begeben,
V., unr. abl.
– Bed. 1 mit der Vorstellung des Gebens; 2-6 zusammengehörig auf Grund der Assoziation ,etw./jn. aufgeben‘, teilweise als Ütr. zu 1 auffaßbar; 7-8 daran über verschiedene Assoziationen anschließbar; 9-11 ,sich körperlich‘ (9) oder (ütr.) ,hinsichtlich einer Tätigkeit (10; 11) wohin begeben, sich zu etw. anschicken‘; 12-14 nicht überzeugend assoziierbar.
1.
›etw. hingeben, darreichen, übergeben, abgeben; jn. mit etw. begaben, ausstatten, jm. etw. erteilen, jm. etw. schenken; etw. für einen bestimmten Zweck zur Verfügung stellen; sich jm. anheimgeben, ausliefern‹.
Phraseme
(am ehesten hier anschließbar):
etw. an tag begeben
›etw. an den Tag bringen‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Da mite wirt ir gnuc vorlorn | Der die sich selben dunken gut, | Daz vleisch begeben, nicht den mut | Und zu sichcher wollen wesen.
Kurz, Waldis. Esopus  (
Frankf.
1557
):
Den Todt mit grossem seufftzen bat, | Sprach: ,will mich willig dir begeben, | Das du den Mann laßt lenger leben‘.
Strauch, Par. anime int.
120, 14
(
thür.
,
14. Jh.
):
Got der ingibit sich dir nummer alzumale, du inbegebis dich dan zu male.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck 
28, 2
(
thür.
,
1474
):
dy zcwo ersten tochter met ettlichem gelde begebin sint.
Luther. Hl. Schrifft. 
Röm. 6, 13
(
Wittenb.
1545
):
begebet nicht der sünden ewre Glieder zu Waffen der vngerechtigkeit / Sondern begebet euch selbs Gotte.
Ebd.
Röm. 6, 16
:
welchen jr euch begebet zu Knechten / in gehorsam / des Knechte seid jr.
Ebd.
Röm. 12, 1
:
JCH ermane euch / […] / Das jre ewre Leibe begebet zum Opffer.
Chron. Nürnb. 3,  (
nobd.
,
1450
/
80
):
keiser Karl vaste kranckende begund, begabe (er) demselben seinem sune […] dise underweisung.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
man sie [kremer] mit ainichem stettgelt zu begeben nit betrangen.
Bachmann, Morgant  (
halem.
,
1530
):
darumm daz ir ein hŭpscher rytter sind, hab ich mit liebe üch begeben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
der recht grundt dis gantzen handels […] bericht und an tag begeben werd.
dann es hat sich das römisch volck an die großen Hansen begeben.
Guth, Gr. Alex.  (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
wie | Wir dann hie habent gelebt, | Dar nach werd wir begëbt.
Gierach, Märterb. 
3250
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
da er sein hab het gar volgeben | den chlostern und maiden begebenn.
Klein, Oswald
125, 13
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
süss was gen mir ir sträff, zucht, er. | mer ler ir lieb mich nie begab.
Jellinek, Friedr. v. Schwaben 
4761
;
Kurz, a. a. O. ;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 464
.
2.
›auf etw., das einem auf Grund natürlicher, göttlicher, rechtlicher, sozialer Ordnung zusteht, verzichten, etw. aufgeben‹; vereinzelt: ›sich einer Pflicht entziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  23, (V.) 1, (V.) 1, , , .
Gegensätze:
 2.
Syntagmen:
die abtei / burg / gerechtigkeit / krone / stat / strafe b., die welt b
. ›auf ein weltzugewandtes Leben verzichten‹ sowie ›sein Leben hingeben‹,
das ampt b., das essen b
. ›zu essen aufhören‹,
das/sein leben b
. ›das/sein Leben aufgeben, lassen‹,
alle dinge b
.; refl. mit Gen.:
sich der eren / freiheit / gerechtigkeit / lehenschaft / stätte b., sich des anspruchs / erbes / grunddienstes / gutes / handels / lebens / privilegiums / rechtes / willen b
.
Wortbildungen:
begebung
1 (a. 1515).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.  (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Des mûstin sî begebin | dî burc und touge dannin varn.
