auffaren,
1.
›flußaufwärts fahren‹.
Belegblock:
sein etwan 17 rotten auf der Elben aufgefahren.
Wyss, Limb. Chron.
(
mfrk.
,
2. H. 14. Jh.
):
solden di Niderlenschen kauflude [...] den Rin uf faren in di misse zu Frankenfurt.
2.
›sich bergauf begeben, die Alm beziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
1,
1; vgl.
1.
Belegblock:
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
(
m/soobd.
,
16. Jh.
):
Es sollen unser leut die albm miteinander haben, ainer vor den andern nicht auffahren.
3.
›(ein Besitztum) beziehen, (auf ein Gut) aufziehen, etw. in Besitz nehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
8,
3.
Belegblock:
Winter, Nöst. Weist
(
moobd.
,
A. 16. Jh.
):
die hern von Khunigsperg haben freie gueter zu Zigerwerg aufzufarn und abzulassen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
(
m/soobd.
,
15. Jh.
):
so dient der da aufvert habern und die zwen phening.
4.
›aufsteigen, auffahren zum Himmel (meist von Christus und ausgezeichneten Gestalten der christlichen Lehre gesagt); in den Himmel eingehen‹; mit Obj. d. P.: ›jn. hinaufführen‹.
Religiöse und didaktische Texte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1.
Syntagmen:
got, Christus, des menschen son, engel, Lucifer a.
;
mit dem herren a., in den / in die / gen / zu himmel a., über alle winde a., hoch a. in die himlische freude.
Belegblock:
Hübner, Buch Daniel
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Uf var ich [Lucifer] und wil setzen | Hin in der himle vletzen | Minen stuel.
Gille u. a., M. Beheim
355, 433
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die teufel in [Antekrist] alsa | [...] | auff furen in die wolke.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
14. Jh.
):
Das wir nu alle mit unserme herren ufvarent.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 309
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
er ist in moͤgentheite vf gefarn vnd sitzet zuͦ der rehten hant sins vatters.
Päpke, Marienl. Wernher
(
halem.
,
v. 1382
):
Do horte man die engel stim, | Die singent fuͦren uf mit im.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3002
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Wenn ich [Crist] ze himel uff gefar.
Jhesus Crist | Der nach siner ur staͤndi ist | Gefaren uff mitt lobes schal.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
47, 30
(
tir.
,
1464
):
das tu erstanden wërest von den toten [...] vnd auf fuerest in die himel mit deiner aigen chraft.
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 132
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. 2. Vorr. Mt.
;
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 17, 22
;
Joh. 6, 62
;
20, 17
;
5.
›aufsteigen, in die Höhe steigen (von konkreten Bezugsgegenständen)‹; Ütr. auf abstrakte Bezugsgegenstände: ›sich erheben, emporschwingen, auffahren‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1; zur Ütr.:
12.
Wortbildungen
2 (dazu bdv.:
; Synt.:
a. des herzens zu got
).
Belegblock:
Pyritz, Minneburg
5292
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Do ich des werden adelarn | Glantzheit sach so hoch uff varen.
Dez [arn] wirde man sicht so hoch uff varn.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
14. Jh.
):
die sele do Got inne wunnenclich uf sol varen, die muͦs ein berg sin.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
daz ist von dem erdischen dicken rauch, der auf gevarn ist in die lüft.
Niewöhner, Teichner
419, 95
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
ainer mich ze sagen pat, | wann die Trew hab auff gefarn.
6.
›(Mauerwerk o. ä.) hochziehen, aufmauern, errichten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1.
Belegblock:
Welti, Stadtr. Bern
(
halem.
,
n. 1437
):
das man [...] mit dem steinwerch glich uor uff varen sol, vnd sol ouch iederman also vfuaren an den selben gassen vnd enkeinn bogen machen.
Wenn ouch einer vff ein mur, die [...] schon ietz stuͤnde, wytter muren vnnd vffaren welt.
Bastian u. a., Regensb. UB
418, 4
(
oobd.
