eingang,
der
;
-s/-e
, auch
+ Uml.
1.
›Eintritt, Einzug (als Wegstrecke, die eine Person auf einen Ort zu bzw. in ihn hinein zurücklegt)‹; ›Betreten eines Ortes‹; im Einzelnen: ›Auftritt, Erscheinen eines Darstellers auf einer Bühne‹; auf die Erreichbarkeit einer räumlichen Bezugsgröße bezogen: ›Zugang, Zugangsmöglichkeit‹; auf die Legitimation des Zugangs bezogen: ›Einlass, Zutritt bzw. die Berechtigung, Gewährung dieses Zutritts‹; dies mit dem Blick auf Personen (z. B. in einem Kloster): ›Besuch, Besuchserlaubnis‹; metonymisch: ›Eintritts-, Aufnahmegebühr‹; ütr. auf Einstellungs- und Verhaltensänderungen von Personen: ›Hinwendung zu, auf etw. (z. B. auf das Innere, auf die Natur)‹; ütr. als Einfluss abstrakter Bezugsgrößen auf Personen, soziale Räume: ›Hineingelangen, Eindringen von etw.‹; ütr. als Möglichkeit einer Person zur Teilhabe an etw.: ›Zugang zu, Erreichbarkeit von etw. (z. B. zu Ehre, von Gottes Nähe)‹;
vgl.  1.
Phraseme:
etw
. (Subj.)
einen eingang für jn. haben
›jm. zu Ohren kommen, bei jm. ankommen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  3,  1,  4,  2, .
Gegensätze:
 1.

Belegblock:

v. Bunge, Livl. UB
4, 288, 17
(
nrddt.
,
1400
):
Wil de manslachter wedder in de gilde, so schal he sinen ingank und sine schefferie wedder op dat nye winnen mit twen marken.
Ziesemer, Proph. Cranc Kl. Jer.
1, 22
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
ire bosheit muze eynin ingang habin vor dich.
Luther, WA (
1520
/
1
):
des Endschrists eyngang soll geschehn. durch wirckung des Bosen geystis.
Ebd. (
1526
):
Jst doch die tauffe unser einiger trost und eingang zu allen goͤttlichen guͤtern und aller heiligen gemeinschafft.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
diu sêle hât einen heimlîchen înganc in götlîche natûre [...]. Dirre înganc enist ûf ertrîche niht anders dan lûteriu abegescheidenheit.
Froning, Alsf. Passionssp.
2582
(
ohess.
,
1501ff.
):
die dritte schar, die grusße | an syme yngange | myt loiblichen gesange!
Hoffmeister, Kuffstein. Gef.
A vjr, 11
(
Leipzig
1625
):
dieser gabe mir zur Antwort / daß gegen Ablegung meiner Waffen / Er mir den Eingang gar gerne verguͤnnen wolte.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
nobd.
,
um 1600
):
(Dießer eingang hie kindt wol auß bleiben.) Anna spricht: [...]
(Regieanweisung).
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz ein goͤtlicher mensch in sinem usgang der sinnen und ingang des gemuͤtes alle zit etwaz vinde.
Goldammer, Paracelsus
2, 255, 7
(
um 1534
):
ir wissent [...], wie lästerlich ir ingeredt haben den klosterleuten, jungfrauen und mannen, von wegen irer unreinigkeit und irem genötigten eingang der natur.
Maaler (
Zürich
1561
):
Er hatt kein mittel noch Eingang zuͦ lob vnd eeren.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
132
(
Genf
1636
):
eingang / weg zu etwas.
Bastian u. a., Regensb. UB
132, 37
(
oobd.
,
1358
):
Si schuͤllen
[im Spital]
auch cheinen inganch niht enhaben, der in unerlich waͤr, weder von frawen noch von mannen.
