esel,
der
;
-s/-Ø
.
1.
›Esel, zur Familie der Unpaarhufer, der Gattung der Pferde gehörendes (Haus)tier mit im Vergleich zum Pferd in der Regel kleinerer Statur und längeren Ohren (sowie oft grauem Fell)‹; der
esel
dient als Last- und Zugtier (charakteristisch beispielsweise bei der Tätigkeit des Müllers) sowie als gegenüber dem Pferd rangniedrigeres Reittier (z. B. beim Einzug Jesu in Jerusalem); seit der Antike und auch in der christlichen Charakterisierung mit dem
esel
assoziierte und in Vergleichen (mit anderen Tieren, mit Menschen) aufgegriffene Eigenschaften sind oftmals Dummheit, Unvernunft, Trägheit und Lüsternheit, aber auch körperliche Stärke sowie Geduld und Friedfertigkeit; vgl. auch die bei Luther im Rahmen der Papst- und Kirchenkritik derb abwertend gebrauchten Wortbildungen (
eselsfeige, eselsfurz, eselsgeschrei
sowie unter 2
eselbabst
); teils offen zu 2.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): ,  1, (
das
1, .
Gegensätze:
1
 1 (im Beleg auf ein Gleichnis bezogen, in dem Esel und Löwe gegenübergestellt werden).
Syntagmen:
den e. beschauen / beschlagen / füren / kaufen / lassen / treiben, jm. verlassen
›(als Erbe) hinterlassen‹,
zum priester machen
;
der e. leren / quintieren
›singen, musizieren‹ (zum Motiv des musizierenden Esels vgl. ff.)
/ schreien, jn. sehen, gold auswerfen, ein tier sein, zu etw. geschikt sein, etw
. (z. B.
einen sak
)
auf sich tragen, der e. die bauern bedeuten, vorne krank und hinten stark sein
;
der viehliche mensch ein e. sein, j. von innen ein e. sein, neidig als ein e., törichter dan ein e. sein, nicht mer verstandes dan ein e. haben, j. wie ein e. bulen / werden
;
j. der esel
(Gen.obj. im Pl.)
pflegen
;
j. dem e. eine platte scheren, etw
. (z. B.
das gesod
)
zu essen geben, die arbeit
(Subj.)
dem e. zuviel werden, die sele dem e. gleich werden, j
. (z. B.
die bauern
)
dem e. gleich tun, j. sich dem e. gleich aufsperren, jm. als dem e. geschehen
;
auf dem e. reiten / sitzen, got
(Subj.)
durch einen e. zu uns reden
;
der e. Bileams, des müllers
;
der abgetriebene / arbeitsselige / beste / entlehente / gute / junge / langsame / müde / schönste esel
;
der schal des esels
;
ein kinbacken von einem e
.
Wortbildungen:
eselgrau
,
eselhaut
,
eselich
1 ›für einen Esel typisch, dem Esel eigen‹,
eselin
,
eselkeue
,
eselmässig
,
eselmilch
,
eseln
(Adj.) ›vom Esel stammend‹,
eselreiter
bezogen auf Jesus Christus,
eselschmer
,
eselsfeige
›Eselkot‹,
eselsfurz
ütr.: ›Unsinn; etw. (sehr) Minderwertiges‹,
eselsgeschrei
,
eselshar
,
eselskopf
1,
eselspfad
,
esel|stal
(dazu bdv.: ),
esel|striegler
(Schimpfwort),
eseltreiber
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Die Eseliche Gedult laͤst jhr nicht allein die Woll abscheren / sondern das Faͤll gar abstreiffen.
Luther, WA (
1522
):
des lands sitten ist alltzeytt geweßen auff eselln tzu reytten unnd die pferd tzum krieg brauchen.
Die tobenden aber und plerrenden mit ernst stossen [...] unnd auff yhren bann tzu ehren eyne grosse Esellsfeygen setzen.
Wen uns die platten zum prister macht, so koͤntten wir so wol ein gans und esel auch zum prister machen und in platten scheren.
Ebd. (
1528
):
es duͤncket die vernunfft spoͤttisch sein, das der eselreiter sol ein Koͤnig sein und allen menschen huͤlffe thuen.
