hangen,
hängen,
hahen,
V.,
im allgemeinen unr. abl., deutlich seltener (außer in 5-7) regelmäßig; Fortsetzung von mhd.
hâhen, hangen, hengen
(); Formen mit Umlaut insgesamt etw.
seltener und eher md./nobd., gelegentlich oobd., kaum wobd., in den Bedeutungspositionen 5-7 jedoch beinahe ausschließlich
-e-
;
selten
hahen
, meist n/oobd., bis 1. H. 16. Jh.
1.
›wo hangen, hängen, (meist: an einem höher gelegenen Haltepunkt) festgemacht sein und herunterhängen‹; ›überhängen (von Bäumen)‹; mit Subj. d. S. (sehr verschiedener Art) oder P. (oft auf Christus am Kreuz bezogen).
Phraseme:
der hangende wage
„›hängender, vierrädriger Wagen, bei dem der Kasten eingehängt ist‹“ (so
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 122
);
die hängende kutsche
;
an einem faden hangen
;
jm. am munde hangen
;
jm. am halse hangen
;
zwischen himmel und erde hangen
;
etw. hangt an einem dürren ast
›etw. wird scheitern‹;
nicht wissen, wo es hangt und langt
.
Syntagmen:
j. (ausgespant / geädert / hoch / tot) wo
(z. B.
am baum / galgen / kreuze
)
h., etw.
(sehr generell, z. B.
die lampe
)
wo h., etw.
(z. B.
unflat
)
an jm. h., etw.
(
fleisch
)
im rauch
(o. ä.)
h., der rauch wo hangend bleiben, der baum auf ein gut h.
›überhängen‹,
etw. in den händen h. haben
; ˹mit verschobener Bezugsgröße:
vol e. S.
(Gen.)
hangen
›mit etw. behängt sein‹˺;
hangende achseln, hangende lefzen, die hangende brücke, die hangende stube
›Zimmer im vorgebauten Stockwerk‹,
das hängende insiegel
.
Wortbildungen:
hangärmel
,
hangeisen
›Eisenstange zum Aufhängen von Gegenständen‹, wohl auch ›Waage‹ (so
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
; a. 1432),
hängekluft
›Tagekluft, in das Hangende oder Liegende fallende Kluft‹ (so , ohne Beleg),
hängestük
wohl ›Senkel, Lot beim Mauern‹,
hangleuchter
(a. 1577),
hangperle
›herabhängende‹ oder ›birnenförmige Perle‹,
hangrinne
›Auffangrinne für die mit dem Salz ausfließende Sole‹,
hangstat
›Vorrichtung zum Aufhängen von Gerätschaften‹.

Belegblock:

Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
149, 1272
(
Zwickau
um 1540
):
Ihr aber macht mit hye ein solch gemeng / | Das ich nicht weis wos hangt und langt die leng.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Diz tapfere gewichte, | Die erden, uf daz wazzer hienc | Und vort daz wazzer umme vienc | Mit sines himles dache.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1404
):
2 m. vor 2 schog zelstrenge. item 1 m. vor 1 schog hengestucke.
Luther, WA (
1528
):
wusten nicht, waran sie weren, hiengen also zwischen hymel und erden.
Ebd. (
1531
):
an dem Herrn Christo gehalten und jme an dem munde gehangen und auff sein Wort gehoͤret.
Ebd. (
1540
):
mein alter adam, der mir am hals bis in die grube henget.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Als men ir zwentzijch hanget sijt, | dan eirst ist parlamentis zijt.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
halten min broder und ich gemeinen dischs, somers in der camern oder somerhaus, winters in der groisser stoben unden oder hangender stoben.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
All dein luge, und betruge, | Hangen an dem duͤrren nast.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
137, 29
(
rhfrk.
,
um 1435
):
vnd wiste vor war / das ich dar vmb müste hangen.
Ebd.
119, 31
:
eyn heßlicher getwerch / des fleysch was also swartz / als obe er zehen jare jn dem rauch gehangen hette.
Küther, UB Frauensee
409, 21
(
thür.
,
1537
):
des in urkundt haben wir unser secret hieran wissenthlich hengen lassen.
Thür. Chron.
6r, 18
(
Mühlh.
