anblik,
der
;
-s/
auch
-Ø.
1.
›Blick (als Sinnestätigkeit) auf jn./etw., Anblick von jm./etw., Sicht auf etw.; tätiges Schauen im geistigen und religiösen (besonders im mystischen) Sinne‹; sowohl vom Menschen wie von Gottvater und Christus gesagt;
offen zu 3; vgl.  1.
Vorw. religiöse Texte.
Bedeutungsverwandte:
; vgl. ,  3.
Syntagmen:
jm. ein a. werden; ewiger / seliger / fürsichtiger / freundlicher / neidlicher / schändlicher a.; a. des antlitzes.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Die mit irn valschen listen | Mit spen irdachten stricken, | Mit nitlichen anblicken | Uzernthalben des rechten | Die cristenheit an vechten.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Hie solt dû mich [...] rehte verstân, ob dû maht, daz got in sînem êrsten êwigen anblicke [...] alliu dinc anesach, als sie beschehen solten.
Luther, WA (
1530
):
Sol nu S. Peter und wir auch ein andern anblick uberkomen, so mus es anders zugehen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 201, 19
(
Nürnberg
1517
):
Das gesetz Christi verbeut einen iden unreinen gedanken, einen iden schentlichen anblick.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
soͤlt ein mensch unz an den jungsten tag in eime glùjenden oren sin, daz im núwan ein anblik wúrde, der were dennoch unverdienet.
Schmidt, Rud. v. Biberach
33, 5
(
whalem.
,
1345
/
60
):
dr meditacio ist ein flissigv̀ gemvͤtes meinung ze sůchen flislich vnd ein fùrsichtiger anblik des gemvͦtes zu eim sůchen die warheit.
Klein, Oswald
12, 23
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
ir amplick prehent als die sunn, | liecht öglin klar und ainen roten mund.
Quint, a. a. O. ;
Göz. Leichabd. ;
Bihlmeyer a. a. O. ; ;
Dietz, Wb. Luther .
2.
›Augenblick (als Zeitspanne)‹; Metonymie zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4.

Belegblock:

Dietz, Wb. Luther .
3.
›Aussehen, wahrgenommene Erscheinung, Gestalt, Form, Bild von jm./etw.‹, vereinzelt von Konkret-Sinnlichem, meist von Geistigem und Religiösem gesagt; offen zu 4.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8.
Syntagmen:
den a. von jm. schätzen; ersamer / minniglicher / süsser / tugendlicher / armutseliger / elender / grausamer / jämmerlicher / unwürdiger a.; a. des engels, der frau / maget / gemeinschaft / weisheit
(jeweils gen. subj.).

Belegblock:

Jahr, H. v. Mügeln
115
(
omd.
, Hs.
1463
):
Ein maget in dem trone saß, | der aneblik so schone was, | das mensche nie so schone wart.
Gille u. a., M. Beheim
82, 472
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Als do waz nieman fruter | [...] | Und guter sit und gevelligs | ersames tugendlichs anbliks | gute sprech, weiser rede.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
er was ein gebürische man an der personen und hette nuwet ein ouge und einen unwürdeschen aneblig.
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
von himel chom ein engel licht; | des amplick gab so prehenten schein.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
30, 60
(
moobd.
,
1393
):
Dÿ fumft vrsach ist der frawen anplikch, wann ir angesicht ist von der sollen des fuezzes vncz an dÿe schaiddel ain strikch, da man der menschen augen mit vecht.
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. I,
1010
(
tir.
,
1486
):
Sein [Crist] amplickh geleych einem plitzen was.
Dreckmann, H. Mair. Troja
16, 21
;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Barack, Zim. Chron. ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
53, 2
;
Rudolf, a. a. O.
30, 100
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Dietz, Wb. Luther .
4.
mit Genitiv (z. B.
a. gottes, des herren, der sonne
) oder mit Adjektivattribut (z. B.
götlicher a.
) für die Person bzw. Sache gebraucht, auf die man mit dem Substantiv bzw. Adjektiv Bezug nimmt, also z. B. für Gott, den Herrn usw.; hieran anzuschließen ist die einmal belegte Fügung
in anblik
›vor aller Augen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6.
Syntagmen:
js. a.
(›jn.‹)
schauen; vor js. a.
(›jm.‹)
fliehen, sich vor js. a.
(›jm.‹)
fürchten; zarter a.; a. gottes
(oft)
/ des herren / menschen / königs, der sonne; götlicher a.
(oft).

