kraft,
die
;
–/-e
+ Uml.
1.
›körperliche Kraft, Stärke‹.
Phraseme:
saft und kraft
.
Bedeutungsverwandte:
(
die
1, (
der
9,  9,  2, , .
Gegensätze:
.
Syntagmen:
k. gebrauchen / nemen / niederdrücken / verlieren / erschöpfen, jm. k. beweisen / bringen
;
js. k. / kräfte
(Subj.)
abnemen / ausbrinnen / schliessen / vergehen / vertrocknen / verzeren
;
an seinen kräften verzweifeln
;
etw. aus / von allen kräften tun, bei kräften bleiben, jn. mit k. begaben, jn. / etw. mit kräften abschwingen / abzetten / blasen / drücken / schmutzen / stechen, etw. von kräften haben, jn. / etw. zur rechten kraft bringen, ein baum zu kräften kommen
;
k. des leibes / mannes, der jugend, der arme
;
mangel / schwachheit der kraft
;
grosse / leibliche / mänliche k.
Wortbildungen:
kraftzeichen
.

Belegblock:

v. Ingen, Zesen Rosenw.
77, 15
(
Hamburg
1646
):
dauchte mich / als wan sich meine leibes⸗gestalt verlaͤngerte / und ich mit einer neuen kraft begabet wuͤrde.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4054
(
rib.
,
1444
):
Sunder alleyne dat de cracht myn | Neit as grois en is, vorten ich.
J. W. von Cube. Hortus
52, 4
(
Mainz
1485
):
Die meisten sprechen daz disser baum sy wu͂derlicher natur deß halben daz der nit zuͦ krefften kommen mag.
Froning, Alsf. Passionssp.
2126
(
ohess.
,
1501ff.
):
ich wel werben uwer botschafft, | diewyl ich han mynes libes krafft!
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Das ichs bey zeiten, weil ich noch etwas von krefften habe [...] Also anordne.
Luther, WA (
n. 1531
):
seyn Eusserlich Leiden [...] Jhn dermassen zuricht Das alle sein kraft vnd safft verzehrt vnd vertrocknet.
Opitz. Poeterey
42, 34
(
Breslau
1624
):
Das kein gelenck’ vnd gliedtmaß weder krafft | Noch stercke hat.
Henschel u. a., Heidin
221
(
nobd.
,
um 1300
):
Gib minem h’zen mannes kraft | Vnd minem libe gantze ritt’schaft.
Keil, Peter v. Ulm
21
(
nobd.
,
1453
/
4
):
smertzen aller gelider [...] die sterket es [pflaster] vnd pringt sie wider zu ir rechten kraft.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 56
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
das ist eigenschaft der liplichen crefte in einikeit des herzen.
Wickram
4, 18, 6
(
Straßb.
1556
):
wiewol sie in kurtzen tagen wider zuͦ gesuntheit und krefften kumen ist / so hatt sich doch ein ander leid dem guͦten Roberto zuͦ tragen.
Sappler, H. Kaufringer
13, 6
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
da suocht er die ritterschaft | mit seins werden leibes kraft.
Sudhoff, Paracelsus (
1527
):
ist auch von nöten zu wissen, wo die kraft zu fast entgangen were und die kraftzeichen weren nit gegenwertig.
Dreckmann, H. Mair. Troja
7, 18
(
oschwäb.
,
1393
):
do im [küng Eson] alliu seiniu kraft also von der natur vergieng.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
sy wollten ir pottschafft zu dem kunig schicken, das der anstand bey krefften belib.
Weber, Füetrer. Poyt.
288, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
ain stain vil schwär, mit krefften er den schmutzte | dem peren auf dy styrne vor.
Munz, Füetrer. Persibein
214, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
ains prunnen holt er schnelle dar, | dar mit zu krefft er pracht den hellden kúene.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
57, 9
(
tir.
,
1464
):
mein chrafft die ist ausprunnen.
Jahr, H. v. Mügeln
2442
;
Anderson u. a., Flugschrr.
12, 9, 2
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
3369
;
Weise. Jugend-Lust ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
130, 1
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Voc. Teut.-Lat.
r iijv
;
Vgl. ferner s. v.  1, ,  2,
1
 4,  2, ,  6,  1.
2.
›geistige Fähigkeit / Stärke des Menschen, Tatkraft, Wirkungskraft‹; in Texten religiösen und didaktischen Inhalts gehäuft ›die dem Menschen von Gott / dem Glauben eingegebene Stärke, Lebenskraft, Glaubenskraft‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion/Didaxe‘.
Phraseme:
begerende kraft
›Begierde‹;
begreifliche kraft
›apprehensiva‹;
einbildende kraft
›Phantasie‹;
erkentliche kraft
›Erkenntnis‹;
vernünftige kraft
›rationalis‹;
zornende kraft
›irascibilis‹;
oberste kraft
›Gedächtnis, Vernunft, Wille‹;
niederste kraft
›Sinnlichkeit‹ (nach der scholastischen Philosophie).
Bedeutungsverwandte:
 1, (
das
18, (
der
4,
1
 4,  912,  4,  4,  1, , , .
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
k. bewegen / erkennen / erwerben / erzeugen / fülen / geben / nemen / sammeln, e. S. k. zulegen
;
der k.
(Gen.obj.)
gedenken / niessen, sich der k. verwundern
;
der k.
(Dat.obj.)
gebresten
;
die k. zum leben
;
k. gottes, des herrn / himels / geistes / glaubens / vaters, der bärung / begierde / bekantnis / erkantnis / gnade / hilfe / minne / natur / sele / taufe / tugend / vernunft / verständnis, des gemüts / heils / herzen / sacraments
;
almächtige / al(ver)mögende / aufgedente / aufgerichtete / aufgetragene / aufkriegende / bärende / bärhafte / bärliche / befindliche / bewegliche / eingegossene / einstarrende / geistliche / geschaffene / götliche / grosse / himlische / höchste / innere / innerliche / innewendige / menschliche / minnende / närende / natürliche / redeliche / sinliche / stille / unterste / verborgene / verständliche / viehliche / volle / wirkende / zerspreite / zuhangende / zürnende / zweifältige k.