1599
):
ein jeglicher Abgott hatte seines Landes Schild vnd Wappen / an seiner Seiten hangen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
9, 12
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Der rouch der us dem ovyn get, der gerynt und blibit hengende an deme roste.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1509
):
seindt wilde erzt, da braucht man selten feuer zu, dann es gar schmierklüftig gebürge ist, ist foller genge und klüfte abe und zu wie die hengeklufft.
Voc. Teut.-Lat.
m viijr
(
Nürnb.
1482
):
Hangermel an korrockē od’ slayer. od’ stauch od’ preyse.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
des jars [...] wart die lang hangent pruk angefangen zu machen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
172, 23
(
Nürnb.
1548
):
So hinge doch jmmerdar diser vnflat an jnen / das sie inn suͤnden [...] legen.
Sachs (
Nürnb.
1533
):
Das scharpff schwerdt hecht ob meinem haupt.
Ebd. (
Nürnb.
1553
):
Schaw, wie hecht er [rock] federn so vol!
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
824, 27
(
els.
,
1362
):
Do dise drie lichomen lange zit an dem galgen hingen do fúrfúltent der zweier morder lichome.
Menge, Laufenb. Reg.
2626
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Was da hanget an dem rouch | Vnd daran erdorret sy | [...] | Das schadet zarten magen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
so hanget rechte der mensche enzwúschent himmel und erden.
Lemmer, Brant. Narrensch.
7, 18
(
Basel
1494
):
Die welt ist soͤlcher zwytracht voll | Das man eins vff der zungen trag | Wyter dann vff eim hangenden wag.
Hampe, Ged. v. Hausrat
4, 6, 15
(
Straßb.
um 1514
):
Hang / vnd och Schür ysin zuͦ dem Tygel.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Andere haben so viel Zöpff vnd Haarlocken vmb und an sich hangen wie die junge Pferde.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Si mocht nút gelangen. | Wan er ze hoche vor ir hieng.
Maaler (
Zürich
1561
):
Bloß als an einem faden Hangen / Jn der hoͤchsten gfaar ston. [...]. Hangende waͤgen (die) Pensilia uehicula, Camerata uehicula.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
214
(
Genf
1636
):
Hängende gutsche [...] Cameratum vehiculum.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
die ire muttern flyslich ziechen, mit hangenden achseln, mit geschmucktem leib das sie ran seien.
Er lieff als bald von verrn her zu mir, bugglot, zittern, mit hangenden lefftzen, kychend.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
16, 3
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Maria stuend in swindem smerzen | pei dem kreuz [...], | da ir werder sun an hieng.
Klein, Oswald
102, 80
(
oobd.
,
1427
?):
es wër dem reich ain klaine scham, | und hiengens alle dran.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
102, 10
(
moobd.
,
1604
):
schlosser, peckhen, vaßziehern vnnd potten sollen die laittern vnd hakchen von iren ordenlichen hanngstetten abnemen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1607
):
so soll man den hüeter hocher hachen den der den schaden gethan hat.
Ebd. (
16. Jh.
):
höcht ain paum dem andern uber den rain oder über den zaun.
Patocka, Salzwesen.
1987, 233
(
oobd.
,
1582
/
85
):
beÿ disen Pfannen vnten beÿ den Hangrün 4 werchschuech weith.
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
1700
(
oobd.
,
1607
/
11
):
ein klein mit farben geschmeltztes globuslin terrestris, mit einem schönen birn hangperlin unden angehengt.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
148, 14
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
63, 16
;
Haszler, Kiechels Reisen ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Klein, a. a. O.
28, 57
;
Bauer u. a., a. a. O.
505
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
10, 15
;
88, 40
;
Vgl. ferner s. v. ,  1,  1, .
2.
›etw. (sehr unterschiedliche Bezugsgrößen) / jn. (oft bezogen auf Jesus) hängen, aufhängen, jn. ans Kreuz schlagen‹.
Phraseme:
etw. an den ars hängen; etw. an ketten hängen
jeweils: ›sich etw. gleichgültig sein lassen‹;
die kappe auf den zaun hangen
›dem Kloster entlaufen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  1,  1,  1,  2, .
Syntagmen
etw. an / in etw. h.
(sehr verschiedene Bezugsgrößen), z. B.:
einen bagstein, eine kette an js. hals h., jn.