Volz, Prophet Daniel C 
11, 30
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
vnd wirt denken widir di, di begeben haben di e des sanctuariums.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ie mê der mensche begibet, ie lîhter ist im ze begebenne.
Ders., Eckharts Trakt. :
Swer alliu dinc wil nemen, der muoz ouch alliu dinc begeben.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
We en solde die werelt neit begeuen | vmb dat ewige leuen!
Karsten, Md. Paraphr. Hiob  (
omd.
,
1338
):
Da ander gelid allent samnpt | Gar ire ammet begoben.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
sancte Jos […] lies sin rich uf und begab dise welt und wart ein einsidel.
Ebd. (
A. 15. Jh.
):
und meindent, sü woltent e darumb sterben denne sich der stette also begeben.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1429
):
also verzihe und begib ich mich […] der lehenschaft.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
du solt gedenken […] durch wen du dich hast begeben libes und gůtes und dines aignen willen.
˹Am ehesten hierher: Henisch (
Augsb.
1616
):
Die bein begeben sich
[›versagen‹]
/ fallen nieder
Gereke, Seifrits Alex.
3370
(
oobd.
, Hs.
1466
):
do die sunn den tag begab.
McClean, Havich
168
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
die mit warhait und mit rechtem leben | dy welt hieten hie pegeben | und pey ir̈n zeiten weren tod.
Ebd.
4217
:
der paide leib und leben | in seinem dinst hat pegeben.
Turmair 4,  (
moobd.
,
1522
/
33
):
wie got der herr nit allain die straf, urtail, ungnad und zorn gegen den menschen begeben und nachlassen hab.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
und soll auch die selbigen verschwigen gerechtigkeit der herrschaft Khränichberg nicht begeben, sondern vorbehalten sein.
Piirainen, Stadtr. Sillein
36a, 35
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Daz ich daz vnstete leben mit dem tode muͤzze begeben.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Froning, Alsf. Passionssp. 
1913
;
Köbler, Ref. Wormbs
143, 26
;
ders., Ref. Nürnberg 
213, 4
;
Thiele, Minner. II, 
23, 115
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Adrian, Saelden Hort
7400
;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Dierauer, Chron. Zürich ;
Rintelen, B. Walther 
14, 24
;
Vgl. ferner s. v.  1,  2.
3.
›von etw. (einer üblen Gewohnheit o. ä.) ablassen, (eine Haltung) ablegen, aufgeben‹; hier anschließbar:
den durst begeben
›den Durst löschen‹.
Syntagmen:
die grobheit / lust / sünde, den neid / streit, das klaffen b
.; (refl.:)
sich des lebens / spielens / saufens b
.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch 
669
(
rib.
,
1444
):
Dat yr […] | […] alle grofheit begeeft.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. , Einl. (
Köln
um 1490
):
swyget all stille und begevet ure claffen.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch  (
rhfrk.
,
um 1405
):
Da mit er in der wustenij | Die steine slug, daz sij wasser gabent, | Da durch die kinder von Israhel iren durst begabent.
Neumann, Rothe. Keuschh. 
1846
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wanne sy sich in kastiunge uben | unnd durch gote ir lüste begeben.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Sich des Spielenß vnd sauffens begeben.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.  (
moobd.
,
1478
/
81
):
begebt ir euch nicht diss lebens, ich sag euch in aller wahrhait, die rach Gottes wirt euch treffen.
Meijboom, a. a. O.
10768
;
Froning, Alsf. Passionssp. 
1868
;
Hübner, Buch Daniel ;
Vetter, Pred. Taulers ;
4.
›sich zu etw. herbeilassen, sich zu etw. verstehen, sich zu etw. verpflichten, sich in etw. schicken, fügen, in etw. einwilligen, auf etw. eingehen, einer Bitte nachkommen; etw. eingestehen, zugestehen‹.
Syntagmen:
sich b., zu […] / das […] /
[+ Hauptsatz],
sich e. S
. (Gen., z. B.
des artikels, der ablösung
)
b., sich zu etw
. (Dat., z. B.
zu gehorsam / krieg, zu der erhaltung der stat
)
b., sich in etw. b
.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus  (
Frankf.