Wortbildungen:
kräftgeist
,
kraftmächtig
(1. H. 16. Jh.),
kraftwer
.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Ges.
35, 27
(
Hamburg
1646
):
Darumb ist das gesez Gottes den Neuen Menschen eine Kraft zum Leben vnd seeligkeit nach dem geiste, und nicht nach dem buchstaben.
Jostes, Eckhart
73, 3
(
14. Jh.
):
Got unser herre der hat der sele zu helf gegeben zweierley kreft, daz si mit den nidersten creften dien got in der zeit und daz si mit den obersten kreften dien got in der ewikeit.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
freilich sie woll gewust haben / das keine figur krafft vnd macht hette dem mensche͂ das ewig lebe͂ zugebe͂.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
121
(
pfälz.
,
1436
):
also auch des menschen sele nicht erkennen mag [...] dann durch die jnnerlich crafft der erkantnis, gnant die wirckend crafft der verstentnis.
Strauch, Par. anime int.
77, 22
(
thür.
,
14. Jh.
):
he wil sprechin daz di sele mit den ubersten creften rurit di ewikeit, daz ist Got, und mit de nidersten creftin rurit si di zit.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2473
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
ouch beddutin sy dry kraffte der sele, | nach deme also ich hy vortzele, | des gedechnis, vornunnft unnd willen.
Luther, WA (
1524
):
O Herr durch deyn krafft uns bereyt | und sterck des fleysches blodickeyt.
Böhme, Morg.R.
156, 30
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
haben die 7 Geister Gottes den Creaturen ein Maul geschaffen [...] und darumb gehen alle adern und kraͤfft- oder quell-geister in die Zunge.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
7, 54
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wann stetiglich so streitten die untern und die syndleich kreft wider die obern und verstantlichen kreft der sele.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
82, 12
(
Nürnb.
1548
):
Denn dein ist das Reych / die krafft / vnd herrligkeyt.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Dein [Jesu] Blut im streit ein Kraftwehr ist.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
daz ich von nieman keines bevintliches trostes gewar wart [...] wenn alleine die verborgene kraft gottes, die kam mir heimeliche zuͦ helfe.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 109
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Dise gnade vellet in vns in die einikeit vnserre obersten krefte vnd vnsers geistes, do die hoͤhesten crefte vs fließen.
Menge, Laufenb. Reg.
1110
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
So wol kan gott gemachen | Volkomenlich alle sachen | [...] | Durch sine crafft und wunder.
Schmidt, Rud. v. Biberach
55, 15
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Aber verstentnissi als sant Augustinus spricht, ist ein kraft der sel.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
143, 30
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
dar umbe solte in dem touffe Christi dü ding gezeiget werden, die da behörten zuo der craft unserre touffe.
Sappler, H. Kaufringer
28, 25
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
das gott mag verpergen sich | mit den grossen kreften sein | in des clainen protes schein.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
Almachtiger got [...] gib krafft und tu gnade.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz ain [kämerlein] ist vorn in dem haupt, und in dem ist der sêl kraft, die dâ haizt [...] imaginaria.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
524
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
Generatiua das ist die kraft zú pern ein saͤmleichs sam es ist [...] vnd haist die perund kraft.
Höver, Bonaventura. Itin. A
225
(
moobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
sy enpfahen von der ersten sachh, das ist von got, influs der tugent vnd kraft.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
125, 32
(
tir.
,
1464
):
erwürb mir chraft vnd macht von dem heiligen geist wider die anfechtung der pösen geist.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Quint, Eckharts Trakt. ;
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
24, 27
;
Böhme, Morg.R.
13, 3
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
73
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Eichler, a. a. O.
1, 501
;
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 437
;
6, 50
;
Schmidt, a. a. O.
17, 21
;
Andreae. Ber. Nachtmal
53v, 13
;
Goldammer, Paracelsus
3, 292, 25
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
1, 45
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1274
;
3.
›Wirkung, Heilkraft‹; auch ›Zauberkraft‹.
Bedeutungsverwandte:
 9, , .
Syntagmen:
k. anzeigen / empfangen / geben / gewinnen / haben / nemen / verlieren / zulegen / zuschreiben
;
der k. wiederstehen
;
stark / unversert an k., durch k. wirken, ein wasser von kraft sein
;
k. des mundes / schwefels / steines / weines, der arzenei / kälte / speise / spitze / wachskugel / wurzel, des elements / gifts, der brunnen / kräuter / steine
;
arzeneiische / aufschliessende / austreibende / erdichtete / giftige / grosse / heisse / magnetische / spiritualische / süsse / übertreffenliche / wachsende / wunderbarliche / zweifältige k.
Wortbildungen:
krafthabend
.