(z. B.
Jesus, den bösewicht / dieb / schuldigen / sich
)
h., jn. an die füsse h.
›an den Füßen aufhängen‹,
jn. an / auf den ast / galgen, an die zinnen h., das obs in js. hof h
. ›überhängen lassen‹;
(des) hahens wert sein
.
Wortbildungen:
hänge
1 ›Aufhängevorrichtung zur Brotaufbewahrung‹,
hängelbaum
1 ›Balken zum Aufhängen von Gegenständen‹,
hängelwagen
(Gw auch kontrahiert:
-wein
),
hängelweiner
›Hersteller von Wägen mit eingehängter Transportfläche‹,
hängeschlos
,
hängeschwind
bußwürdiger Schimpfname, etwa ›eilfertiger Henker‹ (a. 1479),
hängeziegel
›über einem andern eingehängter Dachziegel‹ (a. 1542),
hängnis
1 ›das Erhängen‹ (14. Jh.; dazu bdv.: ).

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1408
):
7 sch. vor kamerwagen, hangilwagen und capelans wagen zu bessern.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
149, 20
(
preuß.
,
1521
):
14 schlecht tisch, 10 hengschlos.
Apherdianus (
Köln
1575
):
Auß dem kloster lauffen / die kap auff den zaͤun hangen / außschuͤtten.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
857
(
mrhein.
,
um 1335
):
Wan ich [Iudas] wil hinegahen | und wil mich selber hahen.
Küther, UB Frauensee
114, 25
(
thür.
,
1347
):
daz wir unser ingesigel gehangin habin an disen briff.
Langen, Myst. Leben
179, 16
(
nobd.
,
1463
):
do er [Iesus] so iemerlich nackat vnd / ploß ist lebentiger gehangen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
dem wêre bezzir daz ein eselîn burde worde gehangen an sînen hals und worde vorsenkit in di tûfe des meres.
Anderson u. a., Flugschrr.
11, 6, 36
([
Leipzig
1521
]):
du [...] sagest ich wol die schrifft an genßfeder vnnd was die Lerer sagen ann ketten hengen.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
55, 27
(
schles.
,
v. 1361
):
daz her eyme armen manne nam syne hengilbeume vnd globte, im dy czugelden, vnde tet des nicht.
Gille u. a., M. Beheim
449, 502
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Etliche, die | warn an dy fuss gehangen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
73, 23
(
nobd.
,
1523
):
woe ine [den landknecht] aber bedunckt, das der leyp zu klein, soll er mit zu der brotkaufin gehen und ungeverlich einen von der hengen neme.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Geht und sie all an galgen hacht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ain tier, daz sich hengt mit seinen hörnern in die singrüen und in die püsch.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
23, 97
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
sie [...] hiengen dar zu schanden gar | zu im zwen pösewicht.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1472
):
Merten Tusler, dem henglweiner.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1. H. 16. Jh.
):
man sol im 72 ₰ an halß hahen in einem newen peitel, mit dem sol man dem richter dreimall rüefen.
Rössler, Stadtr. Brünn (
mähr. inseldt.
,
1. H. 14. Jh.
):
di sint alle hahens wert sam di dieb.
Joachim, a. a. O. ;
Ziesemer, Gr. Ämterb.
298, 30
;
Große, Schwabensp. ;
Wickram
4, 47, 16
;
Wiessner, Wittenw. Ring
9418
;
Anderson u. a., a. a. O.
25, 6, 26
;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Gereke, Seifrits Alex.
8718
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
Vgl. ferner s. v.
1
 5,  1,  14, ,  6.
3.
›e. S. / jm. (jeweils unterschiedlichen Bezugsgegenständen bzw. -personen) anhangen, sich mit etw. / jm. aufs engste verbunden fühlen‹; spezialisiert in Texten religiösen (besonders mystischen) Inhalts: ›den Dingen der Welt verhaftet sein, nicht
gelassen
sein‹; trans.: ›jn. an sich binden; sich an jn. hängen‹; Ütr. zu 1.
Phraseme:
jn. aneinander hängen
›jn. aufeinander hetzen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2, ; vgl.  2,  12,  12,
1
,
1
 1.
