gesicht,
gesichte,
das
;
-sicht(e)s/-sicht(e)
, auch:
-sichter
,
gesicht,
die
;
-Ø/–
;
Letzteres gehäuft in 6 und 7, speziell in alem. Texten.
1.
›Gesicht, Antlitz Gottes und des Menschen, letzterem vergleichbarer Teil des Kopfes von Tieren, Gesichtsschädel‹; vereinzelt: ›Gesichtsausdruck‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1; vgl.  6.
Syntagmen:
das g. feilbieten / verschmieren / verstellen, am rücken stehen haben, j. / das pferd ein g. haben
;
das g. (der frösche) verstricht
›angestrichen‹
sein
;
am g. ungleich sein, j. mit dem g. reizen, mit dem g. zum fenster heraus lugen, die selen umstricken, die hare um das g. fliegen, jm. zum g. schlagen
;
das anmutige / freudige / frische / krumme / liebliche / mänliche / schöne / wolgestaltete g
.
Wortbildungen:
gesichtlinie
(a. 1631f.),
gesichtring
(genaue Bedeutung unklar, s. ).

Belegblock:

Luther, WA (
1519
):
[der teuffel] reytzet mith gesicht, geberden, tentzen, cleyder.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
er hat ja schaum vor dem Maul, vnd ist gar braun vnter dem Gesichte.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
518, 375
(
Magdeb.
1608
):
Nicht allein an Leib / vnd Gesicht / | Jhr
[der
Froͤsch
]
lester Hertz ist bund verstricht.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wie die Menschen mit Gesichten einander vngleich seynd / also auch mit Sinnen.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
88, 24
(
Hamburg
1646
):
wie sehr mißbrauchet doch ein wohlgestaltes gesichte seiner liebligkeit!
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
He [...] hatte [...] ein breit anlitze mit pußenden backen, ein scharp menlich gesichte, einen bescheiden mont mit glefsen etzlicher maße dicke.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Das Thier siht mich so bermlich an, | Vnd hat so gar ein Geistlich gsicht.
v. Ingen, Zesen. Ged.
393, 18
(
Breslau
1641
):
gerade uͤber stunden wider andre drey Nimfen / mit sehr freudigen und anmuthigen Gesichtern.
Gille u. a., M. Beheim
108, 78
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ǎch haben sie mir hie zertrent | mein klait zu manchen sliczen | Und mein mantel vervinstert | und mein gesicht verswerczet gar.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
393, 28
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
diz mittel heltet sich zuo dem verstan, alse der spiegel zuo dem liplichen gesihte, in dem daz ouge etliche ding sieht.
Lemmer, Brant. Narrensch.
92, 60
(
Basel
1494
):
Dann naͤrrin vil sint also geil | Das sie jr gsiecht bald biettent feil.
Roloff, Brant. Tsp.
196
(
Straßb.
1554
):
Wo hast dein [Fürsichtigkeit] augen hin gethan | Dein gesicht hastu am rucken stan.
Wyss, Luz. Ostersp.
7221
(
Luzern
1545
):
so würt abkerren | got der allmechtig von vnns syn gsicht.
Sappler, H. Kaufringer
7, 115
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
si luogt heraus zum venster bas | mit irem lieplichen gesicht.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Das Gesicht verrhaͤt den Mann / wie es im Hertzen mit jhm stehet.
Deinhardt, Ross Artzney
363
(
oobd.
,
1598
):
so soll ain pferdt haben khurze spüzige ohrn, ain thürr haubt, ain scharffes gesicht, herrt fleisch.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
95, 40
(
tir.
,
1464
):
vnd schueff mit in das si widerum solten schlagen mit den swertten im zue gesicht.
Ebd.
102, 1
:
Das weib [heilige chloster frau] sol sein ain ebenpild den andern weiben, die da stetikchleichen hin vnd hër lauffen alle strassen vnd gassen vnd die mit irem gesicht vmstrickhen sein die selen der toratten menschen.
v. Ingen, a. a. O.
392, 26
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Jones, French Borrowings
325
.
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
›die Augen des Menschen, auch von Tieren, das Augenpaar‹; Synekdoche zu 1 und von diesem wie von 3 nicht in allen Belegen trennbar.
Bedeutungsverwandte:
 1.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
636, 4062
(
Magdeb.
