auffaren,
V., unr. abl.
1.
›flußaufwärts fahren‹.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1550
/
1
):
sein etwan 17 rotten auf der Elben aufgefahren.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
2. H. 14. Jh.
):
solden di Niderlenschen kauflude [...] den Rin uf faren in di misse zu Frankenfurt.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
2.
›sich bergauf begeben, die Alm beziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1; vgl.  1.

Belegblock:

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
Es sollen unser leut die albm miteinander haben, ainer vor den andern nicht auffahren.
3.
›(ein Besitztum) beziehen, (auf ein Gut) aufziehen, etw. in Besitz nehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8,  3.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist (
moobd.
,
A. 16. Jh.
):
die hern von Khunigsperg haben freie gueter zu Zigerwerg aufzufarn und abzulassen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
so dient der da aufvert habern und die zwen phening.
Trübner, Dt. Wb.
1, 142
.
4.
›aufsteigen, auffahren zum Himmel (meist von Christus und ausgezeichneten Gestalten der christlichen Lehre gesagt); in den Himmel eingehen‹; mit Obj. d. P.: ›jn. hinaufführen‹.
Religiöse und didaktische Texte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Syntagmen:
got, Christus, des menschen son, engel, Lucifer a.
;
mit dem herren a., in den / in die / gen / zu himmel a., über alle winde a., hoch a. in die himlische freude.
Wortbildungen:
auffarung
1,
aufgefaren.

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Uf var ich [Lucifer] und wil setzen | Hin in der himle vletzen | Minen stuel.
Gille u. a., M. Beheim
355, 433
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die teufel in [Antekrist] alsa | [...] | auff furen in die wolke.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
Das wir nu alle mit unserme herren ufvarent.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 309
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
er ist in moͤgentheite vf gefarn vnd sitzet zuͦ der rehten hant sins vatters.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Do horte man die engel stim, | Die singent fuͦren uf mit im.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3002
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Wenn ich [Crist] ze himel uff gefar.
Ebd.
2897
:
Jhesus Crist | Der nach siner ur staͤndi ist | Gefaren uff mitt lobes schal.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
47, 30
(
tir.
,
1464
):
das tu erstanden wërest von den toten [...] vnd auf fuerest in die himel mit deiner aigen chraft.
Froning, Alsf. Passionssp.
7877
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 132
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. 2. Vorr. Mt. ;
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 17, 22
;
Joh. 6, 62
;
20, 17
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Vetter, a. a. O. ; ;
Päpke, a. a. O. ; ;
Lindqvist, a. a. O.
2907/8
;
5.
›aufsteigen, in die Höhe steigen (von konkreten Bezugsgegenständen)‹; Ütr. auf abstrakte Bezugsgegenstände: ›sich erheben, emporschwingen, auffahren‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1; zur Ütr.:  12.
Wortbildungen
auffarung
2 (dazu bdv.:  6; Synt.:
a. des herzens zu got
).

Belegblock:

Pyritz, Minneburg
5292
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Do ich des werden adelarn | Glantzheit sach so hoch uff varen.
Ebd.
5320
:
Dez [arn] wirde man sicht so hoch uff varn.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
die sele do Got inne wunnenclich uf sol varen, die muͦs ein berg sin.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz ist von dem erdischen dicken rauch, der auf gevarn ist in die lüft.
Niewöhner, Teichner
419, 95
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
ainer mich ze sagen pat, | wann die Trew hab auff gefarn.
Dietz, Wb. Luther ;
Trübner, Dt. Wb.
1, 141
.
6.
›(Mauerwerk o. ä.) hochziehen, aufmauern, errichten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
das man [...] mit dem steinwerch glich uor uff varen sol, vnd sol ouch iederman also vfuaren an den selben gassen vnd enkeinn bogen machen.
Ebd. (
1539
):
Wenn ouch einer vff ein mur, die [...] schon ietz stuͤnde, wytter muren vnnd vffaren welt.
Bastian u. a., Regensb. UB
418, 4
(
oobd.
,
1374
):
zwischen irer stuben und Ulreich des Hachelstataͤr haus [...] auf (ze) varn mit einem huͤltzein aufschuzz.
Welti, a. a. O. ;
7.
›sich plötzlich erheben, aufspringen, auffahren vor Erregung o. ä.‹.
Wortbildungen
auffarung
3 (dazu bdv.: ,  2).

