stärke,
die
;
-Ø/–
.
1.
›bestimmte, oft über der Normerwartung liegende Ausprägung von etw.‹; im einzelnen z. B. ›Stärke (des Lichtes)‹; ›Dicke (des Armes)‹; ›Stärke (der Liebe)‹;
vgl.  1.

Belegblock:

M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Licht und finsternuͤß (dehrer ie eines deß andern staͤrcke zwar schwaͤchet / aber nicht gaͤntzlich außtilget).
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1513
/
5
):
Herform elbogen jn der sterck des arms
1
/
17
*.
Ruh, Bonaventura
342, 7
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
Zem lesten anhangen, das hefty dich vmb des gesponsen sterckin der liebin.
2.
›körperliche Kraft; (auch:) Gesundheit (des Menschen, von Tieren)‹;
zu  2.
Bedeutungsverwandte:
 1,  9; vgl. .
Gegensätze:
 1, ; vgl.  2.
Syntagmen:
die s. verlieren / behalten / wissen, s. in den beinen haben
;
s. halben nimmer tüchtig sein
;
auf seine s. trutzen, sich auf seine s. verlassen, den tramen nach der s. heben
;
die s. des elefants / herzen / leibes / Samsons, der hände
;
die grosse / mänliche s
.;
das höchste der s
.
Wortbildungen:
starkwasser
.

Belegblock:

v. Ingen, Zesen. Rosenw.
46, 16
(
Hamburg
1642
):
unterdessen aber liessen sie nichts ermangeln an allerley koͤstlichen starck⸗wassern / bestrichen sie so lange / biß sie wider zu Ihr selbsten kam.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
hetti ich Sampsons sterki und Absalons schöni, [...], die woͤlte ich dir [herre] ze lobe in dinem dienste verzerren.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 496, 10
(
Hagenau
1534
):
Wenn eyn pferd sein stercke wüste / so thatte es keynem manne keyn guͦtte.
Dreckmann, H. Mair. Troja
10, 28
(
oschwäb.
,
1393
):
Hercules, von dem die poeten schreibend, daz er mit seiner mänlichen sterk zug biz an die porten der vorhell.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Einer ungleuplichen grossen sterki ist er gewesen, dann er ain iedes gemain hufeisen mit beden henden schlichten mögen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Was stercke nicht kan / das thut behendigkeit.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz slahen der âdern bezaichent uns des herzen krankhait und sein sterken.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
gib elphants sterk für sünden fluͦt, | du wol geplüte Aarons ruͦt.
Munz, Füetrer. Persibein
255, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
wie gros sein vnkrafft wäre, | so kam im krafft vnnd all sein sterck schnell wider.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
61, 547
;
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
237r, 9
;
Gille u. a., M. Beheim
19, 39
;
Gilman, a. a. O.
1, 14, 6
;
493, 15
;
2, 12, 1
;
Wiessner, Wittenw. Ring
4548
;
Vgl. ferner s. v. ,  4,  13,
1
 2,  2.
3.
›Macht, Stärke militärischer Art; Macht, Stärke, Einfluß (z. B. der Geistlichkeit)‹;
vgl.  3.
Bedeutungsverwandte:
(
der
49,  5,  5, .