1608
):
Sonst felt pfeil vnd staub auff euch dar / | Ewr Gesicht wird geblendet gar.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
89, 28
(
Hamburg
1646
):
wan mich mein gesichte nicht betruͤget / s. ists der Roselieb / der dort heraus koͤmmet.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
166, 7
(
Frankf.
1535
):
Das gesicht der vmbstehnden erblendet er [Ophthalmius].
Pyritz, Minneburg
5295
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Do ich dez werden adelarn | Glantzheit sach so hoch uff varen | In eren und in wunnen | Und er in wirden sunnen | Mit sinem gesicht so sterklich sach.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1378
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
die oben swebende goͤtteliche clarheit, die dis runen machet, die verblendet in irme gemuͤte alle geschaffen gesihte, wan sú abgrundig ist.
Wiessner, Wittenw. Ring
498
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Verpint dem esel sein gesiht, | So mag er lauffen drichtz hin an!
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
17, 5
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Ez spricht auch Alfraganus [...], daz der minst stern an den himel gestekt, der mit gesiht pruͤfleich ist, grozzer sei danne daz gantz ertreich.
Deinhardt, Ross Artzney
93
(
oobd.
,
1598
):
Wann ain gaul ain driebb gesicht hat [...]. Nimb alß dann dasselb schmalz vnd streichs dem gaul in die eckh, so werden im die oug(en) lautter.
Belkin u. a., a. a. O.
66, 12
;
Wyss, Luz. Ostersp.
48, 44
.
3.
›das Sehen, Blicken, optische Wahrnehmen; einzelner Blick, Anblick, Ausblick, Blickrichtung, Sicht (des Menschen, vereinzelt Gottes); das was gesehen wird, Gesehenes; Aussicht; Aussehen, Augenschein‹; auch ›Ansicht, Meinung‹; ansatzweise offen zu 4 und 6.
Phraseme:
etw. mit gesichte schein tun
›etw. mit dem Augenschein beweisen‹;
etw. nach dem gesicht verkaufen
›verkaufen, wie besehen‹.
Bedeutungsverwandte:
(
das
1,  3,  4; vgl. (
das
2.
Syntagmen:
das g. beschädigen / leidigen / hindern / auskeren
›auf Äußeres lenken‹,
ein g
. ›ein Ereignis‹
sehen, jm. das g
. ›den Ausblick‹
benemen / entfüren / verschlagen, das g. auf jn. haben
;
das g
. (Subj.)
auf die erde sein
›gerichtet sein‹,
das g
. ›Gesehenes‹
in das herz kommen, jn. betrüben
;
dem g. folgen
;
ab js. g. sterben, jn. am g. hindern, mit dem g. bulen, etw
. (z. B.
spinnen
)
bezwingen, jn. mit dem g. vergiften / töten, die augen mit dem g. wild werden
›unkontrolliert werden‹,
das auge mit dem g
. ›sinnlich Wahrgenommenen‹
nicht ersattet werden, von dem g. sat werden, von dem g. etw. verschwinden, etw. von g
. ›aus eigener Wahrnehmung‹
wissen, etw. von js. g. sterben, etw. zu g
. ›des Gesehenwerdens halber‹
geben, zu g. liegen
›zur Schau, zum Ansehen [wo] liegen‹;
das g. gottes, des augen / menschen, der heiligen
(jeweils genitivus subjectivus),
das g. des herren, der erdbebung
(jeweils genitivus objectivus);
das greuliche / liebliche / scharfe g
.;
das g. auf die beschaffenheit, das g. ˹in der helle
›der Hölle‹˺;
die schärfe des gesichtes
.
Wortbildungen:
gesichtender
›Horizont‹,
gesichtsumkreis
(dasselbe),
gesichtfenster
›Guckloch‹ (a. 1424).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
doch was in
[den Verfolgern]
daz gesicht intvuͤrt | von gote zu den stundin | daz sî sîn
[einen Ordensbruder]
nicht invundin.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Das ander teil ist als ein wachs | Gevar an der gesichte.
Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
dasselbige gesichte sie ihme mit dieser blendungk [ahm lauffgraben] fast benamen.
Luther, WA (
1544
):
Denn solch gesicht und gehoͤre, wo es in ein hertz koͤmpt, so vol und reiche guͤter bringet.
