beteidingen,
1.
›etw. mit dem Ziel einer Vereinbarung besprechen, abschließend behandeln‹; meist resultativ: ›etw. ausmachen, vereinbaren, aushandeln; etw. bindend festlegen, festsetzen; jn. zu etw. bestimmen‹; offen zu
2.
Rechts- und Wirtschaftstexte, Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
1,
2,
1,
7,
3.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
die ehe / sache / süne, den frieden
)
b., sich mit jm. b., b., das [...]
,
jn. zu etw
. (z. B.
zu der ehe
)
b
.;
die beteidingte ehe / zeit, das beteidingte gelt
.
Belegblock:
Conditione͂ interponere. Bereden / bedingen betheidigen.
Köbler, Ref. Wormbs
313, 19
(
Worms
1499
):
hyrat gůt das die Elteren iren kinden gebben oder versprechen zu zyten der beteidingten Ee.
In dem ist beteidingt, das die undertanen [...] den schaden, so beschieht, rugen sollen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
59, 19
(
thür.
,
1474
):
wanne in der eesune beteydinget sy, daz die frouwe achthundert gulden inbrengen solde.
zcu der zcyt geschenn, da sy Roten Heinrich zcur ee beteydinget unde globit wart.
ob sie aber ander sache dabey icht beteydingt oder czu schiken haben, des wissen wir niht.
Geier, Stadtr. Überl.
(
nalem.
,
1585
):
daruf ist bethädingt, das sollich wort „oberkeit“ nit anderst, dann uf den nidern gerichtszwang verstanden [...] sein soll.
Bernoulli, Basler Chron.
(
alem.
,
A. 15. Jh.
):
do wart betedinget, daz die von Basel die burg Ystein behaben soltent.
und logen 2 wuchen dorvor [fur Louffenberg]. Do ward es betadiget und gestillet durch her Friderich ze Rin.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
(
whalem.
,
1484
):
was er aber sus zů friden und gůtem in disen sachen getůn und betedingen moͤcht, das wolt er mit gůten trúwen tůn.
die bünd und artikel, die wir Marquart dez hailgen stuls ze Aglay patriach beret und betedingt habent.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
(
moobd.
,
1478
/
81
):
Er ward wider betädingt zu dem landt, und das er solt mit künig Hainrich dem dritten varen zu dem heiligen grab.
Grosch u. a., a. a. O.
21, 10
;
81, 11
;
97, 7
;
108, 21
;
174, 31
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
;
Gille u. a., M. Beheim
453, 3133
;
Follan, Ortolf. Arzneib.
447, 43
;
Merz, Urk. Wildegg
178, 5
;
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 297, 7
;
2.
›etw. schlichten, etw. vermittelnd zustandebringen; sich mit jm. einigen, vergleichen, sich auf etw. einigen‹.
Rechtstexte, berichtende Texte.
Wortbildungen
(dazu bdv.:
,
; a. 1509);
›Schlichter, Schiedsrichter‹ (a. 1416);
2 ›Schlichtung‹.
Belegblock:
unde nam der radt unde beteidingete sich mit on alsso: [...], sso wolde her sich mit ir eyme gebrudern unde vor stricken.
So lange das dem kloster durch bethedung des Hochwürdigen [...] herrn Johansen Bischoffs zue Waradein, Zwey teill an der andern helffte der obgemelten gutter [...] wieder entreumet.
auch ist zu Bamberg beteidingt worden die zwitrecht und krieg zwischen den andern fürsten und herrn und den steten des pundes.
Darnach sich die stat Nuremberg [...] in gutlikeit arbeit und auf 6 man beteydingten.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
(
nobd.
,
n. 1525
):
anstand und vertrag [...] den Albrecht von Adelzhaim, Cunz von Rosenberg, [...], betaidingt und abgeredt hetten zwuschen her zeysolfen von Rosenberg und sein under tanen.
wie er geren ain gueter mitler wolt sein zwischen des cardinals und der von Augspurg und sie mit ainander zu verrichten und zu betedingen.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
;
Merz, Urk. Wildegg
105, 3
;
3.
›etw. (Strittiges) entscheiden‹.
