stätigkeit,
stätekeit
(letzteres etwas seltener),
die
;
-Ø/–
.
Außerordentlich eng vernetztes Bedeutungsfeld; Bedeutungsansätze hier in Analogie zu denjenigen von
stäte
(Adj.) bezogen auf die Dominanz des Zeitgedankens in Verbindung mit zeitüberhobener religiöser Existenz (1), moralischer Festigkeit (2), Standhaftigkeit im moraltheologischen Sinne (3), Rechtsbeständigkeit (4) und physischer Festigkeit (5).
1.
›Dauer, Dauerhaftigkeit, Ewigkeit außerhalb jedes Wandels; Existenzform zeitüberhobener Unwandelbarkeit; Bestand, Beständigkeit‹;
vgl. (Adj.) 1.
Älteres und mittleres Frnhd.; vorwiegend Texte religiösen, oft mystischen Inhalts.
Syntagmen:
keine s. haben, die kunst / offenbarung s. haben wollen
;
an dem teufel keine s. sein
;
mit der s. etw. überwinden, den schöpfer mit s. bekennen
;
die ewige / höchste s.; die s. des himmelreiches; s. der unsälden
;
s. ane wiederschlag
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
ewangelisten, | Die der werlde jamer wisten | Und dises libes arbeit | Und die ewigen stetikeit | Des himelriches dort an san.
Froning, Alsf. Passionssp.
6321
(
ohess.
,
1501ff.
):
O goitt du schepper in ewigkeit! | Alle dinge dich bekennen mit stedikeit.
Jostes, Eckhart
56, 31
(
14. Jh.
):
Di selb form di leuht einvalticlich ein liht in allen geisten, underscheidenlicheit den obersten geisten nach ir steticheit an widerslac, und den selen nach disem wesen leben, nach dem daz si dar ze bereitet sint in der wandelung dir zeit.
Ebd.
73, 1
:
mit der sterk und mit der stetikeit so uberwindet si [sele] alle wandelhaftik ding.
Strauch, Par. anime int.
25, 37
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz ist da fon daz iz [kind] zu vil neigunge hait zu manicvaldigin dingin und daz ez unstede ist; wan offinbarunge und kuͦnst wil stedekeit habin.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
32, 9
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
In feures flammen stetigkeit hat sich alles menschliche geslechte getrennet: einen schein zu begreifen, einen guten, getreuen, beistendigen freunt zu finden ist nahent geleich mügelich auf erden worden.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
sine ewikeit, die enkein fúr noch dekein nach enhat denne ein engegenwúrtig besitzen in eime einzigen nu sich selber und alle ding in eime, und das unwandelberlichen; dar engegen trag die verflossenheit und unstetikeit diner zit und dins wandelberen lebens und gemu̇tz, das enkein stetkeit inne enhat.
Schmidt, Rud. v. Biberach
15, 5
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Hie entspringet in dem geist beweiget an stetikeit, erbeit an ruͥwe, loͮffen an des endes vnd ziles bekomen.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1369
):
lieben brúdere, so setzent úch uf eine stetikeit, uf einer stat zuͦ blibende, die stat si, wo si welle, ehte sú goͤttelich ist.
Völker, Antichrist
455
(
wschwäb.
,
15. Jh.
):
wann sy [wunder] nun von dem túfel komend, an dem chain warhait noch enkain stättikait ist.
Höver, Bonaventura. Itin. B
432
(
moobd.
,
1450
/
60
):
Jn den von wegen der hochsten guͦthait not ist, das da sey ain aller hochste gemainsamleichait, vnd aus der hochsten gemainsamhait ain aller hochste mit substanczleichait, vnd aus der selben hochsten mit wesenleichait ain aller hochste gleichfigurleichait, vnd aus disen ain aller hochste mitebengleichait, vnd aus dem ain aller hoͤchste mit ewigkait, vnd aus disen allen ain aller hoͤchste staͤttigkait vnd untailsamkait oder anunderlasshait.
Piirainen, Stadtr. Sillein
57b, 28
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Alz dy cristenhait in der siben den werlt chayn stetichait nicht enweyz wy lange sy sten suͤlle.
Vgl. ferner s. v.  2, .
2.