Denn der esel ist ein thier, das zu keinem streit geschickt ist, widder zu beissen noch zu reissen, Jst allein geschickt buͤrden zu tragen.
Ebd. (
1528
/
9
):
Gott saget, Man sol nur jn fuͤrchten und jm vertrawen, und wenn er gleich durch einen Esel zu uns redet.
Ebd. (
1544
):
Solche verkerte, tolle Heiligen, ja toͤrichter denn Ochsen und Esel sind auch des Mahomeths hauff, Tuͤrcken und, wie sie heissen, allesampt, so CHristum nicht hoͤren und annemen.
Ebd. (
1544
):
Zu solchem armen Eseltreyber [Saul] schickt Gott den Propheten Samuel und salbet jn zum Koͤnig.
Ebd. (
1543
):
wer ein Esel hat, der gold auswirfft, der kan wol guͤlden haben. Wo ist aber solcher Esel? im Schlauraffen Lande.
Ebd. (
1545
):
wenn ich [Bapst] mein Eselgeschrey Chika, Chika lasse erschallen, oder gleich einen Esels fortz lasse, So muͤssen sie es alles fuͤr Artickel des glaubens halten.
Aber der Bapstesel weis nichts, weder vom Glauben noch verheissung [...], Hellt die Kirchen fuͤr einen Eselstal oder Sewstal, da er mit seinem dreck innen regiren muͤge.
Ders., WA Tr. (
1533
):
wenn er [Papst] nur das Euangelium lauter und rein, und nicht Menschentand, Lügen und seine Eselsförze dafur gelehret hätte.
Anderson u. a., Flugschrr.
17, 11, 12
([
Wittenb.
]
1523
):
Esell sollte͂ sie [vnßere Bischoffe vnd Epte] treyben vnd hund leytten.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dise menschen heizent heilic von den ûzwendigen bilden; aber von innen sint sie esel.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1580
):
soll müller den eselspfad von der alten mühlstatt uf sein kosten bis zur mühlen selber halten.
Froning, Alsf. Passionssp.
2612
(
ohess.
,
1501ff.
):
hie kommet der konig an haß | gesesßen uff eym eßelynn, | als uns das ist worden schynn!
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
[ein alter Mann]
Lieff all winckel auß und buͦlete, in der liebe entzündet, wie ein junger esel.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
30, 13
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
als vil als ein esel leiren kan, als vil kanstu die warheit vernemen.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
der esel der ist vorne cranke und hinden stark, dar umme so legt man ime di burde hinden ouf die huͦf.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
7, 26
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Ouch sint do [Persida] di besten unde di schonstin esil von der werlt, di gar snelle sint.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
233, 10
(
osächs.
,
1570
/
7
):
binde eselshare an deine garn, jedes ein wenig, so kannstu wohl nicht bezaubert werden.
Keil, Peter v. Ulm
87
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Nym dorzu meyen-schmaltz [...] vnd rindermarck vnd eslein smaltz.
Gille u. a., M. Beheim
56b, 4
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der lew pedeüt
[in einem Gleichnis]
| sunst anders neut | wan furstn und herren. | Der esel knaur | pedeüt die paur, | die sich auff sperren | Dem esel glich.
Ebd.
447, 248
:
Kung Saul, der waz ain hirt und pflag | der esel und ach rinder.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
108, 31
(
nürnb.
,
1446
):
Pfert, ezele, ochsen [...] heuser, kalter vnd truhen beschawt man vor, er das man sie kauft.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
[Abraham] lies den knecht und den esel do nidenan an dem berge, do er Gotte opheren solte [...]. Also las den esel, den vihelichen menschen der wol ein esel ist.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Wann der do betrúbt einen von disen lútzeln die an mich glaubent: im gezimt daz ein esel messiger múlstein
[
Beheim
1343, Mt. 18, 6:
eselîn burde
; nd. Bibel 1478:
esel mole
]
werd gehenckt an sein hals.
Roloff, Brant. Tsp.
213
(
Straßb.