Belegblock:
Gille u. a., M. Beheim
453, 35
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die sach also betaidingt waz, | daz dise Triester stat furbaz | Der Venediger were.
also kam die sach für recht, darnach über ain zeit (wurde sie) bedettingt.
4.
›rechtsförmlich Anspruch auf etw. erheben, über etw. gerichtlich verhandeln‹.
Belegblock:
Ermisch, Freib. Stadtr.
(
osächs.
, Hs.
v. 1325
):
alle di sache, di da beteidinget unde benant ist, di ist verlorn zu rechte alles dinges, wen he mac nicheinen vorsprechen.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
(
osächs.
,
1523
/
4
):
Hans Meusel hat [...] bishero kein rechtliche einrede darzu getan [...] und sulch guter rechtlich angezogen und beteidingt.
5.
›(den Rat) um etw. ansprechen‹.
Belegblock:
Wolf, Gesetze Frankf.
77, 2
(
hess.
,
1400
):
habe yman dem rade icht zuzusprechen, der moge den rad darumb betedingen.
6.
›jn. (vereinzelt: eine Instanz) anklagen, rechtlich belangen‹; als Synekdoche: ›jn. wohin vorladen‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte, berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
2,
7,
,
4,
3,
5,
1,
1
8,
(V.)
5,
1,
2,
3,
2.
Syntagmen:
jn. b., jn. einer schuld b., jn. mit recht, um etw. b
.
Wortbildungen
3 (dazu bdv.:
3; a. 1539).
Belegblock:
˹Hierher?:
Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
24, 22
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
di werden gesament in einir burden gebint in di helle, do werden si beslozzen in kerkern. und noch vil tagen werden si besucht adir betedinget
gestraaft
heim gesucht
]˺.
Loesch, Kölner Zunfturk.
(
rib.
,
1477
):
also dat niemant den anderen daromme hernamails bedadingen noch beclagen en sall.
wer ez sache, daz sie iemants dar umb nu oder hernachmals bedetigen argwilgen leidigen engen odir dringen wurde.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
278, 5
(
thür.
,
1474
):
daz ym syn here von Gera eyne were addir sicherheyt thun solle, daz er furder nicht beteydinget nach benotiget werde.
Ermisch, Freib. Stadtr.
(
osächs.
, Hs.
v. 1325
):
Wenne di bekennen, daz he beteidinget si, als recht ist umme einen valsch, so mac der velscher antwerten.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
(
osächs.
,
1523
/
4
):
das sie kein ansprach mer daran haben woll, und mich auch darumb nimmer wollen ansprechen noch beteidingen.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
9, 13
(
schles.
,
1389
):
das her em nicht antworten sal vmb dy acht mark czins [...], dor vmme her en beteydingit hatte von rechts wegin.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
49, 19
(
1438
/
9
):
wie das etliche lute [...] denselben spital uber solche seine rechte, gewonheit und herkomen beteidigt, erfordert und sie zu koste und schaden bracht habent.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
(
whalem.
,
1484
):
wart die sach abgerett und beid teil fúr den Roͤmschen keiser betaͤdinget.
auf den tag ist iederman betedingt worden zu kommen.
Roder, Stadtr. Villingen
;
;
7.
›(eine Gerichtssitzung) eröffnen und leiten‹.
Belegblock:
Winter, Nöst. Weist.
(
moobd.
,
1499
):
wan di lantrichter das lantgericht wetaidigt haben.
8.
›jn. verteidigen, militärisch schützen‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.
6.
Belegblock:
Schade, Sat. u. Pasqu.
(o. O.
1524
):
wir als kriegs erfaren wöllen das geschütz brauchen und den verloren haufen beteidingen.
Betheidigen / verthedigen / defendere.
9.
›jn. überreden, durch Überredung zu etw. veranlassen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
4.
Belegblock:
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
(
nobd.
,
n. 1525
):
biß zuletzt die jenen, so [...] ime kawm mit gutigen, freuntlichen worten sovil liebs redten und in dahin betaidingt hetten, das er austrat.
Müller, Lands. St. Gallen
90, 22
(
halem.
,
1562
/
4
):
das sich der arm bisher wider alle billichait hinderrucks der oberkait betedingen und infüeren lassen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
da lyessen sy sich petaydingen, das sy die gevangen ledig lyessen.