beteidingen,
V.
1.
›etw. mit dem Ziel einer Vereinbarung besprechen, abschließend behandeln‹; meist resultativ: ›etw. ausmachen, vereinbaren, aushandeln; etw. bindend festlegen, festsetzen; jn. zu etw. bestimmen‹; offen zu 2.
Rechts- und Wirtschaftstexte, Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2,  1,  7,  3.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
die ehe / sache / süne, den frieden
)
b., sich mit jm. b., b., das [...]
,
jn. zu etw
. (z. B.
zu der ehe
)
b
.;
die beteidingte ehe / zeit, das beteidingte gelt
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Conditione͂ interponere. Bereden / bedingen betheidigen.
Köbler, Ref. Wormbs
313, 19
(
Worms
1499
):
hyrat gůt das die Elteren iren kinden gebben oder versprechen zu zyten der beteidingten Ee.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1539
):
In dem ist beteidingt, das die undertanen [...] den schaden, so beschieht, rugen sollen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
59, 19
(
thür.
,
1474
):
wanne in der eesune beteydinget sy, daz die frouwe achthundert gulden inbrengen solde.
Ebd.
73, 34
:
zcu der zcyt geschenn, da sy Roten Heinrich zcur ee beteydinget unde globit wart.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1419
):
ob sie aber ander sache dabey icht beteydingt oder czu schiken haben, des wissen wir niht.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1585
):
daruf ist bethädingt, das sollich wort „oberkeit“ nit anderst, dann uf den nidern gerichtszwang verstanden [...] sein soll.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
A. 15. Jh.
):
do wart betedinget, daz die von Basel die burg Ystein behaben soltent.
Ebd. (
um 1543
):
und logen 2 wuchen dorvor [fur Louffenberg]. Do ward es betadiget und gestillet durch her Friderich ze Rin.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
was er aber sus zů friden und gůtem in disen sachen getůn und betedingen moͤcht, das wolt er mit gůten trúwen tůn.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1374
):
die bünd und artikel, die wir Marquart dez hailgen stuls ze Aglay patriach beret und betedingt habent.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Er ward wider betädingt zu dem landt, und das er solt mit künig Hainrich dem dritten varen zu dem heiligen grab.
Grosch u. a., a. a. O.
21, 10
;
81, 11
;
97, 7
;
108, 21
;
174, 31
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Löscher, Erzgeb. Bergr.
151, 12
;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
18, 46
;
Gille u. a., M. Beheim
453, 3133
;
Köbler, Ref. Nürnberg
235, 5
;
Follan, Ortolf. Arzneib.
447, 43
;
Bernoulli, a. a. O. ;
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 567, 7
;
Merz, Urk. Wildegg
178, 5
;
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 297, 7
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ; ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 576
;
Öst. Wb.
4, 1343
.
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
›etw. schlichten, etw. vermittelnd zustandebringen; sich mit jm. einigen, vergleichen, sich auf etw. einigen‹.
Rechtstexte, berichtende Texte.
Wortbildungen
beteidinger
(dazu bdv.: , ; a. 1509);
beteidingsleute
›Schlichter, Schiedsrichter‹ (a. 1416);
beteiding
2 ›Schlichtung‹.

Belegblock:

v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
unde nam der radt unde beteidingete sich mit on alsso: [...], sso wolde her sich mit ir eyme gebrudern unde vor stricken.
Wattenbach, Urk. Rauden (
schles.
,
1510
):
So lange das dem kloster durch bethedung des Hochwürdigen [...] herrn Johansen Bischoffs zue Waradein, Zwey teill an der andern helffte der obgemelten gutter [...] wieder entreumet.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
auch ist zu Bamberg beteidingt worden die zwitrecht und krieg zwischen den andern fürsten und herrn und den steten des pundes.
Ebd. (
1450
/
80
):
Darnach sich die stat Nuremberg [...] in gutlikeit arbeit und auf 6 man beteydingten.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
anstand und vertrag [...] den Albrecht von Adelzhaim, Cunz von Rosenberg, [...], betaidingt und abgeredt hetten zwuschen her zeysolfen von Rosenberg und sein under tanen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
wie er geren ain gueter mitler wolt sein zwischen des cardinals und der von Augspurg und sie mit ainander zu verrichten und zu betedingen.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Merz, Urk. Wildegg
105, 3
;
3.
›etw. (Strittiges) entscheiden‹.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
453, 35
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die sach also betaidingt waz, | daz dise Triester stat furbaz | Der Venediger were.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1536
):
also kam die sach für recht, darnach über ain zeit (wurde sie) bedettingt.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ;
Behrend, Magd. Fragen Anm. 1.
4.
›rechtsförmlich Anspruch auf etw. erheben, über etw. gerichtlich verhandeln‹.

