minne,
die
,
vereinzelt
der
;
-Ø/–
(für
die
).
– Generell älteres und mittleres Frnhd.; 1-7 gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, vielfach der Mystik, bei 8 dominieren Rechts- und Wirtschaftstexte.
– Zum neuzeitlichen sog. Begriff ,Minne‘ in der Kulturgeschichte s.
Lex. d. Mal.
6, 639
ff.
1.
›Minne als absolutes Sein sowie als absolute Seins- und Wirkungsweise des als Dreieinigkeit gedachten,
freien, lauteren, ledigen
Gottes, wie er sich als oder dem und über diesen dem
sich selbes ausgehenden menschen
sowie den
creaturen
und den
werken
teilhaftig macht‹; dieser Vorgang wird metaphorisch (verbal:) als , , , , ›blitzen‹, , , , oder (verbalsubstantivisch:) als , , , (
die
) gefaßt und entsprechend gedacht; es gehört zu dieser Vorstellung, daß der im Ursprung innertrinitarische Prozeß wechselseitig verläuft, also auch vom
son
(in einem
wiederbrechen
) ausgehen kann, und daß auch der
mensch
ein
gleichnis
(mit
got
) gewinnen, in der
minne mit got vereinet
werden kann, die
sele
in
einung
mit
got
tritt und dann dessen Qualitäten (, , Adj., 8,  9) annimmt. Diese Qualitäten können als geistliche Aufgabe für den Menschen verstanden werden, die sich dann in dem Tugendkatalog der Zeit zu realisieren hat. Im einzelnen begegnen In-Eins- bzw. Nähe-Setzungen von
minne
und
tugenden
, auch vorsichtige Zweifel an der Verbindbarkeit von
minne
im vorgetragenen Sinne mit dem Hineingestelltsein des Menschen in die soziale Welt, Aufhebungen der Wechselseitigkeit der
minne
und Priorisierungen der Richtung des Ausfließens (vom
vater
als
ursprung
) sowie theologische Verflachungen aller Art.
Beleghäufung für das Wobd.; im mittleren Frnhd. auslaufend; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, meist der Mystik, oft Meister
Eckharts.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  12, , ,  4, ,  2,  67,  4,  1,  1,  1,  1011,
1
 13,
2
 7,  1,  4, , , .
Syntagmen:
m. haben, die m. stäte halten, m. in fleischliche keren, der heilige geist m. in js. herz giessen, got m. zu jm. (Johannes) haben, der teufel die m. verkeren
;
(die) m
. (Subj.)
blos, abgescheiden, immer, gerecht, lauter, unwandelbar, in der sele, ane angang, stark als der tod sein, die m. der heilige geist, ein band zwischen got und der sele sein, der geist m. werden, got die m. sein
, eine bestimmte
liebe
keine
m. sein, die m. von got und der sele in der sele geboren werden, got wesenlich / natürlich sein, die m. von der gleichheit kommen, aus der sele entspringen, grade haben, wachsen / weren
›dauern‹,
in got gehen, jn. schaffen, das opfer edeln / eren, die sele über sich selber ziehen, sich in abgescheidenheit aufziehen, sich zu den augen ausgiessen, aus dem wasser der gnade fliessen, von der gotheit kommen, die hitze nicht empfinden
;
der m. folgen, eine tat der m. förmlich sein
;
got aus m. werke wirken, der mensch in m. gottes sein, Christus in m. wonen, got in m. wirken, j., der geist in der m. bleiben, j. in m. enzündet werden, got die schafe
(ütr. für
menschen
)
mit der m. vereinbaren, die sele got mit der m. wunden, die tugende von der m. kommen, got von der m. sprechen
;
die m. Christi, des höchsten geistes
;
die befindliche / blickende
›blitzende‹
/ burnende / ewige / fliessende / geistliche / gemeine
›alles umfassende‹
/ götliche
(vgl.  135)
/ hitzige / rechte / unsprecheliche / volkommene / ware / wunde m
.;
der abgrund / ausbruch / ausflus / born / grad / stral / ursprung
›Quelle‹,
die ausgehung / flamme / glut / hitze / wirklichkeit, das buch / feuer
(mehrfach)
/ leuchten / werk / wesen der m
.
