einfüren,
V.
1.
›etw. an einen Ort bringen, in einen Raum hineinbringen, -lassen‹; breites Feld extensionaler Spezialisierungen, z. B. ›etw. (z. B. Waren) einführen, (zum Verkauf) mit sich führen‹; ›etw. (z. B. das Heu, die Ernte) einbringen, einfahren, einlagern‹; selten ütr.: ›jm. etw. eingeben, vermitteln‹; unpersönlich auch: ›zu etw. führen‹; häufig als Gegensatzpaar
aus- und einfüren
;
vgl.  13.
Phraseme:
zu dem einfüren
›zur Zeit, in der die Ernte eingebracht wird‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  1,  3,  2,  4,  1, .
Gegensätze:
 6.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den haber, die frucht, das amad / getreide / heu / holz / korn, fische
)
e
.,
die lunge
(Subj.)
den luft e
.,
j
. (z. B.
der teufel
) /
etw
. (unpersönlich)
irtümer e
.,
der umbra lunae
›Mondschatten‹
finstere in die verfinsterung der sonne e
.,
jm. etw. fremdlich e
.;
die eingefürte habe
.
Wortbildungen:
einfürer
1 ›Erntehelfer‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1528
/
9
):
Wenn also das hertz Gotts Worts muͤde ist, [...], denn ist die thuͤr hinten und forne offen, das der Teufel einen freien zutrit hat und allerley Jrrthume einfuͤren mag.
Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
) :
weren bey winterzeit die fische aller hier
[in große Teiche]
einzüfüren
(›umzusetzen‹).
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1582
):
Den einfürern eim
[›jedem‹]
ein becher wein.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
42, 6
(
Frankf./M.
1568
):
Jch [der Bauwer] muß Ackern / Seen vnd Egn / | [...] | [...] vnd einfuͤhrn Hew vnd Treyd.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
62, 27
(
osächs.
,
1570
/
7
):
mag man es [korn] so balt vom schnitt in die bande legen und einführen.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
welches den hitzigen ingeniis nicht allein muͤhsam / und langwuͤrig vorkombt; sondern auch in so vielfachem process, bißweilen irthumb ein zufuͤhren pflegt.
an dem orth da er [Umbra Lunæ] die Erd anruͤhret [...] bey hellem Tage / dicke / ja offt mehr als naͤchtliche Finstere / in verfinsterung der Sonnen einfuͤhret.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
[gewefent lute] lougetent ouch, was man us und in fuͤrte.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Jngefŭrte hab in das bestelt huß ist verschwigenlich verpfendt.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
um 1500
):
söllen iemandt kain koren, sümerigs, winterigs, hew, amat noch kainerlai einfüren dann allain das ir ist.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Aristotiles spricht, daz diu lung sei ain wintvanch, der den luft auz und ain füert.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
59, 40
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
choment vns oft für froͤmde ding mit ainr vnentpfintleichen snellichait, gleich sam sew vns fromdleich werent ingefuͤret vnd ingegossen in vnser gedachtnuͤss.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
M. 16. Jh.
):
welcher trait, habern oder anders einfuert ee dan es auszehet wirt.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
es soll auch ein jeder ambtman die holden fordern zu aller rabat, [...], es sei zu schnid, zu dem mad, zu paun, zu einfürn, zu kraut sezen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
190, 27
;
Küther, UB Frauensee
357, 17
;
Hör, Urk. St. Veit
243, 12
;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v. .
2.
›jn. wo hineinführen, -geleiten‹; ›jn. ehrenvoll empfangen‹; dies in religiösen Kontexten mit Bezug auf das Reich Gottes oft bildlich; negativ konnotiert: ›jn. gefangen nehmen, festsetzen‹; ütr.: ›jn. an etw. heranführen‹; speziell: ›jn. in ein Amt einführen, einsetzen‹;
vgl.  1.
Wortbildungen:
einfürung
1.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
Jm Jar 1518 [...] wart B. Albert zu Magdeburg eingefüret und alle die Clerisei [...] gingen ihme entkegen.
