anblik,
der
;-s/
auch -Ø.
1.
›Blick (als Sinnestätigkeit) auf jn./etw., Anblick von jm./etw., Sicht auf etw.; tätiges Schauen im geistigen und religiösen (besonders im mystischen) Sinne‹; sowohl vom Menschen wie von Gottvater und Christus gesagt; Vorw. religiöse Texte.
Syntagmen:
jm. ein a. werden; ewiger / seliger / fürsichtiger / freundlicher / neidlicher / schändlicher a.; a. des antlitzes.
Belegblock:
Die mit irn valschen listen | Mit spen irdachten stricken, | Mit nitlichen anblicken | Uzernthalben des rechten | Die cristenheit an vechten.
Hie solt dû mich [...] rehte verstân, ob dû maht, daz got in sînem êrsten êwigen anblicke [...] alliu dinc anesach, als sie beschehen solten.
Sol nu S. Peter und wir auch ein andern anblick uberkomen, so mus es anders zugehen.
Das gesetz Christi verbeut einen iden unreinen gedanken, einen iden schentlichen anblick.
soͤlt ein mensch unz an den jungsten tag in eime glùjenden oren sin, daz im núwan ein anblik wúrde, der were dennoch unverdienet.
dr meditacio ist ein flissigv̀ gemvͤtes meinung ze sůchen flislich vnd ein fùrsichtiger anblik des gemvͦtes zu eim sůchen die warheit.
ir amplick prehent als die sunn, | liecht öglin klar und ainen roten mund.
2.
›Augenblick (als Zeitspanne)‹; Metonymie zu 1.3.
›Aussehen, wahrgenommene Erscheinung, Gestalt, Form, Bild von jm./etw.‹, vereinzelt von Konkret-Sinnlichem, meist von Geistigem und Religiösem gesagt; offen zu 4.Syntagmen:
den a. von jm. schätzen; ersamer / minniglicher / süsser / tugendlicher / armutseliger / elender / grausamer / jämmerlicher / unwürdiger a.; a. des engels, der frau / maget / gemeinschaft / weisheit
(jeweils gen. subj.).Belegblock:
Ein maget in dem trone saß, | der aneblik so schone was, | das mensche nie so schone wart.
Als do waz nieman fruter | [...] | Und guter sit und gevelligs | ersames tugendlichs anbliks | gute sprech, weiser rede.
er was ein gebürische man an der personen und hette nuwet ein ouge und einen unwürdeschen aneblig.
von himel chom ein engel licht; | des amplick gab so prehenten schein.
Dÿ fumft vrsach ist der frawen anplikch, wann ir angesicht ist von der sollen des fuezzes vncz an dÿe schaiddel ain strikch, da man der menschen augen mit vecht.
Sein [Crist] amplickh geleych einem plitzen was.
4.
mit Genitiv (z. B. a. gottes, des herren, der sonne
) oder mit Adjektivattribut (z. B. götlicher a.
) für die Person bzw. Sache gebraucht, auf die man mit dem Substantiv bzw. Adjektiv Bezug nimmt, also z. B. für Gott, den Herrn usw.; hieran anzuschließen ist die einmal belegte Fügung in anblik
›vor aller Augen‹.Syntagmen:
js. a.
(›jn.‹) schauen; vor js. a.
(›jm.‹) fliehen, sich vor js. a.
(›jm.‹) fürchten; zarter a.; a. gottes
(oft) / des herren / menschen / königs, der sonne; götlicher a.
(oft).Belegblock:
des lüchtet sam der morgenstern | übr alle zit ewik sin kron | vor gottes aneblicke schon.
das sú uwern gesang und uwer gebet gar fruhtberliche uf tragent vür den göttelichen anblig.
sein anplick
[›ihn‹]
wunicleich und clar | schawent si dört ewicleich. der adlar hât die art, daz er seineu kint auf hengt mit den klâen gegen der sunnen anplik
(›zur Sonne hin‹).
Wÿ getar der für vnsers hern anplikch getretten, der vnserm herrn seine chinder toͤtt.
Der tod seiner heiligen der ist chöstleichen vor dem anplik des herren.
5.
›Sichtbarkeit von etw.‹.6.
›Gesicht, Antlitz sowohl des Menschen wie (mit ungefähr gleicher Beleghäufigkeit) Gottvaters und Christi‹; vereinzelt metonymisch: ›Gesichtsausdruck, Miene‹.Oobd.
Syntagmen:
den a. anrüren / schwärzen / waschen; gegen js. a. spürzen, jn. von a. zu a. sehen; eingefallener / langer / magerer / wolgestalteter / zorniger a.
Belegblock:
das von den nageln ran das plüt, | das ze vier enden von im floz | das holcz, dye erd ez begoz. | von seinem an plikch wol gar | was verswunden sein schon für war.
do graif er hin [...] | und hies im raichen ein tüch. | fur seinen anplik er es hüb | und drukht mit paiden henden an, | das ein antlitz ward daran.
wann mit zornigem anplikch wïrt des svndigen menschen müt gestrafft
(hier metonymisch).
da man den sehen ist von anplikch czue anplikch, des hu֔bschait vnd kchlarhait sich verwundern ist sunn vnd man.