dür,
Adj.;
Bed. 1 als Kernbedeutung mit breitem Spektrum extensionaler Bezugsqualitäten und semantischen Nuancierungen auffassbar; in 2 und 3 weitere, mit 1 assoziierbare Bedeutungsansätze; in 4-5 übertragene, in 6 fachsprachliche Verwendungsweisen.
1.
›trocken, keine oder nur noch sehr geringe Feuchtigkeit aufweisend‹; im Einzelnen:
a) ›ausgedörrt, unfruchtbar, keine Früchte hervorbringend‹ (z. B. vom Erdboden gesagt); in religiösen Kontexten offen zu 4.
Phraseme:
der dürre schwam
›geiziger Mensch‹ (wohl durch die Vorstellung motiviert, dass man aus einem trockenen Schwamm kein Wasser herauspressen kann);
der dürre bruder
wohl: ›Wüstenheiliger‹.
Bedeutungsverwandte:
, (Adj.) 1, (Adj.) 1,  1,  1, (Adj.) 5, , , ; vgl. .
Gegensätze:
,  2.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
ein acker, der erdboden
)
d. bleiben / sein / werden
;
der dürre acker / erdboden / ort, die dürre einöde / erde / stat / weide, das dürre erdreich / feld / land
.
Wortbildungen:
dürde
›Dürre‹ (Beleg s. v.  3),
dürrigkeit
1 ›Prozess des Verdorrens, Absterbens‹ (im Beleg von einem Arm gesagt),
dürwurz
eine Pflanze (Inula conyza; vgl.
Marzell
2, 1009
 f; dazu bdv.: , ).
b) ›verdorrt, abgestorben, tot‹ (von Pflanzen, Bäumen usw. gesagt); auch auf den menschlichen Körper bzw. auf einzelne Körperteile angewandt, vor allem in Bezug auf das Krankheitsbild der Lepra, dann: ›abgestorben, ohne Gefühl‹; dies in biblischen Zusammenhängen auch als Strafe Gottes aufgefasst.
Phraseme:
der dürre ast / baum
›Galgen‹.
Bedeutungsverwandte:
,  4,  1, , .
Gegensätze:
 2.
Syntagmen:
j. / etw
. (z. B.
ein baum
)
d. sein / werden
;
der dürre arm / ast / baum / storre
›Baumstumpf‹
/ zweig, die dürre hand / ranne
›umgestürzter Baumstamm‹
/ rute / spache
›dürres Holz‹
, das dürre bein / holz / reis, die dürren trauben
.
Wortbildungen:
dürholz
(a. 1583),
dürre
6 ›Feuerholz‹,
dürscheit
›Zunder‹,
dürzweig
(a. 1483/4).
c) ›getrocknet, gedörrt, geräuchert‹ (von Lebensmitteln, die durch Entzug von Wasser für den Verzehr haltbar gemacht werden, z. B. von Obst, Fleisch, gesagt; auch auf getrocknetes Tierfutter, z. B. Heu, bezogen).
Phraseme:
dürre rüben gewinnen
›nichts bewirken‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  3, (Adj.) 4.
Gegensätze:
,  3.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
amad / fleisch / heu / rosmarin / safran
)
d. sein / werden
;
etw
. (z. B.
gras
)
d. machen, etw
. (z. B.
einen vogel
)
d. braten
;
der dürre dorn / fisch / hecht / schöps, die dürre birne / feige / raute / schlehe / schwarzwurz / weinbere, das dürre blat / fleisch / futter / gras / korn / kraut / laub / obst
.
Wortbildungen:
dürbirne
(a. 1576), ˹
dürfleisch
,
dürfrucht
˺ (in beiden Fällen Wortbildungsstatus diskutabel).
d) ›trocken, heiß‹ (vom Wetter, von der Witterung, vom Klima gesagt).
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 1,  1, (Adj.) 8, .
Gegensätze:
,  2.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
der herbst / luft / sommer, die zeit
)
d. sein / werden
;
es
(unpersönliches Subj.)
d. sein / werden
;
der dürre herbst / sommer / wind, die dürre zeit, das dürre jar
.
Wortbildungen:
dürrung
›Trockenheit, Dürre‹ (a. 1512),
dürsucht
1 ›Dürre, Trockenheit‹.
e) ›ausgetrocknet, dehydriert, der Flüssigkeit ermangelnd‹ (von krankheitsbedingten Zuständen des menschlichen Körpers gesagt).
Phraseme:
das dürre blut
›Blutarmut‹;
der dürre husten
›Katarrh‹.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 3, .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
die füsse / hände / zehen
)
d. werden
;
jn. d. machen
;
das dürre gebein / lied
›Gelenk‹.
Wortbildungen:
dürrig
›schwindsüchtig‹, ˹
dürrigkeit
2,
dürsucht
2˺ ›Schwindsucht‹.
f) ›durstig; nüchtern, nicht betrunken‹; auch ütr. auf die menschliche Seele, die Gottes Segen entbehrt.
Bedeutungsverwandte:
 2.
g) in Bezug auf verschiedene weitere Substanzen: ›trocken, wenig nahrhaft‹ (von Speisen gesagt); ›staubig‹ (von Asche gesagt); ›getrocknet, eingedickt‹ (von einer Salbe gesagt); ›trocken‹ (von einer Mauer, die ohne Mörtel gebaut wurde, gesagt).
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 3.
Wortbildungen:
dürrenbek
›Bäcker, der auch dürres Gebäck, z. B. Brezeln, herstellt‹ (a. 1365).
h) ›von trockener Qualität‹ (im Sinne der Humoralpathologie als Variante zur Primärqualität
trucken
, Adj., 1, von Himmelskörpern und den sie repräsentierenden Göttern gesagt).
Bedeutungsverwandte:
, (Adj.) 2, , .
Gegensätze:
, (Adj.) 2.
Syntagmen:
Saturn, die erde d. sein
,
j.
(z. B.
Mars
)
d. heissen
.
Wortbildungen:
dürrigkeit
3 ›Trockenheit‹ (im humoralpathologischen Sinne).
In allen Fällen offen zu ütr. Verwendungsweisen; vgl. 3; 4.