Belegblock:

Jahr, H. v. Mügeln
127, 33r
(
omd.
, Hs.
1463
):
des lüchtet sam der morgenstern | übr alle zit ewik sin kron | vor gottes aneblicke schon.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
das sú uwern gesang und uwer gebet gar fruhtberliche uf tragent vür den göttelichen anblig.
Sappler, H. Kaufringer
17, 170
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
sein anplick
[›ihn‹]
wunicleich und clar | schawent si dört ewicleich.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der adlar hât die art, daz er seineu kint auf hengt mit den klâen gegen der sunnen anplik
(›zur Sonne hin‹).
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
62, 35
(
moobd.
,
1393
):
Wÿ getar der für vnsers hern anplikch getretten, der vnserm herrn seine chinder toͤtt.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
26, 13
(
tir.
,
1464
):
Der tod seiner heiligen der ist chöstleichen vor dem anplik des herren.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Tœten hiez do alzuhant | Disse priestre der kunic; | Wib, kint mit en in amblic | Lagen vil gar irslagen.
Gille u. a., M. Beheim
69, 153
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Ruh, Bonaventura
355, 37
;
Jaspers, St. v. Landskron
158r, 12
;
Sappler, a. a. O.
16, 155
;
Buijssen, Dur. Rat.
21, 18
;
Bauer, a. a. O.
41, 37
;
112, 38
;
Ders., Imitatio Haller
72, 23
;
Ders., Zist.-Pred. Haller
53, 223
.
5.
›Sichtbarkeit von etw.‹;
vgl.  1.

Belegblock:

Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
36, 9
(
noobd.
,
1347
/
50
):
der sunnen stern [...] benimt im mit seinem schein seinen anplik.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der sterb werte als lang, als lang der stern anplik wert und ir samnung.
6.
›Gesicht, Antlitz sowohl des Menschen wie (mit ungefähr gleicher Beleghäufigkeit) Gottvaters und Christi‹; vereinzelt metonymisch: ›Gesichtsausdruck, Miene‹.
Oobd.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  1.
Syntagmen:
den a. anrüren / schwärzen / waschen; gegen js. a. spürzen, jn. von a. zu a. sehen; eingefallener / langer / magerer / wolgestalteter / zorniger a.

Belegblock:

Gierach, Märterb.
4093
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
das von den nageln ran das plüt, | das ze vier enden von im floz | das holcz, dye erd ez begoz. | von seinem an plikch wol gar | was verswunden sein schon für war.
McClean, Havich
1546
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
do graif er hin [...] | und hies im raichen ein tüch. | fur seinen anplik er es hüb | und drukht mit paiden henden an, | das ein antlitz ward daran.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
59, 4
(
moobd.
,
1393
):
wann mit zornigem anplikch wïrt des svndigen menschen müt gestrafft
(hier metonymisch).
Bauer, Zist.-Pred. Haller
53, 219
(
tir.
,
1466
):
da man den sehen ist von anplikch czue anplikch, des hu֔bschait vnd kchlarhait sich verwundern ist sunn vnd man.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Wenn der priester zu dem alltar Gottes oder zu der messz geen wil, so sol er voran seinen amplick oder antlicz, mwnt und hennde rayncklich waschen.
Rudolf, a. a. O.
25, 28
;
58, 42
;
62, 42
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
83, 34
;
Drescher, a. a. O. ; .