ast
(rhfrk., obd. auch mit Prosthese von
n
:
nast
),
der
;
-(e)s/-e
+ Uml., auch
+ Uml. und
-er
+ Uml.
1.
›Ast, direkt aus dem Stamm wachsender Teil des Baumes‹; seltener: ›Zweig von Pflanzen‹; oft in bildlicher und metaphorischer Verwendung, dann z. B. ›Zweig eines Geschlechtes‹; ›Verzweigung (einer Ader)‹. Äste von Stechpalmen mit Beeren, auch Tannenäste dienten als Kennzeichen von Wirtshäusern (); offen zu 2 und 3.
Phraseme
nach ästen faren
›Leseholz sammeln gehen‹; Ra.:
der ast fält nicht weit vom stamme
(; a. 1691).
Bedeutungsverwandte:
 2,  2, (
das
2, , ; vgl. (
der
5.
Syntagmen:
den a. finden / abhacken / abhauen / abbrechen, äste in den weg streuen
;
a.
(Subj.)
spriessen / abbrechen, aus dem baume dringen, von einer wurz ausgehen, sich mit laub kleiden, wohin reichen, etw. deuten
;
jn. an einen a. henken, jn. von dem a. lösen, aus ästlein ein nest machen, auf den ästen nisten
;
a. des baumes / krautes
;
ast mit laub
;
a. an dem baum
;
wirt zum teuren ast
;
breiter / grüner / (-)begrünter / schwarzer / alter / dürrer / böser / eichener / abgefallener / abgehauener / abgerissener a
.
Wortbildungen:
astabbrecher
›Baumscherer‹,
astknopf
›Astknoten (im Holz)‹,
astreich.

Belegblock:

Jostes, Eckhart
101, 14
(
14. Jh.
):
Da von sullen wir haften an got als der ast an dem baum.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
3, 16
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Bei trübem trank, auf dürrem ast, betrübt, swarz und zerstort beleib ich.
Luther. Hl. Schrifft.
Jes. 17, 9
(
Wittenb.
1545
):
ZV der zeit / werden die stedte jrer Stercke sein / wie ein verlassen ast vnd zweig / so verlassen ward fur den kindern Jsrael.
Gille u. a., M. Beheim
89, 25
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
teuten dy est und der pam | des lands raiirnden fürsten.
Ebd.
96, 3
:
Zu tichten han ich mich petracht | van ainem edlen pam geslacht | dez talden und auch este | Raichen pis in den himel tran.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
v. 1494
):
Ich solt meinem herrn noch esten faren, | Do tett ich mich mit schlaf bewaren.
Thiele, Minner. II,
6, 20
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
der wald mit gruͤnen esten | stund in woniglicher wat.
Ebd.
11, 68
:
macht du
[Geliebte]
des hast, | ast seliger frucht, | zucht, wonschlich heil.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2105
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Sin [Absolon] har das ainen ast umb fieng: | Alsus er ander aichen hieng.
Maaler (
Zürich
1561
):
Aest / Der beümen oder kreüteren.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
8
(
schwäb.
,
1453
):
mänig ast sin blüend riß | Naͮch allem wunsch erzöget haͮt.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
wer ain v̈bel weib hab, | Der tü sich ir by zeitt ab | Vnd chauff ain guͦt past, | Henck sy an ainen ast.
Sappler, H. Kaufringer
28, 62
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
würt der stam gepildt | von der wurz stark und vest. | darnach spriessent dann die est.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 5, 37
(
schwäb.
,
1563
):
welche füro fruchtbar peum oder die äst davon abhawen.
Ebd.
486, 10
(
1570
):
Es soll auch kainer kain grienen aast von ainichen berenden bäm [...] nit abhawen.
˹Sprichwörtl.: Henisch (
Augsb.
1616
):
Zu einem boͤsen ast / gehoͤrt ein scharpffe axt. [...]. Ein boͤsen ast muß man leiden / vmb deß baums willen. [...]. Das man meint sey ein aichen ast / Das ist offt kein linden bast.
˺
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
sint die este der âdern klain dar umb, daz daz pluot [...] dester sneller werde verkêrt in der glider nâtûr.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
125, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Mit ainem dürren ast ruert’ sy die salben.
Quint, Eckharts Pred. ;
Jahr, H. v. Mügeln
114, 33r
;
Thür. Chron.
1v, 16
;
Gille u. a., a. a. O.
175, 55
;
Lexer, Tucher. Baumeisterb. ;
Lindqvist, a. a. O.
1969
;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Sappler, a. a. O.
14, 404
;
Pfeiffer, a. a. O. ; ;
Primisser, Suchenwirt ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
34, 22
;
Munz, Füetrer. Persibein
177, 1
;
Voc. Teut.-Lat.
b vijv
;
Bremer, Voc. opt.
48031
;
Voc. inc. teut.
b iiijr
;
Alberus
Mm jr
;
Hulsius
A iijr
;
Harsdoerffer. Trichter ;
Dietz, Wb. Luther ;
Trübner, Dt. Wb.
1, 130-132
.
2.
›Wurzelfortsetzung des Astes, harte Spur des Astes im Holz‹; metaphorisch: ›Widerstand‹. – Phrasematisch:
in einen a. sägen
›auf Granit beißen‹,
an einen a. kommen
›in der Sache nicht weiterkommen‹.
Bedeutungsverwandte:
 3,  1.
Syntagmen:
harter a.
;
a. im holz
;
baum voller äste.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Der hert Ast in einem holtz/ so dem schreyner oder tischmacher die sagen verhoͤnt. Centrum.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Ein harter durchgehender ast / ein harter knorren an einem holtz / oder marmelstein / nast.
Dietz, Wb. Luther ;
3.
in Verbindung mit vorangestelltem genitivus definitivus für den Inhalt des Genitives, z. B.
kreuzes ast
›Kreuz‹; in der Verbindung
irrer ast
›Verirrung‹.
Poetische Texte des 14./15. Jhs.

Belegblock:

˹Hierher (?):
Thiele, Minner. II,
30, 169
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
mynne ist ein vont der hoher eren, | der zuͤchten rys, ain lasters este.
˺
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Sistu dann das sij versteinet sint | Und gestercket in dem irren aste, | So hastu macht sij zu stechen vaste.
Froning, Alsf. Passionssp.
7152
(
ohess.
,
1501ff.
):
der hoit gehangen an des cruczes ast.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
mayt, daz hastuͤ vorbornet | mit der blume, dyͤ duͤ hast | getragen in dines lybes ast.
Pyritz, Minneburg Prolog I,
13
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
wann er durch uns gar feste | an dez crutzes este | durch mynne wart genegelt.
Euling, Kl. mhd. Erz. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
die sundig sel nach dem hol | daryn sie sol rasten, | mit der gnade Gottes krafft | zü himelreiches asten.
4.
›Dorn; Zacken‹; Ütr. zu 1.

Belegblock:

Henisch (
Augsb.
1616
):
Aest / die zacken der hoͤrner.
Matzel, in: Sprachw.
10, 1985, 371
(
gurtl mit einen ast
);
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 16
.