Syntagmen:
im trans. Gebrauch eher
-ä-
;
an got, an dem baalim, an der dirne, an nichte, an der arbeit / natur / heiligen schrift, an dem leben / wort, am alten Adam h., zu seiner hausfrauen h., in wunderung h., sich an etw. h., sich zu einem weib hängen, fürsten / leute an sich hängen
›gewinnen‹;
das hangen
(Subj.)
des gemütes
.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
Da wehret er und sperret sich und hengt die fursten und Bischoffe an einander.
Ebd. (
1535
):
quia Schwermer hengen an einander ut kroten.
Ebd. (
1535
):
Babst und Cardinel sind zornig, Hengen konig und fursten an sich, sed quid sunt?
Ebd. (
1537
/
40
):
Die Parfusser [...] richteten Marien ein kron auff, hiengen leute an sich.
Ebd. (
1544
):
die prediger sich brusten, und henget sich der an den, alius an den ander.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
sie [...] hangen ouch an ir arbeit | Mit truwen als ein stummes vie.
Strauch, Par. anime int.
115, 11
(
thür.
,
14. Jh.
):
waz ist vinsternisse? daz der mensche nirgin hafte noch hange und blint si und nicht wizze fon creature.
Ebd.
127, 9
:
daz dinc ist vri daz an nichte hangit noch an daz nicht inhangit.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. mk. (
osächs.
,
1343
):
durch daz lêzit der mensche sînen vatir und mûtir und hanget zuͦ sîner hûsvrowen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
137, 35
(
Nürnb.
1548
):
das ihr Ehegemahel an andere weyber sich henget.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Sobald nun diese mit dem Sohn niderkommen / hat er [...] dieselbe [...] (inzwischen an der Dirne haͤngend) mit Gifft hingerichtet.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
sú ensoltent noch hangen noch kleben noch des iren nút suͦchen noch meinen, danne alleine Gotz ere.
der do fri ist von irdenschen gedencken, der henget sich an die ding die Gottes sint.
Schmidt, Rud. v. Biberach
53, 21
(
whalem.
,
1345
/
60
):
spricht Richardus von disem hangenne: ,Von nvͥwi der dingen [...] entspringet ein wundren. Von dem wundrvnne so wachset flis [zvͦ bekennen], vnd von dem flisse so stat vf bekennen, vnd von disen kvnt hangen des gemvͤtes‘.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
verwirrung, darin der lesen lernend hafften und hangen muß, das macht das lesen schwaͤrer.
Bauer, Geiler. Pred.
319, 8
(
Augsb.
1508
):
Der [schad] ist. daz sy nymermer kommen tzu goͤttlichem trost / so lang sy an diser heft des üppigen zergenglichen trostes hangen bleiben.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
23, 21
(
tir.
,
1464
):
si [menschen] sint auch zu vil vnd v̈berflüssikleichen an sich selbs hengen.
Ebd.
51, 40
:
Mein gemüet das pegërt alain an dir zu hangen, wend die sich von dir sint fërren, die wërden zërgen.
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
107, 20
;
ders., Weigel. Ges.
22, 1
;
44, 32
;
Jostes, Eckhart
65, 1
;
Vetter, a. a. O. ; ; ; ;
Anderson u. a., Flugschrr.
14, 5, 28
;
Schmidt, a. a. O.
57, 20
;
Ruh, Bonaventura
341, 31
;
Sappler, H. Kaufringer
4, 69
.
Vgl. ferner s. v. , .
4.
›herunterhängen; sich senken, baufällig sein (von Häusern o. ä.)‹; trans.: ›etw. neigen; etw. (in den Stollen) herunterlassen‹.
Phraseme:
den kopf hängen
›sich fromm und demütig benehmen‹.
Wortbildungen:
hänge
2a) ein Rüstungsteil; 2b) eine Haltung des Schwertes in der Weise, daß entweder der Schwertkopf gesenkt und die Spitze auf das Gesicht des Gegners gerichtet ist oder (umgekehrt) daß von oben herab auf das Gesicht gestoßen wird;
hangdrüselnd
›mit herunterhängenden Drüsen‹ (),
hängehal
(Gw zu
2
,
der/die/das
),
hängelbaum
2 ›Wallach‹ (a. 1456),
hängelhaupten
›den Kopf baumeln lassen‹,
hängflüglecht
›mit hängenden Flügeln‹,
hängig
1 ›schräg abfallend‹,
hangmaul
.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
34, 28
(
preuß.