Moscouia
B 2v, 40
(
Wien
1557
):
Diser dreyer gebruͤeder eingang gen Reissen / sol nach jren schrifften beschehen sein im Jar von anfang der welt 6370.
2.
›Einzug (des Priesters) in den Kirchenraum zu Beginn der heiligen Messe (Lehnübersetzung aus lat.
introitus
)‹; metonymisch: ›Introitus (als liturgischer Gattungsbegriff), Eingangsgesang‹; als Spezialisierung zu 1 auffassbar.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5, .

Belegblock:

Buijssen, Dur. Rat.
25, 3
(
moobd.
,
1384
):
Etwann, alz gewonleich ist, haizzet mess daz gancz ampt vom ingang zu der mess uncz auf dıͤ stat: „Get, daz oblat ist gesant“.
Ebd.
35, 29
:
darumb zw ainer bedewttung irr person wirt gesungen der ingang zw der mess.
Ebd.
37, 18
:
der ingang haizzet darumb der ingang, wenn die weil man singt den ingang
[vgl.
eingang
8]
, so get der priester, der mess haben will, zw dem alter.
Goertz, Liturgie.
1977, 318
;
448
.
3.
›erster Kirchgang und Einsegnung nach einer Zeit der Unreinheit (z. B. einer Frau nach der Niederkunft)‹; Spezialisierung zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Koeniger, Sendgerichte (
rib.
,
1526
):
dess ist ein jede fraw iren ingank zu Oloff zu thun schuldig und ihre gerechtigkeit davon zu geben wie vorgenannt
(bezieht sich auf eine anlässlich der Kindstaufe zu entrichtende Gebühr).
Buijssen, Dur. Rat.
32, 26
(
moobd.
,
1384
):
daz dem, der unnrain waz, gewert wart der ingang in die chirichen alz lang daz er mit dem wazzer gewaschen ward.
4.
›Übergang, Eintritt in eine neue Lebensphase‹; überwiegend bildlich und ütr.: ›Eintritt in die irdische Existenz‹; ›Beginn des Lebens‹; speziell mit Bezug auf den Gottessohn auch: ›Menschwerdung Christi‹; mit Bezug auf klösterliche Lebensformen: ›Eintritt in eine religiöse Lebensgemeinschaft‹; für das Leben nach dem Tod: ›(als Lohn gewährter) Zugang zum himmlischen Jenseits‹; ›Erlangung des ewigen Lebens‹;
vgl.  47.
Phraseme:
eingang zur christenheit
›Taufe‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2, , (
die
).
Gegensätze:
 1.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Da der geyst ym psalm redet von dem andernn eyngang ynn die wellt durchs Euangelium; denn tzuuor ist er leyplich ynn die welt eynmal kommen unnd durch seyn kreutziger außgetrieben ym todt.
Ebd. (
1544
):
ob du stirbest, sol dir dein tod nur ein suͤsser schlaff, ja der eingang zum Leben sein.
Dubizmay, kurß zu Teutze
44, 18
(
hess.
,
1463
):
Got | behut deynnen eingangk vnd | auß gangk nü vnd ewiglichen.
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 6, 3
([
Eilenb.
]
1524
):
Die rechte tauffe ist nicht verstanden / darumb ist der eingang zur Christenheit zum vihischen affenspiel worden.
Franck, Klagbr.
221, 35
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
von der zeyt ires eingangs in diß dein reich.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
158, 7
(
Nürnb.
1548
):
Christus [...] hat [...] den eingang zum leben eroͤffnet.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
Cristus gab seinen jungernn zu versteen den einganck zü himel pey den kleinen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
so mag aber der liplich tod wol heissen ein núwú gebúrt von dez sweren libes abval, von dem frien ingang in die ewigen selikeit.
Nyberg, Birgittenkl.
2, 278, 39
(
oobd.
,
1533
/
40
):
wie vil eingäng der swestern vnd brüder, vnd wie sy in ordnung gescheen send.
5.