Wortbildungen:
minnekraft
,
minnenglut
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Got ensuochet des sînen niht; in allen sînen werken ist er ledic und vrî und würket sie ûz rehter minne.
der himelische vater der gebirt in mich sîn glîch, und von der glîcheit sô kumet ûz eine minne, daz ist der heilige geist.
Daz salz ist diu götlîche minne. Hæten wir die götlîche minne, sô smakte uns got und alliu diu werk, diu got ie geworhte, und enpfiengen alliu dinc von gote und worhten alliu diu selben werk, diu er würket.
dâ durch dranc diu minne von berunge der gotheit.
minne diu ist alsô lûter, alsô blôz, alsô abegescheiden in ir selber, daz die besten meister sprechent, daz diu minne, mit der wir minnen, ist der heilige geist.
Uz der maht [der sêle] und ûz dem liehte entspringet ein brant, ein minne. Alsô muoz diu sêle sich brechen mit aller ir maht ze götlîcher ordenunge.
Aber got minnet als vil, als ér guot ist, – niht daz er iht vinde in dem menschen, daz er minne, wan sîne éigene güete – und als vil, als wir in im sîn und in sîner minne. Daz ist geben; daz gibet uns sîne minne, daz wir in im sîn und ,wonen in der wîsheit‘.
Ders., Eckharts Trakt. :
swer in dem geiste sæjet ordenlîche minne, der snîdet von dem geiste daz êwige leben.
Jostes, Eckhart
6, 35
(
14. Jh.
):
Unser beste meister di sprechent, daz verstantnuzze edler sei dan di minne.
Ebd.
16, 32
:
Alzo sei wir uzgegangen in der zeit in der behagenung siner minne. Der ewig uzfluz ist ein offenbarung sein selbs im selber.
Ebd.
87, 10
:
in dem daz der vater sich mit minne geuzzet in den suͦn, so widerbricht die minne, und geuzt sich der suͦn wider in den vater. Dizz auzgiezzen diser zweier mit minne ist ein gemein geistuͦng dez vaters und dez suͦns.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
33b, 5
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
ich
[Christus]
han in grozzer begir begert dise osterspeis mit ev
[den Jüngern]
zv begen vnd wann gotes minne vnd sein wisihait ditz opfer also geert vnd geedelt haben, daz [...].
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1300
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
daz gotes minne ist unwandelber | on angenge und immer.
Ebd.
1447
:
Du scholt minnen dinen got | [...] | Daz deu raine sel tut | hi so rehte volliklich, | daz si selber niht minnet sich | den durch got, so si auf ditz zil | kumet, daz der minnen wirt so vil, | pitz deu / selbe minne | ain glichnuß gewinet | der minne in etlicher aht, | deu unsern herren dorzu proht, | daz [...].
Ebd.
1624
:
Sein minne het uns pesloßen, | in sein herze gegoßen | von angenge / und je; | [...] | sein minne aus nihteu uns geschuf, | sein minne uns mant mit manigen ruf | durch seiner weissagen munt.
Gille u. a., M. Beheim
161, 578
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
in czeit wart ÿe genomen gam | nach der hiczigsten mynne flam | des hachsten geistes sunder | Von seraphin in ewigkeit | und der gruntlosen mynne preit | als du dann in deiner gotheit, | himlischer vater, mynnest | Dein liebs gemyntes chind in der | aus plikendigen mynne cler | euer paider geistes vil her.
Stamm, Schwarzw. Pred.
2, 234
(
wobd.
,
14. Jh.
):
sich also wil got siniu schâf hie och samenon mit dem .h. geloͮben. vnd mit der .h. minne. da mit wil er si ferainbêren.
Ebd.
5, 223
:
lege [got] mich och v̂f din arme als ain zaichen, warumbe? da ist diu minne als starck reht als der tôt.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
der heilige geist [...] úberlúhtet daz natúrliche lieht und gússet darin úbernatúliche tugende, also geloͮbe, hoffenunge, goͤtteliche minne und sine genade. Und alsus wurt der mensche ein kúndig mensche und ein wol edel mensche in diser abegescheidenheit.
der geist [...] wurt ingezogen in das heisse fúr der minnen, die selber Got ist wesenlichen und natúrlich.