,
1425
):
3 kellen, 3 kessilhoken, 1 hengehol.
Ders., Gr. Ämterb.
773, 4
(
preuß.
,
1430
):
4 panczer, 1 henge, 4 huwben.
Luther, WA (
1532
):
das sind treffliche heiligen, die [...] daher gehen jnn grawen roͤcken, den kopff hengen, sawr und bleich sehen.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1631
):
die Blumen werden welk und hängen unter sich.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
er begunde | Rucken twerhes und schief, | Er hengelhoubte, untz er entslief.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
216, 5
(
omd.
,
1554
/
1633
):
Im gebührt auch [...], holcz und andere notturft vom tage bieß ufm stollen hengen zu helfen.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
als etwan eine fromme Mutter mit ihrem Kindlein aus einem hangenden baufälligen Hause [eilt].
Sachs (
Nürnb.
1556
):
Des wurd die geiß elend und mager. | Hangdrüßlent, langseytet und hager.
Ebd. (
1554
):
Er [mein buler] sicht, sam sey er unbesinnt, | Hengflüglet gleich eim karpffen eben.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
222
(
Genf
1636
):
hangmaul / der ein lang hangend Maul hat.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
ain turn [...], der hanget gar fast gegen dem statgraben.
Wierschin, Liechtenauer. Fechtk.
121, 16
ff. (
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Von zwayen hengen. Zway hengen werden vß ainer hand von der erden. [...] Glosa. Mörck, eß sind zway hengen vß ainer hand vnd von ainer sytten von der erden. Die tryb also: wann du im mit dem vndern absetzen gegen diner lincken sytten an sin schwert bindest, so heng dinen schwert knopff gegen der erden vnd stich im von vnden auff vß dem hengen zuͦ dem gesichte. Stost er dann mitt versetzenn dinen ort übersich uff, so blyb also am schwert vnd far mitt im vff; vnd heng im den ort von oben nider zuͦ dem gesicht. Vnd in den zwayen hengen solt du alle gefert behentlich tryben.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1450
/
1512
):
die hangund meür haben, was schaden si den leuten beweisen, den soll der puessen des die maur ist.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
147, 3207
;
Pausch, Ital.-Dt. Sprachb.
976
.
Vgl. ferner s. v. .
5.
›e. S. / P. zugeneigt sein, sein Sinnen und Trachten auf etw. / jn. richten, in Bewegung auf etw. sein‹ (jeweils abstrakt gedacht); ›(eine Spur) verfolgen‹; ›etw. zurückgeben‹; die einzelnen, lexikalisch sehr unterschiedlichen Ansätze sind durch das Merkmal ,Bewegung‘ miteinander verbindbar.
Wortbildungen:
hängig
2.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Eniti. Jrgend nach Ringen dringen fechten trachten stellen hengen sinnen kempffen stehen iagen streben arbeiten sehnen dichten.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
iz ist kein kinde spil | Vechten wider des tuvels sil, | Ouch sich czu Gote hengen.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Jch hor, ein iaͤger henge | Auf rechter spǔr des hirzen vart, | Wo der laithunt ist pewart | Nasweis an luftes wittern.
Niewöhner, Teichner
139, 69
(
moobd.
,
1360
/
70
):
da von waͤrs ein missetat, | wolt ich dar zu hengig sein.
Klein, Oswald
52, 39
(
oobd.
,
um 1408
?):
hin rück, heng nach gelück. | heuch, heuch.
Ebd.
100, 15
(
v. 1408
?):
zwar mir sol wesen gach | zu hengen der hinnach, | der ich lang nie gesach.
6.
›die Zügel locker lassen, nachlassen (konkret)‹; ütr.: ›sich zurückhalten; Nachsicht üben; jm etw. (z. B. am Zins) nachlassen‹.
Phraseme:
halten und hängen können
›zulegen und nachlassen können‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  24.
Syntagmen
˹ohne Obj.:
j.
(z. B.
Hector
)
h.
˺;
den zaum / zügel h., ein pfand, einen zins h.
;
den rossen h.
;
den bauern am zins h.
