grün,
Adj.
1.
›grün als Farbe (von Bezugsgegebenheiten sehr unterschiedlicher Art)‹; ütr.: ›bleich, grünlich (von der Gesichtsfarbe)‹; ›vergiftet (vom Blut)‹; klare Unterscheidung von 2 nicht in allen Belegen möglich, speziell in den Fällen, in denen die Farbe als Unterscheidungskennzeichen von bestimmten Pflanzen untereinander dient.Zu phraselogischen Verbindungen mit
grün
vgl. Wanzeck, Etym. lexikalisierter Farbwortverbindungen
ff.93
Bedeutungsverwandte:
.Syntagmen:
etw. g. malen; der grüne atlas / damast / jaspis / käse / kranz / lachs / pfittich / stein / türkis / smaragd / unk, das grüne atrament / blut / kleid / mer / mesgewant / tuch / wachs / wasser, die grünen flicken / kerzen / knöpfe / marmelsteine
.Wortbildungen:
grünacher
-acher
s. ), grünblaulich
grünecht
grünlecht
grünlich
grünfarben
grünfärbig
grünfink
grünfisch
grünkresse
), grünfliege
grünheit
grünigkeit
grünkäfer
grünkraut
grünkresse
grünling
grünlingbirne
grünspecht
grünstük
grünsucht
grünvogel
grünwerk
Belegblock:
1 swarczen rock mit gronwerg.
plicken, gruenkres, hesling, ein noessel XV haller.
Dese male is van groenre var, | Want gelijch dat gesune alre gar | Wirt gestirckt van der varwen groen, | Also kan gelouve ouch doin.
Merops gruͤnspaͣcht / Imbenfraß.
di grone farwe recht besinne, | si bedudit der liebe an beginne; | wanne was da wesst uss der erden, | das muss zu deme ersten gruͤne werden.
ist do eyn boum [...] di bletir sint uf eyner site grune, uf der andirn wys.
zugemüse fürs gesinde [...]. Abgefallen obst, grünkraut, rüben, möhren.
Spricht er weiS alS ein sne | So sprich grvn alS ein kle.
Das sibenerlai varb sint genant | [...]. | Grün, rot, schwarz, blab und weiß, | Gel und braun.
Grunefarb oder Grunheit [...] Grunerstein. prasius. [...] Grunspecht merops.
Flachs, wollen, hanfe, federn, senfen, bleye, grunfisch.
Der Ruderigo hat meinem weib geschenckt ein klein grünnen papagai.
Der Jaͤger ist im Sommer gruͤn in dem Winter grau bekleidet.
Grün wie eyn graß. Graßgrün | grün farbe hat mancherley art | liecht grün | yngrün | graßgrün wie man am graß die selbigen underscheydt wol sehen kan | die mer geneygt ist zum schwartzen | denn das ander grün | also sagen wir | Uber die grünen heyde | und in das grüne graß
(dies zu 2).
Gruͤnfaͤrbig. Prasinus.
Jn dem vierden manot sol man nit koͤlessen, / wan si machet gruͤnes vnd gifftig bluͦt.
vische | Vß einem wasser das sye frische | Grienecht fliessent.
Ebd.
3855
: Ist das bluͦt grüne | So ist das hertze nit küne | Me es lydet krankheit.
wer da wil, der mag úber Sant Gergen arm faren und úber daz gruͦn mer.
Ebd.
71, 9
: ain brunn, der farbet sich selber trystund in dem jar. Etwen ist daz wasser gruͦn, etwen rott, etwen clar, etwen truͦb.
ist der bischof [...] gestorben, und [...] ist jedem ain griene kertzen geben worden, und send mit der leicht bis gen Unser Frauen gangen.
Grün / glaszfarb
[sic !]
