behaltnis,
behältnis,
beheltnis
(ersteres etwas häufiger, im Oobd. stark überwiegend), vereinzelt epithetisches
t
:
behaltnist,
behältnist,
beheltnist,
die / das
(ersteres häufiger);
-Ø/-nisse
;
unter Position 5 Tendenz zum Gebrauch als
Präp.,
s. d.
1.
›Erhaltung e. P. oder S. in seiner Existenz oder in seinem Zustand; Schutz, Schirm, Beschützung‹;
vgl. (V.) 1.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
ein b. finden
;
jm. ein b. vor etw. sein, zu js. b. geneigt sein
;
b. der gnade, des eigentums / rechtes / schlosses, b. leibes und gutes
.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1631
/
39
):
sein liebliches Gestirn’, als fester Liebe Zeichen, | kunt’ ihm für Wind und Tod sein kein Behältnüß nicht.
Dat nuwe Boych  (
rib.
,
1396
):
So giengen sij eyn deil mit beheltnisse lijfs vnd gůtz vp die Torne.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch  (
rhfrk.
,
um 1405
):
Ich finden nit in keynen weg | Da ich myn behelteniße so wol finden moge | Als ich nach Gotte an dir dun.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
50, 7
(
nürnb.
,
1446
):
Also was do der keuscheit beheltnüß die ursach der mertrey.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
so woͤllend doch bedenken und gneigt sin zů unser behaltnuͤss, als ir gwesen sind, uns in disen stat zesetzen.
Reissenberger, Väterb. ;
Eggers, Psalter 
61, 14
;
Tobler, Schilling. Bern. Chron. ;
Voc. inc. teut.
c iijr
;
2.
›Erlösung (des Menschen); Gnade, Seligkeit‹;
zu (V.) 5.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl.  (
nobd.
,
v. 1496
):
ist ein frag hie ob Cristus | In dem heiligen sacrament | Den menschen zu ir behaltnus | Enpfangen auß des pristers hent.
Ebd. (
nobd.
,
1517
/
8
):
das ein yeder crist | Hie mit dem sacrament bewart | Zw der behaltnüs wirt geacht.
Drescher, Hartlieb. Caes.  (
moobd.
,
1456
/
67
):
Ettlich sind vast guͤtt, die werden zw Gott und ewiger behaltnúsz geurtailt.
Winkler, Flugschr.
1975, 97
.
3.
›sichere Verwahrung e. S., Aufbewahrung von etw., Gewahrsam‹; metonymisch vereinzelt: ›aufbewahrtes Gut‹;
vgl. (V.) 6.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
einem schaz b. geben
;
sein b. in etw. haben
;
etw. in js. b. behalten / nemen
;
b. des küsters
;
heimliche b
.
Wortbildungen:
behaltnisweise
.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch  (
rhfrk.
,
um 1405
):
Den grossen schatz den ich da inne verborgen han. | Ich han yme viel behelteniß geben.
Chron. Nürnb. 2,  (
nobd.
,
1424
):
ein gros kreutz, do die merckliche stück ir behaltnus inen haben.
Ebd. (
1453
):
nu ger ich nit, das ir mir die panier gebt, sunder behalt die in ewer behaltnüß.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
ist di steur an herzog Ruprechten, so in leben herzog Jorgen behaltnusweis in das sloss kumen, erfordert worden.
Rintelen, B. Walther 
45, 10
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Wann […] ligunde oder varunde Güetter unverendert befunden werden, die ime behaltnußweiß zuegestelt sein.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1478
):
soll […] diser unser brief, […], bei unsern getreuen N. […] erlegt werden, di dann in behaltnuszweisz inner haben.
Rieder, Gottesfr. ;
Rintelen, a. a. O.
112, 3
Var.;
4.
›Behältnis, Behälter, Ort unterschiedlicher Art zur Aufbewahrung von etw. (meist: von Wertgegenständen)‹; im einzelnen: ›Gefäß, Kasten, Kiste, Truhe, Schrank; Raum, Gemach; Hütte, in der etw. gelagert wird; Bassin, Grube (für Fische); Garten‹; Metonymie zu 3.
Bedeutungsverwandte:
, ,  1,  1, ,
1
 1, ,  3,  1, , , ; vgl.  8.
Syntagmen:
die b. finden / aufschlagen
;
die b
. (Subj.)
verbrennen
;
etw. in der b. behalten / verwaren, etw. aus der b. nemen / stelen, etw. in die b. legen
;
b. der briefe, des reichtums
(jeweils gen. obj.),
b. der kirche
(gen. subj.);
b. im garten, b. von schätzen, b. für etw
.;
beschlossene / heimliche b
.