1554
):
Wir hant arbeit es wer eim Eßel zuͦvile.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
211v, 13
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
So du din antlit wellest schoͤn machen: Nim / eselmilch vnd bestrich des nachtes / da mit.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
Balames esel sach ôch ain engel und waz dar nach doch ain esel.
Goedeke, P. Gengenb. (o. O.
1516
):
Kum här mein liebes doctorlin, | [...] | Mit esel schmaͤr wil ich dich riben, | Vnd gib dir dar nach einen reien.
Lemmer, Brant. Narrensch.
73, 22
(
Basel
1494
):
Des fyndt man yetz vil junger pfaffen | Die als vil künnen als die affen | [...] | Wissen als vil von kyrchregyeren | Alls müllers esel kan qwintyeren.
Leisi, Thurg. UB
5, 619, 33
(
halem.
,
1358
):
Sechs guͤt esele, múlistain, die werd sigint ald gelten mugint an fúnf schilling.
Bächtold, N. Manuel. Zugabe H. R. Manuel
347, 1518
(
Zürich
1548
):
Der [rock] muͦss sin grüen, gel, rot und blaw, | Ein blegy drum schier eselgraw.
Lauater. Gespaͤnste
18v, 3
(
Zürich
1578
):
[Einbildungen von Menschen bei schlechten Sichtverhältnissen:]
alle so by einē tisch sitzend / saͤhind als obs tod werind / oder sy hettind keine hoͤupter / oder hettind eselskoͤpff.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
als er [...] in die kirchen [...] kam, het er sein gewonlich klaidt an, war ain geliderte eselhut.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Eselhaut [...] Pergament darein man schreibt / vnd widerumb durchthut / anders darein zuschreiben.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Asinus ze latein haizt ze däutsch ain esel. daz tier waiz niht krieges, wan ez gar fridsam ist [...] ez tregt gar swær pürd auf im [...] er hât ainen trægen ganch und ist unvernünftig.
Plinius spricht, daz der eselinne milch gar weiz sei und daz si auch helf der menschen weizen.
Klein, Oswald
39, 24
(
oobd.
,
um 1426
):
Von geitikeit ich selden rü, | spot, zoren, unkeusch ist mir kund, | überessen, trinken spat und frü, | träg, neidig als der esel und hund.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
Auch die, so offentlich in bösem leben und geschrai sein, sezen pfarhern und sêlsorger [...] nur nach gunst irs gefallens, ungelert eselstrigler über die armen christen.
Ebd. (
1522
/
33
):
[Samson] Hat den Philisteirn vil plag antan, erschlueg ir ain fart tausent nur mit einer eselkeu.
Österley, a. a. O. ; ;
Struck, Joh. Pfannstiel
188, 27
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
50, 27
;
Schönbach, a. a. O. ;
Dietrich. Summaria
27v, 29
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Anderson u. a., a. a. O.
30, 4, 26
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4336
;
Bauer, Geiler. Pred.
315, 4
;
Reithmeier, B. v. Chiemsee ;
Henisch ff.;
2.
›dummer, törichter, unvernünftiger Mensch‹; ›Person mit minderer Intelligenz, geringem Wissen, mangelndem Verständnis‹; als abwertende Personenbezeichnung, Schimpfwort, das die dem Esel zugewiesenen negativen Eigenschaften fokussiert; bei Luther häufig auf den Papst und seine Anhänger bezogen; speziell in der Verbindung
alter esel
›sündiger Mensch‹ (vgl. ); ütr. zu 1.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2,  2, , , (
der
1, , (
der
4; vgl. ,
2
, .
Syntagmen:
den alten e. got opfern, esel
(Pl.)
über ein buch füren
;
jn. einen e. nennen / schelten
;
ein e
. (Subj.)
von grossen fürsten kommen
›als Nachkomme hervorgehen‹,
ein e. zu einem herren werden, esel
(Pl.)
etw. aus einem buch schliessen
;
j
. (z. B.
ein pfaffe / theologe, Cochleus / Eck, die papisten / sophisten
)
ein e. sein
;
ein alter / bäbstlicher / blinder / fauler / gekrönter / grober / grosser / schändlicher / tölpischer / törichter / unsinniger e
.