/ wie grasz [...] Gruͤnling / finck / hirschfinck / hirschvogel / gruͤnvogel / [...]. Gruͤnlecht / zum teil gruͤn. [...]. Gruͤnling / oder ein gilbling / gruͤnfinck / rapfinck / gerold / chloris [...]. Grünlingbirn / pyra prasina [...] Grünacher / palir / ein runder apffel / malum orbiculatum. Grünfinck / kerschfinck / kuttvogel / gruͤling [...]. Grǔnspecht (der) Picus uiridis [...] Imberfraß. [...] Gruͤnsucht / boͤse farb deß Leibs / cachexia. [...] Gruͤn fliege / cantharis [...] Gruͤnkafer / goldkaͤfer / Siehe gruͤnfliege [...] Gruͤn voͤgelin / ickerlin / guckerlin / avicula, qvæ muscis victitat.
welhes menschen varb grüen ist oder swarz, der ist pœser site.
2 indianischer stoyen [...], die eine von rottem reißwerckh [...], die ander grienblolecht.
Ebd.
1282
: Ein grienlet rundt hol außgeschliffen glas.
Verzeichnus des Kirchen guetts [...] 5 Zwey Weiśśe Tüchlin 6. Zwey Grine Taffene Tüchlin 7.
Ziesemer, a. a. O.
372, 16
; Meijboom, a. a. O.
3565
; v. Tscharner, a. a. O.
30, 3
; v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Böhme, Morg.R.
157, 14
; Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
380, 27
; Stackmann u. a., Frauenlob
8, 7, 5
; Stopp, Kochbuch S. Welserin
71, 1
; Rechn. Kronstadt
3, 92, 9
; Bremer, Voc. opt.
280
; 2.
›grün, frisch aufsprießend, wachsend, saftig, gedeihend; belaubt, grüne Blätter tragend (von Pflanzen, bewachsenen Flächen u. ä.)‹; ›aus Pflanzen, bes. Kräutern, hergestellt (von Salben, Pflaster)‹; beim Kartenspiel: ›Pik‹; substantiviert als Kollektivum: ›Vegetation, freie Natur‹; ›Wiese‹; in 1 Beleg ›Minze‹ (s. v. ).Syntagmen:
g. werden; g. blühen; der grüne anger / busch / fried / kranz / wald / wasen / zweig, die grüne aue / farbe / gerte / heide / sat / wiese / wundsalbe, das grüne erdreich / gras / kraut / laub / wundpflaster, die grünen äste / berge / blätter / gärten / linden / nesseln / rosen / stupfeln
.Wortbildungen:
˹grüngarten
grün(er)plaz
grünhag
grünigkeit
grünlich
grünnessel
grünung
grünverkäufer
grünzweig
Belegblock:
Der naturen grunekeit, | Daz die gotheit ummecleit
(auch zu 1 stellbar).
Baum. Frons. Laubast gruͤnertzweig. [...] Viridarium. Lustgarte gruͤnerplatz.
Er weidet mich auff einer grünen Awen.
Ebd.
Hes. 17, 24
: das ich der HERR [...] den grünen Bawm ausgedorret / vnd den dürren Bawm grünend gemacht habe.
sich an den grüenen walt der vor dir stât: | der wirt mit viure enzunt.
Den baumen gebe ich kleidonge | Gheen dem sommer und gruͤnonge, | Dar nach dun ich sij nacket uß.
men sall in aller engell namen plantze seen [...] / soe blyuen sy allwegen groͤn.
er hup sich uff den hoff hin dan | [...] | gein der grunen linden gan.
als ihm eben träumet, wie er mit seinen rauschern carnöffelt, fieng laut an zu schreyen: Grün ist gewehlet, halt, grün ist gewehlet!
[die tube] brachte eynen grunen zweigk yn yrem munde.
allis das do grune ist, das habe eyne sele.
endlich wird aus dem elenden Reißlein ein grosser gruͤner Bawm des Lebens.
Es ist zeit [...] | [...] sich bey den frischen quellen | In dem gruͤnen zue ergehn.
du [Maria] gruner, plüendiger posch, | des hailgen gaistes zunder | an glamet dich und die belibt doch grun.
In dem walde auff grünem anger, | Daß sie ward eines kindes schwanger.