›Eingang (eines Gebäudes); Eingangsbereich‹; im Einzelnen: ›Tür, Türöffnung‹; ›Tor, Zufahrt‹; ›Eingangshalle‹; auch: ›Zugang zu einem abgesteckten, eingezäunten Grundstück‹; auf die Gegebenheiten natürlicher Formationen bezogen auch: ›Pass; Fuß, Talsohle eines Gebirges‹; ›Mündung eines Flusses; passierbare Stelle in einem Gewässer‹; metonymisch zu 1.
Bedeutungsverwandte:
1
,
1
 1,
1
 1,  2,  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1512
/
8
):
darumb gibt dißer verß zu vorsteen, das dißes leyden sey eyn pforte und eyngang yn die ewigen sund und straff, das ist yn den tode und helle.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
Gonzalo suchete einen Passz bey dem Fluß Pampamene [...]. Da er aber auch keinen Eyngang kondte finden / muste er [...] vmbwenden.
sandte ich [...] meinen Viceadmiral mit Hauptmann Calfildes Schiff gegen Ost / den Mundt eines Wassers [...] aufzusuchen / welches Eyngangs zu erkundigen [...].
Hulsius
D ijr
(
Nürnb.
1596
):
Eingang eines hauses.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Jm Eingang
[der Hölle]
gleich ohn Form vnd Nam, | Der Bestien viel sitzen.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
die Frantzossen warend am ingang, die wăren innen wol darvor hin inn zekommen.
Lauater. Gespaͤnste
41r, 8
(
Zürich
1578
):
dann er horte einen zuͦ jm hinyn gon / vn̄ als er gegen dem yngang geluͦget / do habe er ein erschrockenlich lang bild gesaͤhen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
80, 10
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
An dem ingang in daz birg da lit ain stat haist Darques.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Auch seind in vilen heüsern die eingaͤng so finster vnd tieff / das einer solte vermainen / er gieng inn eine Hüle oder Keller hinab.
Buijssen, Dur. Rat.
20, 4
(
moobd.
,
1384
):
der sampeztag ist ain tuer und ain ingankch zum suntag.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ; ;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Vgl. ferner s. v.  3,
1
 3.
6.
›Anfang (eines Textes); Einleitung, Prolog‹; ›Einführung, Anleitung‹; auch: ›(Rede)anlass‹; ›thematischer Zugriff, argumentativer Ansatz‹;
vgl.  7.
Bedeutungsverwandte:
 10,  5, , ; vgl.  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Das aber die Epistell deste baß vorstanden werde, mussen wyr den eyngang und ursach solcher rede wissen.
Ebd. (
1522
):
Jnn diser vorrhede sihistu ein rechte Apostolische rede und eyngang zuͦ der sach.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Eingang einer rede oder sachen [...]. Bewegniß / Als das ein anfang oder eingang gibt / ein ding fuͤglich anzugreiffen. [...]. Anleitung.
Anderson u. a., Flugschrr.
11, 2, 1
([
Leipzig
1521
]):
Wiewol du / bruder Luder mir ym eingang deynes sentbrives / dein grus tzuuor enbietest [...].
Gille u. a., M. Beheim
443, 43
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz vird [puch] haisset instituta, | gibt eingang zu den andern puchen.
Franck, Decl.
334, 15
(
Nürnb.
1531
):
das ich nit mit einem lengern eingang vnd vorred dann billich ist / euch auffhalt [...].
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
7, 78, 13
(
Straßb.
1520
):
vß vrsach thuͦ ich die ynred / dan ich weiß dein vß schlupff vnd yngeng.
Wickram
4, 11, 5
(
Straßb.
1556
):
DIeweil ich im ingang meines buͤchlins verheissen hab / von guͤten unnd boͤsen nachbauren etwas zuͦ schreiben.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Das ist ain guͦter ein gang dise fabel froͤlich zeenden.
7.