Luther, WA (
1524
):
darumb ir das schwerdt von got habt, so wirdt euch behuͤtten vor allen Fürsten der Teuffel unnd todt [...] unnd euch einfuͤren in das gelobt ewig vatterland.
Froning, Alsf. Passionssp.
3779
(
ohess.
,
1501ff.
):
Hore mich, knecht Korsur: | du solt Jhesum here infuren!
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
die statknechte sullen eyn man geletczt unnd in gefurt habe, der sie gestorben in der temlitczen
(›Gefängnis‹).
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1532
):
Den 15. marci füret der profos ob 40 hurn ein.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
der dis in der worheit einen troppfen erkriegen moͤhte und ime dis ein funke wurde, der solte in me bereiten und naher in fuͤren dan obe der mensche alle sine kleider von ime risse [...] und ob er dorne und steine esse.
Sappler, H. Kaufringer
14, 472
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
und [der grauf] nam si [sein swester] zwischen der arm sein | und fuort si ze der kamer ein.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Deßhalben halten den gantzen tag [...] vil Moren mit kleinen Müllereselein / die Kauff vnd Schiffleut / so hinauß an die lende woͤllen / auß vnd einzufuͤren.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
38, 18
(
tir.
,
1464
):
pis das tu mich einfüerst inn den chëller meines hërren.
Ebd.
43, 27
:
[mein aller liebster] füer mich ein in dein haus.
Ebd.
68, 25
:
dem ist engëgen chömen alles himlisch hër. darum das der ewig got sein sël ein sei füeren in sein reich.
Jostes, Eckhart
23, 3
;
Munz, Füetrer. Persibein
501, 3
;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 56
.
Vgl. ferner s. v.  2,  2.
3.
›jn. zu einer Handlung (mit negativen Konsequenzen) verleiten‹; ›jn. / sich in Schuld verstricken, ins Unglück stürzen‹.
Phraseme:
jn. schädlich einfüren
›jn. in Verruf bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
 9,  2,  1, , , (V.) 12,
2
, (V.) 6, ; vgl. (V.) 17,  6,  3,  1,  23.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Denn was dorfften sonst die Christen der bitt im Vatter unser, das sie alle tag betten: ,[...] Nicht einfuͤre uns in versuchung?‘
Löscher, Erzgeb. Bergr.
72, 14
(
omd.
,
1609
):
damit sie sich selbsten und die verleger oder gewergken nicht in schuldt mutwilligerweise einfuhren.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1562
/
4
):
das sich der arm bisher wider alle billichait hinderrucks der oberkait betedingen und infüeren lassen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Eynfuͤren etwas schandtlichs zethuͦn / Jn ein laster bringē. [...]. Einen Eynfuͤren / etwar zuͦ treyben vn̄ reitzen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
daß sie, die herrn von der gemeind, durch solich ir unvernünftig rebellion auch vil andere adelspersonen gegen iren lehenherrn und sonst schedlich eingefuert und letzlich unbillich im last stecken lassen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
78, 20
;
108, 4
;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Vgl. ferner s. v.  4.
4.
›(eine sprachliche Bezugsgröße) erstmals in einem aktuellen Zusammenhang verwenden‹; in unterschiedlichen Spezialisierungen: ›ein neues Thema, Argument in einen Gesprächszusammenhang, einen Diskurs einführen, in einen Text aufnehmen‹; ›ein Zitat, Beispiel in einer Rede anführen‹; ›eine Figur, Rolle, ein Thema in die Literatur einführen‹; ›ein (neues, fremdes) Wort in die Sprache übernehmen‹; generalisierend: ›etw. ausführen, darlegen, erläutern‹; in juristischen Kontexten auch: ›etw. (z. B. einen Beweis, eine Zeugenaussage) vorbringen‹; Ütr. und Spezialisierung zu 1.
Phraseme:
etw. für etw. einfüren
›etw. durch etw. ersetzen‹.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
die kraft / meinung / schrift, das wort, den toten buchstaben, auslegungen / deutungen / gebote, fremde / lateinische wörter
)
e
.,
etw. in Deutschland e
.,
etw. in etw
. (z. B.
exempel / sprichwörter in die rede, den täglichen gebrauch, gemeine leute
›Figuren, die gewöhnliche Menschen darstellen‹
in den niedrigen poetischen sachen
)
e
.,
historien zum besseren verständnis e
.;
die eingefürten argumente
; subst.:
das e. bequemer meinungen / worte
.