Es ist besser im winckel wohnen | Unter dem dach, denn bey dem gronen | Mit eim zänckischn weib uberauß.
das fúr wúrcket in daz holtz und benimmet ime die fúchtekeit, die gruͤnekeit und die grobekeit.
Wer es aber sach das die wund nit võ dem vorgenante͂ oͤlvñ puluer geheilt würt [...] so werd er geheilt mit dem grüne͂ wunt plaster.
Ussz dises groͤnes boschen brand | Taͤtt Got herMoÿsenn bekannt | Das er [...] | Woͤlt loͤsen gar von schmertzen [...] Die juden.
Die xv form ist ein vnguentum von krúttern vnd heisset die grün salb.
wie vnser getruwer Albrecht [...] sy der vestin Vilnagker mitt sampt den grienen vnd owen [enttwert].
[Das Stück stößt]
underthalb uff einen gruͦnhag. Gruͤn / Bluͤyend. Viridis. Der wald ist Gruͤn / Gruͤnet. [...] Gruͦngarten (der) Viridarium. [...] Gruͤnhaͤg (die) Toͤrnhaͤg / Zün auß toͤrnen gemacht [...]. Gruͤnzwey oder ast.
ops, kirsen, es sye dür oder gruͤn.
Viridarium grashof [...] grashof crudegarde [...] wurczgart vel gruͤngart.
ebhoͤw, die [burg] da all wegen gruͤn ist.
Wir waren auch im Flor / es ware alles gruͦn: Jetzt werden Blaͤtter welck.
wurd mir do ain krenzlin grün | von irem gunst, so wër ich freuden kün.
ein verliebter mit seiner amorosa im grienen spazierendt.
Ebd.
2006
: Ein stuckh kupfer, [...], ist unser fraw im grienen mit dem kindl.
der pawm sel mit gruenung, wachsunng, zü nemung zü der zeit.
der ainem andern auf ainer grienen sat annewandt.
Daz seyn czwene vnd dreyzich slege mit eyner gruͤnen eychein gerten.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
45, 57
; Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
6757
; Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
152, 4
; J. W. von Cube. Hortus
79, 4
; Strauch, Par. anime int.
114, 25
; Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
42, 17
; Stackmann u. a., Frauenlob
13, 13, 5
; Brandstetter, Wigoleis
206, 31
; Steer, a. a. O.
502
; Niewöhner, Teichner
325, 80
; Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
125, 7
; Rechn. Hermannst.
144, 10
; 3.
›frisch (im allgemeinen Sinne)‹; von unterschiedlichen Bezugsgegenständen speziell: ›frisch geerntet (von Obst, Gemüse, Heu u. ä.)‹; ›unreif‹; ›frisch; noch unverarbeitet, roh, ungesalzen (von Fleisch und Fisch)‹; ›jung, frisch ausgeschlagen und daher nicht reif zur Nutzung; noch nicht abgelagert (von Holz)‹; ›unbearbeitet (von Garn)‹.Wortbildungen:
grünfaren
grünfisch
grünfleisch
grünholz
grünzehent
Belegblock:
da diss ding noch zu gruͤne und new war.
Gruͤn vnd duͤrr Holtz brennen vngleich / wenn das gruͤn erhitzt / so ist das duͤrr verfladert.
groin fleis kunten wir zu Zons bekomen, gron fisch zu Monheim.
daz der same also gruͦn gestoissen [...] vmb die augen benympt de͂ floß.
sitzen si alle nâch geselleschaften ûf gruͦne heuwe.
soll mans [fleisch] nemen [...] und die grüne abgeliferte haut oder farbe rein ausschneiden.
Ebd.
138, 9
: Wann der hopfen zu zeitig oder zu grün abgenommen, reucht man es balt. Dann er reucht noch gar grasig. Das heist der hopf grünfahret.
mogen auch alle [...] frei holz zu allerlei perckwerg notdurft als rüstholz pauholz und grunholz, [...] zu gebrauchen haben.
mangel an grün fischen und stockfischen und gesalczen fischen.
Grune als rohes fleisch. recens.
DIe selb [fige] sol fúrwar nit zevil gruͤn [...] abgebrochen werden.