Wortbildungen:
˹
eselbabst
(vgl.  1),
eselbabstfurz
,
eselfurzbabst
˺ (jeweils für den Papst), ˹
eselei
,
eselerei
,
eselheit
˺ ›Dummheit; törichtes Verhalten, Unsinn‹, ˹
eselist
,
eseljurist
˺ ›päpstlicher Jurist‹ (abwertend),
eselkün
›übermütig; töricht‹,
eseln
(V.) ›sich töricht verhalten‹,
eselprediger
›der Heiligen Schrift unkundiger Prediger‹ (dazu bdv.: , ),
eselsarbeit
›harte, anstrengende Arbeit‹ (ütr.),
eselschule
(dazu bdv.: ),
eselskappe
,
eselskopf
2,
eseltheologe
.

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
das wyr Gotte opffern den boͤsen schalck, den faulen alten esel, thut es die wellt nicht, so muͤssen wyrs selb thun.
Aber weil jch der Deudschen Prophet bin (Denn solchen hoffertigen namen mus jch mir hinfurt selbs zu messen, meinen Papisten und Eseln zur lust und gefallen), So wil mir gleichwol als einem trewen Lerer gebuͤren, meine lieben Deudschen zu warnen fur jrem schaden und fahr.
Das heissen, mit urlaub, grosse grobe Esels koͤpffe, die ein ding verdammen, da sie selbes bekennen, das sie es nicht wissen noch verstehen.
Ebd. (
1533
):
Solche geschickt antwort sol niemand denn Hertzog George und seine Eseltheologen geben und daruͤber die leute verfolgen.
Was ist Christus? Was ist Kirche gegen solche herrn uber alle Creatur, die sewtheologen und Esel juristen.
Ebd. (
1537
):
ir seid Ochsenprediger, Sewlerer, Eselprediger
(bezogen auf Jesu Zurechtweisung der
Saduceer
in Mt. 22, 28ff.).
Ebd. (
1539
):
Theologi sind Esel, Bachanten, vel solt wider geeselt und gebachentisirt werden.
Ebd. (
1544
):
Die Eselisten haben des Bapsts Dreck im hertzen.
Ebd.
603, 17
:
[Gott hat gegeben]
, das ich sehe, das solches eitel verfuͦrung und Gottlos wesen und das gantze Bapstumb nichts anders noch besser ist weder eitel solche grobe Lerer und Schuͦler, die da in die Ochsen und Esel schule gehoͤren.
Ebd. (
1534
/
5
):
Jnn hendeln, Reten und botschafften erbeiten ist knechtisch und nicht Baurn, sondern auch Esels erbeit.
Ebd. (
1545
):
der HErr wil, das, wer im rechten Glauben stirbt, sol gewis selig sein. Nein spricht Eselbapst, Man mus zuvor ins Fegfewr.
der HErr wil, das seiner Tauffe krafft sol bleiben, [...] so lang wir hie leben. Nein, spricht Eselfartz⸗Bapst, Die Tauffe ist bald verloren.
Nein, sagt EselBapstfartz, Glaube thuts nicht, Sondern dein eigen rew und gnugthun, auch erzelung aller heimlichen, vergessener und unerkandten Suͤnde.
Nu ist droben beweiset und ist die oͤffentliche warheit, das der Bapst, Cardinal und gantzer Roͤmischer hoff [...] nichts anders sind, denn ein stall vol grosser, grober, toͤlpischer, schendlicher Esel, die nichts koͤnnen in der heiligen Schrifft, Nichts wissen, was Gott, was Christus, was Kirche [...] sind.
Ders., WA Br. (
1541
):
Wenn aber Aristoteles solt lebendig solchs gehoret haben, wurde er gesagt haben: ,Welcher teuffel hat solche grobe esel vnd narren vber mein buch gefuret? [...]‘.
Ebd. (
1545
):
doctor Staupitz, welchen ich rhümen mus (wo ich nicht ein verdampter, undanckbar Bepstlicher Esel sein wil), das er erstlich mein Vater ynn dieser lere gewest ist.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
12, 3
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Du fluchest und bittest rachung unverschultlich [...]. Was taug soliche eselerei?