Das wird ein seltzam Anblick und Gesicht gewesen und ebenthewerlich gestanden haben, das Er [Christus] so in der Lufft dahinferet.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sihe ich blâwe oder wîze varwe, diu gesiht mînes ougen, daz dâ sihet die varwe, daz selbe, daz dâ sihet, daz ist daz selbe, daz dâ gesehen wirt mit dem ougen. [...]: mîn ouge und gotes ouge daz ist éin ouge und éin gesiht und éin bekennen und éin minnen.
wæren sie verre ûf einem ebenen, wîten velde, dâ niht enwære, daz ir gesiht gehindern möhte, daz sie als verre sitzende sæhen als stânde.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
Ein frunt sal sime frunde trostlich sin unde dun das mit rede unde gesichte schin.
Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
diser gestanck vnd diß grulich gesicht dz betrubet mich me wan alles dz ich vor gesehen han.
Feudel, Evangelistar
92, 19
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
von desym gesichte eris herren wurden dy jungeren irvrouwet.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
16, 29
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
zu eines mannes schein, der hat basiliskes gestalt, wandelend in allen enden der werlt, von des augen gesicht stürben und sterben müßten alle lebendige creatüre.
Neumann, Rothe. Keuschh.
409
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wanne aber die wangen werden bleich | [...] | unnd die ougen wilde mit deme gesichte, | so ist der magitum worden zu nichte.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
swer in der einote ruet, der wirt drier vrlouge vberhebet: des ersten von der gesichte, des andern von der gehorde, des dritten von rede.
Voc. Teut.-Lat.
m ijr
(
Nürnb.
1482
):
Gesichtes vmbkrayße od’ halbe spere. orisons.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
15, 66
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
den kein schaden, leydigung, leyden, widerwertikeit oder betrubnuß nicht bewegt hab und den auch das gesicht, das gehor oder der gedanck oder werck nicht geleydigt noch beschedigt hab?
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
187, 19
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
daz dü liplich gesihte si ein sache der minne oder ein beginne der sinnelicher minnen. Unde also die geistliche schouwunge der schonheit oder guotheit ist ein beginne der geistlicher minne.
Ebd.
391, 30
:
dar umbe daz si [die verdampten] der gesiht der heiligen niht wirdig gehab[et] werden.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wie der mensche sine gesiht het uzgekert und irre get, doch so het er ein ewig locken und ein neigen herzuͦ [Got zu beschoͮwen
].
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 441, 14
(
Hagenau
1534
):
Der hatt eyn scharpff gesicht / er sieht durch eyn wetzker / daß nichts darinnen bleibt.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Uf die erde was ir [Maria] gesicht, | Fúr die fuͤss, und anders nicht.
Maaler (
Zürich
1561
):
Gesicht [...]. Alles das man saͤhen mag.
Gsichtender (der) Horizon.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
das ichs weiß von gesicht und von gehörde, das es alles geschechen ist under kúng Ruͮdolfs ziten.
Sappler, H. Kaufringer
2, 186
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er [jud] sach und hort dise geschicht | und manig vorchtlich gesicht.
Heydn. maister
6r, 22
(
Augsb.
1490
):
also seind auch die
[
tugentreiche
Leute]
in gesicht des tÿrãn vñ wuͤtrich zuͦ zeite͂ hoch geacht vñ erleücht gsproche͂ vñ zuͦ zeite͂ jr ere beraubt.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Er hat auch mit seinem gesicht die spinnen und alles unzifer bezwingen kinden.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Einem mit Bawen die Gesicht verschlahen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der leo [...] fiebert
›bekommt Fieber‹
auch von des menschen gesiht.
Niewöhner, Teichner
299, 57
moobd.
,
1360
/
70
˺):
daz hiet im nie so we getan | als daz gesicht in der hell.
Ebd.
356, 41
:
also hat auch gotez gesicht | tod noch leben gemacht nicht.
Gierach, Märterb.
10971
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
der wider da ze gesicht lag.
Spechtler u. a., Frnhd. Rechtstexte
1, 234, 19
(
moobd.
,
1524
):
die Herz, Lungln, Leber, kalbskopf, Fuess, Lember, kyz und dergleichen söllen nach dem gesicht verkaufft [...] werden.
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. II,
1283, 1
(
tir.