1557
):
das er retten moͤcht das leben, | Thet sich zuletst darinn begeben.
Chron. Nürnb. 2,  (
nobd.
,
1444
):
hat tzwen knecht her gesant, die haben sich begeben zu stellen noch dem Poppenstein und den lebendig gefangen her zu pringen.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
dess er sich dann zu tun gutwillig begab.
Enders, Eberlin  (
Basel
1521
):
begibe ich mich deß inen zů trost vß bruͤderlicher liebe, vnd sag also.
Bernoulli, Basler Chron. 6, 
65, 17
(
alem.
,
1522
/
45
):
Es hatt der hertzog von Genow ein bunt mit dem nüwen küng von Franckrich […] gemacht und sich begeben, dem küng Genow wider ynzegeben.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen  (
halem.
,
1433
):
sidt dem mal und sich der egen. herr der probst semlicher abloͤsung gen den von Undersewen begeben und dz verwilget habe.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1483
):
das hinfür nieman […] sich in zinsbriefen […] bedingen, verschriben, begeben noch verbinden lassen sol.
Jörg, Salat. Reformationschr.
347, 9
(
halem.
,
1534
/
5
):
dann Zwinglj begibtt sich hierinn aͤben vil / das wortt jst / werde gnomen für bedüten.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Ich verwundern mich dinnen, das du dich begist ungewapnet inn sine händ zeritten.
Meisen u. a., J. Eck 
39, 13
(
Ingolst.
1526
):
Er begab sich ouch, wo denen von Costentz gefiel woͤlte er mit den nuͤwen predicanten gern disputiren.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.  (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
bedacht, nicht gar zwgrundtgen, und begaben sich in solichs.
Turmair 4,  (
moobd.
,
1522
/
33
):
das sich künig Könman mitsambt seinem volk, den Baiern, begab und verwilliget, er wolt […] das Behamerland, räumen.
Meisen u. a., a. a. O.
33, 20
;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
5, 301, 6
;
302, 34
;
UB Zug
673, 10
;
1073, 13
;
1277, 6
;
Gagliardi, Dok. Waldmann
1, 66, 4
;
Graf-Fuchs, a. a. O. ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Müller, a. a. O. ;
Bachmann, a. a. O. ;
Tobler, Schilling. Bern. Chron. ;
Jörg, a. a. O.
337, 24
;
566, 15
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 464
;
5.
›jm. etw. (z. B. eine Strafe) erlassen, jn. von etw. befreien‹.
Syntagmen:
jn. e. S
. (Gen., z. B.
der gült / schuld / strafe / ungnade
)
b.
;
zorn jm. begeben sein
;
j. des urteils begeben sein
.
Wortbildungen
begebung
2 (dazu bdv.: ,  7, a. 1532ff.).

Belegblock:

Bachmann u. a., Volksb.  (
alem.
,
15. Jh.
):
Aller myn zoren sy dir begeben. Und ich wil beliben.
Turmair 4,  (
moobd.
,
1522
/
33
):
er welt si iezo der straf begeben.
Reithmeier, B. v. Chiemsee  (
München
1528
):
Soferr er dieselb [parmhertzikait] annymbt, alszdenn begibt jn got seines vnrechtens.
Ebd. :
gleichwie ain übeltaeter, der des malefitz vnd strengen vrtails des tods begeben ist, widerumb gefueert wirt in faencknuss.
Rintelen, B. Walther 
101, 29
(
moobd.
,
1552
/
8
):
der Vater in seinem Testament die Tochter der Verzicht begeben und sie für ein Erbtochter instituiert.
Schatz, Sprache Oswalds.
1930, 50
.
6.
›jn. im Stich lassen, jn. verlassen, sich von jm. lossagen‹; im einzelnen mit besonderen Nuancen, z. B.: ›jn. betrügen‹; ›jn. aus der Kontrolle geben, begnaden, freilassen‹; im Unterschied zu 2 auf Personen bezogen.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Do si [junger] vlon und Crist begobn.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1380
):
Vurlangen wel mich nit begeben | nacht unde dag zu keiner zit.