,
1374
):
zwischen irer stuben und Ulreich des Hachelstataͤr haus [...] auf (ze) varn mit einem huͤltzein aufschuzz.
7.
›sich plötzlich erheben, aufspringen, auffahren vor Erregung o. ä.‹.
Wortbildungen
3 (dazu bdv.:
,
2).
Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
4. Mose 14, 1
(
Wittenb.
1545
):
DA fuhr die gantze Gemeine auff vnd schrey / vnd das volck weinete die nacht.
DA entsatzt sich der könig Nebucad Nezar / vnd fur eilends auff / vnd sprach zu seinen Reten.
Keil, Peter v. Ulm
176
(
nobd.
,
1453
/
4
):
die vnsynniglich [...] auffaren vnd wider vngeslaffent ligent.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
Var. (
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
1480
):
die gruntuest des vmbringes seint eroffent von der berespunge
[Sa:
auffarung
]
des herrn vnd von der inetnung des geistes seiner tobheit.
8.
›sich entzünden, in Feuer aufgehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
,
.
Belegblock:
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
40, 6
(
osächs.
,
1570
/
7
):
es [leinöhl] bey großem feuer balt brennend wird, auffehret und anzündet.
9.
›aufschießen, sprießen (von Pflanzen); anschwellen, sich schwellend herausbilden (z. B. von Beulen)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
,
5.
Belegblock:
Da vormals frische Lust, da grüne Gärten waren, | [...] | ist itzt ein wilder Stock selbst von sich aufgefahren.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 9, 9
(
Wittenb.
1545
):
Nemet ewre feuste vol Russ aus dem ofen / vnd Mose sprenge jn gegen Himel [...] / das vber gantz Egyptenland steube / vnd böse schwartze blattern auffaren.
Wenn einem Menschen an der haut seines fleisches etwas aufferet / oder schebicht oder eiterweis wird / als wolt ein Aussatz werden.
Da hab ich ain erznei in einer püchsen; | Ob iemant ichz auf wer gefarn undern üchsen.
Wo dan das pferdt den schaden hat, da werden khnoppen auf farn.
bei den gemechten fuer ains urbering auf und starben die leut also von stundan.
10.
›wohin aufbrechen, sich wohin begeben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2,
1
12,
10.
Belegblock:
fuͦr der kaiser und der küng wider uff gen Nürnberg.
Winter, Nöst. Weist.
(
moobd.
,
1499
):
das zu Strasshofen ist ein freies guͦt, und mag da kaufen und verkaufen, abfaren und aufzufaren als oft es einen verlust.
11.
›(ein Geding, einen Arbeitsvertrag) antreten, erfüllen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
4,
3.
Belegblock:
Löscher, Erzgeb. Bergr.
173, 2
(
omd.
,
1554
):
Welche gedinge nicht aufgefahren und liegenblieben.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
(
schles.
,
1539
):
wenn auch das geding aufgefaren.
12.
›das Gestein eines Grubenbaues auf eine gewisse Länge aushauen, einen Grubenbau weitertreiben, forttreiben‹.
Belegblock:
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
(
schles.
,
1509
):
Es ist der gemeine lauff, dass wann man eine grube oder gebeude auffehrt, so verdinget man einem heuer die arbeit.
dass Gorge Klerer dasselbe stollordt, soviel er aufgefaren hat, mit guttem starken zimmer vorwaren soll.
13.
›aus der Grube ausfahren, aufwärts (ans Tageslicht) fahren‹; konvers vom Sinkwerk: ›sich zur Arbeitstelle begeben‹.
Belegblock:
so er darin [gruͦben] ist so fare er schnell widerũb auff / eb jn der schwaden begreiffe.
Patocka, Salzwesen.
1987, 119
(
oobd.
,
1595
):
Riekhlingen, auf vnd ab man fert.
14.
›Verdämmungen vor den Brüchen (im Salzbergwerk) anbringen‹.
Belegblock:
Patocka, Salzwesen.
1987, 120
(
oobd.
,
1582
/
85
):
mit der wöhr fir die Prüch auffahren.