Belegblock:

v. Ingen, Zesen Rosenw.
115, 4
(
Hamburg
1646
):
dieses wasser war von solcher kraft / daß er sich von stunden an wieder erholete.
J. W. von Cube. Hortus
52, 5
(
Mainz
1485
):
saffran weret funff iare in eynem lydderen sacke vnnuerseret an syner krafft.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
100, 3
(
Frankf.
1535
):
er dienet zu aller artzenei die da zu eim gifft dient / darumb das es des giffts krafft widersteht.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
78, 1108
(
Magdeb.
1608
):
Das kreuter / samen / blumen / safft | Auch haben so gar wenig krafft.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
10, 8
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Merk wie die lustigen rosen [...] die krafthabenden beren [...] mußen zu nicht werden.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3618
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
zu den andern male had solch krafft der steyn | das her einen beheldet kusch unnd rein.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
184
(
Nürnb.
1517
):
Was die beschwerung vermögen oder nit vermögen und durch was kraft sie würken bin ich bekentlich das ichs nit weis.
Menge, Laufenb. Reg.
5920
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
So hant ouch vil artzenyen zwor | Ir crafft verloren das ist war.
Sappler, H. Kaufringer
13, 158
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
nun hett des guoten weines kraft | den pfaffen übergangen ser.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
wie in dem balsam muͤglich ist sein große wunderbarliche kraft, also ist auch [...] in andern dingen der natur wirkung, kraft und macht des fürnemens.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Der wurtzen chraft het den gewalt.
Gropper. Gegenw. ;
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
17, 26
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Lauater. Gespaͤnste
21v, 9
;
Sudhoff, Paracelsus ;
Munz, Füetrer. Persibein
495, 4
;
Lehmann, Rezeptb.
207
;
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 279/80
;
Vgl. ferner s. v. ,  1, , .
4.
›Ausdruckskraft, Bedeutung, Wirkung (von Wörtern des Evangeliums)‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion/Didaxe‘.