;
nach einem hirsch / wilde h
.

Belegblock:

Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
114, 5
(
Frankf./M.
1568
):
Ein natuͤrlich Stocknarr ich bin / | [...] | Hab ein groben verstand / der massen / | Kan weder hengen noch nachlassen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Hectör hengen öch began | Uff den stoltzen ritter zier.
Maaler (
Zürich
1561
):
Den zaum nachlassen oder Hengen. Ha benas laxas dare.
Klein, Oswald
17, 1
(
oobd.
,
1410
):
Var, heng und lass, halt in der mass, | bis das du vindst die rechten sträss.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Er gepart aber dazu alz ain man, der da chan halten und hengen und swigen, uncz im füget ze reden.
Gereke, Seifrits Alex.
4678
(
oobd.
, Hs.
1466
):
den rossen begunden sy ze hengen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
Wo den paurn am huebzinß gehengt ist zu hören ihr gerechtigkait.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich ;
Koppitz, a. a. O. ;
Bischoff, Steir. Landr. ;
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 324, 4
;
Hulsius
H iiijr
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 87
.
7.
›(jm.) etw. erlauben, zulassen, gestatten, etw. geschehen / durchgehen lassen‹.
Phraseme:
nach js. willen und hängen
›nach js. Willen und Erlaubnis‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1,  123, ; vgl.  5,  9,  1, ,  1,
2
 1,
1
(V., unr. abl.) 4,  9, .
Syntagmen:
den trug, die falschheit / lüge, das unrecht h., jm.
(z. B.
den kinden
)
etw. h., dem as nicht h., nicht h., das [...]
.
Wortbildungen:
hänger
3 ›j., der nachlässig alles gestattet‹,
hängel
2 ›Erlaubnis, Wille‹,
hängnis
2 ›Erlaubnis, Gewährung‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
der pâbist williclîch gehînc | der reinen hêrrin bete.
Luther, WA (
um 1535
):
Henge ymer hin̂
[wohl: ›Laß es laufen‹].
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
1332
):
unser hant 13 ein rat gesworen und ein zunft gemaht und enwollen nit hengen, daz zwen rete sin.
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
es ist ein dommer sin | daz es die herren hengen.
Gille u. a., M. Beheim
47, 13
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
er | sprach zu in: ,henget | Den chinden schir | chumen zu mir‘.
Ebd.
439, 41
:
dar umb ist so der kung der engel | mit williglichem hengel | zu menschen worden sunder spat, | der ainig weser und drivalter.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 32, 9
(
nobd.
,
1464
):
solt [...] mit nicht gehenget werden, das sie [halbpawern] das wiszmat versetzen und verkauften, das grasze verkaufen von den wieszen.
Franck, Decl.
332, 3
(
Nürnb.
1531
):
Nun seind ie nit allein die thetter bei Paulo vnd allem rechten strefflich / sonder ia auch die henger / zuͦseher vnd statgeber.
Sachs (
Nürnb.
1558
):
Kein lüg noch trug ich niemandt heng.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
so man ime [túfel] ie me henget, so die gewissene ie me verwirret wurt.
Spanier, Murner. Narrenb.
87, 31
(
Straßb.
1512
):
Welcher herr regieren wil, | Der heng des muͦtwils nit zuͦ vil.
Niewöhner, Teichner
321, 80
(
moobd.
,
1360
/
70
):
dw sel dw solt daz az | zu allen zeiten twingen und phrengen | und im aller sach nicht hengen.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
Wir seczen auch, das kain person [...] an der herczogen willen oder hengen kain recht türr geüben.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
so das wasser ain weg hinprech, so sol der guet man hinein hengen mit seinem grund damit man reiten und faren meg.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
schickten die lanndtlewdt [...] zw dem kunig umb hengnus der sum gelts.
v. Maren, Marquard. Ausgabe
73, 28
(
Venedig
1483
):
Jst anders das ir wille vnd hengnuͤß nicht do bey ist.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
1733
;
2594
;
v. Groote, a. a. O. ;
Mon. Boica, NF.
2, 1, 176, 12
;
Gille u. a., a. a. O.
45, 24
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
117, 21, 136, 25
;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Altmann, Wind. Denkw. ;
Niewöhner, a. a. O.