›Beginn (zeitlich)‹; ›Eintritt, Ausbruch, Anbruch (eines Ereignisses)‹; mit Bezug auf den Schöpfergott auch: ›Ursprung (zeitlich gesehen)‹;
zu  6.
Phraseme:
im ersten eingang
›von vorneherein‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  5, ; vgl.  13,  4.
Gegensätze:
 13.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
Was habt ir hewt, wie ir alweg pflegt, in ewer predigt anders außgericht, dann im ersten eingang neyd und haß des volcks uber und auff die zuerwecken, wyder welche ir zu predigen fürhattet?
Köbler, Ref. Wormbs
31, 8
(
Worms
1499
):
Vsszüg. exception. vnd inrede. die ingang oder beuestigung des kriegs hindern moͤchten.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
167r, 29
(
Leipzig
1588
):
Jm 1400. Jahr / im eingang der Fasten / ist ein Comet enstanden.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
die eigenschaft die der himelsche vatter hat an sime ingange und an sime uzgange.
Wickram
4, 47, 5
(
Straßb.
1556
):
Bald bracht Phebus seinen wagen [...] damit der lieblich Mai / also seinen yngang het.
Lemmer, Brant. Narrensch.
16, 91
(
Basel
1494
):
Der wyn ist gar senfft am jngang | Zuͦ letzst sticht er doch wie eyn schlang.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
do niemands an den wagen und die rotte decke gedacht, liess herr Johanns Wernher zu ingang des sommers die wagendecke herabnemen.
Vgl. ferner s. v.  2,  1,  5.
8.
›Aufnahme einer Tätigkeit‹; speziell: ›Amtsantritt‹; ›Übernahme der Herrschaft, Aufnahme der Regierungsgeschäfte‹; Spezialisierung zu 7 (im Unterschied dazu stärker auf ein handelndes Subjekt bezogen).
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  1,  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
So wuͤrde [...] unsers namens ewige glori ynn gluͤckseligem eyngang unser regirung mit eynem dunckeln nebel umbfangen.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
du unreht bobest, sit din ingang ist mit vil meineyden beflecket.
Jörg, Salat. Reformationschr.
130, 25
(
halem.
,
1534
/
5
):
das ouch nit / der aller eerlichst jungling unser keyser Carolus [...] mit diser schaͤdlichen maasen verargwante / den jngang sins keysertuͦms.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
bald nach eingang Jrer kaiserlichen regirung.
Ebd. (zu
1553
):
und alles aufs genauest, [...], eintzetziehen, wie sie dann alspald im eingang ires regiments gethon.
Rwb  f.
9.
›rechtsverbindliche Zustimmung zu einer Vereinbarung‹; ›Zugeständnis‹;
zu  9.
Phraseme:
einen eingang machen
›einen Präzedenzfall schaffen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  3, , , .
Syntagmen:
der e
. (Subj.)
jm. werden, zu nachteilen füren
;
der e. der ehe
;
der treuliche e
.

Belegblock:

Goldammer, Paracelsus
7, 172, 17
(
1530
):
das
[Schutz vor dem Verlust der Ehre]
vermag der erst eingang der ehe, dern wir alle sollen aufrichtig nachfolgen und gehn.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
Daruf herr abbt zuͦ Sant Gallen antwurten lies, sin gnad welle niemand keinen ingang machen, die ewigen zins abzuͦlösen.
10.
›Abzug, Minderung‹;
vgl.  8.
Bedeutungsverwandte:
, (
der
11; vgl.  2.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
darnach gaben sie [die pfaffen] zuͦ antwort, ir ding sei nun leipting, sie wellten iren nachkomen kain eingang machen
(in Bezug auf eine Forderung der Bürgerschaft, der Klerus möge sich mit einer Sondersteuer an der Bezahlung einer vom Kaiser auferlegten Geldstrafe beteiligen).
Dwb, Neub.
7, 666
;