ausser,
Adv.
(1; 2),
Präp.
(3-9).
1.
›außerhalb eines Bezugpunktes gelegen, befindlich, draußen; auswärts‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  1.

Belegblock:

Thiele, Luthers Sprichw. (
omd.
,
um 1535
):
Ist besser teydingen ausser denn ym stock.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1525
):
ein urkund, wen froͤmd oder usser ligendi guͤtter im land koufthin, zeverbietten.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
von dem Reichenlänner hinumb in Thonerspach ist ausser zu baiden seiten stockrecht.
Byland, Wortsch. Zürcher AT. .
2.
›aus etw. heraus, nach draußen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1514
):
das landvolck [...] wolten die vorgenanten usser han.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
also sprach er, der künig wurd zu hand außer gan.
Lindmeyr, Wortsch. NT. .
3.
›außerhalb einer Fläche, außerhalb eines Raumgebildes, einer Institution, einer Zeitstrecke, sozialer Verhältnisse; außerhalb von etw.‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2, .
Syntagmen:
a. dem bund / kloster / lager / land / menschen / münster, a. der mauer / porze / stat / zeit, a. des amptes / gerichts / hauses / hofes.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
1. H. 16. Jh.
):
ußer dem monster unde closter.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
146, 5
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Wurde aber der müller ausser diser gesatzten ordnung mit anschneidung, auch der zeichen und anderem jemandes etwas ubersehen.
Luther. Hl. Schrifft.
4. Mose 15, 35
(
Wittenb.
1545
):
Der Man sol des tods sterben / Die gantze Gemeine sol jn steinigen ausser dem Lager.
Ebd.
Mk. 7, 15
:
Es ist nichts ausser dem Menschen / das jn künde gemein machen.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1618
):
Das jhr euch so spat auff der Gassen | Außer eurs Hauß solt finden lassen?
Henisch (
Augsb.
1616
):
Ausser der not ist man sicher vnd keck. [...]. So vil ausser Gott / so vil in vnfrid. Ausser der stauden (auff der weiten) ist gut theidingen. Ausser dem loch ist gut dingen. Extra carcerem suam causam agere commodissimum est.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1645
):
ein wenig auser deß Windhofs.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1448
):
er sol es weisen mit zwain in dem ampt und mit ainem ausser des ambts.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1625
):
Wo sich ain rumor es sei inner oder ausser des gerichts begibt.
4.
dient mit folgendem Nomen (im Dat.) dem Ausdruck der Bezugsgröße, von dem ein gerichtetes Geschehen seinen Ausgang nimmt; ›aus etw. (einem Flächen- oder Raumgebilde, einer sozialen Gruppe) heraus‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  23.
Syntagmen:
a. dem brunnen / gebirge / kasten / mund / paradies, a. der herschaft / küche / stat, a. der hand / den händen, a. den zünften, a. fängnis, a. ban und acht, a. Troja, a. Wittenberg.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
der alde trache, | Der uzer der helle bache | Des tiefen abisses vert.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Got, die dry hilge konige sande | weder vngeuangen heym zo lande | vysser konynges Herodes henden.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
so mochten die gemeinde die zwen und zwenzig meren ußer eren zonften.
Foltz, UB Friedb. (
hess.
,
1386
):
daz die von Wurms uszer banne und ahte koment.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 20, 13
(
Wittenb.
1545
):
Da mich aber Gott ausser meines Vaters hause wandern hies.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Wie do mit manlichem sitten | Des tages usser Troye ritten.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1429
):
das ich [...] die [...] lihung der selben pfruͤnde usser miner hande und gewalt gegeben han.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
so schöpfent usser dem burnen siner grundelosen erbermede [...] ein minnenriches getruwen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1456
):
alsofft si dieselben juden [...] ausser der vorgenannten unnser und dez reychs statt Augspurg urlouben werden.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
er wolt im und den seinen ausser väncknüss helfen.
Rueff, Rhein. Ostersp.
180
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Dietz, Wb. Luther ;
5.
dient mit folgendem Nomen (im Dat.) dem Ausdruck der räumlichen Herkunft einer Bezugsgröße; ›aus, von‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  8.
Syntagmen:
a. Österreich, a. der grafschaft / mark.

Belegblock:

Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
warent ouch die burger [...] usser der March mit schiffen usgefaren.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
ein frein
[Freiin]
von [Obritschan], usser Österreich.
6.
dient mit folgendem Nomen dem Ausdruck des Grundes, aus dem ein Zustand hergeleitet werden kann; ›aus, auf Grund e. S., gemäß‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  14.
Syntagmen:
a. freundschaft / gnade / kraft, a. bewegtem gemüte, a. der ursache.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1418
):
als ir uns des usser söllicher friuntschaft [...] wol schuldige sind.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
usserer sonderer geradigkait seie er mit ime wider zum fenster zimlich hoch hinein gesprungen.
7.
dient mit folgendem Nomen (im Dat.) dem Ausdruck des Materials oder der Mittel, aus dem/denen etw. hergestellt oder geleistet wird; ›aus, von‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  15.
Syntagmen:
aus dinkel etw. machen, jn. aus dem gut bezalen.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1400
;
1483
).
8.
kennzeichnet mit folgendem Nomen (zum Kasus s. u.) diejenige Bezugsgröße, die von der Aussage des Satzes ausgenommen wird; ›ausgenommen, außer, mit Ausnahme von jm./etw.‹.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl.  3.
Syntagmen:
a. die aussätzigen
(Nom. oder Akk.);
a. des fürsten
;
a. dem altar / brandopfer.

Belegblock:

Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 138
(
14. Jh.
):
aller leige fıͤchelůte mogen andir lůte wole by en gelidin vszir alleyne dy vszetzeigen.
Luther. Hl. Schrifft.
3. Mose 9, 17
(
Wittenb.
1545
):
Vnd bracht er zu das Speisopffer [...] vnd zündets an auff dem Altar / ausser des morgens Brandopffer.
Ebd.
4. Mose 5, 20
:
WO du aber dich von deinem Man verlauffen hast / das du vnrein bist vnd hat jemand dich beschlaffen / ausser deinem Man.
Ebd.
Mk. 12, 32
:
Denn es ist ein Gott / vnd kein ander ausser jm.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Sidea
262, 167
(
Nürnb.
1618
):
sein, außer des fürsten, wie jäger staffiert, gen ein.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Ausser (außgenommen) mir ist kein Gott / præter me von est Deus.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
der aber solches überfuer soll [...] gestraft werden ausser deren, so es berechtigt sein.
Byland, Wortsch. Zürcher AT. .
9.
kennzeichnet vor Nomen (im Dat.) diejenige Bezugsgröße, die bei der Ausführung der im Satz ausgedrückten Handlung unberücksichtigt blieb; ›ohne, unter Umgehung von etw.‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  4.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1555
):
außer aines e. gewesnen rats befelch.
Rintelen, B. Walther
73, 18
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Wann ein Heurat ausser ainichen Heurats Vermächt beschieht.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
soll sich kainer in ainicherlai [...] rechtshandlung ausser unsers vorwissen rath [...] einlassen.