Thiele, Minner. II, 
27, 473
 (Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
ich haen eyn joncfroů irkoren, | der ich nemmer enbegebe.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Als lange als wir vmmer geleuen | wir en sullen dich nummer begeuen.
Froning, Alsf. Passionssp. 
547
(
ohess.
,
1501ff.
):
wiltu des keyn schemde hayn, | daß du begibbest dynen mann | und ligest mit sym brudder hye?
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
daz er von swere | Siner jungern wart lere, | Wand sie en glich begaben.
Neumann, Rothe. Keuschh. 
1689
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
had ein man ein ungetruwes wip, | mit nichte begebe her yren lip.
Sachs (
Nürnb.
1569
):
Zum dritten er auch warnet eben, | Ein alten freund nicht zu begeben, | Und ein newen freund nemen an.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Es kostett nitt wan üwer leben | Daz ir mich suss hand begeben | Mitt ainem schwechern denn ich bin.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
solt ich dich begeben, | Ich wurd verwundt mit tieffem schrot.
Barack, Zim. Chron.  (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
bat die herren […], in solchen grosen netten in armen […] nit zu begeben, sonder bei im zu bleiben.
Klein, Oswald
23, 5
(
oobd.
,
1431
/
2
):
wenn ich bedenck den tod, | der mich nicht wil begeben.
Turmair 4,  (
moobd.
,
1522
/
33
):
ê si Ciceronem begeben wolten, ê gaben si Octavio zue, das auch ir aigen brüeder […] umb den hals kämen.
Kummer, Erlauer Sp.  (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
nu pegab dich di gothait nie, | wi doch die menschait ist verplichen | und naturleich chraft entwichen.
Thiele, a. a. O. II, 
6, 188
;
27, 327
;
Henschel u. a., Heidin
946
;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Schlosser, H. v. Sachsenh. 
5361
;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin .
7.
›in einen Orden eintreten‹; trans. selten: ›jn. in einen Orden geben‹; oft als part. Adj., dann: ›einem Orden zugehörig‹, subst.: ›Mönch‹ bzw. ›Nonne‹. Die Belege lassen unterschiedliche assoziative Verbindung mit den anderen Bedeutungen erkennen: Ellipse zu 2, Metapher zu 9, Metonymie zu 11.
Bedeutungsverwandte
(zum part. Adj.):  1,  2.
Syntagmen:
sich begeben
(ohne Zusatz, oft),
sich in den orden b., sich zu den klöstern b
.;
begebener man, begebene jungfrau
.
Wortbildungen
(zum part. Adj.):
unbegeben
›nicht ordenszugehörig‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Beide die mit der werlde leben | Und zu den clostern sich begeben.
Man werbe waz man werbe, | Man neme wib, man sterbe, | Man urloge, man torniere, | So sin ir san wol viere | Der begebenen luͤte.
Den die marter samfte thut | Und beide vleisch und den mut | In daz Gotes joch begeben.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.  (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Prîstere und andre pfaffin, | swî den was geschaffin | an ordenunge îr lebin, | begebin und unbegebin.
Große, Schwabensp.  (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Begift sich aber en knape nach vierzen jaren, der hat sich von lantrechte vnde lenrechte vnde erbe teile geledeget.
HAt eyn man eyn wip vnde begift her sich sunder iren willen, vordert sie ine vz dem closter, man můz ine her vz antwerden.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Von begebenen luten. Dy so myt deme gute besessen synt vnd blibet das kynt pfaffe. das nympt dy gerade.
Ebd. :
Von begebenen luten. Begibit man eyn kynt bynnen synen iaren. is mus wol bynnen synen iaren vs varn. vnd beheldit lantrecht vnd leenrecht. Begipt sich abir eyn man der tzu synen ioren komen ist. der hot sich von lantrechte vnd von leenrechte geteylet vnde syne leen syn ledig.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Sit der zit daz ich mich begab | Unde disen orden an mich nam.
Küther, UB Frauensee 
409, 2
(
thür.
,
1537
):
den vermeinden geistlichen standt verlassen und sich in die gemein christlichs lebens begeben hat.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
65, 8
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Ouch han si vil begebiner, di do haldin ir e unde dinen den gotin.
