affe,
der
;
-n/-n
(selten mit Uml.);
wo speziell das weibliche Tier gemeint ist (vgl. unter 1):
die affe
(vereinzelt), sonst
äffin
.
– Zur Lautung von 'Affe' in den rezenten dt. Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
.
1.
›Affe‹; die Belege lassen eine Eingrenzung auf bestimmte Unterteilungen dieser Unterordnung der Herrentiere nicht zu; die Meerkatzenartigen sind teils eingeschlossen, teils ausgeschlossen.
Zu einigen Volksvorstellungen über Affen vgl.
Hwb. dt. Abergl.
1, 206-207
.
Syntagmen:
den a. fangen / füren, eine äffin senden; a.
(Subj.)
in den spiegel sehen, sein teufel, tun dinge nach, steigen hoch, weinen und lachen leicht; dem a. gleich sein; gebildet als ein a.; junger / schöner a.
Wortbildungen:
affenart
,
affenfleisch
,
affenhalter
; wohl versbedingt:
affentier
(bei
Klein, Oswald
10, 72
).

Belegblock:

Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs.
M. 16. Jh.
):
Es wollt ein her spaciern gan, | da begegnet im ein aff inn kurzweile, | da ward der aff einer dannen gewar, | darauf lief er.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 245, 20
(
Augsb.
1548
):
Ain unnutzer Amptman und Prelate / ist wie ain Affe auff dem dache.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
119, 32
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Syn [getwerch] antlitz stünde als eyn breyt küssen / vnd sin nase dar jnn als eyme affen / Syn hare stünt zü berge gerecket / als eyns swynes bürsten.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
M An sagt, das wenn die Aff gebert | Bey paren, sie jr Kinder nert.
Gille u. a., M. Beheim
267, 91
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
zuchtig als ain sweine | und suptil als ain esel, wol gepildet als ain aff.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1548
):
[im Gefolge Karls V.]
warenn gefyrrt berenn, äffen, hirsche, englische hund.
Müller, Welthandelsbr.
290, 40
(
schwäb.
,
1514
/
15
):
all frembd ding, so aus allen frembden landen kumbt als wedin, gmalther thuecher aus India. Mer alle papogali, affen, merkatzen und katzen de Algalia.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Affen vnd Pfaffen lassen sich nicht straffen. Der Aff trucket fũr liebe sein Junge zu todt / [...] Je hoͤher die Affen steigen / je lecherlich sie scheinen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz uns mangeu tier übertreffen an den fünf sinnen: [...] der luhs an dem gesiht, der aff mit dem versuochen in dem mund.
Simia haizt ain aff. daz ist ain tier dem menschen gar geleich nâhent an allen gelidern.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
458, 25
(
effyne
);
Kurz, a. a. O. ;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
19, 14
;
55, 4
;
Thiele, Luthers Sprichw. ;
Pyritz, Minneburg
3769
;
Gille u. a., a. a. O.
28, 4
;
61, 6
;
314, 1
;
Matthaei, Minner. I, ;
Diehl, a. a. O. ;
Spanier, Murner. Narrenb.
14, 2
ff.;
Sappler, H. Kaufringer
30, 12
;
Müller, a. a. O.
111, 7
;
297, 45
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ; ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
87a, 16
;
Alberus
X iijr
;
Wrede, Aköln. Sprachsch.
75
;
Schwäb. Wb.
107/108
;
Dietz, Wb. Luther ;
Schmid, R. Cysat
6, 3
(Sachdetail mit Belegstelle, daß Fett von Meerkatzen als Ersatz für Menschenfett dienen konnte).
2.
bildhafte Darstellung oder plastische Formung des Affen. Die der Nachbildung zugeschriebenen Eigenschaften entsprechen denen für das Tier selbst.

Belegblock:

Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
18, 23
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
darein was auch die eule und der affe in wefels weise getragen.
Spanier, Murner. Narrenb.
14, 25
(
Straßb.
1512
):
Affen rat / vnd bůler werck | Kan vnser aff von heidelberg.
Lemmer, Brant. Narrensch.
60, 24
(
Basel
1494
):
Wem so gefelt wis / gstalt / vnd werck / Das ist der aff von Heydelberck
(vgl. dazu:
Zarncke
, Brant. Narrensch. 396).
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
so hett frauw Aventtur | uff irm gezelt ein affen.
Wrede, Aköln. Sprachsch.
75
.
3.
da dem Affen die Eigenschaft zugeschrieben wird, den Menschen nachzuahmen, ohne Ebenbildlichkeit mit ihm zu erreichen, wird jede nachahmende Person oder Wesenheit als
affe
des Nachgeahmten bezeichnet; vor allem gilt der Teufel als
affe gottes.