Belegblock:

Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
alle di sache, di da beteidinget unde benant ist, di ist verlorn zu rechte alles dinges, wen he mac nicheinen vorsprechen.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Hans Meusel hat [...] bishero kein rechtliche einrede darzu getan [...] und sulch guter rechtlich angezogen und beteidingt.
5.
›(den Rat) um etw. ansprechen‹.

Belegblock:

Wolf, Gesetze Frankf.
77, 2
(
hess.
,
1400
):
habe yman dem rade icht zuzusprechen, der moge den rad darumb betedingen.
6.
›jn. (vereinzelt: eine Instanz) anklagen, rechtlich belangen‹; als Synekdoche: ›jn. wohin vorladen‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte, berichtende Texte.
Syntagmen:
jn. b., jn. einer schuld b., jn. mit recht, um etw. b
.
Wortbildungen
beteiding
3 (dazu bdv.:  3; a. 1539).

Belegblock:

˹Hierher?:
Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
24, 22
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
di werden gesament in einir burden gebint in di helle, do werden si beslozzen in kerkern. und noch vil tagen werden si besucht adir betedinget
[
Froschauer
1530:
gestraaft
;
Luther
1545:
heim gesucht
]˺.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1477
):
also dat niemant den anderen daromme hernamails bedadingen noch beclagen en sall.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
wer ez sache, daz sie iemants dar umb nu oder hernachmals bedetigen argwilgen leidigen engen odir dringen wurde.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
278, 5
(
thür.
,
1474
):
daz ym syn here von Gera eyne were addir sicherheyt thun solle, daz er furder nicht beteydinget nach benotiget werde.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Wenne di bekennen, daz he beteidinget si, als recht ist umme einen valsch, so mac der velscher antwerten.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
das sie kein ansprach mer daran haben woll, und mich auch darumb nimmer wollen ansprechen noch beteidingen.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
9, 13
(
schles.
,
1389
):
das her em nicht antworten sal vmb dy acht mark czins [...], dor vmme her en beteydingit hatte von rechts wegin.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
49, 19
(
1438
/
9
):
wie das etliche lute [...] denselben spital uber solche seine rechte, gewonheit und herkomen beteidigt, erfordert und sie zu koste und schaden bracht habent.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
wart die sach abgerett und beid teil fúr den Roͤmschen keiser betaͤdinget.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
auf den tag ist iederman betedingt worden zu kommen.
Loesch, a. a. O. ; ;
Wyss, Limb. Chron. U ;
Schmidt, Frankf. Zunfturk. ;
Schottenloher, Flugschrr.
34, 3
;
Behrend, Magd. Fragen ;
Roder, Stadtr. Villingen ; ;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
7.
›(eine Gerichtssitzung) eröffnen und leiten‹.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1499
):
wan di lantrichter das lantgericht wetaidigt haben.
8.
›jn. verteidigen, militärisch schützen‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  6.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1524
):
wir als kriegs erfaren wöllen das geschütz brauchen und den verloren haufen beteidingen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Betheidigen / verthedigen / defendere.
9.
›jn. überreden, durch Überredung zu etw. veranlassen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4.

Belegblock:

Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
biß zuletzt die jenen, so [...] ime kawm mit gutigen, freuntlichen worten sovil liebs redten und in dahin betaidingt hetten, das er austrat.
Müller, Lands. St. Gallen
90, 22
(
halem.
,
1562
/
4
):
das sich der arm bisher wider alle billichait hinderrucks der oberkait betedingen und infüeren lassen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
da lyessen sy sich petaydingen, das sy die gevangen ledig lyessen.