gebüren,
geboren,
V.;
zu
mhd.
gebürn
›sich erheben, geschehen, zuteil werden, zukommen‹
().
– Etymologie unklar und umstritten (
Pfeifer
2000, 407
;
Kluge/S.
1995, 304
).
1.
›sich ereignen, geschehen‹; häufig reflexiv und unpersönlich.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
2. H. 16. Jh.
):
Unde geburte sich, e ez gewonnen wart, daz di von Frankenfort solden der katzen eine nacht huden.
ez geburte dem vurgenanten bischofe binnen eime jare, daz he nider warf Kloppeler bi hondert ritter unde knechte der aller besten di under in waren.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Uns geburet baz verstan | Disse rede nu getan | Von dirre wandelunge.
Erben, Omd. Chrestomathie
68, 17
(
omd.
,
1431
):
Is geborte sich, das der vnvorczagete Georgius vor die stat riten scolde vnde sach die juncvrowe bitterlichen weinen.
Gerhardt, Meister v. Prag
171, 26
(Hs. ˹
nobd.
,
1477
˺):
Do gepurt es sich / das ein prister vnd ein leuit da fuͤr gingen vnd liessen in ligen.
Gille u. a., M. Beheim
316, 1
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ains mals het sich gepurt, | daz man ain alten krebes | in ainem pach vergebes | pei seinen jungen sach.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
Sus geburt es sich, daz die antwerke uf den vorgeschriben dag noch eßende alle für daz münster zogetent gewefent mit iren banern.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
Eins males gebüret es sich, das Thynas, des künigs Truchseß und herr Tristants aller bester geselle, reit an dem geyeide in eim walde.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Es geburtt sich uff ain tag | Daz der junge des viches aber wieltt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1489
):
ob sich gepurt das sich zwo frawn vergässen mit red.
Mollay, Ofner Stadtr.
11, 1
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ob sich das gepurdt, das derr kunig durch notwillen ein vngewondlich schatzung oder losung wold auf slahen.
Voc. Teut.-Lat.
l viijr
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 32
;
Buchda, Schöffenspr. Pössneck
4, 127
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 178
;
Dietz, Wb. Luther f.;
Öst. Wb.
3, 1435
;
2.
von Rechten, Verdiensten, die jm. zustehen: ›gebühren, zukommen, zustehen‹; zu (V.).
Syntagmen:
besez / gelt / gut / haus / lon / weingarten
(alle Subj.)
g
.,
ampt / busse / ere / lob / nachrede / name / pein / recht / strafe / titel
(alle Subj.)
g
.

Belegblock:

v. Ingen, Zesen Rosenw.
74, 23
(
Hamburg
1646
):
Doch wil mier nicht gebuͤhren etwas zubegaͤren / das die helle klahrheit ihrer schoͤnen augen truͤbe machen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
532, 818
(
Magdeb.
1608
):
Dafuͤr jhn Ohrfeygen gebuͤrten.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
van deme guͦte sal man tuͦ deme ersten gelten dem gesinde ire vordiende lon, als in geboret want an dem tach, daz der herre starp.
Klett, J. v. Soest
11, 1124
(Hs. ˹
wmd.
,
1470
/
80
˺):
der me begert, dan ym geburt, | dem selben duck tzu wenig wurt.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
255, 36
(
wmd.
,
1634
):
Preiset Jhn in allen Landen, | Jhm gebüret Ehr, vnd Cron.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
So was wol, daz in geburte alle jar zu geben, bi funf dusent gulden geldes lipzuchtrente.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2468
(
rib.
,
1444
):
Dat mir geboert, dat doen ich.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
dat ingebuirde neit irre stait.
Rosenthal. Bedencken
10, 21
(
Köln
1653
):
Gib daß die Voͤlcker vnnd schaaren / welche abgewichen seind / widerkehren / vnd dich preisen in der Heyligen Eynigkeit / in deinem lieben Sion / da dir das lob gebuͤrt.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1385
):
den besten [...] von unsern ingeseßenen burgern zu Wesel, den uzzufaren geburet mit irem harnesche und gereitschaft zu furen.
Köbler, Ref. Wormbs
216, 20
(
Worms
1499
):
derselb Erbfall denselben kinden gepürte vnd zusteen solt.
Schwartzenbach, (
Frankf.
1564
):
Amptshalben. Es gebuͤrt vns auß erhaischung vnsers obligenden Ampts hierinnen einsehens zu thun.
Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Endlich darauff gebuͤhret mir / | Daß ich gantz herzlich triumphir.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
216, 17
(
omd.
,
1556
):
Ihme gebührt auch alle arbeitende tage nach der schicht beim bergkmeister aufzuwarten.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
34, 21
(
thür.
,
1474
):
wyviel von sollichin guttern synen gelaßin geswistern durch recht geboren moge.
Ebd.
70, 29
:
an legende unde farnde habe, waz syner elichin gemaheln geborin mochte.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
die busse, dye uns von wunden gebort.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
Vatir, gip mir daz teil der habe, daz mir gebuͤrit.
Anderson u. a., Flugschrr.
21, 5, 20
([
Zwickau
]
1525
):
gebuͤrt es eynem Pfarrer / so er klar das wort gottis verkundt.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
auch die Heyden sind der meynung gewesen / das unserer Arbeit bester theil dem Vaterland gebuͤhre.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
250
(
Nürnb.
1517
):
dem christenmenschen gebürt in allem seinem tun, das götlich urteil fürzusetzen den eignen begirden.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Dann ja ein Scherge sonst kein ander Einkommens oder Renten hat, als was jhm Ruth, Schwerd vnd Strang per anticipationem, zum Vorauß mag gedeyen vnd gebühren.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1520
):
Als vorgänglich und erstens soll ihnen von jeder gantsach, die sein gleich lang oder kurz gepühren 1 fl.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Sem, darumb daz er elter waz und ain künig und ain priester, gepürt im gancz Asia.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
obd.
,
1525
):
ein bischof heißt ein ufseher, der halb im gebürt, daß er acht hab und sorg auf das leben und sitten seiner leuten.
Moscouia
C 4r, 24
(
Wien
1557
):
Dir gebuͤren solliche sachenn nit.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1599
):
das sie das prennholz in rechter zeit auf ain dag alls mit einander hacken und so vill ainem zu hacken geburt, vleissig und recht gehackt werde.
Mollay, Ofner Stadtr.
77, 12
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Auch nicht am Iarmargkt gepurdt es den selbigen kaufleüten sechs tüecher verkauffen.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
238
(
schles. inseldt.
,
1461
):
zo wil her ir das gelt nÿder legin, das ir wirt geburen.
Grosch u. a., a. a. O.
19, 25
;
35, 7
;
44, 5
;
84, 19, 90, 4
;
105, 13
;
109, 9
;
109, 19
;
112, 7
;
119, 7
;
125, 19
;
136, 36
;
183, 34
;
244, 39
;
283, 5
;
332, 3
.
3.
›sich gehören, geziemen; notwendig, üblich sein‹; reflexiv und unpersönlich; vgl. (V.).