Ebd. :
also zúhent sú als mit in in, in daz selbe abgrunde, in den selben minnengluͦt.
Dem die goͤtteliche hitze in der minnen fúre alle fúchtekeit und gropheit und ungelicheit hette abgezogen, der verlúret sich in der gotheit in diser spisen.
Ebd. (
1359
):
wie gerecht, wie worhaftig et c. sine fliessende minne und alles sin
[Christi]
leben ist gesin.
Kinder, die wúrklicheit der woren burnender minne inwendig und uswendig die sol niemer us úweren henden komen, wo ir es vermúgent, und sunderlingen ir under einandern in aller andacht nach úwerem vermúgent.
also wil er [Christus] och wonen [...] in unser oberster inwendigoster bevintlichester minne und meinunge.
Denne die breiti Gotz die sol der mensche verston in der gemeinen minne, das sich Got git in allen stetten, in allen landen, in allen wisen, in allen werken die guͦt sint.
wie der heilig geist ustringet und us bluͤt in einer unsprechelichen minne.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
56, 8
(
els.
,
1362
):
Die erste ist die sunderliche minne die got zuͦ sant Iohannese hette.
Ebd.
251, 9
:
das in dem werke dez heiligen geistes vsserlich in der megde libe wurde erzoͮget die grosse minne vnd gnode die innerliche der heilige geist in Marien herze hette gesencket.
Ebd.
520, 27
:
doch enphant die gotteliche minne die vsserliche hicze nút: die innerliche hicze enzunte sin herze uil sterklicher denne die vsserliche flamme sinen lip pinigite.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 147
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Da got vnd die sele versamment werden in einikeit der minnen, da git got sin lieht der gnaden v́ber zit, vnd die sele git den frien ker v́ber mitz kraft der gnaden in einem kurtzen nu der zit: vnd da wurt minne geborn in der selen von gotte vnd von der selen; wan minne ist ein bant zwúschent gotte vnd der minnenden selen. Vs disen zwein punten, daz ist vs der gnaden gottes vnd vs dem frien kere des willen erlúhtet mit gnaden, do entspringet goͤtteliche minne.
Ebd.
2090
:
der mensche [...] blibet in gotte vnd gat noch dan vs zvͦ allen creaturen in gemeinre minnen.
Ebd.
2, 1449
:
Alsus wurt der geist verbrant in dem fv́re der minnen [...] vnd wirket sich vs vnd wurt selber minne.
Schmidt, Rud. v. Biberach
12, 17
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Got ist duͥ minne, vnd wer in der minne belibet, der belibet in got.
Ebd.
108, 3
:
Daz fv́nfte inre zeichen volkomener minne sint vz ziende vnd vber gande hertzgunge.
Eichler, Ruusbr. steen
1015
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
súllen wir mit der svnnen clarheit eins werden, so mvͤßen wir der minne volgen vnd vnser selbes vs gan in vnwis.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
daz saff in dem bôme ist dú minne dú in der sel ist. dú gússet sich zuͦ den ôgen us.
und sprichet vro Beschaidenhait: ,vro Minne, úwer minne ist also vil daz ich es nit erliden mag: so ir an die minne koment, so bettent ir also vil und wainent und dienent und arbaitent also vil daz ir dar nach lang muͦssent ligen und mugent denn kain guͦt getuͦn‘
[hier klingt ein Konflikt zwischen der Übung der
minne
und
bescheidenheit
1; 3 an].
nu spricht ain hailig man daz wir den sont minnen der dú minne ist, daz ist Got. alz sant Bernhart sprichet: ,Got ist dú minne’.
nu ist bi der gehúgde der vatter bezaichent an der schrift und der sun bi der vernunst und der hailig gaist bi der minne.