Belegblock:

Thiele, Chron. Stolle  (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
do quam der bisschoff do hen unnd slug die beheltnisse uff mit siner manschafft unnd rate, unnd nam das gelt mit gewalt en wegk.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
5, 16
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
vant her unczelich andir beheltnisse, do her grozen schacz vant.
Mon. Boica, NF. 1, 
584, 21
(
nobd.
,
1414
):
Ein vischgruben und beheltnuͤsz im pawmgarten.
Voc. Teut.-Lat.
bb iijr
(
Nürnb.
1482
):
Roßengart od’ behaltnuß der rosen. rosarium.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
welcher auss weyern oder beheltnussen visch stilt.
ein yeder […] vrteyl […] sol […] in einer sundern beheltnuss verwardt werden.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel  Var. (
Straßb.
1466
; Var.:
Augsb.
um 1475
):
Ein jeglich gab derfult sy von iren geschlechten: vnd werdent an en pfenglich
[Var.:
vnd die behaltnussen
]
von iren schetzen.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
Denen stetten werdent rechtlich úber gesetz die behaltnusten, dannen gemainklich der rǒch uff stigt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
die raisigen […] asen und trancken […] und sůchten zů Liechtenberg in den haimlichen behaltnusen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
daß man am grienen donstag […] das hochwirdig sacrament auß der behaltnuß nempt.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1638
):
hat das gotshaus widerumb ein pröß, da im lösen die möst gebröst werden und ain behältnus für die pünter und lären startin.
Küther, UB Frauensee 
136, 25
;
Leman, Kulm. Recht ;
Schmitt, Ordo rerum 
197, 2
;
201, 8
;
236, 35
;
Voc. inc. teut.
c iijr
;
s iiijv
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 480
;
5.
›Vorbehalt‹; in der Form
behältnis(se)
oder
mit behältnis(se)
›unter Vorbehalt, mit Ausnahme; vorausgesetzt‹;
vgl. (V.) 10.
Md.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 74, 4
(
rib.
,
A. 14. Jh.
):
de is up sine hůste busse; beheltnisse hůs inde hoifz sins rethis.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
hulden wir vrie burgere von Coelne unsme heren […] getruwe zo sin, beheltnis uns, unsen wiven ind unsen kinderen, unser stat van Coelne, alle privilegien, brieve, gracien ind genaden, […] vast zo bliven.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
doch mit beheltnisse, daz die alden sunbriefe in allen iren begreff kreftig und mechtig virliben sullen.
das derselbe dagk behelteniß beider parthien gelimph und bescheidenheit dem obgemelten unserm gnedigen herren zu eren und zu willen gelenget und gestrecket worden ist.
Thiele, Chron. Stolle  (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
so mochte der schultheisse als danne richtunge von on uff neme, doch mit beheltenisse deme rate siner gerechtickeit.
Wyss, Limb. Chron. ;
Loesch, a. a. O.
1, 59, 14
;
185, 17
; ;
Haltaus
121
;
6.
›Haft, Gewahrsam, Gefangenhaltung‹; metonymisch: ›Gefängnis‹;
vgl. (V.) 17.
Bedeutungsverwandte:
, (
der/die
7.
Syntagmen:
jn. in (js.) b. bringen / füren / schlagen / tun, j. in b. sein
;
gefängliche b
.

Belegblock:

Kohler u. a., Peinl. GO Karls V.  (o. O.
1532
):
soll man sy, sovil gefengklicher behalltnuss halb sein mag, vonn einander theillen, damit sy sich vnwarhafftiger sage mit einander nit […] vnnderreden mögenn.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Do man in rehte als einen dieb | Gevillet hete wol genuc, | In beheltnisse man in slůc.
Schmidt, UB Halberst. (
nd.
,
1398
):
dat se one denne angrepen unde in ore beholtnisse brochten unde behelden so lange, dat […].
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
Daruff hat der rath die jhennen, die in beheltnissze und yn geboten gewest sint, uns zu willen in yre huszere geweyszet bisz zu usztrage der sachen.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
ist Heinrich Stecher des auf fluchtigem fuß becreftigt, zu recht bestalt und in beheltnus und hefte bracht worden.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
den [man] mag her wedir an gryfen wo her yn ankumpt ane gerichte. vnd yn wedir furen in syn beheltnysse vnd yn halden also eyn pfant.
Uhlirz, Qu. Wien 2, 2,  (
moobd.
,
1455
):
zu gemainem nucz der Universitet und zu ainer behaltnuss und venknuss der studenten.
7.
›Aufenthaltsort, Versteck, Unterschlupf e. P.‹;
vgl. (V.) 18.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
16, 4
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
las mine vorvluchtige wonen bi dir, Moab, biz ir beheltnisse vor deme antlitze des, der si heret, der stoub ist geendet.
Feudel, Evangelistar
22, 8
 (
omd.
,
M. 14. Jh.
):
myn huz sal heizen eyn bete huz, sundir ir hat iz gemachet czu eyme beheltnysse der mordere.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob  (
omd.
,
1338
):
Dis wolken ist dis beheltnis syn, | Wan er hat sich verborgen drin.
Luther. Hl. Schrifft. 
Offb. 18, 2
(
Wittenb.
1545
):
sie ist gefallen / Babylon die grosse / vnd eine Behausung der Teuffel worden / vnd ein Beheltnis aller vnreiner Geister / vnd ein Beheltnis aller vnreiner feindseliger Vogel.
Sachs 12, 
396, 23
 (
Nürnb.
1555
):
Komb mit mir in die kammer mein! | Da will ich dir ein bheltnuß zeigen | In der mawer, die sey dein eigen!
Karsten, a. a. O. ;
8.
›Gedächtnis, das Merken, Erinnerung, Gedenken‹;
zu (V.) 21.

Belegblock:

Steer, W. v. Herrenb. Büchl. 
561
(
pfälz.
,
1436
):
memoria, das ist alsouil gesprochen als ein vernonfftlich gedechtnisse oder behaltnis.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.  (
Bamb.
1507
):
wir haben auch in dieser vnser ordnung, vmb eigenlticher merckung vnd beheltnus willen des gemeinen mans, […] drucken lassen.
9.
›Einhaltung, Befolgung (z. B. eines Gebotes)‹;
zu (V.) 23.
Syntagmen:
b. des landfriedens, des rechten
.

Belegblock:

Brett-Evans, Bonaventuras Leg. S. Francisci 
57, 16
(
önalem.
,
v. 1478
):
wer spricht, daz in der behaltnis der volkumenheit des ewangelii […] stante etwes nùwes […] oder vnmugliches ze behaltende, der wirt geahtet, daz er schelte gegen Cristum.
Warnock, Pred. Paulis
28, 358
(
önalem.
,
1490
/
4
):
won in beiden clöster lept man nach gotz lob und behaltnus aller gaistlichait.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
In der sele closter sol Got únser herre prior sin, […], gnade der sigrist, behaltnust dez zites die gloggan.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 314, 5
(
schwäb.
,
1451
):
so sollen die stette des spruchs hertzog Albrechts von Osterrich ledig sin, doch beheltnis demselben hertzog sins rechten davon gegen den von Rotemburg.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
229, 10
;
Ruh, Bonaventura
360, 23
;
Schmitt, Urkundenspr.
160
.
10.
›Inhalt (von Urkunden)‹;
vgl. (V.) 24.
Md.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1390
):
so mogent sij uns mẏt geistlichen gerichte drengen beheltnisse dissez bribe, bit daz in genůch ist geschen.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
6, 19
(
schles.
,
1382
):
noch laute vnd beheltnis der aldin briue.
Ebd.
131, 19
(
n. 1350
):
briue vnde hantfestin, als sy von den uorgenanten Herczogen […] behaldin sint, in allen iren behaltnissen, meynungyn vnde synnen, ubir welchirley recht […] syͤ gemacht sint.
Preuss. Wb. (Z)
1, 480
.
11.
›Habitus, Haltung, Zustand‹;
vgl. (V.) 2831.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 9
:
dy vornunft vnd dy redelichkeit dy do sint eyn beheltnisse der sele.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
99, 4
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Daz erst von seinr pehaltnüss zü got in der lieb.
12.
›Vorrichtung, mittels der etw. festgehalten, gebunden wird‹.

Belegblock:

Voc. Teut.-Lat.
p vjr
(
Nürnb.
1482
):
Inworff inhãg. […]. od’ behaltnus. od’ harpãt. od’zugel od’ zawm.
Ebd.
n vijv
;
qq jv
.