Belegblock:

Zu a):

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Tenax. Vnmilt karg [...] ¶ filtz karger hundt zäher keil [...] duͤrrer schwamm.
Luther, WA (
1532
):
wie die iunge saat auff einem durren feld, [...] wo es keinen safft hat und dazu die sonne mit jrer hitze drauff kompt, mus es bald verdorren.
Ders. Hl. Schrifft.
5. Mose 32, 10
(
Wittenb.
1545
):
ER [Herr] fand jn [Jacob] der wüsten / in der dürren
[
Mentel
1475
2
:
wuͤsten
;
Froschauer
1530:
vngebauwne͂
;
Eck
1537:
weiter
]
Einöde.
Ebd.
Ps. 63, 2
:
GOtt du bist mein Gott [...] Es dürstet meine Seele nach dir [...] in eim trocken vnd dürren
[
Mentel
1466:
wústen
;
Froschauer
1530:
einoͤden
;
Eck
1537:
oͤden
]
Lande.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Wer sich sein selber nicht kan massen, | Von boͤser gwonheit abelassen, | Den muß man in ein Kloster globen, | Zun Doͤrren Bruͤdern hoch dort oben.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Erstlich vergleichet der Prophet den HERRN Christum mit einem Reißlein vnd gruͤner Wurtzel / welche aus einem duͤrrem / trockenem / hartem vnd vnfruchtbarem / oder sandichtem vnd steinichtem Erdreich herfuͤr scheust.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
178v, 32
(
Leipzig
1588
):
Wie der fruchtbare Regen dem duͤrren Erdbodem im heissen Sommer sehr angeneme vnd bequem ist / Also [...].
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Sein arm wirt dúrr gemacht mit dúrrikeit.
Morrall, Mandev. Reiseb.
31, 13
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Libia die statt [...] ist gar ain túrro stat und unfruchtbar.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Duͤrrwurtz / hundsaugen / wirt also genant / das sein wurtzel holzecht ist / vnd keinen nutz hat.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenne man si [schâf] füert an dürre waid, sô lebent si verr lenger wan auf fäuhter waid.
Thiele, Chron. Stolle ;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
28a, 29
;
Voc. inc. teut.
e iiijv
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 22
.
Vgl. ferner s. v. ,  3,  4, .

