gezeugen,
V.
1.
›als Zeuge vor Gericht eine Aussage machen, einen rechtsrelevanten Tatbestand nach seiner Kenntnis der Verhältnisse darlegen und damit ein Beweisverfahren ermöglichen‹; als logische Subjekte (d. P.) können beide Prozeßparteien (
kläger
und
antworter
), unbeteiligte Außenstehende, Amtspersonen und der Richter auftreten.
Beleghäufung für das weitere Omd.; gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 3, (V.) 10,  2; vgl.  2.
Syntagmen
vereinzelt absolut:
j. nicht g. mögen
›vom Recht, als Zeuge aufzutreten, ausgeschlossen sein‹;
der brief etw. g., j
. (z. B.
die freunde, der ratmeister
)
g., das [...], j
. (z. B.
die schepfen
)
g
. [mit folgendem Hauptsatz],
j. etw
. (z. B.
den ban, eine forderung
)
(auf / wieder jn.
)
g., etw. mit / vor dem richter g
.;
sich e. S
. (Gen.)
bieten, zu g
.;
es geht an ein gezeugen
(subst.) ›es kommt zum Zeugenbeweis‹.
Wortbildungen:
gezeugeschaft
›Recht auf Zeugen‹,
gezeuglich
›beweisbar‹,
gezeugschaft
›Bezeugung e. S.‹ (14. Jh.).

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
wanne se [roubere] sint vorworpfen vor gerichte vnde von vrteil tuͦ gebene vnde an gezuͦgeschaft.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
30, 23
(
thür.
,
1474
):
beteydinget worden, welchs under yn daz andere obirlebete, daz deme, daz da lebinde blebe, alle synes vorstorbin gemaheln gud bliebin unde geruwiclich volgen solde, des sy sich butit zu geczugen.
Ebd.
39, 8
:
sprichet er danne zcu sollichem gelde neyn, daz er daz nicht ynnehabe, unde butit sine unschult darvor, so wert her sollicher schulde met sines selbist hant uff den heylgen billich ledig, [...] eß were danne, daz yre frunde geczigen konden, [...], daz er sollich gelt [...] nach ynne unde under yme hette.
Ebd.
102, 26
:
eß were danne, daz er andere vortracht, beteydinge addir geczuglichin handel (darkegen setczte).
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
wes sich ein man vermizzet zu gezugene, gezuget he als recht ist, he genuzit is billiche.
Geht iz aber an ein gezugen, so mac man mit deme, den he da gesatcit hat, noch mit nimande bezugen den mit deme richtere.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
antwortes du [Jhesus] nicht zuͦ den dingen di dise wider dich gezcuͦgen ?
v. Tscharner, Md. Marco Polo
62, 24
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dy do trinkin wyn, di vorspricht man unde vornichtit si, ouch mogin si nicht geczugin.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
Waz auch vor denselben bergrichtern geteidingit wirt, dy mogyn myt rechte vor keyme statrichter geczugen.
Piirainen, Stadtr. Sillein
69a, 20
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
also suͤllen dy schepfen noch geczeugen Jener der daz eigen vergibt der sol sein gwer sein.
Ebd.
70b, 6
:
welchen man man zeichet vncleich an gebuͤrt oder an amte daz muͤz iener gezevgen der yn dez zeychet selb sibende vol chvmner leuͤte.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
45, 10
(
mslow. inseldt.
,
1503
):
Als vnd den vnśer Brieff vnnd Siegll inhelt vnnd geZeüget.
Behrend, Magd. Fragen ; ; ;
Grosch u. a., a. a. O.
223, 22
;
227, 22
;
278, 17
; S. 
159-161
;
Ermisch, Sächs. Bergr. ;
Wackernell, Adt. Passionssp. St. I,
1064
;
Vgl. ferner s. v.  3,
2
 1.
2.
›(eine Glaubenswahrheit) bekennen, (eine religiöse Vision) verkünden, predigen‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
1
 8; vgl. (V.) 6, .

Belegblock:

Feudel, Evangelistar
5, 30
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Der quam durch daz geczucnysse, daz her [Johannes] geczugete von dem lichte, daz dy lute geleubeten an in. Nicht waz her daz licht, sundir daz her beczugete von dem lichte.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Joh. (
osächs.
,
1343
):
waz wir wizzen, daz rede wir; und daz wir gesehn habin, daz gezuͦge wir.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
wir geczwgen offenbar, | daz en eyn reyne mayt gebar.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
17, 39
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
und du doch, als dir dein aigen gewissen des geczeuget, mit deinem wandel und leben [...] todsund [...] getan hast.