Luther, WA (
1522
):
das eyn priester, Monch oder Nonne, oder sonst eyn vorlobt und begeben mensch sey pflichtig, seyn gethane gelubd tzu hallten.
Ermisch, Freib. Stadtr.  (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Welch kint sich begibet mit willen oder mit unwillen sines vaters, daz hat kein erbeteil nicht.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
134, 20
(
schles.
,
1326
):
den zwen tochtern Sophyen vnd Margareten, di do in dem egenanten klost’ begeben sint.
Niewöhner, Teichner 
571, 96
(Hs. ˹
önalem.
,
um 1433
˺):
da von haissentz die begeben | ordenlich da als daz lant | das da weltlich ist genant | und belibent by dem gebot | ,hab lieb vor allen dingen got!‘
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.  (
moobd.
,
1478
/
81
):
begab er sich in den orden Sant Benedicten.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
20, 31
(
tir.
,
1464
):
Ein ermanung von der gehorsam vnd grösleichen der pegeben menschen.
Dies., Imitatio Haller
88, 18
 (
tir.
,
1466
):
Sy haben sich selbs für nichte gescheczet […]. Vnd darumb so haben sy stetikchleichen aufgenamen in dem geist […]. Sy sint gegeben worden czue ainem ewenpild aller geistleichen vnd pegeben menschen.
Helm, a. a. O. ;
Redlich, Jül.-Berg. Kirchenp. 
1, 42, 5
;
2, 1, 7, 23
;
Reissenberger, a. a. O. ; ; ;
Loesch, Kölner Zunfturk. ;
Küther, a. a. O.
224, 15
;
Behrend, Magd. Fragen ;
Ermisch, a. a. O. ;
Bindewald, a. a. O.
134, 13
;
Bachmann u. a., Volksb. ;
Niewöhner, a. a. O. 
350, 122
;
Gierach, Märterb. 
3330
;
Uhlirz, Qu. Wien 2, 2, ;
Bauer, Imitatio Haller
104, 3
;
dies., Haller. Hieronymus-Br.
112, 11
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 464
;
8.
›in den Stand der Ehe eintreten, heiraten‹; trans.: ›jn. verheiraten‹.
Bedeutungsverwandte:
 2 (zur trans. Verwendung).
Syntagmen:
sich in den / zu dem stand der ehe b., die tochter b
.

Belegblock:

Lauater. Gespaͤnste
35v, 18
 (
Zürich
1578
):
Die wyl aber vil nünchen […] jr gůt essen vnnd trincken habẽd / vnd aber in stand der Ee sich nie begaͤben doͤrffend.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. .
9.
›sich wohin begeben, wohin gehen‹.
Syntagmen:
sich in die stube, in das fürstentum / haus / mer / wasser b., sich auf / an / in einen ort b., sich auf den weg, auf reisen b., sich zu schiffe b., sich den Rhein herauf b., sich gen Hamburg b., sich vor jm. b., sich anheim / nach hause b
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft. 
1. Makk. 9, 48
(
Wittenb.
1545
):
Bacchidis Volck war nicht so küne / das sie sich ins wasser begeben hetten.
Weise. Jugend-Lust  (
Leipzig
1684
):
der Sardinische Patient […] hat sich selbst muͤssen zu Schiffe begeben.
Dietrich. Summaria 
23r, 13
(
Nürnb.
1578
):
Historia von der not auff dem Meer / vnd wie S. Petrus sich in das Meer begibt.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Nach diesem / begaben sich beyde Parteyen wieder anheim.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Begabe mich derowegen mit der Land⸗Kutsche von Nancy hinein naher Franckreich.
v. d. Broek, Spiegel d. Sünders 
190, 4
(
Augsb.
1476
):
vñ solt dich auch begeben vor deinem beichtuatter.
10.
›sich zu etw. (einer Tätigkeit, einem Plan o. ä.) anschicken, sich auf etw. verlegen, e. S. nachgehen, etw. vollziehen, sich in bestimmter Weise betätigen‹; der Inhalt der Tätigkeit wird oft durch ein Verbalabstraktum ausgedrückt; vgl. die Syntagmen.
Bedeutungsverwandte:
,  4.