Zu b):

Luther. Hl. Schrifft.
Lk. 23, 31
(
Wittenb.
1545
):
Denn so man das thut am grünen Holtz / was wil am Dürren werden?
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Du solt sterben am duͤrren ast.
Pyritz, Minneburg
2334
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Tet sie
[Minne]
daz, so wurd mir dorren | Min hertze gliche dem durren storren.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
danne setzent wir uns mit dem turteltúbelin uf den uns verborgenen dúrren esten.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
342, 12
(
els.
,
1362
):
Hie von sprach got durch Ezechielem zuͦ den durren doten beinen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
do was ein man habent ein durre
[
Luther
1545, Mt. 12, 10:
verdorrete
]
hant.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Fomes, Zundel / ein dürr scheyt / spaͤnen.
Schib, H. Stockar
37, 29
(
halem.
,
1519
):
die sy gehenkt hattend, die warend schon dür, so has was es.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
2, 35
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Zu der zeit der pusch ward glüen, | Aarons dürre ruͦt ward blüen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
sonderlich sollen die holzmaister [...] die windwürf, dürrn und puechen nit unverhackt lassen, sonder solches holz alles aufarbaiten.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
126, 7
(
tir.
,
1464
):
Ich pin dürftig als das dürr holcz.
Luther. a. a. O. Hes.
21, 3
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
141, 3032
;
Beckers, Bauernpr.
52, 21
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
7, 19
;
Bell, G. Hager
652, 6, 5
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
480, 1
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1390
;
Voc. inc. teut.
e iiijv
;
Henisch ff.;
Vgl. ferner s. v. , ,  10,  1, ,
2
 3,  1,  1.

Zu c):

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Aridum. Duͤrr digen.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
545, 20
(
preuß.
,
1419
):
von 7 ochzen durre rintfleichs, item 5 schoc brotwurste.
Luther, WA (
1535
):
Herr [...] | Wie bistu worden so gering, | Das du da ligst auff duͤrrem gras.
Ders. Hl. Schrifft.
4. Mose 6, 3
(
Wittenb.
1545
):
weinessig oder starcks getrancks essig sol er auch nicht trincken [...] Er sol weder frissche noch dürre weinbeer essen.
Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1373
):
darzu alle mẏn dorre fleisch, holtz unde kollen.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1582
):
wan man mehet, so müßen sie das gras dör machen.
Keil, Peter v. Ulm
104
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Stoß in eim mörser senf-samen vnd nym [...] zwo dürre feygen vnd hönig.
Menge, Laufenb. Reg.
5399
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Dúrre fleisch gesaltzen vische | Isse nit wiltu beliben frische.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1499
):
von einem halben fuder durrer bieren zwen phenning.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
362, 5
(
halem.
,
1413
/
4
):
Da fuͦgt sich an der alten vasnacht, daz des vorgen(anten) Schorers sun túrr blaͧwling an dem markt hatt.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1479
):
Deß glich stockvisch, haͤring, platisli und tuͥrr visch vor erbrer luͥt huͥsern, die dann die veyl haben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
hertzog Albrecht zoch für Wien und lag ain zeitt darvor und gewun dürre ruͦblen; er mocht nichtz geschaffen.
Müller, Welthandelsbr.
261, 13
(
schwäb.
,
1514
/
5
):
Nach sollicher mass verkauft man [...] nuss gross und clain, und all ander zimes und dürr frucht.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
13, 6
(
Augsb.
1553
):
lass den vegellen die fiesß vnnd kopff, steck sý an ainen spisß vnnd prat sý nit zú tir.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
das rechte Scammonium, Ambrosiam, Moly, Ammi, Aloen &c. mehr ausser disen noch vil andere die dür / vnnd mehrthails inns Bapir waren eingelegt.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
2668
(
oobd.
,
1607
/
11
):
in regal größ D. Rauwolfii buch, darin seine eingelegte dürre kreütter.
Dirr, Münchner Stadtr. 453, Art. (
moobd.
,
um 1365
):
Ez sol niemant chainerley obs, weder gruͤns noch duͤrres, von der stat niht fuͤren.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
38, 34
(
tir.
,
1464
):
Meine täge die haben abgenamen als der rauch, vnd mein fleisch das ist iczund türr worden als das gedigen fleisch.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
15, 20
;
136, 21
;
Alberus, Barf. ;
Thiele, Minner. II,
31, 672
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
65, 15
;
Keil, a. a. O.
166
;
Bell, G. Hager
408, 3, 8
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
47, 11
;
Müller, a. a. O.
274, 29
;
Stopp, a. a. O.
66, 3
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Dirr, a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v.  1, ,  1, , ,  1,  4,
1
 3.