Wortbildungen:
einfürer
2 ›Exeget‹,
einfürung
2 ›Einleitung, Präsentation, Einführung (in ein Thema, einen Text)‹; 3 ›Instanzierung, Einführung eines Gebotes, des göttlichen Willens‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Probare. Beweisen [...] Darthun erzeigen [...] einfuͤren nachbringen.
Narratio. Erzelung verkuͤndung oͤffnung einfuͤrung fuͤrtrag.
Luther, WA (
1518
):
Die dritte
[Bitte des Vaterunsers]
wil haben tzubrechung unsers willens und eynfurung gotliches willens.
Dz gibt nun dem Herren Christo ursach das er die gepot einfuͤret.
Woͤllest dem Sathan nicht zuͦlassen, das er [...] fuͤrs lebendige wort ein todten buchstaben einfuͤre.
Ebd. (
1524
):
Aber die schrifft aus zulegen [...] und zu streytten widder die yrrigen eynfuͤrer der schrifft, ist er zu geringe, das lesset sich on sprachen nicht thun.
Ebd. (
1537
/
40
):
Was ist doch das vor eine einfhurung: Die Sonne am himel sihestu nicht und wilst sie auch nicht sehen, drumb so ist keine Sonne.
Köbler, Ref. Wormbs
83, 18
(
Worms
1499
):
Dise clag mag glicherwyße bescheen mit infüren bequemer wort vnd meynung.
Kurz, Waldis. Esopus (Vorrede) (
Frankf.
1557
):
Wie Sprichwoͤrter offt alligiert, | Gleich wie Exempel eingefuͤrt, | Jn red vnd teglichem gebrauch.
Opitz. Poeterey
30, 35
(
Breslau
1624
):
Jn den niedrigen Poetischen sachen werden schlechte vnnd gemeine leute eingefuͤhret; wie in Comedien vnd Hirtengesprechen.
Schorer, Sprach-Verd.
19, 7
(
1643
):
ein jeder der am meisten lateinische [...] Woͤrter einfuͤhren kan / der meint er sey ein halber Doctor.
Ebd.
24, 6
:
wann ein Prediger auff dem Predigstuhl / solche frem̄de Woͤrter einfuͤhret / dz die gemeine Leut weit anders als er verstehet.
Roloff, Brant. Tsp.
2540
(
Straßb.
1554
):
Das haben wir nun zuͦm theil gethon | Mit infuͤrung manch setzamer person / | Auß Historien und aller hant geschrifft.
Lemmer, Brant. Narrensch.
82,
Vorr. 2 (
Basel
1494
):
Jch hett vergessen nach jnn myr | Das ich nit noch eyn schyff
[›ein weiteres Kapitel des Narrenschiffs‹]
jnfuͤr | Do ich der buren narrheyt ruͤr.
Lauater. Gespaͤnste
21r, 30
(
Zürich
1578
):
Daruon muͤssend wir allein etliche historien zuͦ besserē verstand vnd zur warnung einfaltiger vn̄ gottsfoͤrchtiger menschen ynfuͤren.
Chron. Augsb. (
Augsb.
1534
):
und ir prediger [...] wider die recht götlich leer predigen und die schrifft nit recht einfier [...].
Ebd. (
schwäb.
, zu
1548
):
aus allen oberzelten ursachen und eingefuerten argumenten.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1624
):
was aber
[in den bei Gericht eingebrachten schriftlichen Dokumenten]
zu wenig gestelt, daz sollen si
[die Gerichtsschreiber]
laut der einfuerung hinzuethuen und schreiben.
Boon, St. Prätorius
88, 30
;
Österley, Kirchhof. Wendunmuth ;
Schorer, a. a. O.
4, 11
;
31, 15
;
Andreae. Ber. Nachtmal
55r, 17
;
Rot
318
;