Belegblock:

Schöpper, Vorr. a iijr (
Dortm.
1550
):
das ein Westpheling schyr eins jeden affe vnd meerwunder / seiner sprache halben / hat sein muͤssen.
Froning, Alsf. Passionssp.
166
(
hess.
,
1501 ff.
):
Ich wel dich
[Teufel]
nu glichen eim affen, | Want din predigen uns schaden thut.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
Ein Poete ist des Himmels Affe: Was oben beschlossen wird / beschliesst er auch in seinen Versen.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1650
):
Hierinnen hat der boͤse Feind / als Gottes Aff / der Hebreer Gebrauch bey den Opfern nachahmen wollen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 28, 13
(
Hagenau
1534
):
Der Teuffel ist unsers herr Gots affe. [...] was der Teuffel sihet von unserm herr Gott / das wil er bald nach thun / wie ein affe auch pfleget / und kan doch das er sihet nicht der gestalt nachthun [...]. Es sagen Etliche / das die Münche aus solchem affenspiel des Teuffels yhren ursprung haben / und also / Gott nam einen roten erdenkloß [...] und richtet yhn zu es solt ein lebendiger mensch darauß werden / stellt yhn an ein wandt / und sprach / Fiat. Also ward ein lebendiger mensch darauß / [...] der Teuffel [...] nimpt auch einen erden klump / richtet yhn zu [...] unnd stellet es an einen zaun / und spricht / Pfuat / Da geriedt es ubel / und ward ein Münch darauß.
Ebd.
2, 50, 19
(
Augsb.
1548
):
Die Natur ist der Gnaden Affe / was die Gnade thůt / das will ir Natur nach thůn.
4.
›Tor, Narr, Dummkopf‹, teils mit ethisch negativer Wertung, teils neutral zur Kennzeichnung von Unerfahrenheit.
Bedeutungsverwandte:
 2, (
der
1, (
der
1 (mehrmals).
Syntagmen:
den a. verfüren / betriegen, jn. einen a. heissen; a. kaffen welt an, des gesanges ein a. sein, ein a. werden, als a. antworten, der a. im purpurkleid; jn. vor einen a. haben; die äffin im tanz.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Dise anderen alle sint affen, | Die dise werlt an caffen | Durch wollust oder durch girikeit.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 214, 15
(
Augsb.
1548
):
Groß gůt macht manchen Affen blind | Unnd auß aim weisen man ain kind.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Die meister van den broderschaffen | antworden als doren ind als affen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
du pist ye gesanges noch ein affe.
Ebd. (
um 1480
):
Der [schriffte] will ein yder affe | Nun ganczer doctor sein.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
die hant sú vor affen und verkerte lúte und verflůchent und [...] verdampnent sú.
Sappler, H. Kaufringer
11, 309
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ain platen si dem mane schar | und macht da aus dem affen | ain ungeweichten pfaffen.
Froning, a. a. O.
4763
;
Bihlmeyer, Seuse *;
Lemmer, Brant. Narrensch.
13
Ü;
Spanier, Murner. Narrenb.
14, 6
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
2169
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 99
.
5.
vorwiegend an 1, vereinzelt an 4 sind folgende Redensarten anzuschließen: a)
jm. den affen geigen / machen / sehen lassen / weisen
›jn. zum Narren halten‹; b)
aus affen land sein
›nicht recht bei Trost sein‹; c)
den affen im stal verriegeln
›jn. in die Enge treiben‹; d)
den affen mit purpur kleiden
›den Bock zum Gärtner machen‹; e)
den affen im garn finden
›sich in den eigenen Netzen verstricken‹ (?).

Belegblock:

Roloff, Brant. Tsp.
331
(
Straßb.
1554
):
Man truckt und schreibt on underscheydt | Wol zehen lugen für ein warheyt | Die Trucker gigen mir erst recht den affen.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs.
M. 16. Jh.
):
Weil ich ir pfenning geben thett, | kundts freundlich mitt mir lachen – | jetzundt, wen mein mül nimmer ghett, | thuetts mir den affen machen.
Stieler (
Nürnb.
1691
):
Einem den Affen weisen / sive sehen lassen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Ich main, du seiest uss der affen land.
Spanier, Murner, Schelmenz.
2, 32
(
Frankf.
1512
):
Hett ich schon hundert tusent brieff | Und dem rechten stetz noch lieff, | So ist es mit eym dreck versigelt | Und ist der aff im stall verrigelt.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
8, 122, 33
(
Straßb.
1522
):
also hastu den künig zweimal heissen liegen vnd bistu an dreyen lügin erfunden worden / das heißt gelutert vnd den affen mit purpur kleiden.
Ebd.
100, 18
:
glaub mir du wurdst bald den affen im garn finden des testamentz halb.
6.
›eine aus Hebeln und Spannseilen bestehende Vorrichtung zum Fischfang‹.

Belegblock:

Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 102, 4
(
schwäb.
,
1479
):
das auch kainer dez handwerks in den obgenannten zehen jaren kainen affen pruch noch nütz.