einen Erbaren Stad gericht erboten vnd erclert.
Bindewald, a. a. O.
44, 2
.