,
1486
):
almuesn gebn zu ruem und gesicht: | Das selbig von reichn gar oft peschicht.
Bauer, Imitatio Haller
70, 10
(
tir.
,
1466
):
Das aug das würt nicht ersatt mit dem gesicht, vnd das or das wurt nicht erfült mit dem gehören.
Quint, a. a. O. ;
Knape, Messerschmidt. Bris.
16, 16
;
Feudel, a. a. O.
52, 10
;
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 20, 9
;
14, 21, 8
;
Neumann, a. a. O.
3029
;
v. Groote, Muskatblut ;
Vetter, a. a. O. ;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Kottinger, Ruffs Adam ;
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 191, 9
;
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
13, 19
;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Dietz, Wb. Luther f.;
4.
›optische Wahrnehmungsfähigkeit, Sehkraft, Sehvermögen, Seh-, Gesichtssinn als eines der dem Menschen vor allem neben (
das
1 und (
der
12 eigenen Sinnesvermögen‹; ütr. auch ›Erkenntnis-, Unterscheidungsvermögen‹; vereinzelt von Gott und dem religiösen Menschen gesagt, dann: ›Fähigkeit zur Schau, Visionskraft‹.
Beleghäufung für Texte religiösen, auch didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
,  1, ; vgl. (
das
1.
Syntagmen:
das g. empfangen / bewaren / schärfen / wetzen / ausleschen / verlieren, (k)ein (klares / scharfes) g. haben, etw
. (Subj.)
ein klares g. machen, jm. das g. geben, wieder schaffen
;
das g
. (Subj.)
fleischlich / geistlich sein, in den augen sitzen, zu dunkeln beginnen, jm. (nicht) bleiben, jm. ablegen / vergehen, schwach, zu kurz werden, ferre greifen, dahin sein, wieder werden, etw. erkennen, jn. betriegen, etw. (nicht) begreifen
;
das g. ein sin sein
;
des gesichtes mangeln, jn. des gesichtes berauben
;
dem g. folgen / schaden
;
jm. am g. abgehen, jn. an g. übertreffen, nach dem g. etw. bekant tun
;
das g. des augen, des gläubigen, der wesenlichen dinge
;
das leibliche / natürliche / scharfe / sinliche g
.;
der abgang, die kunst des gesichtes
.

Belegblock:

Luther, WA (
1518
):
Wir mussen nicht ansehen die Prelaten als Menschen allein, besunder wy in yn got sitzt und regirt, und dartzu horet gar ein scharff gesichte und listige vornunfft.
Ebd. (
1526
):
Aber dazu gehoͤrt ein starcker glaub und ein scharffes gesicht, das solchs erkenne.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
235, 5877
(
Magdeb.
1608
):
Sie schlug aber je lenger jhe mehr / | Vnd in mein lincker aug so sehr / | Das mir vergieng all mein gesicht.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Unser gesichte der sin dri | [...] | Der gesichte ist ein vleischlich, | Als daz du siez odir ich | Den himel, daz mer, di erden | [...] | Mit des vleisches ougen. | Ein andir gesicht ist geistlich, | [...] | Das dritte ist unvornunftic.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ein arzât, der reiniget mir wol mîn ouge und tuot abe daz hindernîsse, daz daz gesihte
[dies zu 3]
hindert, mêr: er engibet niht daz gesihte des ougen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1610
):
solch werck begreifft mit nichte, | Der verstand, noch das gesichte, | Allein der Glaub nimbt es an.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
101
(
pfälz.
,
1436
):
das sie [der menschen natür] sehelich vorbildunge bettelt durch gesiecht vnd durch gehörde, nach dem als gesiecht vnd gehörde zwen synne sint zu der kúnste.
Froning, Alsf. Passionssp.
1465
(
ohess.
,
1501ff.
):
der [Jhesus] den blynden das gesicht kan gegeben.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
die warheit zusagen, das hertz vnd gesicht jr vergieng.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Lamech [...] alsso alt wart, das om an dem gesichte abe gyngk unde tunckel ougen gewan.
Franck, Decl.
353, 40
(
Nürnb.