Ebd. :
nach der bildung gat vernunst und vallet denne dar zuͦ dú minne; und alz von den baiden dú minne flússet, alz flússet och der hailig gaist von dem vatter und von dem sune. man git alles dem hailgen gaiste die suͤskait und die guͤti, und da von bezaichnent wir in bi der minne.
so kan der túfel ain andren weg vinden und verkert die minne und machet daz der mentsch die gaischlichen minne keret ze flaischlicher minne, daz er ez denne minnet durch sich selben und durch die wollust die er dran hat: dú minne ist nit guͦt und sol si der mentsch versmahen und sol die minne wider keren und sol gedenken: swaz dirre mentsche guͦtes an im hat, dar umb ich in geminnen mag, daz hat er allez von Gotte, und sol mich daz wider laiten zuͦ Gotte alz daz ich durch in daz minnen sol.
Warnock, Pred. Paulis
3, 225
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Underlegent mich [sel] mit pluͦmen, won ich bin von minnen siech.
Ebd.
18, 125
:
nit darumb, daz sú [natúrliche maister] in goͤttlicher minn und liebe enzúndt wurdint und mit gott veraint möchtind werden.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Das etwenne wurdint wir erlost | Von des todes aigenschaft | Mit Gottes suͤsser minnekraft.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
66, 8
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Aber daz beginne der heblicher gnade, welche genade die da gegeben wirt mit der minne, daz ist der heilige geist, der nach dem heizet daz er gesant werde durch daz, wan er übermitz die minne innewonet dem gemüet.
Ebd.
165, 20
:
Wan unde ist, daz dekeiner üebet ein getat der sterki durch die gotlichen minne, so ist dü selbe getat materilichem der sterki unde förmelichen der minnen.
Ebd.
380, 5
:
die veterlicheit unde die sünlicheit usgienge von der uzgaunge der minne.
Klein, Oswald
4, 20
(
oobd.
,
1421
):
Unsauber scham | der werlt, da von ist götlich minn gescheiden, | kain schidung zwischen ir und got | beschicht nicht von in baiden.
Jostes, a. a. O.
39, 18
;
104, 10
;
Asmussen, a. a. O.
111
;
Vetter, a. a. O. ; ; ;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1444
;
Schmidt, a. a. O.
95, 15
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
35, 11
;
Klein, a. a. O.
4, 35
.
Vgl. ferner s. v.  4, (V.) 2,  7,
1
 4, (
das
2, ,  8,  1,  3,  7,  8.
2.
›Liebe Gottes zu Maria; Liebe Marias zu den Menschen‹; tropisch: ›Maria als Bezugspunkt der Liebe Gottes‹; vereinzelt: ›Liebe des Menschen zu Maria‹.
Wortbildungen:
minnen
2 ›(ein Marienbild) verehren‹.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
162, 338
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das er [himelischer chung] so leichtigcleich pehing | viel in der mynne strike
(hier das Bild von der ,Verstrickung‘ auf die Liebe Gottes zu Maria übertragen).
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
du bist daz lieb. daz min jungez herze allein minnet und meinet
(Gebet vor einem Marienbild).
Karnein, de amore dt.
141, 180
(
moobd.
,
v. 1440
):
O fraw, werder hort vnd aufenthalltung meines lebens [...], daz ist ewer lieb vnd mynn.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Di engel tzogten mit ir dan | Und sprachen: „Chayserinne, | Vil suͤzze gotes minne, Jr [Maria] seit erhoͤhet wirdikleich | Uͤber uns“.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
4, 17
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Vnder wunderleichem sinn | steuren, feuren sol dein
[
frau
, Maria]
minn, | die uns zu dem pesten lait.
Ebd.
16, 37
:
O ursprung rainer minne | pring mich deines smerzen inne, | hilf, das ich dein / laid bewain.
3.
›Liebe Gottes zu den Menschen, wie sie sich aus
minne
1 ergibt, sich im Opfertod Christi, in der Erschaffung der Welt, in den Gnadengaben Gottes offenbart, wie sie dem Menschen aber auch (teils zweckhaft) zur Seligkeit sowie zum weltimmanenten Nutzen aufgegeben ist‹; breite Überlappung mit 1, im Unterschied dazu aber Abschwächung der mystischen Begründung von
minne
.
Bedeutungsverwandte:
 4,  3; vgl. (
die
3.
Syntagmen:
got m. an jn. legen, der vater m. zu den menschen haben
;
die m. (gottes) werke wirken, jn. zu etw. machen, jn. (den son) in das elend bringen, die m. got
(Akk.obj.)
dazu zwingen, das [...]