Zu d):

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Ein vndanckbarer ist wie ein duͤrrer Wind / der die Brunnen außtrucknet.
Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 32, 4
(
Wittenb.
1545
):
deine Hand war tag vnd nacht schweer auff mir / Das mein Safft vertrockete / wie es im sommer dürer wird.
Ebd.
Sir. 35, 26
:
GLeich wie der Regen wol kompt / wenn es dürre ist / Also [...].
Beckers, Bauernpr.
57, 6
(
Köln
1515
/
8
):
An sent andrieß auent [...] eȳ feucht ad durr jair komen sall.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
vervluchet sy ir heil | [...] | Ir arbeyt gebe keyne vrucht! | Bremen, dysteln, di dirre sucht
[hier: ›Trockenheit‹]
| Verterbe ire wingarten.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
desselben jars ward ein dürrer herbst und geriet wol der wein.
Plant u. a., Main. Naturl. 296vc,
24
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
de svmerliche solsticium so vns die svnne aller nahest ist so ist div zit war̄ vn̄ durre.
Memminger Chron. (
Ulm
1660
):
1176. War ein sehr kalter Winter / darauff ein duͤrer Sommer folgte.
Luther. a. a. O. Jer.
4, 11
;
Beckers, a. a. O.
52, 15
;
Kollnig, Weist. Schriesh.
221, 44
;
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 511, 2
;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
147v, 1
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
11, 13
;
Vgl. ferner s. v. , .

Zu e):

Schmitt, Ordo rerum
331, 20
(
omd.
,
1466
):
Colera dor blot [...] verprenczs pluet oder dürr pluet.
Jörg, Salat. Reformationschr.
919, 4
(
halem.
,
1534
/
5
):
Gieng jnn daruf ein kranckheytt an / das hend und fuͦs jmm türr wurdend / alls ein holltz.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
die [slangen] von vergift sterbent die erstarrent des êrsten, aber sô diu vergift erhitzt, sô tœtt si den menschen mit derren und mit dürr machen.
man [...] schol den sâmen under der zungen haben für den durst wider die dürren huosten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
In kurzen jaren hernach starb frau Jacoba vor unmuet an der dürrsucht.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
146, 15
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Roth, E. v. Wildenberg ;

Zu f):

Peil, Rollenhagen. Froschm.
521, 465
(
Magdeb.
1608
):
Jch wil kein steublein werffen drein / | Nur die duͤrre Zung machen naß.
Gille u. a., M. Beheim
160, 62
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Mach hie lustig in mire | den durren mund der sele min.
Franck, Decl.
352, 4
(
Nürnb.
1531
):
Vor dem sindtflus waren die menschen duͤr / nuͤchtern / vnd on allen brauch des weyns.
Roloff, Brant. Tsp.
1716
(
Straßb.
1554
):
Da heim wendt wir sie [fleschen] wol trincken auß / | Die leber ist mir wol so dürr.
Lemmer, Brant. Narrensch.
77, 11
(
Basel
1494
):
Dann spyel das zündt die leber an | Das man württ dürr / vnd durstes voll.
Vgl. ferner s. v. .

Zu g):

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1587
):
Unter dem pfeffer thut man finden | Vil harter gestoßen brotrinden, | Desgleichen unter dem ingwer die dürren brosen.
Keil, Peter v. Ulm
21
(
nobd.
,
1453
/
4
):
nym [...] dürr wermut.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
die artzeny dürre oder drucken vf der wundē was / das er sie nicht dannen moͤcht genemen.
Haage, Hesel. Arzneib.
18v, 2
(Hs. ˹
noobd.
/
md.
,
E. 15. Jh.
˺):
Welcher mensch geheling geswollen ist, [...] so nempt rinderen haren, der dür sey, und stost den.
Bremer, Voc. opt.
25012
;
Öst. Wb.
2, 772
.
Vgl. ferner s. v.
1
 1,  7.