Ebd.
24, 29
:
Esel! Dorfweiser götling!
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 8, 29
(
Leipzig
1520
):
Wie wol sie mich ein vnsinigen blinden esel schelten / vnwissende Das Christus [...] solchen Eseln reitthen wil.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
O grosßer narr, du plinder, | Esel und gauch.
Gille u. a., M. Beheim
318, 37
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Pei diser eselei
[ein Esel legt ein Löwenfell an]
| versten ich anders neüt, | dann er stet volk peteut, | die sich dann walten sperren | uber fürsten und herren.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
n. 1494
):
Ach du verheiter eselskopf, | Dir laust wol ein nar im schopf.
Franck, Klagbr.
226, 14
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
O ihr heuchler / o ihr bluͦthund / O ir gekroͤnten esel / O ir pestilentz des vatterlands.
Roloff, Brant. Tsp.
2520
(
Straßb.
1554
):
Die
[Diener des Ulysses]
wolten nit sein der Tugent knecht / | Sie muͤssen diß schlecklin auch versuͦchen | Nimm an die Esels kapp für ein leppkuͦchen.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Vnder diesen
[den Verliebten in der Hölle]
[...] ligen diejenige so man vnder vns, Esel, aber in gemein Gäuche nennet, vnd diese können am allermeisten tragen, auch sind sie die allergeduldigste vnd frömbste.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
alsô geschiht dike, daz von diemüetigen armen läuten ain gar vernünftig witzig kint geporn wirt und von grôzen fürsten ain narr und esel kümt.
Niewöhner, Teichner
433, 95
(Hs.
moobd.
,
1360
/
70
):
wer hin wider slecht zu hant | unbedacht, der ist genant | ,esel chuͤn‘ und ,der unbeis‘
(›der Unweise‹).
Ebd.
635, 99
(
1469
):
schreckcht man dann die chint damit | und den knecht petrubt so ser, | so ist es auch zenennen mer | eselhait dann reynisch wat.
Alberus, Barf. ;
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. ;
Anderson u. a., a. a. O.
27, 4, 31
;
Gille u. a., a. a. O.
229, 169
;
Dietrich. Summaria
30r, 32
;
Vgl. ferner s. v.  2,  1, .
3.
›männliches Geschlechtsteil, Penis‹; im Sinne einer konventionellen Metapher im Rahmen der teils bildlichen Darstellung sexueller Handlungen.
Fastnachtspiele.
Phraseme:
den e. einsperren
›sexuelles Verlangen unterdrücken‹; ˹
den e. auf die wiese füren, bei den oren nemen
;
jm. den e. eintun
;
dem e. futter geben
˺ jeweils ›mit jm. Geschlechtsverkehr haben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
,  4b,  5,  2,  3, .

Belegblock:

Fastnachtsp. (
nobd.
,
1450
/
86
):
zecht nicht vil in nunnenzellen, | Das euch der eilft vinger icht werde geswellen | Und spert euren esel unden ein, | So müst ir die vasten ein fromer man sein.
Ebd. (
v. 1494
):
Lieber herr, es ist dar zuo kumen, | Das ich seinn esel han pein oren gnumen | Und ward in auf die wisen füeren; | Noch wolt er das gras nit anrüeren, | Und ich enpfand, das er hungrig was.
Ebd. (
n. 1494
):
Do puolt ich umb unser müllnerein | [...] | Das sie mir mein esel sollt ein than | [...] | Do warn ir zwen pfaffen nachgangen, | Die hetten großer esel, dann ich; | Do versagt sie mir und verschmecht mich.
4.
›hölzernes, einem Esel (grob) nachgebildetes Strafgerät, auf dem Übeltäter (z. B. beim Militär, in der Schule) ,reiten‘ müssen‹; nur in Phrasemen belegt, anschließbar an 1 und 2.
