palme,
(nobd./wobd. selten:)
(vorwiegend obd.) / (vorwiegend md.); vgl. zur morphologischen Variation: ;
balme,
der
die
-en/-en
;1.
›Palme, Palmbaum‹; in Texten religiösen Inhalts ütr., bildlich und allegorisch vor allem auf Maria, daneben auf Christus, auf die Tugenden bezogen.Gehäuft in Texten religiösen und didaktischen Inhalts.
Wortbildungen:
palmblüte
palmenholz
palmenwald
palmenzelch
palmfrucht.
Belegblock:
Der sun, di edle palme, | Sunder allez ungemach | Lieblich czu dem vater sprach.
Alsam dy palme sygeber | Mere ich myner tage louf | In wirdekeit an sunden kouf.
Sente Johannes scribet in sinem ewangelio daz si balmenzelge wurfen.
In dem hole az er der vruchte von den palmen vnd tranc des brunnen.
fur den palmen geschmak | ist ach ir lab gemessen.
Der erst
[der zwei
krüterbeim]
ein palmen ist genant, | Da mit die iüdschen kinder hant | Geeret christum ihesum schon. do wart gerötet sunder prisel | der palme, dem min grüzen quam
[zur Interpretation dieser Stelle vgl. ebd. 2, 627 sowie
Stackmann
, Wb. der Gött. Frauenlobausgabe 273]. Das stuck [...] daz zwirchin gieng, daran unserm herren sin hend wurdent geschlagen, daz was von palmen.
Chlar grüest wol geist in propheten, | gar süeß volleist, frid in steten, | du blüender tugent palme.
Ebd.
33
: Karissima, liebst aller lieb, | [...] | dem palm deine figure | wol sich zugeleichen kan.
Ebd.
7, 43
: Palmen aller maide werde | traist du sunder, kain substanz auf erde | noch under dem himmel geleicht sich dir.
etleicher trüg mit im ain prot | oder palm plüt für hungers not, | des er dye vïrczik tag wolt lebenn.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Kön. 6, 29
; Gerhard, Hist. alde e
5030
; v. Tscharner, Md. Marco Polo
58, 24
; Voc. inc. teut.
s iv
; Alberus
Gg jv
; 2.
›Palmzweig; Büschel aus Zweigen von Bäumen und Sträuchern der jeweiligen Landschaft, die für die Palmzweige der Bibel, speziell anläßlich des Einzugs Christi in Jerusalem, stehen‹.Phraseme:
den / die palmen (in der hand) tragen
›das Siegeszeichen tragen‹ (daneben mehrfach nicht phrasematisch gebraucht); das bälmli wol schiessen
›sich auf seinen Vorteil verstehen‹; die palme verschiessen
wohl ›seine Kraft verlieren, sieglos werden‹; zum Problem der Interpretation einiger Syntagmen als Phraseme vgl. .Syntagmen:
p.
(Pl.) füren / tragen / segnen / weihen / austeilen, die p. schiessen / schützen
›ausstreuen‹, einen p. in der hand haben, jm. einen p. geben
; aus p. matten flechten, etw. mit p. zieren, jm. mit p. entgegen kommen
; grüner / goldener / silberner p.
Belegblock:
Palme dutet sigenumft | Des vleisches und des trachen, | Die beide den val machen | Der sele; swer die zwei vorwant, | Der truc den palmen in der hant | Vor Johanne, Gotes trute.
Alsust in slafes twalme | Samson verschoz di palme | Und hertlich wart gebunden.
die irsten tragen palmen yn der hant, | die andern strauwen er gewant.
auch yre fladen, palmen unde licht da wyhen laßin.
Do begond in verdriezen mvzic zv siczene vnd begonde vz palmen matten vlechten.
Daz der groze tac gelit | Als men die palmen schuzet.
es warn ach etlich in der möng, | Die van gald reich | ir gulden balmen forten.
der gruͤn balme, den du als och ander sunder gotes riter in ewiger wirdekeit solt tragen.
was es als eng uff dem obern hoff, das die thůmbherren die balmen nit schüßen kondent.
wan er
[Johannes]
daz erst blůt vergos | dur Got bi Gottes mentschait. | des er vor in die palmen trait. do nu an dem palmetage dirre künig mit der pfafheit gingent für disen turn hin an eine stat do men die palmen solte schiessen und daz ambaht begon.
Die kunnend ir bälmli wol schiessen, | Das si der lüt wol tuond geniessen.
wann ainer mit dem andern facht oder turniert, wer denn den pryß gewan, dem gab man ainen palmen in die hand zů ainem zaichen das er den syg behalten hett.
die Hispanier hatten die gassen all fein sauber auffkeren lassen, dieselben mit pallmen und grienen bemen durchstreytt.
in einer hand ein trommettenn gehabtt inn der ander ein palm als ein zeichenn des sygs.
dan daz wïr churczleich chomen da hin | da wïr frewd ymmer haben | und der martrer palm tragen?
Ziesemer, Gr. Ämterb.
507, 27
; Reissenberger, a. a. O. ;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var.;
Boner, Urk. Aarburg
87, 12
; Wortbildungen:
palmweihe.
Belegblock:
der cerimonien, des weichwassers, salzweyhen, liecht-, palm-, wurzweyhen und vil anders an vilen orten abgieng.
4.
›Palmsonntag‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. .Belegblock:
ein burg, di nanten si Palmenstein, want ez zu palmen begriffen wart.
grafe lodewig [...] czoch des nachtes am donnerstage vor palmen vor lutenberg.
Der Gotz Hawg [...], der starb am eritag vor palm anno 1400.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1895
; 5.
›Pilgerstab‹; poetische Ütr. am ehesten zu 1.6.
›Handfläche‹; metonymisch als Maßbezeichnung (4 Zoll).Belegblock:
ein onich, ein stein, mit eim angesicht, grosser dan ein palm in der hant.
Palmpawm oder palm. palma. oder handtfestung. oder spanne oder kron des gesieges. vel victoria oder spanne vom dawmen biß zum klein vinger.
gipt man gewonlich gut schwartz [Atlaß] zu 22 in 25 ℔ die palm. So macht man sy auch ringer, sind von 8 fily, gipt man die palm gut schwartz zu 18 in 20 ℔.
(für pl)ahen zue secken palmi 12½, tund cane 164, per gran 15½.
Schmitt, Ordo rerum
279, 28
;