1531
):
Derhalb sey der eben so wol incontinens / der seinem geruch / geschmack / gehoͤr vnd gesicht volge / vnd die herschung verguͤnn / als der mit greüffen vnd tasten sich vergreyff.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
85, 33
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
nach dirre wise so bekennet si [sele Jesu Christi] unentlichü ding unde weis sü, alse von eime einveltigen wissenne des verstans, aber niht von der kunst des gesihtes.
Ebd.
283, 22
:
ist zemerken, daz unmüglichen ist, daz man got ansehen müge mit dem sinlichen gesihte.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
514, 21
(
els.
,
1362
):
wolte er an Cristum gloͮben vnd den doͮf enphohen so wolte er ime sine gesiht wider schaffen.
Menge, Laufenb. Reg.
1633
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Zwentzig sternen zehant | Tuͦnd diß zeichen bekant | Nach vnser gesichte hie.
Cirurgia H. Brunschwig 14vb
40
(
Straßb.
[
1497
]):
ist er aber des gesichtz etwz beropt so ist es ein grosse wund.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz gesicht, daz in dem augen sitzet, gibt uns ze erkennen mêr ding denn kain ander auzwendich sin.
Höver, Bonaventura. Itin. B
53
(
moobd.
,
1450
/
60
):
der [Cristus] da ist ain wort vnd liechtscheinender glast des ewigen vater, so widerpringt sy ir gaistleich gehoͤr vnd gesicht: gehoͤr ze enpfachen die ler vnd wort Cristi, das gesicht ze schauwen die glenstung seiner liechter.
Ebd.
373
:
als das wesen oder sein ist ain wurczleich begynne gesichtz oder beschawens der wesenleichen dinge jn got.
Peil, a. a. O.
236, 5907
;
664, 4967
;
684, 5576
;
Helm, a. a. O. ;
Quint, a. a. O. ; ;
J. W. von Cube. Hortus
87, 18
;
Froning, a. a. O.
1459
;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
57, 5
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
92, 15
;
166, 14
;
172, 9
;
Perez, Dietzin
1, 134, 13
;
Morgan u. a., a. a. O.
172, 20
;
Menge, a. a. O.
2635
;
Banz, Christus u. d. minn. Seele
580
;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
203r, 26
;
216v, 12
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Ukena, Luz. Sp.
1241
;
Eschenloher. Medicus ;
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. ;
Wackernell, Adt. Passionssp.
1, 183
;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
46, 17
;
Höver, a. a. O. A,
56
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
55, 16
;
83, 32
;
Bremer, Voc. opt.
1030
;
2013
;
Vgl. ferner s. v.  12,  1.
5.
phras., teils an 3, teils an 4 anschließbar:
nach dem gesicht
›dem Anschein nach‹;
an / in / vor / zu js. / dem gesicht(e)
›vor js. Augen, im Angesicht von [...]‹, auch: ›dem Anschein nach‹; im einzelnen z. B.
jm
. (z. B.
dem könig
)
/ e. S
. (z. B.
der welt
)
zu gesicht(e) kommen / einreiten / treten, in das gesicht fallen
›ins Auge fallen‹;
erw.
(z. B.
den Jaspis
)
in der gesicht
›vor Augen‹
haben
;
etw. zu js. gesicht tun
;
die tugend nicht von gesicht kennen
›nicht wissen, was Tugend ist‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Swer so gereinget den mut, | [...] | Dem geb ich, swen iz geschiet, | Gewalt dort ober die diet, | Daz her uber sie richte | Der werlde zu gesichte.
Sin [Jaspis] art vortribet die gicht, | Swer in hat in der gesicht | Und in ruret zu aller vrist.
Wen daz her mit gedult leit | Den tot vors vater gesichte.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
ist her wol tuͦ vnrechte in der gewere, man breche se im zuͦ rechter clage zuͦ siner gesichte.
het her der cleger guͦtes icht ynne vnde ist da zuͦ gesichten, man sal iz im wedder geben.
Opitz. Poeterey
22, 2
(
Breslau
1624
):
ich alle die bitte denen es [buch] zue gesichte kommen ist / sie wollen [...].
Gille u. a., M. Beheim
71, 235
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das ist, das in [engel] got wart czu gsicht | in der furm seines stotes | Clarlich als er dann iste.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2907
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
[Jhesus Crist] fuͦr an irer gesicht gar schon | Uff úber alle himel tron.
Wyss, Luz. Ostersp.