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
540, 1062
(
Magdeb.
1608
):
Vnd da sie viel zusamen bracht / | Gab der Lew dem Esel die macht / | Das er den Raub außtheilen solt / | Wies sichs billich gebuͤren wolt.
Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1385
):
daz dij misse gehalden werde, uff wellichen dag sich daz gebuͦrt in der wochen.
Köbler, Ref. Wormbs
27, 3
(
Worms
1499
):
so soll ferner wider in als vngehorsamen oder vßflüchtigen wie sich in rechte gepürt procedirt werden.
Knape, Messerschmidt. Bris.
22, 97
(
Frankf./M.
1559
):
wie das euch als einem solchen mechtigen Graffen als jhr seind / wol gebuͤrt.
Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Ein keusche Braut (wie sichs gebuͤrt) | Werd jhrem Breuttgam zugefuͤhrt.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
8
(
pfälz.
,
1436
):
Nach dem also jr langczyt begeret habent etwas zu wiessen von der sele des menschen, nach dem als es dann gebúrt eynem leyen zu wiessen.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
138
(
omd.
,
1544
):
es werden vil hauer blont, uber feyertag zcu arbeiten, do es sich zcu arbeiten am stein nicht gbort, och nicht not ist.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
37, 21
(
thür.
,
1474
):
waz der frouwen nicht bekant nach gelyhen ist, daz bekennet man ir nach billichin an stetin, da eß sich geboret.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
dye also danne noch gestalter sache darinne, wy sich gebort, richten unnd handeln sullen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
41, 2
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dews nam der groze chaam di kunigynnen czu ym und hilt sy, als sich geborte, in grozer wirdikeit.
Anderson u. a., Flugschrr.
21, 5, 18
([
Zwickau
]
1525
):
wollen wir den rechten korn zehend / zu geben doch wie sich gebüret.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
):
wir haben auch dem andern teil solchen frid, als sich gepürt, auch gepoten mit anhang der pen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Damit keiner verlohren wird, | Vermoͤg der weissag sich das gebuͤhrt.
Wickram
4, 18, 35
(
Straßb.
1556
):
Guͦten freunden [...] will sich in keinen weg gezimmen noch gebuͤren / etwas freuntlicher bitt ab zuͦ schlagen.
Jaspers, St. v. Landskron
58r, 23
(
Augsb.
1484
):
wann es sich dann gebüret [...] solt er es auch thuͦn mit den wercken.
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 12, 20
([
Augsb.
]
1524
):
Jch ermã euch lieben bruͤder / das jr wandelt wie sichs gebürt ewerm beruͦff.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1510
):
so mögent si mit pfandung und einung, wie sich geburet, gegen inen on einträg und irrung vollfarn.
Köbler, Stattr. Fryburg f. (
Basel
1520
):
so woͤllen wir inen so vil sich nach gelegenheit gepürt / rechtlich handlung nit vff zihen.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
weiter gebürt sich [...] von der administrirung zu schreiben, dan in derselbigen wird erfunden und ergrünt die kunst und der verstand des arzet.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
wie es sich nach meinem pesten beduncken gepüren wirt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
der zehentner soll im davon den zehent geben was sich davon gebürdet und das ander der zehentner behalten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1478
):
so sollen der kaufer und verkaufer leib und guet verfallen sein und mit inen, als sich geburt, gehandelt werden.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1523
):
wer daruber mit unrechtem gewicht befunden, demselben das gering prot genomen und darumb wie sich geburt gestraft werden.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
149, 5
(
mslow. inseldt.
,
1618
):
den Weingart śol er auch der Durco bauen, vnd śoll den alśo bauen wie śichs gebürt.
4.
Part. Präs.
gebürend
›jm./etw. (rechtlich) zukommend; angemessen‹.
Bedeutungsverwandte:
,  12.

Belegblock:

Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
1582
):
auf dass [...] der stat ire geboerende accis neit entfremt werde.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Entweder die Eltern lieben solches gar zu zaͤrtlich / sparen gebuͤhrender / vernuͤnftiger Zuͤchtigung.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
159
(
Nürnb.
1517
):
Derhalb ist das ewig wort ein geburende speis der engel und der heiligen mensch worden.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
man hätte ihr die gebührende Ehre nicht angethan.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17.
/
18. Jh.
):
solcher stadtschreiber solle [...] in allen begebenheiten dem magistrat allen gebührenden gehorsam [...] erweisen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
5, 12
(
mslow. inseldt.
,
1569
):
So śoll ein Jeglicher Einwoner [...] śeine gePürende Lośung Jnnerhalb vier Zehen tagen [...] zalen.