bestricken,
V.
1.
›jn. / etw. mit Garn oder Stricken umgeben, umwickeln; jn. / etw. (Tiere) fangen; jn. binden, fesseln (auch ütr.), gefangennehmen, in Gewahrsam, Arrest nehmen; etw. (z. B. eine Stadt) umgeben‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›etw. (einen Knoten) knüpfen‹.
Gegensätze:
2
 17.
Wortbildungen:
bestriknis
(a. 1616),
bestrickung
1.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Die gewalt wart den zwelfboten | Mit eime bestricketen knoten | Gegeben.
Wen wir alle mit eime knoten | Gliche bestricket worden.
Luther, WA (
1532
):
welche [tod und Teuffel] hatten auch die macht, die suͣnder mit jrem netze zu fahen und bestricken.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dô iz
[Tier]
wurde bestrikt | und gevangin.
Ziesemer, Proph. Cranc. Jes.
28, 13
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
daz si geen und vallen zurucke und werden vordruckt und bestricket und gevangen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Jhr [heiden] netz [...] | [...] Hat ihren fůs bestricket.
Jch war bestricket engstlich | Mit todes band.
Voc. inc. teut.
c vijr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Bestricku͂g Illaqueatõ.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Die Nachtgall sahe, das er [Sperber] gefangen | Vnd von dem Vogler ward bestrickt.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Mainz
1605
):
Der Todt mit seinen banden, | Wird dich in ewigkeit, | Bestricken keiner zeit.
Gille u. a., M. Beheim
247, 29
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
auch hat der sperb dem valken gsikt | und dy fleüg den geiren pestrikt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Einen bestricken / gefangen nemen [...]. Wer ander loͤsen will / der muß selber nicht bestrickt sein. [...] Bestricken / vmbgeben / vmbringen / vmbfangen [...]. Ein Statt mit einer mawr bestricken.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm ;
Lohmeyer, K. v. Nostitz ;
Reissenberger, Väterb. ;
Voc. Teut.-Lat.
d vr
;
f ijr
;
Schmitt, Ordo rerum
637, 17
;
694, 9
;
Preuss. Wb. (Z)
572
f.;
Dietz, Wb. Luther ;
2.
›etw. bekräftigen, bestärken, bindend machen; jn. (auch: sich) (eidlich) binden, zu etw. verpflichten‹.
Bedeutungsverwandte:
 7, , ; vgl.  1.
Syntagmen:
etw. mit schrift b.
,
jn
. (z. B.
das volk
) /
sich mit einem eid b.
Wortbildungen:
bestrickung
2 ›verplichtende Kraft, Bindung‹.

Belegblock:

Luther, WA (
Wittenb.
1529
):
Gottes gebot und yhren eyd, damit sie bestrickt und schuldig sind gehorsam zu bleiben.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Wan wu ein kauf sein soll, da soll man mit genanten worten kaufen und sol die bestricken und beheftigen mit leuten und mit andere bestrickunge nach eines landes gewonheit.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
sy hetten sich bestrickt mit eim grossen eyd.
Vnser toͤchter moͤg wir in nit geben von der bestrickung des eydes.
Dein vatter hat bestricket daz volck mit eim beschworn eyd.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1301
):
das wir stetin recht und ufgesaztdin gedinge mit schrift also versicherren und bestricken, das dar nach weder krieg noch mishelli muge gevallen.
3.
›jn. / etw. (z. B. das Herz) betören, verzaubern, verführen, in seine Bande schlagen; jn. (auch: sich) in etw. verwickeln, verstricken‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  3.
Syntagmen:
jn. in / mit sünden, mit leid b.
,
jn. fest / hart b.
,
das herz mit minniglichen banden b.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
das ist nichts anders, denn die gewissen mit ehebruch zu betricken, da keyner ist.
Thiele, Minner. II,
28, 130
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
Venůs, vrouwe, nu buesse | des reynen wyves smertze, | die ir bestricket daz hertze | mit minnenclichen benden.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Ich war bestricket engstiglich | Mit todes band vnd schmertzen.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Swie disse vrowe junge | Queme en zu bestricken.
Opitz. Poeterey
49, 17
(
Breslau
1624
):
Wann du nur bestrickt nicht bist | Von der wollust hinterlist.
Pyritz, Minneburg
4512
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Daz sie [mynne] ein mensche so vast bestrikt.
Ebd.
4519
:
daz sie [Venus] mich so hart | Bestrikt hat mit der mynne.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
271, 18
(
Nürnb.
1548
):
das der Teuffel [...] jmmerdar newe strick jm anwirfft / das er dest fester in suͤnden bestricket.
Rieder, St. Georg. Pred.
önalem.
,
1387
˺):
der túvel maͤngen mentschen ratet guͤtú ding [...]; und so er im gevolget untz an daz ende des dinges, so bestriket er in denne mit dem úbeln.
Sappler, H. Kaufringer
1, 265
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
das du pist an frümkeit las | und mit dem tiefel pist bestrickt.
Ebd.
16, 442
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
es hat gemainclich alle welt | unrecht lieb zuo guot und gelt, | die von der tiefel argem list | mit der laug bestricket ist.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
ëwr triü gar manigualt | Ewr baider hertz bestricket.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
forcht des allten der da wond das sein sun bestrickt und belaidigt waͤr in der bůlerin haus.
Niewöhner, Teichner
393, 23
moobd.
1360
/
70
˺):
ein geistleich man, | [...] | [...] wann er sich dergeit | und sich bestrikcht in gaistleich pant, | so nympt der teufel in dw hant | all dw list.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
16, 7
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
wie sere mit laid bestricket | was die mueter gebenedictet.
Reissenberger, Väterb. ;
Hübner, Buch Daniel ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
151, 13
;
Voc. Teut.-Lat.
d iiijv
;
Diefenbach, Mlat.-hd.-böhm. Wb. .
4.
›etw. umfassen, umgreifen, zur Verfügung haben, innehaben‹.

Belegblock:

Niewöhner, Teichner
37, 39
moobd.
,
1360
/
70
˺):
so darff enner nymmer sorgen. | so ers himelreich bestricht | daz er den himel erst anplikcht.
5.
›etw. zusammenfassen, auf den Punkt bringen, resümieren‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Des aller obersten gebotes, | Des nesten minne, dar zu Gotes, | Da waren die alten site | Bestrict und die nuwen mite.
Ziesemer, Proph. Cranc Dan.
7, 1
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
den troum schreib er mit kurzir rede vnde bestricte en in einer summen.