5003
(
Luzern
1571
):
Richttend nitt nun nach der gsicht, | Sonder nach dem rechtten grichtt!
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1445
):
dass Pangrecz von Sand Nicla eine gegen sie gerichtete
sambnung
halte,
wiewol er auf die Eila als zu gesicht sei geraist.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
di von Pruck [...] sint mit den paucken und hellpartten [...] auf dem margkt dem kunig zu gesichte und widerwertikait komen.
In dem kamen die marggrafen mit ob sibenhundert pferden eingeritten, [...], alles zu gesicht dem kayser.
Große, a. a. O. ; ;
v. Ingen, Zesen Rosenw.
96, 34
;
Moscouia
B 3v, 44
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
46, 24
.
Vgl. ferner s. v.  5,  1,  1,  12.
6.
›geistliches Schauen, inneres, visionäres, hellsichtiges Erkennen religiöser Wahrheiten, wie es dem erleuchteten Menschen eigen ist und dem Wesen Gottes entspricht; Hellsicht, Klarsicht, religiös erleuchtetes Erkennen‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘, speziell der ,Mystik‘; älteres und mittleres Frnhd.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  3, (V.) 5,  12,  2, ,  2, , , , ; vgl.  2, ,  3.
Syntagmen:
das g. stärken / wissen
;
das g
. (Subj.)
jm. gegeben sein, jn. leiblichen sehen
(obwohl er nicht
gegenwertig
ist),
den aufgang / abgang, das ende aufmerken
;
die sele des gesichtes berauben
;
in dem g. etw. sehen, mit dem g. die heimlichkeit sehen, jn. mit seinem g. ersatten
(von Gott gesagt);
das g. des augen / herzen, der sele, der knechte gottes, des gläubigen
(jeweils genitivus subjectivus),
das g. götliches wesens, des anfanges / endes / nichtes
(genitivus objectivus);
das einfältige / götliche / innere g
.;
die wirklichkeit, das liecht des gesichtes
;
klar an dem g
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sant Johannes sach in einer gesichtte vf dem berge syon ein lembelin stan.
Wære aber daz holz âne materie und ez zemâle geistlich wære als diu gesiht mînes ougen, sô möhte man sprechen in der wârheit, daz in der würklicheit der gesiht daz holz und mîn ouge bestüenden in éinem wesene.
Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
nit allein das gesicht sunder auch gewonlich wißheit vnd verstentnis in [selen] gegeben was.
Jostes, Eckhart
38, 10
(
14. Jh.
):
so wirt di sel gezogen uber sich selben in ein gotlich gesiht, daz ist ein enzucken oder ein begriffen, do wirt gesehen got mit got.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2867
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
di kuscheit sterckt der sele gesichte, | das si bekennet gotes gerichte.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Das wir nu alle denne selig muͤssen werden mit einer woren gesicht unsers eigenen nichtes.
Schmidt, Rud. v. Biberach
54, 24
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Disv́ [beschöd, verstentnissi, bekennen] sint dar an gelich, wen si geordenot sint, so wissent si die gesicht in got, doch vnder scheidenlich.
Brett-Evans, Bonaventuras Leg. S. Francisci
116, 9
(
önalem.
,
v. 1478
):
do schein offenlich woͮl mit wie grosseme lieht der inren gesiht der kneht gottes sach die heimlich sines herczen.
Höver, Bonaventura. Itin. A
57
(
moobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das gesychhtt des gelaubigen, der da spehet dysew wellt, der aufmerkht den aufgank, den abgankh vnd daz endt.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
49, 13
(
tir.
,
1464
):
Du pist das prot der engel, mit deinem gesicht pistu ersatten vnd erbirdigen die engel.
Ebd.
74, 7
:
das die sëlen der selligen peraubt würden des götleichen gesichtes vnd der pekanttnus pis an den tag des jungsten gerichtes.
Jostes, Eckhart
92, 28
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
42, 6
;
154, 11
;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 510
;
Schmidt, a. a. O.
82, 19
;
Brett-Evans, a. a. O.
116, 15
.
7.