Zu h):

Plant u. a., Main. Naturl.
293rb, 8
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
div erde ist von ir nature durre vn̄ kalt.
Ebd.
294
vc, 27:
Saturn ist kalt vn̄ durre Jupit ᷤ heiz vn̄ fuͥhte.
Ebd.
300
vc, 9:
die sunne als ein wider hı̄dene swach gegegen
[sic!]
dem wint
s
wonde si wenic durrekeite vn̄ wermede het.
Klein, Oswald
22, 66
(
oobd.
,
1422
):
Ain herr der bösen glider, | Mars, dürr und grimmlich haiss.
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Plant u. a., a. a. O.
293
vc, 19;
297rb, 27
;
Klein, a. a. O.
129
;
Voc. inc. teut.
e iiijv
;
Rohland, Schäden
390
.
2.
›dünn, mager; leichtgewichtig‹ (von Belebtem, Menschen, Tieren, Körperteilen u. Ä. gesagt); im Übergang zu: ›abgemagert, krank, verschmachtet‹; seltener auf Gegenstände angewandt, dann: ›klein‹; vereinzelt: ›selten vorkommend, rar‹; an 1e, 1f. anschließbar.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, (Adj.) 2, (Adj.) 2, , (Adj.) 5, ; vgl. (Adj.) 1, (s. v. , Adj., 1), (Adj.) 1.
Gegensätze:
, .
Syntagmen:
j. / etw
. (z. B.
ein arm / leib, läuse / ochsen
)
d. sein / werden
;
etw
. (z. B.
die sorge
)
jn. d. machen
;
etw
. (z. B.
ein arm
)
d. zum ärmel heraushängen
;
der dürre flo / geselle / leib / schenkel, die dürre kröte / ku, das dürre bein / fel / har
.
Wortbildungen:
dürmäulen
›darben, hungern‹,
dürsthaupt
wohl eine Form der Abgabe eines Abhängigen an seinen Herrn in Form eines Stücks Vieh (vgl.
besthaupt
sowie
Lex. d. Mal.
1, 2071
 f.); die Motivation des Kompositums ist unklar (Bw als
teuerst-
zu lesen?).

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
die Reichen [...] lassen da neben die Armen, dürfftigen leut dürrmeulen.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 41, 19
(
Wittenb.
1545
):
nach jnen / sahe ich andere sieben dürre
[
Dietenberger
1534:
dünne
]
/ seer hesliche vnd magere Kühe her aus steigen.
Ebd.
Klgl. 4, 8
:
Nu aber ist jr [der Kinder Zion] gestalt so tunckel fur schwertze / Das man sie auff den gassen nicht kennet / Jr Haut henget an den Beinen / vnd sind so dürr als ein Scheit.
Wiese, UB Wetzlar (
hess.
,
1395
):
fratres
[...] beurkunden, dass sie [...] eine gans [...] zu zinsen haben von ihren gütern [...], die sie [...] in erbleihe besitzen und welche vom
duͦrsthoubit
befreit sind (Regestbeleg).
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
Einsmahls unterstund er sich, mit seinen ochsen, die mit der fütterung übel versorgt, sehr schwach, dürr und verschmachtet waren, zu pflügen.
Ebd. (
1603
):
Diß unglück het sie [lauß] ihr selbs gefördert und solte den dürren floh nicht zu sich geladen haben.
Roloff, Brant. Tsp.
477
(
Straßb.
1554
):
So hastu kum dirr bein zuͦ nagen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
4, 14
(
Basel
1494
):
Der bleicht es an der sunn vnd für | Dar vnder werden lüse
[›Läuse‹]
nit dür.
Vgl. ferner s. v.  1, ,  1, .
3.
›arm, dürftig, kärglich‹ (als Bewertung der äußeren Erscheinung von Personen oder Gegenständen bzw. Sachverhalten).
Phraseme:
das ros an einen dürren zaun heften
›keine Verköstigung erhalten‹.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 1; vgl. (Adj.) 1,  1, ,  1, .
Gegensätze:
 1.