›Standhaftigkeit, Beharrlichkeit, Festigkeit des Charakters und moralischen Verhaltens in weltlichen Angelegenheiten, oft im Bereich von Minne, Liebe, Ehe, Recht‹; auch: ›Festigkeit von etw. in der Erinnerung‹;
vgl. (Adj.) 2.
Gewisse Beleghäufung didaktischer Texte.
Bedeutungsverwandte:
 5; lat. , ; mit Öffnung zu den folgenden Ausdrücken spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Morallehre:  46, ,  3, , (
der
6, ,  4, (
die
1,  3,  1, , .
Syntagmen:
etw. s. bedeuten
;
die s
. (Subj.)
mit züchten sprechen; auf die s. getrauen, in der s. bleiben, freunde haben, von s. schreiben, js. mit s. warnemen, um s. bitten, das [...]
;
s. der unsälden
;
frau s
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Eyn ielich richtere de sal vier tuͦgende an im han. de selben v
e
ire tuͦgent de hezzen cardinales [...] § de erste tuͦgent ist de richtecheyt, § de andere wisheit, § de dritte Steticheyt, § de vierde maze.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4457
(
rib.
,
1444
):
Der ryeme heischt volherden unverdrossen, | § Ind die buckel stedicheit is genant
[Randglosse:
Perseverantia Constantia
].
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
958
(
mrhein.
,
um 1335
):
Druwe, stede, sicherheit | sal dir von ime sin bereit.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
wi swerlich des kummers joch | Daz leben drucke al gereit | In der unsalden stetekeit.
Glicherwis du verkuses | Di lute und sy verluses | Von allem gedechtnisse gar | Nach irem tode, daz ist war, | Sint sy han mynner stetekeit | Wan di ding da vor geseit, | Berge, erde unde steyne.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
in allen guten nutczlichen dingen ist das schonste dy stetikeit.
Pyritz, Minneburg
2255
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Der ander stam, der uff dir stet, | Der heißet zwar an underlaz | Und hat zwen este (wisse daz), | By belyben und stetikeit.
Ebd.
2920
:
Dar nach sprach er [meister]: ,nim Stetikeit | Mit dir, Verswygen, Sterk und Muͦt | Und Wolgetruwen und Truwe gut!‘
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
15. Jh.
):
Blabe varb ist stetigkeit, | Wer lieb gen lieb in herzen treit, | Der schol sich da mit claiden.
Gille u. a., M. Beheim
336, 25
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Dez plawen veiols klait | peteutet stetikait
[ähnlich
Matthaei
, Minner. I, 11, 162; 13, 302].
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
der ee aigenschaft ist ainperkait, treü und ainig leiblich wesen in rechter stetikait.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Rechte füge und grosse zuchtt, | Wiplich erre und raine fruchtt, | Schemig, dar zü gemischett tugend, | Stekaitt by blügender jugend | An der rainen süssen lag.
Wyss, Limb. Chron. ;
Neumann, Rothe. Keuschh.
1345
;
4140
;
Thür. Chron.
21r, 27
;
Henschel u. a., Heidin
51
;
168
;
Matthaei, Minner. I, ;
Koppitz, a. a. O. ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Primisser, Suchenwirt ;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 447
;
Vgl. ferner s. v. (
die
12.
3.
›Beständigkeit, Beharrlichkeit, Standhaftigkeit, Konstanz im Glauben; Zuverlässigkeit im Einhalten von Ordensregeln‹, jeweils im moraltheolgischen Sinne als Möglichkeit des geistlichen Menschen, teilweise mit Tendenz zu: ›im Glauben gründende innere Ruhe, Gelassenheit‹; im Orientierungsfeld mit Öffnung zu moraltheologisch relevanten Ausdrücken:  34,
1
 1, , (
der
1,  1, , (
der
1, , ,  23, (
das
2345,
1
 13,  4,  1, , ;
vgl. (Adj.) 3.
Älteres Frnhd., im 15. Jh. auslaufend; Texte religiösen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
, , ; lat. .
Syntagmen:
s. befesten / bringen / versprechen / vollenhärten, keine s. haben; die s. die münchen in rechten orden bringen
;
von der s. hören, zu s. kommen, leid auf s. gebaut sein, die sele in der s. got nachlaufen, die glieder in s. kommen
;
die s. St. Peters, der märtyrer, des glauben, geistlichen lebens, der gehorsame; die s. in der sele, s. in übungen, in gottes dienste
;
die endhafte / feste / torliche / volkommene / unvernünftige s
.;
frau s
.