›Vision, auf geistlichem Schauen (vgl. 6) beruhende, sich dementsprechend in religiösen Bildern vollziehende visuelle Wahrnehmung kausal nicht erklärbarer, auch unter religiösen Aspekten potentiell dem Zweifel unterliegender Erscheinungen‹; in fließendem Übergang zu ›Traumbild, Traumgesicht, flüchtige Eingebung, Phantasie eines rational unkontrollierten Menschen‹; teils eher als Projektion des Menschen auffaßbar, teils eher (metonymisch) auf das erzeugte Bild, die Erscheinung bezogen; mit ersterer Variante eng an 6 anschließbar.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
ein g. haben
(vielfach)
/ empfinden / sehen / leren / lesen / glauben / verstehen / sagen / offenbaren / verkünden / bedeuten / weissagen, die gesichte meren, jm. ein g. sagen, offenbar machen
;
das / ein g
. (Subj.)
schnelle entspringen, unsinnigen leuten fürkommen, wunderlich für augen kommen, war / gedichtet, ein werk der vernunft sein, in feuchten menschen gesamnet sein, nicht bedeuten, verschweinen / vergehen, jn. beschweren
;
sich des gesichtes rümen
;
ab dem g. erschrecken / erstaunen, an dem g. got sehen, durch ein g. bestätet werden, jn. durch ein g. ermanen, in einem g. freude empfangen, zu jm. sprechen, jm. in einem g. erscheinen / fürkommen, mit gesichten daherkommen, von einem g. reden, von dem g. einen tempel sehen, vor dem g. erschrecken
;
das g. des gemütes / hirnes, der weissagen, des Johannes, (des) Jesaja
(jeweils genitivus subjectivus),
das g. des friedes, der hellischen pein, der himlischen freuden, des kindes Jesu, des propheten
;
das g. am himmel, in dem schlafe, von gut und übel, von dem ende der welt, von künftigen dingen
;
das klare / geistliche / götliche
›Vision auf Gott hin‹
/ grosse / liechtreiche / prophetische / wunderbare
(jeweils positiv)
g., das falsche / gelogene / erschreckenliche / unnütze / törliche / triegliche / ungereimte / seltsame / wunderliche g
. (jeweils negativ oder zweifelnd);
die bedeutung / auslegung des gesichtes, die mannigfaltigkeit der gesichte
;
die phantasei mit gesichten
.
Wortbildungen:
gesichteinblasen
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 46, 2
(
Wittenb.
1545
):
Gott sprach zu jm des nachts im gesicht / Jacob [...].
Ebd.
Jes. 1, 1
:
DJs ist das Gesichte Jesaja
[
Froschauer
1530:
Phrophecy
].
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Doch teilet sich die gesicht | Johannis in drie geschicht.
Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
Hie endet sich dz buch Tundali von der verzuckten sel vnd irer gesicht himlischer freiden vnd hellischer pin.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Nichtes nicht nim dich [Pilatus] ane umme den gerechten, wan ich [hûsvrowe] habe hûte vile geliden durch en [Jesum] in dem gesichte
[
Luther
1545:
trawm
].
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Abir tut ir mir
[Nebukadnezar]
lere | An dem gesicht offenbar, | Dar zu sin dutnisse war.
Gille u. a., M. Beheim
84, 190
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die vil grassen fräud, | der du, juncfraw, enpfiengt dy goüd | in der gesiht vil reine | Deins lieben kindes Jhesu Crist.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
164
(
Nürnb.
1517
):
etlich ausruefer eigner heilikeit, die sich manicherlei prophetischer gesicht ruemen.
Ebd.
165
:
Die prophetischen gesicht lesen wir war und gedicht gewesen sein, wann es seindt auch falsch propheten.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
Jherusalem sprichet reht ,ain gesiht des frides‘, daz ist gaischlich leben; won da enist niht won fride.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
der vorgenand maister der erschain im
[Seuse]
vor in ainer liehtricher gesiht.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
mir [einsidel] ist eine gesihte vúrgehebet: vnd gie denne balde vsser der stvben in sine kammer.
Sudhoff, Paracelsus (
um 1570
):
aber weiter von disen gesichten und erscheinungen im schlaf zu reden, so wissent, das [...].
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
do petter zweyuelt in im was die gesicht were die er hett gesehen.
Warnock, Pred. Paulis
16, 75
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Ir hond gesechen ain unnútze gesicht und den lugenhaften warsagungen hond ir gelopt.
Ebd.
23, 254
:
das vil besser ist dem menschen, er habe kain offenbarungen, gesichten, erschinungen und erlúchtungen, die da der vernunft zuͦghörent [...], und habe ainfaltiklich gott lieb.
