anfang,
1.
›Beginn, Anfang von etw. (das in der Zeiterstreckung gedacht wird)‹; zu
1; in besonderem Maße offen zu
2 bis 5.
Bedeutungsverwandte:
1,
2,
(
das
)
1,
,
1,
,
7,
(
das
)
1,
,
,
; vgl.
1,
(
das
),
1.
Syntagmen:
einen a. gewinnen / haben
(häufig)
/ sagen; guter / närrischer / unglükseliger a.
;
a. der christenheit / rede / erzälung
;
erkentnis des a.
Belegblock:
Große, Schwabensp.
(Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Eyn ielich werlich gerichte hat begin vnde anevanc von chůre.
Jostes, Eckhart
89, 10
(
14. Jh.
):
wann also als got ist in im wesenlich sůnder anfank, also ist er im reich der sele wesenlich sůnder ende.
Fischer, Brun v. Schoneb.
(
md.
, Hs.
um 1400
):
wen ouch di ware trinitat | noch anevanc noch ende hat.
dis Capitel handelt durchaus / vom Anfang biß zum Ende.
Gille u. a., M. Beheim
2, 9
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Gat ist drivaltigcleich gewesen ÿe | und ist ymmer, das wundert manchen sere, | das er kain anvank hat gewunnen nie.
Koller, Ref. Siegmunds
(Hs.
15. Jh.
):
hetten aber die priester nyt phrunden als in dem anefanck der cristenheyt.
Primisser, Suchenwirt
(
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Pluemt ich nu end und anevank, | So wuͤrd di red ein tail tze lank.
Gille u. a., a. a. O.
70, 163
;
118, 349
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 103, 13
;
271, 1
;
Fuchs, Murner. Geuchmat
1888
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 203, 5
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
3, 34
;
Klein, Oswald
2, 36
;
18, 51
;
31, 3
;
Höver, Bonaventura. Itin. B
3011
;
Munz, Füetrer. Persibein
79, 5
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
115, 20
;
2.
›Schöpfung, Urbeginn von etw. (meist der Welt)‹;
Meist religiöse und didaktische Texte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
,
(
das
)
2,
2.
Belegblock:
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
69
(
pfälz.
,
1436
):
das die sele des menschen an dem anfange jr geschöpfde ist eenlichen vnd glich eyner reynen tafeln.
Dubizmay, kurß zu Teutze
41, 14
(
hess.
,
1463
):
Lob sey dem vater vnd dem Sun vnd dem heyligen geyste Als er was an dem anfang vnd nu vnd ymmer.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
31, 17
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Des ist vom anfang der werlt Er nie gezigen.
Gille u. a., M. Beheim
121b, 38
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz [wart] ewig ist gewesen dart | im angeng unverslaisset | Oder in dem anvange. | daz ist in gates anvang.
3.
›Anfang, erste Stufe des religiösen Läuterungsprozesses im Sinne der Mystik und Scholastik‹;
Mystische und scholastische Texte; 14./15. Jh.
Belegblock:
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
14. Jh.
):
daz ist ein sicher und ein gewerlicher anevang und ein weg zů dem allerhoͤhsten ende zů kummende.
In irem ersten anevang wurden ir ingetragen von neiswem hohe und vernúnftig sinne.
Es mag kume dekein mensch sin, er enphahe etwaz gůtes von lidenne, er si in gebresten oder in eime anvange oder zůnemenne oder in volkomenheit.
Bauer, Imitatio Haller
90, 25
(
tir.
,
1466
):
Ist das du die czell vnd dein ainiges leben recht pist halten vnd pehueten in dem anuang deines geistleichen lebens. so gewinstu darnach grosse freud vnd trostung.
4.
›Grund, Urgrund, Ursprung von etw.‹;
Bedeutungsverwandte:
14,
(
das
)
2,
3,
; vgl.
2,
(
das
)
1.
Belegblock:
Jostes, Eckhart
85, 16
(
14. Jh.
):
Dizz beginnen oder anfank ist der vater, als Augustinus spricht. Nu ist ein frag, ob der vater einik beginnen hab, und dor zu antwurt man: ja, sein beginne ist urspruͤnklich.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
568
(
pfälz.