Syntagmen:
sich e. S
. (z. B.
des suchens
)
b
.;
sich / das gemüt b., zu […]
;
sich zu der besserung / busse / flucht / kunst / rache, zu aufrur, zu dem dienst e. S. / einem ampt b., sich an die busse b., sich in fleischliche lust b., sich in einen eigenen willen, in ein recht, in hader / span / wollust, in die schmeichlerei b., sich auf eine kunst, auf handel / gottesfurcht / kriegssachen / trunkenheit b., sein gemüt auf list / verräterei b., sich zur ruhe b
.

Belegblock:

Große, Schwabensp.  (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
her begift sich des sůchens einen tach.
Alberus
tt iiijr
(
Frankf.
1540
):
Studiosus lyrae, der sich druff begibt.
Kurz, Waldis. Esopus  (
Frankf.
1557
):
Den schnabel er [Rapp] gar weit auff thet, | Ein Lied zu singen sich begab.
Luther, WA (
1535
):
begebt euch nicht in fleischliche lust.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
137, 30
 (
omd.
,
1544
):
und wusten sich nun zur zeit mit ihnen in kein weiter recht zu begeben.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
So wir vns zu der buß begebn, | Vnd allem boͤsen widerstrebn.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
81, 34
(
Nürnb.
1548
):
dz wir […] vns an ein rechte buß / vnd vertrawen auff deine gnade begeben.
˹Am ehesten hierher: Tobler, Schilling. Bern. Chron.  (
whalem.
,
1484
):
Dann er sich […] so hoch erbotten und grosser dingen begeben hat
[›sich brüsten, hoch und teuer versichern‹].˺
Maaler /v (
Zürich
1561
):
Sich Begaͤben vnd fleyssen ein fürspraͤch zeseyn. […]. Sich auff die schwartzen künst Begeben. […]. Sich in schmeichlerey Begeben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1456
):
über die ding alle begeben wir uns an die brief des benanten legaten.
Ebd. (zu
1555
):
sich aber (erst) bei wenig jaren auf kaufmanshendel begeben.
Ebd. (
1544
/
5
):
dann er imerzu sein gemiet auf list und verräterei begab.
sonder hat sein hart und bös gemiet dohin begeben, die from frau Lucretia […] an iren weiblichen ehren zu schmehen.
ob ainer under inen sich in ain aigen willen gegen der gemaind begebe.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Begib dich nicht auff trunckenheit.
Turmair 4,  (
moobd.
,
1522
/
33
):
das römisch kriegsvolk so häftig wider Tiberium aufwarn, sich empört zu aufruer begeben hetten.
Kurz, a. a. O. ; ; ;
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
Roloff, Brant. Tsp. 
2493
;
v. d. Broek, Spiegel d. Sünders 
168, 30
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v. .
11.
›sich in eine bestimmte Situation, in ein bedrückendes, verpflichtendes, erbauendes Verhältnis begeben‹; Ütr. zu 9.

Belegblock:

Schöpper  (
Dortm.
1550
):
sich ins offen begeben sich vernemen lassen.
Luther, WA (
1522
):
da ringet und windet die vornunfft, […], mag sich nit erwegen und begeben auff das Euangelium und yhr liecht faren lassen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Sich in einsi dienstbarkeit Begaͤben. […]. Sich in gefaer Begaͤben.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Begab mich mit dir in ein bund.
Turmair 4,  (
moobd.
,
1522
/
33
):
so müeß wir und aller adel in Gallien […] wider aus dem land entrinnen oder an die Teutschen uns von dem reich und römischen kaisertum begeben und ir leibaigen man werden.
A. à S. Clara. Glori (
Wien
1680
):
so sich unter den Schutz dieses H. Blutzeugens begiebet.
Dietz, Wb. Luther .
12.
›sich begeben, ereignen, sich zutragen, stattfinden‹ (oft von negativ bewerteten Bezugsgegebenheiten gesagt).