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
4. Mose 14, 1
(
Wittenb.
1545
):
DA fuhr die gantze Gemeine auff vnd schrey / vnd das volck weinete die nacht.
Ebd.
Dan. 3, 24
:
DA entsatzt sich der könig Nebucad Nezar / vnd fur eilends auff / vnd sprach zu seinen Reten.
Keil, Peter v. Ulm
176
(
nobd.
,
1453
/
4
):
die vnsynniglich [...] auffaren vnd wider vngeslaffent ligent.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
1480
):
die gruntuest des vmbringes seint eroffent von der berespunge
[Sa:
auffarung
]
des herrn vnd von der inetnung des geistes seiner tobheit.
Trübner, Dt. Wb.
1, 141
.
8.
›sich entzünden, in Feuer aufgehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , .

Belegblock:

Ermisch u. a., Haush. Vorw.
40, 6
(
osächs.
,
1570
/
7
):
es [leinöhl] bey großem feuer balt brennend wird, auffehret und anzündet.
9.
›aufschießen, sprießen (von Pflanzen); anschwellen, sich schwellend herausbilden (z. B. von Beulen)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  5.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1631
):
Da vormals frische Lust, da grüne Gärten waren, | [...] | ist itzt ein wilder Stock selbst von sich aufgefahren.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 9, 9
(
Wittenb.
1545
):
Nemet ewre feuste vol Russ aus dem ofen / vnd Mose sprenge jn gegen Himel [...] / das vber gantz Egyptenland steube / vnd böse schwartze blattern auffaren.
Ebd.
3. Mose 13, 2
:
Wenn einem Menschen an der haut seines fleisches etwas aufferet / oder schebicht oder eiterweis wird / als wolt ein Aussatz werden.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Da hab ich ain erznei in einer püchsen; | Ob iemant ichz auf wer gefarn undern üchsen.
Deinhardt, Ross Artzney
146
(
oobd.
,
1598
):
Wo dan das pferdt den schaden hat, da werden khnoppen auf farn.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
bei den gemechten fuer ains urbering auf und starben die leut also von stundan.
Dietz, Wb. Luther ;
Trübner, Dt. Wb.
1, 141
.
10.
›wohin aufbrechen, sich wohin begeben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,
1
 12,  10.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1376
):
fuͦr der kaiser und der küng wider uff gen Nürnberg.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1499
):
das zu Strasshofen ist ein freies guͦt, und mag da kaufen und verkaufen, abfaren und aufzufaren als oft es einen verlust.
11.
›(ein Geding, einen Arbeitsvertrag) antreten, erfüllen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  3.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
173, 2
(
omd.
,
1554
):
Welche gedinge nicht aufgefahren und liegenblieben.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1539
):
wenn auch das geding aufgefaren.
Veith, Bwb. .
12.
›das Gestein eines Grubenbaues auf eine gewisse Länge aushauen, einen Grubenbau weitertreiben, forttreiben‹.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1509
):
Es ist der gemeine lauff, dass wann man eine grube oder gebeude auffehrt, so verdinget man einem heuer die arbeit.
Ebd. (
1534
):
dass Gorge Klerer dasselbe stollordt, soviel er aufgefaren hat, mit guttem starken zimmer vorwaren soll.
Veith, Bwb. .
13.
›aus der Grube ausfahren, aufwärts (ans Tageslicht) fahren‹; konvers vom Sinkwerk: ›sich zur Arbeitstelle begeben‹.

Belegblock:

Georg Agricola. Bergkwerck (
Basel
1557
):
so er darin [gruͦben] ist so fare er schnell widerũb auff / eb jn der schwaden begreiffe.
Patocka, Salzwesen.
1987, 119
(
oobd.
,
1595
):
Riekhlingen, auf vnd ab man fert.
Veith, Bwb. ;
Trübner, Dt. Wb.
1, 142
.
14.
›Verdämmungen vor den Brüchen (im Salzbergwerk) anbringen‹.

Belegblock:

Patocka, Salzwesen.
1987, 120
(
oobd.
,
1582
/
85
):
mit der wöhr fir die Prüch auffahren.