anstand,
der
;
-(e)s/-(e)
+ Uml.
1.
›Antritt eines Amtes, Anstellung, Bestallung von jm.‹;
vgl.  5.

Belegblock:

Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1592
):
das soll er vor seinem anstandt eröffnen und nit verhalten.
Zingerle, Inventare (
tir.
/
vorarlb.
,
1487
):
die hab, [...] aufgeschriben zu seinem anstandt als angeendem phleger.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1539
):
welche richter und rathsgeschwornen dann iedesmahls in irer erwehlung oder anstant [...] gewonlich pflicht thuen soll.
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Bad. Wb.
1, 61
;
2.
›Erwartungshaltung, hoffnungsvolle Zuversicht‹; vgl. am ehesten  7 (aber ohne die negative Wertkomponente).

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1560
):
so hab er in gegen der welt püest und gegen gott seinen anstant.
3.
›sich bietende Gelegenheit‹, darunter: ›Heiratsgelegenheit‹; zu letzterem metonymisch: ›Bräutigam‹.

Belegblock:

Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1570
):
das die frömbden metzger und veechkhöüfer [...] allerley gehürnt und ander veech ... in großer mercklicher anzal uf ein anstand khomlicher abfuͤrung von den landlüten hin und wider by den hüseren, in den weyden und bergen [...] ufkhouft.
4.
›Unterbrechung von Auseinandersetzungen, meist von Kriegen‹, dann speziell (und am häufigsten belegt): ›Waffenstillstand‹, z. T. fließender Übergang zu ›Friede‹, teils im Unterschied dazu;
vgl. am ehesten  8.
Bedeutungsverwandte:
 10, (in einigen Belegen), , ; vgl.  4.
Syntagmen:
den a. abkündigen / begeren / bekräftigen / beschliessen / beteidingen / geben / haben / halten / machen / tun / willigen; in einen a. verwilligen
;
a. sein aus
;
a. bis
[..., Angabe eines Zeitpunktes] /
auf
[..., Angabe der Dauer oder eines Zeitpunktes];
friedlicher / kurzer a.
Wortbildungen:
anstandsjar
,
anstandvertrag.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
das der Keiser der Religionssachen einen anstandt willigte bis uf ein Concilium.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1588
):
handelten die gulische und bergsche rete [...] umb den friden oder ehe einen anstant zu machen.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Induciae Anstandt des Kriegß.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
weil man ein anstant | Deß frieds
[gen. explicativus]
hat gmacht auff dreissig tag.
Morgen so ist der anstant auß; | So werd wir wider führen nauß | Das heer und auch ein feldschlacht than.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Nach verfliessung der drey Anstandsjahre / gienge A. 1272 der Laͤrmen wieder an.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das entzwüschen ime, [...] und dem könig [...] ain anstand uf siben jar [...] beschlossen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
alß sy sich zum sturm haben gerust, da ist ayn frid und anstand außgeschrien worden 10 monet.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
wan yederman het guetten trost gehabt, es wurd in dem anstannd frid gemacht.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Do solchs in Saxen herzog Pipin und herzog Hutel vernamen, stiessen si ain anstand des kriegs mit den unglaubigen Saxen an.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
so soll man dem clager seines ersten rechten ingedenk sein und daß recht soll an heut seinen instant
[W:
anstand
(16. Jh.)]
haben.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
v. Birken. a. a. O. ; ;
Bernoulli, Basler Chron. ; ;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
5, 177, 11
;
6, 246, 27
;
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
441
;
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 197a, 47
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Grossmann, a. a. O. ; ; ;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 180
;
Haltaus
43
.
5.
›Verzug, Aufschub, Verzögerung von etw.; Säumigkeit (als Haltung)‹;
vgl.  8.
Bedeutungsverwandte:
, , , ; vgl.  2, .

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
447, 293
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ach mensch, dich wend, | wo du in sunden piste. | hastu gehaben pos anstend, | so pesser dich in diser friste.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
357
(
Zürich
1560
):
darauf ein yeder gaͤb sin radt | Wie wir die sachen nemmind zhand | fürhin ist nit guͦt kein anstand.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1582
):
haußarbeit so bißweilen anstant erleiden.
Heidegger. Mythoscopia
15, 4
;
Winter, Nöst. Weist. ;
6.
›Interregnum‹.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Anstand eines regiments. Ruͦw vnnd ledigkeit deß künigklichen stuͦls: das ist / die zeyt zwüschen dem tod eines königs vnnd der erwellung eines anderen: Interregnum: Wirt für eine yede der ordenlichen Oberkeit ledige zeyt gebraucht. Interregnum.
7.
›Beschwerde‹;
vgl. am ehesten  14.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1795
):
daß die obwaltenden Anstände des Landes, welche von einer ehrenden Landes-Commißion abgefaßt und dato von Herrn Major Künzli, als Vorsteher abgelesen worden.