Syntagmen:
sich begeben, das […]
(häufig),
sich begeben
[+ Hauptsatz];
aufrur / frevel / irrung / rumor / schade / unfal / verfinsterung / zank / zweitracht / fal / gelegenheit / geschichte / handel / brauch / übung / wunder sich b
.;
nach begebenen sachen
›nach Lage der Dinge‹,
auf begebenden fal, zu begebenen fällen
›im Falle von‹,
in begebender not
›im Falle der Not‹,
sich begebende veränderung
.

Belegblock:

Boon, St. Prätorius
66, 26
(
Ülzen
1579
):
WVrde es sich aber ja begeben / das einer vber solcher seiner hoffnung […] muͤste […] versauffen.
Kurz, Waldis. Esopus  (
Frankf.
1557
):
Biß das sich auff ein mal begeit, | Die Fraw beim Mann am Bette lag.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck 
146, 13
(
thür.
,
1474
):
unde enmogen sich des nach begebin sachen […] zcu thunde nicht gewegern.
˹Subst.: Ebd.
231, 16
:
Als ir uns ettlicher sachen begebin schrifftlich gesant unde uns recht darobir zcu sprechin gebetin habit
˺
.
Ebd.
318, 10
:
hat eß sich begebin, daz Hanß von Swydenicz daz phert rutczig […] irfunden hat.
Küther, UB Frauensee 
271, 28
(
thür.
,
1494
):
ab sich irrunge und zweytracht begebe zwisschen den parthien.
Luther. Hl. Schrifft. 
1. Mose 4, 3
(
Wittenb.
1545
):
ES begab sich aber nach etlichen tagen / das Kain dem HERRN Opffer bracht.
Weise. Jugend-Lust  (
Leipzig
1684
):
daß ich auf begebenden Fall wenig zu rathen wuͤste.
M. Cunitia. Ur. Prop.  (
Öls
1650
):
in der Sternen Lauff sich begebende veraͤnderung / wird von den Sternenkundigen genandt motus secundus.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
200
(
Nürnb.
1517
):
hat sich begeben, das also langk ein gezung geweret hat, als lang ein vaterlandt, ein fürst, ein gesetz gewesen sein.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
die sollen soliche handlon […] zu begebnen fällen nit schuldig sein.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
114, 10
(
Nürnb.
1548
):
es begab sich nach dreyen tagen / funden sie jn im Tempel sitzen.
v.d. Broek, Spiegel d. Sünders 
193, 13
(
Augsb.
1476
):
es begit sich dz sy ze zeitẽ zeuil essẽ.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Es begibt sich vil / ehe man kompt zum zil.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.  (
moobd.
,
1478
/
81
):
Nach dem begab sich, das er seines suns ungnad gewan.
Turmair 4,  (
moobd.
,
1522
/
33
):
dieweil sich solch aufruer im römischen reich […] begaben.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
das er auf begebenten fal die betrettene delingquenten geich auß den hauß […] fort zu fahren macht habe.
Köbler, Ref. Wormbs
147, 21
;
v. Keller, Amadis ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Kurz, a. a. O. ; ;
Küther, a. a. O. 
384, 12
;
Anderson u. a., Flugschrr. 1, 
11, 10
;
6, 3, 5
;
17, 13, 8
;
20, 4, 1
;
M. Cunitia. a. a. O. ; ;
zu Dohna u. a., a. a. O.
85
;
Reichmann, a. a. O.
81, 31
;
Wickram
4, 41, 18
;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Zingerle, Inventare ;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
22
;
56
;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v. ,
1
 7,  2,  2, (Adv.) 3.
13.
›sich hinsichtlich einer Qualität oder Eigenschaft erzeigen, herausstellen, erweisen‹.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1498
):
so ein ieder van in dieselve side sins deils upgedain ind zo verwerken gestalt, gefalt, und sich ouch binnen arger und anders dan buissen begeven hedde.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.  (
schles.
,
1657
):
also verlanget uns den grund zu erfahren, wie sich anietzo die tiefen erzeigen und die berg und erz begeben.
Lexer, Tucher. Baumeisterb.  (
nürnb.
,
1464
/
75
):
sunder die dinck sich hinfur fast mit einer zeil an der höch begeben.
14.
›(eine Stadt) umgeben, einschließen‹.
Syntagmen:
die stat b
.

Belegblock:

Preuss. Wb. (Z)
1, 464
.