Jörg, Salat. Reformationschr.
116, 6b
(
halem.
,
1534
/
5
):
jetz kam jnn
[den Wiedertäufern]
das denn diß jm troum / und gsicht für.
Ebd.
453, 22
:
Es sind ouch jn disem jar an ettlichen orten gsechen worden vil seltzamer cometen / und gsichten amm himel.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. II,
123, 1106
(
Basel
1616
):
sag ich, das diss gesicht | Hab gantz vnd gar zu bdeuten nicht.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
Dise [Matron] ist durch ein gesicht (ausser zweifels nicht ohne sonderbare Eingebung GOttes) zu zweymalen ernstlich ermahnet worden / sie solle [...].
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Quirin haizt withopfenstain. [...]. der ist ain meldær haimleicher ding in dem slâf und mêrt die träum und daz gesiht in dem slâf.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
59, 26
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
von der menig vnd manigualtichait der gesicht vnd gedennkchen wegen, die langew zeit gesammet sint in etleichen feuchten menschen, die da sint ainr czechen vnd vnstaͤten gedaͤchtnuͤss, entspringent schir vnd gar snell, nach ainr tegleichen vͤbung irr gedaͤchtnuͤss vnd nach ainr fleissigen suͦchnuͤss ains dings, choment fuͤr vnd entspringent vil wunderleichew ding mit ainr vnentpfintleichen snellichait, gleich sam sew von aim gaiste werdent ingelassen.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Man list noch heẅtt bey tag gar vil gesichtt und offenbarung von dem end der werlt.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[subtil geist] raitzten zenten loketen mit manigfaltigem gesichteinplasen.
rocken mär, träum und gesiecht, so unsinnigen leuten bei der nacht fürkummen.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ; ;
Quint, Eckharts Pred. ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Hübner, Buch Daniel ;
Gerhard, Hist. alde e
4345
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
83, 36
;
Bechstein, a. a. O. Mt. ;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
64, 17
;
Eggers, Psalter
27, 17
;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
156
;
zu Dohna u. a., a. a. O.
167
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Bihlmeyer, a. a. O. ; ;
Rieder, Gottesfr. ;
Kurrelmeyer, a. a. O. ;
Warnock, a. a. O.
16, 4
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
55, 26
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Lauater. Gespaͤnste
13r, 9
;
17v, 13
;
40v, 12
;
Jörg, a. a. O.
54, 12
;
114, 15
;
832, 8
;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Niewöhner, Teichner
356, 55
;
Hohmann, a. a. O.
73, 51
;
61
;
115, 25
;
36
;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
57, 39
;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v.  8,  4,  1.
8.
steht mit Genitiv oder Adjektivattribut für den Inhalt des Genitivs oder Adjektivs, z. B.
der freuden gesicht
›Freude‹,
das ungetreue gesicht
›Untreue‹.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘; älteres und mittleres Frnhd.

Belegblock:

Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
Daß dem also, wil ich gotes gesichte mit freuden sehen.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wen sie vor der gesichte | Sines stules stet zu aller zit.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
2026
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Swas man gehaufet dirre sag, | daz ist allez ein klage | und geaht als nihtes niht | wider der freuden gesiht | do wir unverporgen sehen | di lautern gothait in ir prehen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Du [Maria] widerschein gotlichs gesichts, | Außsenderin der himelischen poten.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Ungetrüwe gesichtte | Schein dem argen wichte | Uss sinen valschen ougen.
Höver, Bonaventura. Itin. B
195
(
moobd.
,
1450
/
60
):
Vnd dar vmb wer beschawen welle gottes vnsichtige nach ainigkait des wesen, sol zum ersten sein gemutleich gesicht sticken jn gottes seyn oder wesung.
9.
›Vorderseite eines Gegenstandes‹; im einzelnen: ›Ausguß, Abflußrinne‹ (s. Regestbeleg unten); ›Front eines Gebäudes‹ (um 1600).

Belegblock:

Kammerer u. a., Urk. Isny
96, 36
(
schwäb.
,
1509
):
Die Beklagten müssen einen neuen
kener
anbringen, aus den
gesichten
darf nur sauberes Wasser geschüttet werden [Regenstbeleg].