aussteuern,
V.
1.
›jn. (darunter: unverheiratete Schwangere, Ordenspersonen; oft: Verwandte) entsprechend bestehenden Rechts- und Sozialverhältnissen versorgen; jn. (vor allem:) erbrechtlich abfinden‹; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
 3,  6, (V.) 2, .
Syntagmen:
das kind, die tochter
(jeweils mehrfach)
/ äbtissin / jungfrau / nonne, den bruder / mönch / son, eigenleute a., jn. für das erbe a., jn. zu bette und tisch a., jn. erlich a.

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Vorspilet adir vor toppilt eyn kynt synes vatir gut. dy wyle is nicht vsgesturet ist.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Wer eine Jungfraw schwaͤcht / der soll sie zur Ehe nemmen / oder außsteuwren.
Thür. Chron.
25v, 10
(
Mühlh.
1599
):
durfften alle herauß Freyen ohn die Aptissin / die muͤste sie Außsteuren.
Köbler, Ref. Nürnberg
215, 8
(
Nürnb.
1484
):
ob ein vater abgieng vnd toͤchter ließ. vnd souil aigner habe nit vorhanden were. dauõ die tochter nach Jrer antzal zymlich moͤhtẽ außgestewrt werden.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Es was ein Man zů Rom, der was reich, und het ein Sun und zwo Doͤchter, die stuͤrt er uß.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1520
):
so soll dieselb frow von den berürten zwaien deß ratz ußgesteurt und ir ain bettstatt mit irer zůgehörd [...] gegeben werden.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1592
):
so soll es [ehgemächt] [...] die kinder [...] ihr angepür [...] zustellen und damit ußsteüren.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
um 1400
):
der eines burgers sun, so noch denne nit vssgestuͥret ist, ze tot schlecht.
Jörg, Salat. Reformationschr.
855, 4
(
halem.
,
1534
/
5
):
Hatt man [...] alle ding wider jn ordnung und waͤsen bracht nach alltem harkumenn / die abgetrettnen / und eelich gemachten us gestüürt.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1547
):
wo ein person [...] zweyerley eliche kind hette und die ersten ein mal ußgestuͥrt und ein uffrechten kinds teil enpfangen hettin.
Große, Schwabensp. ;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
569, 24
;
Jörg, a. a. O.
655, 16
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
116, 5
;
Haltaus
85
;
2.
›jm. eine Aussteuer zukommen lassen, jn. zur Ehe ausstatten‹; als Synekdoche: ›jn. verheiraten‹; Spezialisierung zu 1.
Bedeutungsverwandte:
 14, (V.) 2,  3, , ; vgl.
1
 1,  1 (zur Synekdoche).
Wortbildungen:
unaussteuerlich
›nicht verheiratbar‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Dare nuptui. Verehen verehelichen beraten bestatten außsteuren außsetzen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1472
):
der babst hetz [des kaisers tochter] auß gesteẅert einem mechtigen hertzogen in weissen Reẅssen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
der [...] noch vnder sins vatters vnd můter růten ist, vnd noch nit vßgestuͥret mit gůte [...] zu der e.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1493
):
ob und wann jemands der selben siner eignen lutten sine kind usstuͤren und beraͧtten woͤlle.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1404
):
die kinde [...], so unusgestúret werin [...], die nement und erbent einen gantzen halbteil an lenschafft.
Ebd. (
1529
/
30
):
die kind, so mitt gůtt zů der ee werdent ußgestúrt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein reych weyb / die wol Außgesteürt ist.
Welti, a. a. O. ; ;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Merz, Urk. Wildegg
90, 8
;
Graf-Fuchs, a. a. O. ;
Haltaus
85
;
Trübner, Dt. Wb.
1, 205
;