Belegblock:

Schorer, Sprach-Verd.
4, 20
(
1643
):
es ist recht nachdenckliche Krafft in diesem Wort verborgen.
Schorer, Sprachposaun
40, 11
(o. O.
1648
):
daß jhr in diser [...] leichtfertigen Sprachen Ketzerey ewer eigen Muͤtterlichen Woͤrter Krafft vnd Eigenschafft [...] verentheiliget.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
ist zwischen berurten zweierlei Sprüchen [...] von wegen krafft der woͤrter [...] ein grosser vnderscheidt.
Jahr, H. v. Mügeln
367
(
omd.
, Hs.
1463
):
das in das herze wart gesmit | der meit, von eines wortes kraft | mit geistes füchtikeit durchsaft.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
wie es denn die Grammatica, vnd die krafft oder der verstand der woͤrter [...] die consequentia und mitfolge leidet.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1473
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
wa ist die chrafft des ewangely?
Schorer, a. a. O.
4, 10
;
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Gropper. a. a. O. .
Vgl. ferner s. v. .
5.
›Heereskraft, Streitkräfte‹.
Gehäuft berichtende Texte.
Syntagmen:
k. (übrig)haben
;
jn. mit kräften besamnen, mit k. zwingen
;
k.
(mit gen. explicativus)
des heres / volkes, der griechen / heiden
;
grosse k.
Wortbildungen:
kräftesher
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Sudouwin und Nadrouwin | [...] | besamnit gar mit craftin | quâmin und behaftin | ein huŝ.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
So vert her mit hers craft | Verre in die heidenschaft.
Karnein, Salm. u. Morolf
61, 5
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
kanst du mir gesagen | [...] | was kreffte mag din here haben.
Goedeke u. a., Liederb. (
Leipzig
1521
):
Die bauren [...] teten da mit kreftes her | wol für das haus hinziehen.
Thür. Chron.
7r, 19
(
Mühlh.
1599
):
darinnen er dazumal lag / mit Heeres Krafft Hannibal zubestreitten.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Daz sy in do müsten jechen | Von gantzer warhaitt ritterschaft | Vor aller der Krïchen craft.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
hertzog Ludbig [...] schlueg sich mit hers crafft dem von Degenberg für vester schlösser drew.
Karnein, a. a. O.
31, 3
;
39, 3
;
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
445, 4372
;
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 82, 19
;
Vgl. ferner s. v.  1,  6.
6.
›große Menge‹.

Belegblock:

Gierach, Märterb.
9937
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
nu cham, als Got wolde | und als es wesen solde, | krankcher lewt gar die chraft.
McClean, Havich
2528
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
der was ein michel kraft | dy [...] | ze hell gevaren waren.
7.
›Beweiskraft und damit rechtliche Wirkung, Rechtsgültigkeit‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte, Chroniken (letzteres seltener).
Phraseme:
kraft und bestand / handfeste / macht / möge / recht / vorgang / wesen / wirkung / würde
.
Syntagmen:
k. erreichen / haben
;
bei kräften bleiben, etw. in kräften erkennen, in kraft bleiben / gehen / sein, etw. zu kräften bekennen, zu kräften gehen / laufen
;
ewige / ganze / gute / königliche / volle / wirkliche k.
Wortbildungen:
kraftbrief
›schriftliche Vollmacht‹,
kraftgewinnung
,
krafthaltung
›Bestätigung‹ (a. 1376).