Belegblock:

Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Idt was der durren frijer eyn, | Dat mocht men aen synen cleyderen waill sien.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
migma gewannet, daz ist korn ane zaph [...]; dise spise ist durre und hart.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wir muͤssent zuͦ kore gon und singen und lesen [...], und darumb lossent uns lieber hochgezitlichen tuͦn denne dúrre und mit swerheit.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
wann ain vogt her reiten wil, so sol er der gemain ân schaden reiten und sol sein ros heften an ainen dürren zaun.
Bihlmeyer, Seuse .
Vgl. ferner s. v. (Adj.) 1, .
4.
›des göttlichen Segens mangelnd, des Segens bedürftig‹; ütr. zu 1a.
Texte religiösen Inhaltes.
Bedeutungsverwandte:
 3, ,  1.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
j. d. sein / werden
;
die dürre christenheit / sele, das dürre herz
.
Wortbildungen:
dürrigkeit
4 ›Mangel an Glauben, Andacht‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
Darumb sind wir gnadelos, duͦrr und des ewigen fewers werck worden.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
den predigern ich daz lon schribe, | di gotes wingarten so lange | hie roden, daz von irme twange | di dorre kristenheit gibit vrucht.
Sermon Thauleri
12va, 35
(
Leipzig
1498
):
So kōmen dan solche vnd sprechen Ach herre. ich bin so durre vn̄ so vinster von ynnen.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
[Christus] befeuchtiget / wessert vnd erquicket alle Muͤheseligen / durstige vnnd duͤrre Seelen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Wasch ab all vnreinigkeit, | Vnd befeucht all duͤrrigkeit.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
28b, 31
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
Swenn got mit seinen gnaden zv meiner sel kvmt swaz den̄ hertte was daz wirt waich vnd wirt mein dvͤrres hertzze fevht in heiliger andaht.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
992
;
Vetter, Pred. Taulers .
Vgl. ferner s. v.  5.
5.
›einfach, klar abgrenzend, deutlich‹ (in kognitiver Hinsicht); ›unverblümt, ohne Umschweife; offen, unverhüllt‹; im Übergang zu: ›barsch, schroff, unfreundlich‹; meist zur Charakterisierung direkter persönlicher Anrede, häufig adverbial; ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
 2,  12, (Adj.) 2, , (Adj.) 2,  36,
1
(Adj.) 6, (Adj.) 8,  5, (Adj.) 2, (Adj.) 11; vgl. (Adj.), ,
5
 2,
1
 24,  3,  10,  1,  8,  2,  8,  1,  4, (Adj.) 11,  1,  5.
Gegensätze:
(Adj.) 1.
Syntagmen:
j
. (z. B.
apostel
)
d. sein
;
d. herausfaren / reden, jn. d. abweisen, etw. d. abmessen / beschliessen / (heraus)sagen / wagen, jm. d. absagen, jm. etw. d. befelen, etw
. [in einem Text]
d. dastehen
;
der dürre glaube / inhalt / text / verstand, die dürre schrift, das dürre urteil / wort
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Da hoͤrestu ein kurtz duͤrr urteil.
Ebd. (
1544
):
DAS ist duͤrre und klar beschlossen, das sich niemand des Lebens rhuͤme, der nicht die Liebe hat.
Ebd. (
1527
):
wie Paulus sagt [...], das er [Gott] einem yglichen hirschafft abzirckelt, eben und duͤrre abmisset, wie weit sie regiren sol.
Ebd. (
1531
):
Nun fheret er durre heraus undt spricht.
Ebd. (
1537
/
40
):
Also weiset sie der Herr alhier auch gantz stumpff und durre ab, [...] ist gantz stoltz und hofferttig.
Ebd. (
1539
):
der konig von Franckreich seine leuthe [...] sagten dem Bapst durre und drocken die warheit.
Dedekind/Scheidt. Grob.
210, 23
(
Worms
1551
):
Eim soltus dürr mit worten sagen / | Dem andern wol die haut vol schlagen.
Goldammer, Paracelsus. B. d. Erk.
48, 2
(
obd.
, Hs.
n. 1570
):
allso warendt die apostl / die vnmildt seindt / gellt begern [...] sein nit apostll / dann sie seindt nit milt / sonnder durr vnd grob [...] vnd grimm.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Tarquinius der wagt es dürr, | Ist mit seim kriegs-volck rund und kürr.
6.
fachsprachlich: ›feingehaltig‹ (in den Belegen von Silber gesagt).

Belegblock:

Bastian, Runtingerb.
2, 110, 9
(
oobd.
,
1395
):
auz den Regenspurgern ist zuͦ Venedig worden duͤrrs silbers 219½ markch Venediger gewichtt.
Ebd.
301, 28
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 82
.