;
jn. (got) seiner minne
(Gen.obj.)
manen, das [...]
;
der m. gottes unmöglich sein, das [...]
;
got
(Subj.)
aus m. die sinne, den dank erleuchten, got durch m. die welt schaffen, jn. (den herren) durch seine m. bitten, das [...], j. den willen mit m. volbringen
;
die m. der gotheit
;
die götliche
(oft)
/ grosse m
.;
das band / ingesiegel der minne
.
Wortbildungen:
minnebäre
1 ›liebend, Liebe gebend, spendend‹,
minnebote
›Bote der Liebe Gottes zu den Menschen‹; als Metonymie: ›Liebesbotschaft Gottes‹,
minnefliessend
,
minnehaft
,
minnenkus
›Abschiedskuß Christi an seine Jünger‹,
minnerute
›Instrument der Liebe Gottes‹,
minnetrank
gnaden
trank Christi an die
minnende sele
‹,
minnewallend
,
minneweinend
,
minneziel
›Ursprung, Zweck und Ziel göttlicher Liebe‹,
minnezug
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
de andere edelicheit, [...] daz ist di E, daz duͦ al disse werlt, [...] deme menschen zuͦ denste hast geschaffen vnde zuͦ nuͦz dorch de truͦwe vnde dorch mynne, de duͦ zuͦ den menschen hettest.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ein guot mensche sol [...] got sô guoten wizzen, daz ez unmügelich gote sî und sîner güete und minne, daz er möhte lîden, daz dem menschen kein lîden oder leit zuo kome.
Nû solt dû wizzen, daz diu minnebære dêmüeticheit got dâ zuo brâhte, daz er sich neigete in menschlîche natûre.
Strauch, Par. anime int.
54, 9
(
thür.
,
14. Jh.
):
wan der wille ist alse edile an ume selber daz he nicht vollinbracht mac werdin dan mit gotlicher minne. gotliche minne wirkit gar groze werc.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
20a, 11
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
do er sich wolt schaiden von seinen Jvngern do gab er in dis speis zv ainem minnen kusse.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Wie dik daz minneklich liep
[Gott]
mit minneweinenden ogen, mit uszerspreitem grundlosen herzen sie umbvangen.
ich hinderdenk den minnezug, als du sprichest von dir selben in der wisheit buͦch.
Entwúrt der Ewigen Wisheit: So ist ein ieklich wort, daz von mir gesprochen wirt, ein minneboͤtlin zuͦ ir
[der
sel
]
herzen.
Liden ist ein minneruͦt, ein vetterlicher schlag miner uzerwelten
(ähnlich
Sappler
, H. Kaufringer 26, 101).
ein diener der ewigen wiszheit [...] meinet, daz er ein minnebotte gottes si ze dir und ze einem ieklichen hertzen.
ein ende, daz ist ein ufenthalten ires
[der
anbeis
, des
hirtzes
, der
falken
]
wesens, daz von dem minnezil us fluͮsset.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
ich bitte dich, lieber herre, daz du [...] vür mich [...] bezalest usser dem wirdigen schatze [...] diner gnodenrichen minnefliessenden wunden.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1059
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Hie git er ir ain minnetrank, | Das sy von im mug getün kainen wank.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
druke hút daz guldin insigel siner goͤtlichen minne in din sele.
dar zuͦ twang in dú minne daz er mentschlich natur an sich nam und sich dú gothait maͤhelt zuͦ únserr kranken mentschhait.
dú suͦchet an Gotte minne und guͤti, daz er allen mentschen hýmelriches wol gan.
Warnock, Pred. Paulis
27, 296
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Er hat ainen fúrroten rok umb dinen willen angeleit, won aller siner lib úbergossen und berötet ist mit sinem minnwallenden vergossnen bluͦt.
Schmidt, Rud. v. Biberach
96, 3
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Goͤtlichvͥ minne ist ein fur in der meditaciun, daz dvͥ gemvͤte lutert von der vnflat der schulden [...]; vnd ist win der das beschowende gemuͤte trunken machet mit froͤlicher minne.