249, 25
;
Vgl. ferner s. v. .
8.
›anhängig, unentschieden, in der Schwebe sein (meist von Rechtsfällen u. ä.); sich im Rechtsstreit befinden‹.
Beinahe ausschließlich Rechtstexte und Chroniken.
Phraseme:
etw. hangen lassen
›etw. offen, auf sich beruhen lassen‹.
Syntagmen:
j. / etw. am / im rechten, im recht h., in hangendem rechten stehen, die sache am gericht, vor den schöffen, die klage unentschieden h., der handel ongeendet, in rechtfertigung h., eine forderung hangend aufheben / suspendieren, die sache hangend erachten
;
der hangende artikel / bericht / friede
(›vor Abschluß des Friedens‹)
/ krieg, die hangende antwort / rechtfertigung / sache
.
Wortbildungen:
hang
3.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
181, 32
(
thür.
,
1474
):
hinder deme gerichte, da dy sache gehanget hat.
Köbler, Ref. Wormbs
113, 24
(
Worms
1499
):
do einer vor einem andern richter der angeclagten sachen halben in hangendem rechten stünde.
Ebd.
351, 10
:
alle diewil ein für genōmen clag hanget vnentscheiden.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
91, 2
(
omd.
,
um 1559
):
zwo zechen mit einander am rechten hengen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
also ließ der pfaltzgrave daz also im rechten hangen und gab den sachen kein ent.
Meisen u. a., J. Eck
7, 1
(
Leipzig
1520
):
Ich laß auch hangen, das er [Luther] nicht alweg die warheit fur gybt.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
wie der lantvogt [...] in hang diser sach denselben ritter zuͦ rat [...] erwelt [...] hat.
Jörg, Salat. Reformationschr.
588, 22
(
halem.
,
1534
/
5
):
aber sy [...] nit alleyn alle früntliche meynung verachdt / sunder noch jn hangendem friden / mit den ferdinandischen [...] eynen pund gemacht.
Köbler, Ref. Franckenfort
87, 6
;
ders., Ref. Wormbs
74, 9
;
162, 2
;
ders., Stattr. Fryburg ;
Jörg, a. a. O.
734, 16
;
341, 17
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ; .
Vgl. ferner s. v.  4,  3.
9.
›in etw. bestehen, darin liegen, daß (...), an etw. / jm. liegen; mit etw. / jm. wesensmäßig, existentiell verbunden sein, etw. sein‹.
Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Syntagmen:
etw. an der jugend h., das leben an jm. h., die untugend am babst h., die würde am unrecht h., das gesez, die propheten an / in etw. (den geboten) h., die gotheit / natur, pein / segen an etw. h., die kirche an den priestern h
.
Wortbildungen:
hängig
3 (a. 1642).

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sîn wesen hanget dar an, daz er in der sêle gebere sînen sun.
Got hât alle vüllede als ein, und gotes natûre hanget daran und ist der sêle sælicheit, daz got ein ist.
Goedeke, P. Gengenb. (o. O.
1516
):
Dry ding, die do sond hangen an | Der iugend, [...], | Das erst ist ein schwigender mundt.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
120, 31
(
Nürnb.
1548
):
Solchs solte reitzūg gnug sein fuͤr dz junge gesind / sonderlich weil auch leiblicher segen dran hengt.
Dietrich. Summaria
30r, 17
(
Nürnb.
1578
):
ob nit alle dise vntugend / [...] / an dem Bapst / Bischofen / Pfaffen / Muͤnchen vnd Nonnen hange.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
28, 8
(
Zürich
1521
):
Jch red zuͦ üch jr fürsten / üch betrifft dise sach / in üch hangen aller meist der menschen hendel vnd sachen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
der glaub und die hailige kilch hanget jetzt miten an den klainen, gemainen priestern, die hert gehalten werdent von den haüptern.
Bauer, Imitatio Haller
73, 12
(
tir.
,
1466
):
alle volkchömen ding, die da sint in diser welt, die haben etwas an in hangen von den vnuolkchömen dingen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
35, 19
(
tir.
,
1464
):
In den czwain gepoten ist hangen das gancz gesäczt vnd weissagen.
Vetter, Pred. Taulers ;
Sappler, H. Kaufringer
16, 290
;