Phraseme:
˹
jn. auf den esel setzen
;
jm. den esel weisen
˺ ›jn. demütigen, verspotten‹;
j. auf dem esel sitzen
›Hohn und Spott ausgeliefert sein‹;
j. den esel reiten
›bestraft werden; einen Verlust erleiden‹.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
solchs [boͤses] gemeyn ist vndern Weiben, | Welch [...] | Mutwilliglich jr Maͤnner hetzen, | Vnd teglich auff den Esel setzen.
obs
[Betrug am Wucherer]
nit allzumal geschicht, | [...] | Da leit nit an, das auch zuzeiten | Die Geitzigen den Esel reithen.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
Hab offt wol gütlich mit ihm ghredt, | Ihn beten, häußlicher zu sein, | Hat er darzu gespottet mein, | Den esel offt geweisset mir.
Ebd. (
1524
):
[Chorherr.] [...] Ich main, der teüffel sey in dem schuster vernet; er hat mich in harnasch gejagt, und wer ich nit so wol gelert, er het mich auff den esel gesetzt.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Sie wurdend alle spotten mein, | Es sollt mir nit geschehen sein. | [...] | Und brächten mich zu dem zil, | Das ich meiner sinn vergass | Und ganz uf dem esel sass.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. ;
Vgl. ferner s. v.  6.
5.
›krummes Holzstück, das Schülern zur Strafe angehängt wird‹.

Belegblock:

Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
so ainer zu zeiten [...] was verschult, hat er [präceptor] im ain krum, ungeformts holz, so der essel genennt worden, angehenkt.
6.
wohl: ›eselgraue, ungebleichte, ungewalkte Tuchsorte‹.
Wortbildungen:
eseltuch
.

Belegblock:

Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Si
[Mönche]
soltint tragen sak und puntschuoh, | Darzuo rok und kuttan von esel tuoh.
Bastian, Runtingerb.
2, 176, 32
(
oobd.
,
1395
):
Item aber ain esl 18 Peter.
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 93
.
7.
vielfach als Bestandteil von Phrasemen, Redensarten und Sprichwörtern; anschließbar an 1 und 2.
Beleghäufung für das mittlere Frnhd.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Mancher muß lang den Esel tragen / biß er jhme abgeladen wird.
Es ist besser den Esel treiben / als selbst Saͤck tragen.
Luther, WA (
1520
):
sie wolten widderumb, szo ich auff den sack werd schlahenn, nit mercken, das ich den esel habe wolt treffenn
(Variation des Sprichworts „Auf den Esel schlägt er, den Sack meint er“, das einen versteckten Angriff umschreibt).
und bedarff nit ein esel den anderen sacktreger heyssen, dann wir seind all uß einem fleysch geborn.
Zwar es durfft ein Esel nicht viel singen, man kennet yn sonst wol bey den ohren.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Ein hauffen gar schöner jungfrawen, | Theten seim affenspil zu-schawen | Und theten auff den jüngling zeigen, | Zeigten im den esel und die feigen
(
jm. den esel zeigen
wohl ›jn. verspotten, indem man ihm den Zeige- und den kleinen Finger gestreckt entgegenhält‹; vgl.
Dwb
, Neub. 8, 2385; zur entsprechenden Wendung mit
feige
vgl.
Dwb
, Neub. 9, 271).
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 65, 19
(
Hagenau
1534
):
Wenn dem esel zu wol ist / so gehet er auffs eyß tantzen / und bricht eyn beyn.
Lemmer, Brant. Narrensch.
25, 33
(
Basel
1494
):
Wann der esel anfoht syn dantz | Haltt man jn nit wol by dem schwantz.
Ebd.
79, 29
:
Wer gdenckt die vile / der sünden syn | [...] | Vnd mag doch froͤlich syn dar mitt | Der gehoͤret vff den esel nitt | Sunder der esel vff syn ruck | Das er jn gantz zuͦ boden truck.
Ebd.
94, 11
:
Wer hoffet vff eyns andern dott | Vnd weis nit / wann syn sel vß gat | Der selb den esel duͦt beschlagen | Der jn goͤn narrenberg würt tragen.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1548
):
Es ist bess, auss einem essel ein ross machenn.
Mieder, a. a. O. Lehmann. ;
Gilman, a. a. O.
1, 389, 3
;
2, 242, 19
;
Enders, Eberlin ;
Lemmer, a. a. O.
18, 33
;
Henisch ff.;