,
1436
):
Die erst crafft ist enlich got dem vater, der ein vrsprung vnd ein anfang ist aller dinge.
Cunrat von Freiperg [...] was pös, listig und schalkhaftig und des kriegs anfang gewesen.
sunder ÿeckliche ding entspringen vnd geporn werden auß jren aÿgen anfengen.
Höver, Bonaventura. Itin. B
377
(
moobd.
,
1450
/
60
):
also gůt ist ain begynnleich grundfest vnd aller erstig anfang beschawens persoͤnleicher außspriessung jn got.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
182
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
Die sel ist endelechia, das ist ein anvankch der werkch oder die erst wurchung vnd volpringung des natürleichen leibs.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
15, 42
(
tir.
,
1464
):
Die farcht des hërren ist ain anfang der weisshait.
Steer, a. a. O.
127
;
134
;
Gille u. a., M. Beheim
1, 13
;
111, 190
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
;
;
Höver, a. a. O.
1, 95
;
163
;
367
.
5.
›Beginn, Anfang der heiligen Messe, Introitus‹; Spezialisierung zu
1.
Belegblock:
Goertz, Liturgie.
1977, 168/9
;
318
.
6.
›Veranlassung, Ursache eines Streites‹;
7.
›Gründung, Inkrafttreten von etw.‹;
Bedeutungsverwandte:
vgl.
,
3.
Belegblock:
Koller, Ref. Siegmunds
(
Basel
,
um 1440
):
Der anevang ist guͤt gewesen, am uszgang mag syn niemant genesen.
wenn die ordenung einen anevang hat, so sol man in jegelicher stat vier erwelen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
59, 21
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
anvanc des ordens.
Winter, Nöst. Weist.
(
moobd.
,
16. Jh.
):
Außzug der herschaft, aigen und gemain zu Koblspurg anfang und etlicher articul irer freihait.
8.
›die mit dem rechtsförmlichen Akt der Anfassung verbundene Beanspruchung fahrender Habe, Klage auf Rückgabe unfreiwillig verlorenen Eigentums‹; vereinzelt allgemeiner: ›Übernahme, Antritt von etw.‹;
Belegblock:
Goerlitz u. a., Rechtsd. Schweidnitz
92, 1
(
omd.
,
1363
):
Von des pherdis anevanc. Grifit eyn man ein phert an vnd sprichit her, daz iz im vorstoln si.
Behrend, Magd. Fragen
(
omd.
,
um 1400
):
Von anefange eynes pferdis, wy man deme volgen sulle unde wy ferre.
Hertel, Hall. Schöffenb.
(
osächs.
, zu
1422
):
Heinrich Ochschatzt ist komen vor gehegit ding vnde hat gekorn Peter Stellemecher czu eynen rechten vormunden vzczufordern eynen annefang eynes pherdes bis uff daz recht czu gebende vnde czu nemene.
Unger, Richtes Stig
(
schwäb.
,
15. Jh.
):
Zum andrenn male mag man farrende habe mit anfang beclagenn.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
(
halem.
,
1572
):
so desse us craft sines gethonen aides by anfang siner apty und prelatur schuldig ist.
Goerlitz u. a., Magd. Schöff./Schweidnitz
57, 1
;
9.
›Abgabe bei einem Besitzwechsel‹.
10.
›räumliche Stelle, Punkt, von dem aus etw. betrachtet wird, Ausgangspunkt‹; auch: ›Überschrift eines Textes‹;
Belegblock:
Loose, Tuchers Haushaltb.
(
nürnb.
,
1514
):
adi 24 dito dem kornschreiber im Spital von meinem newen gulltpuch die anfeng darinn czuschreiben dt ime 12 ℔ alt.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
44, 4
(
noobd.
,
1347
/
50
):
daz ist so deu sunne ist in dem anvang des widers und in dem anvang der wag.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
Der ruck hât seinen anvanch an dem hals.