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Potentia. Krafft stercke / macht gewalt vermuͤglichkeit.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
501, 13
(
Magdeb.
1608
):
[Adler / Rab / Krae] richten jhre sterck vnd streit / | widder frembde Geschlecht vnd Leut.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
daß er auß dieser Vbung gar [...] erfahren ward / [...] / seine Macht vnd Staͤrck / mit der Christen Macht zu bedencken.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
der geistlichen sterck ist dy kunst und gerechtikait.
Vgl. ferner s. v.  2.
4.
›Stärke, Kraft, Beharrlichkeit, Beständigkeit des Menschen gegen etw. (Sünde, Leiden, Wankelmut o. ä.) und zum Zwecke von etw.‹; auch: ›Allmacht Gottes, wie sie in Christus gegeben ist und dem Menschen verliehen sein kann‹; vgl.  4; offen zu 5.
Überwiegend Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 5,  2, (
der
6,  23,  1.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
s. haben / geben, an sich nemen
;
die s. in der stille werden, den sünden wiederstehen
;
[got] js. s. sein
;
sich der s. warnen
›mit Stärke wappnen‹,
jm. der s. mangeln; in s. beharren, ane s. krank gehen, mit s. gekleidet / umgürtet sein
;
die s. des sieges / streites
(›Stärke zum Sieg / Streit‹),
die s. in der zeit des leidens; die christenliche / götliche
›von Gott kommende‹
s.
;
das zeichen der s
.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
wenn er [Gott] sich schwach stellet, gilts deiner sterck.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Si [Elisabeth] was gekleidet mit der sterke ze widerstânne aller unvolkomenheit.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wan ie sich der mensche krenker vindet, ie baz er sich der sterke und des siges warnen sol.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Er [Got] ist mein heil, mein stercke gut, | Mein auffenthalt in boͤsen zeiten.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
sterke soltu haben, als iz dir ubele get.
Strauch, Par. anime int.
70, 9
(
thür.
,
14. Jh.
):
di anderen gehorin zu den willin und zu den anderen creften; der heubit sint genant gerechtikeit, sterke und mezikeit.
Ebd.
104, 20
:
mit der sterke und stedikeit uberwindit si [sele] wandilhaftige dinc.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
die Goͤttliche stercke vnd krafft hat in diesem Goͤttlichem gemuͤthe / wie Er / [...] / verborgen gelegen.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
9b, 8
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
herre ich minne dich wann dv pist mein stercke.
Gille u. a., M. Beheim
134, 28
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Herr, ich wil dich lieb habe. | wann du mein sterk, vestung solt sein.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
die sittelichen tugende, also ist wisheit, gerechtikeit und stercke und messikeit.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
wol uff, hertz mins, stand uff und bekleid dich mit gottes sterki.
Warnock, Pred. Paulis
17, 136
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Die menschen, die hoffnung habent in den herren, die werdent sterke an sich nemen.
Steer, Schol. Gnadenl.
2, 132
(
moobd.
,
15. Jh.
):
so der mensch jn der sterk behart biß jn das end.
Bauer, Geiler. Pred.
79, 5
(
Augsb.
1508
):
die vierde gab des hailigen gaistes / die ist Stercke.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
2, 129
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
Das zaichen der sterk stet auch jn drein dingen: Zum ersten das der mensch sterk hab als der tod [...].
Peil, Rollenhagen. Froschm.
531, 786
;
Adrian, Saelden Hort
1493
;
Eschenloher. Medicus ;
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 10, 20
;
Franck, Decl.
344, 9
;
Warnock, a. a. O.
5, 193
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 11
.
Vgl. ferner s. v.  2, ,
1
 2,  1, ,  2.
5.
›Allmacht, Stärke, Kraft Gottes; Macht des Todes sowie des Teufels‹;
zu  5.
Bedeutungsverwandte:
(
der
1,
2
 7,  2,  5; vgl.  1,  1,  2,  2,  8.
Syntagmen:
s. anlegen, seine s. wieder den menschen versuchen
;
jn. mit s. schaffen, Jesus mit s. angezogen / umgürtet sein
;
gottes s., die götliche s
. [jeweils mehrmals];
gewaltiger
[›Besitzer‹]
der s., panzer der s
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Die drie die mich geschufen | Under eime gemerke | Mit ebenglicher sterke, | Den vater, den sun und den geist.
Froning, Alsf. Passionssp.
7669
(
ohess.
,
1501ff.
):
Jhesus min herre ist mit stercke | Umbgort und ane gezogen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 18
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
aller sterke gewaltiger [Tod]: [...] – erhöre mich!
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
79, 5
(
omd.
,
1487
):
Jn der zceitt vorsu̇cht der teu̇ffell alle seine stercke vnd listigkeitt widder den menschen.
Helm, a. a. O. ;
Dubizmay, kurß zu Teutze
24, 4
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
134
.
Vgl. ferner s. v.  4, .
6.
›Härte, Unbiegbarkeit, Unzerbrechlichkeit (von konkreten Bezugsgegenständen, z. B. von Eisen)‹;
vgl.  7.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  1.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
138, 1
(
Frankf.
1535
):
Das eisen ist [...] vest vnd bissig / vnd zwingt alle ding mit seiner stercke.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
so ist nun vermischt die sterkin seines eisens mit der blödigkeit der ertrichen scherben.
Warnock, Pred. Paulis
3, 190
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Die sterke dis poms ist warlichen, gross wider den bösen gaist.
Munz, Füetrer. Persibein
383, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
des wurden den not vestten | zway soliche [sper] zw ir hannden, | dy von ir grossen sterck nicht mochten pressten.
Vgl. ferner s. v. (V.) 1.
7.
›Stärkemehl zum Steifen von Wäsche‹;
vgl.  5.

Belegblock:

Rennefahrt, Wirtsch. Bern
557, 15
(
halem.
,
1469
):
Ein halb ymmy meͣls für die stercky, so zuͦ dem zettel gebrucht wirt.
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 45, 19
:
ein (guote) stercke zuo fäderreiten zuo machen.
8.
›Bestätigung eines rechtsrelevanten Sachverhaltes, einer Zeugenaussage, eines Urteils‹. Dichte Belegung bei
Grosch
(s. u.; vgl. auch das Glossar von
Buchda, Schöffenspr. Pössneck
4, 288
);
zu  4.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
103, 35
(
thür.
,
1474
):
also Contcz Albrecht zcu stergke syner gerechtikeyt vorbrenget eyn bekenteniß deß richters unde der schepphin.
Ebd.
223, 16
:
Nachdeme ir uns Lucas Schutczmeysters insage wedder eyn geczugkeniß, [...], unde deßselbigen Phillips zcusagen zcu stergke synes geczugkeniß, [...], gesant habit.
Ebd.
248, 27
:
Hiruff sprechin wir ratismeister unde ratmanne der stad Dornborgk der zcweyer orteyl zcu stergke unde besserunge vor recht.
Ebd.
276, 18
:
eyn orteyl unde stergke, daz ir zcwischin denselbin partten gesprochin habit.
Ebd.
239, 28
.
Vgl. ferner s. v.  20.
9.
s.  6.
10.
bedeutungsverwandt zu  2.
Bedeutungsverwandte:
 3.