Das, f, [...] stym͂et wie naß oder gruͤn holtz am feüre seüt.
Nachdem etlich kauffleut das grien oder [...] das lang garn im 1481. jar herein gepracht [...] hetten.
Niemant soll weder grüen noch gesalzen visch [...] nicht fürkaufen.
Von dem gron holz. Wan einer gron holz niderhackte und schnaids nicht aus.
[obserin] mügen verkauffen [...] gruen nuss vnd allerlay gruen obs.
Müller, Stadtr. Ravensb.
61, 30
; Chron. baier. Städte. Mühld. .
Spechtler u. a., Frnhd. Rechtstexte
1, 171, 5
; 4.
›jung an Jahren; unreif, unerfahren, dumm; frisch, aufgeweckt, lebendig, kräftig‹; vereinzelt: ›frech, unverfroren‹ (jeweils vom Menschen, menschlichen Qualitäten u. ä.); ütr.: ›jungfräulich, keusch, unschuldig; frei von Sünde‹.Phraseme:
zu grün zu etw. sein
.Wortbildungen:
grünheit
grünig
grünling
Belegblock:
Jch bin zu gruͤn dazu, das ich oben wil anheben, Es ist gleich als wenn ich eim kleinen Kindlin wolt Malvasier zu trincken geben.
wenn yemand noch iung ym glauben, eyn bloͤde, schwach gewissen hat, und also noch gruͤne und schwach ist ym glauben.
Herr, dieser Kranz wird nicht verwelken | [...] | Kein Klee, kein Eiswig, keine Nelken, | [...] | die dienen euren grünen Sinnen.
Do von daz her [Crist] menschen zorn | Kegen dem vater vorsuenete. | Die gruneheit die vorgruenete | [...] | Alles daz ie gruene wart, | Wen her die vorworchten art | Von menschlichem geslechte | Brachte wider zu rechte.
Damon, Halton, war ihr Name | Frisch, vnd grün von Jahren beyd.
der Goddert war seir groin in dem mont.
daz der sun geboren sei volchomenlich und wirt geborn volchomenlich nu grun und frisch an underlaz.
di kuscheit gruͤne umme sich macht | was bi ir ist, wanne si besacht | di meide, knechte, wibe unnd man.
Denen kompt dann uf dem fuͦß nachflogen | Heimlicher nid gar gruͤner perden.
käusch, wan diu behelt des menschen leip grüen, daz ist ganz und rain.
Ist der nicht ein tummer man | der den winder gemach wil han | und wil auch den sumer ruen? | ich waͤn daz nieman also gruen.
5.
phras.: der grüne donnerstag
›Donnerstag in der Karwoche‹; der grüne mai
Inbegriff des Frühlings; die grüne seite
›linke Seite‹; die grüne kälte
›bittere, strenge Kälte‹; das grüne besthaupt
›Stück Vieh als Besthaupt‹ (im Gegensatz zum dürren besthaupt
; a. 1581); jm. grün sein
›jm. wohl gesonnen, angenehm sein‹; auf einen grünen zweig kommen
›erfolgreich sein‹; befel vom grünen käse haben
›etw. ungefragt tun‹.Belegblock:
Es gilt nicht einen tag sic servire, sed all tag und nacht, non solum am grunen donnerstag.
Sin gedutnis ist gevallen | Uf sie die Gote grune sint.
Der an dem Gruͤnen Donnerstag | Sein Fleisch vnd Bluͦt den Juͤngern gab.
Erberkeyt muͦß verr hynden stan | Und kumbt gar kum vff gruͤnen zwig.
und was ain strengin grüni keltin, kalt lufft.
Sitz an die grüene siten min!
hat er also sitzendt in ain löre airschalen, so uf ain grönen donderstag gelegt worden [...], das wasser fahen müesen.
Er ist bawherr ohne deß volcks beyfall / [...] er hat befehl vom gruͤnen kaͤß / ædilitate͂ gerit sine populi suffragio
(vgl.
Dwb
5, 249). Ir rumplen gross mit hurlahai, | dafür lob ich den grünen mai.