Belegblock:

Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
Es wz do alles gelich clarheit / schonheit wolustikeit / frolicheit zucht stetikeit / ewikeit / vnd alle demutikeit.
Strauch, Par. anime int.
113, 1
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz ware tugindin beginnen an der sele, da stedikeit und sichirkeit und frieheit der sanwizikeit noch volgit.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
wise in diner celle vnd ganc dar vz nicht; wen stetikeit in der celle bringet munche in rechten orden.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
er waz untz an den tot sinem vatter gehorsam. daz ander ist der gehorsami staͤtekait, daz úns nút der von geschaiden muge.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 693
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
V́ber mitz maße vnd nuͤhterkeit des geistes von innen behaltet der mensche vestikeit vnd stetikeit des geloͮben, luterkeit der verstantnisse, gesastunge der rehten worheit zvͦ verstande, gehorsamkeit noch dem willen gottes zvͦ allen túgenden.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
4, 73
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
So lang uncz dem menschen [...] sein synne von betrubnuße gering werden und sein gelider in stetikeit komen von der entstrewung der gedancken.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
do sy sahen die stetigkeit
[
Mentel
um 1475-1518:
bestendigkeyt
;
Froschauer
1530:
unverholne red
;
Eck
1537:
bestendigkeit
;
Luther
1545, Apg. 4, 13:
freidigkeit
]
peters vnd iohannes.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz ander werch ist, daz er [hailige gaist] trucken ist in seinem würken, wann er trückent unstætikait, diu dâ fliezend ist von pôshait in erger und pringet käusch und auch stætikait.
Der stain bedäutt die volkomen stætikait der hailigen marterær.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
3, 107
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
ist zü merchen, daz etleichew menschen werdent funden, die da gar freyleich sint chomen aus der welt vnd habent versprochen staͤtichait gaistleichens lebens vnd wellent gar snell die obristen vnd gaistleichisten gesehen werden; die werdent gefuͤrt von dem gaist der hertichait, der sew furet in die vͤbertraͤtung der fasten, wachung vnd der arbait, merkunge geistleicher ding vnd peten, daz sy etwan von der vnvernunftigen vnd torleichen staͤtichait vͤbertretent die mass der menschleichen chraft vnd suntent toͤtleich.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Quint, Eckharts Pred. ;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Schönbach, Adt. Pred. ; ;
Rieder, Gottesfr. ;
ders., St. Georg. Pred. ; ;
Eichler, a. a. O.
2, 2021
;
Sexauer, Schrr. in Kart.
276, 19
;
Wagner, a. a. O.
10, 63
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 114
.
Vgl. ferner s. v.  8, .
4.
›Dauerhaftigkeit des Ergebnisses eines Rechtsgeschäftes, Rechtsgültigkeit eines Abschlusses; rechtliche Absicherung‹;
vgl. (Adj.) 45.
Rechtstexte, Chroniken.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1482
):
dat sij [...] voegen sullen, dat sij darup ire verschrijvonge ind steitgeit doin, ind dat sij sich [...] zo redelicheit verdragen.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
umb krank gehugnisse der lude [...] so sint alwegen nottorftig gezugnisse der schrift und auch ander stedekeit.
Burkhardt, UB Arnstadt (
thür.
,
1305
):
die lehen, die der edele man greve Gunther [...] von unz hatte zcu alleme rechte, [...], vnde zcu eyner ganzen stetikeyt ewiklichen zcu behaldene ane allerleye arge list.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1347
):
daruber ze einer gantzen staetichait und ewigen urchuͤnde geben wir in disen brief mit unserm keyserlichem insygel versygelten [...].
Piirainen, Stadtr. Sillein
69a, 28
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Daz dy sch[e]pfen czu samen gen vnd globen ein geluͤbde adir eyn steticheit.
Wyss, Limb. Chron. U ;
Bastian u. a., Regensb. UB
459, 8
;
Hör, Urk. St. Veit
80, 25
;
Piirainen, a. a. O.
141, 6
.
5.
s. (Adj.) 6.
6.
s.  2.