Belegblock:

Köbler, Ref. Wormbs
105, 21
(
Worms
1499
):
So einer habe oder guͦt durch Endurteil erlangt die in krafft gangen ist.
Ders., Ref. Franckenfort
36, 20
(
Mainz
1509
):
wo es anders geschee / sol solchs kein crafft oder macht haben.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
119, 19
(
thür.
,
1474
):
so muß durch recht dyselbe gabe in crafft und macht bliebin.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Ein gesworn man zu Vriberc hat di craft, daz he einen unschuldigen man [...] uzzuwet alleine, daz he ledic wirdit.
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
202, 7
(
osächs.
,
1536
):
hiemit er im solche mule [...] aufgibt an allermeniglichen anspruch [...] vor sein selbst, seiner erben und nachkhumen in aller krafft und macht.
Köbler, Ref. Nürnberg
144, 7
(
Nürnb.
1484
):
auszbringung der vidimus vnd transsumpt mit verscheinpottung der Jhenen die sie beruren vnd antreffen von Iren ordenlichen Richtern vnd võ Irer krafft.
Ders., Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
so ist dieselb vrteil [...] als dañ zuͦ krefften gegange͂.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1388
):
ze einer steti und kraft aller der vorgenanten dingen haben wir [...] ǔnser stat gemein ingesigel gehenket an disen brief.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
der Eidgnossen boten [...] soͤllend [...] einen offenlichen, gnügsamen kraftbrief bringen zuͦ allen dingen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1536
):
Ain erbar rat wollt auf das mal ainer erbern zunft buch und ordnung bei krefften bleiben lassen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
swer anders hintz leib und hintz guͦt chlagt, daz hat nicht chraft noch recht.
Fuchs, Kart. Aggsbach (
moobd.
,
1500
):
also, daz die in allen iren punctn und artigkeln darinnen begriffen [...] genntzlich bey creften beleiben.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
, Hs.
2. H. 17. Jh.
):
sollet ihr all [...] ermahnt sein, damit solche freihait [...] in craft und stätten wesen beleiben.
Piirainen, Igl. Bergr.
43, 18, 2
(
slow. inseldt.
,
16. Jh.
):
Die der khunig hat gegeben vnder seinem Innsigl, daz muesß haben krafft.
Ermisch, Sächs. Bergr. ;
Anderson u. a., Flugschrr.
14, 8, 9
;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
220, 15
;
Dirr, a. a. O. ;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
8.
an 7 anschließbar als tendenziell selbständige Präp. mit Gen. oder in Verbindung mit den vorangestellten Präp.
aus, in, mit
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
was der Sohn / krafft der Rechten gehandelt / das koͤnne man nicht vmbstossen.
Köbler, Ref. Franckenfort
59, 2
(
Mainz
1509
):
Ich A. bekenne jn vnd mit crafft diß brieffs / das ich [...] schuldig bin.
Küther, UB Frauensee
181, 40
(
thür.
,
1391
):
Ich [...] gebe mit crafft und macht disses briefes den geistlichen jungfrawen [...] czwene gulden.
Anderson u. a., Flugschrr.
24, 3, 13
([
Nürnb.
]
1525
):
hat dem nach ein Erbar Rat d‘ Stat Nuͤrmberg / inn krafft Yrer von Gott beuolhen oberkeit [...] verordnet.
Heydn. maister
36r, 11
(
Augsb.
1490
):
Prothagoras vnderstuͦnd sich ı͂ kraft des vertrages das gelt zeuodern.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
dis alles die herren baumaister aus krafft des rats [...] zu verrichten befelch tragen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
wurt er schenk Eberharten auss chraft der acht ain anders liedlin haben singen lernen.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 226, 41
(
oobd.
,
1453
):
vermainen wir euch vnd gepieten in kraft der heiligen gehorsame, daz [...].
Auer, Stadtr. München Anh. (
moobd.
,
1500
):
des haben wir ine für unns [...] in craft unnsers obgedachten ainigen regiments diesen bestätbrief [...] geben.
Anderson u. a., Flugschrr.
17, 10, 10
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
213, 27
;
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
173, 32
;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Nyberg, a. a. O.
1, 307, 42
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. .
Vgl. ferner s. v.  1,
2
 1,  3, .