Ebd.
115, 16
:
Got het vns zvͦ geworfen noch núwe bant der minne, daz er vns dest anklicher zvͦ ime bunde.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1144
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
do er aͮn allen kÿb | Im und den jungern sinen lip | Ze spise gab und och sin bluͦt | Uss rainem minnenthafften muͦt.
Nyberg, Birgittenkl.
2, 296, 4
(
oobd.
,
um 1460
):
Dy allergroste mynne, dy den suenn Gots gevangen vnd gebunden pracht hat aus dem veterlichen herczen, [...] in diecz ellend ertrich anczunemen dy vorm des knechtes, auf das das er den knecht versunet vnd wider bringen mocht zu der vereinigung seines herrn.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1437
/
42
):
auch dem, der mit geistes feure | uß ewiger gotheit minne | erlücht hat dank und sinne.
Jaksche, Gundacker ;
Bauer, Zist.-Pred. Haller
61, 368
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
36b, 32
;
37b, 10
.
Vgl. ferner s. v. (V.) 10.
4.
›Liebe des religiösen Menschen zu Gott, wie sie in
minne
1 begründet und sich vom Menschen wieder auf Gott zurückwendend gedacht wird‹; im Unterschied zu
minne
1 Herausstellung der Gerichtetheit der Liebe vom Menschen auf Gott bei gleichzeitiger Schwächung des Absolutheitsgedankens von
minne
1 und Betonung ihrer moraltheologischen
gebot
haftigkeit für den Menschen, des Gradierungsgedankens und des Eigenzutuns (z. B. durch
demütigkeit, bescheidenheit
1,
redlichkeit
) des geistlichen Menschen; teilweise Anklänge an einen vergeistlichten
dienst-lon
-Gedanken.
Bedeutungsverwandte:
 10.
Syntagmen:
die m. befinden, alle m. auf got lassen
;
im glauben m. sein, js. m. gros sein, eine m. erkalten, m. in gleichheit stehen, etw. begeren
(nämlich:
mit got
zu
vereinigen
),
m. im menschen gegrundfestet sein, grade haben
;
durch m. an dem gebet sein, j. (gros) in der m. sein, in m. brennen, sich in m. aufrichten, furcht in der m. haben, das herz in m. zerfliessen, j. in der m. leben / sterben, das bild gottes tragen, mit m. auf den baum
›an das Kreuz Christi‹
steigen, etw. (die speise) mit m. empfahen, got mit m. etw. wieder auftragen
;
m. gottes
(›zu Gott‹),
des herren
(›zum Herrn‹),
m. zu got
;
die brinnende / dreifaltige
›dreifache‹
/ feurige / geistliche / gefangene / götliche
›auf Gott gerichtete‹
/ himlische / minnende / rasende / rechte / süsse / ware / weise / vernünftige m
.;
der fürwurf / grad / weg, die alheit / behaltung / brunst / bekantnis / form / materie / regel / überkraft / wirklichkeit, das ende
›Ziel‹
/ feuer / zeichen der m
.;
der durst nach m
.
Wortbildungen:
minnebad
,
minnebewegung
,
minnefingerlein
›Vermählungsring als Zeichen mystischer Verbindung des Menschen mit Gott‹,
minneflammend
,
minnefunke
,
minneglünsend
(zum Gw s. ),
minnehitze
, ˹
minnelauge
,
minnendurst
,
minneregen
˺ (Metaphern für die Tränen der Maria Magdalena),
minnengebet
,
minnenkole
›Liebesbrand‹,
minneseufzen
,
minnesuchend
,
minneweg
›metaphorisch als Weg gefaßter, der eigenen Möglichkeit unterliegender Gang zum Erwerb der Sündenvergebung, zur Umgehung des Fegefeuers‹,
minnezäher
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
er [man] in gotis minne bran | alzuhandis in bereit.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ûf daz der mensche dar nâch kome ze einer grôzen bekantnisse sîner minne und umbe daz sîn minne und sîn danknæmicheit deste mêr und sîn ernst deste hitziger werde.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
294
(
mrhein.
,
um 1335
):
dine
[
Maria
Magdalena]
minne ist also groz, | daz ich noch nie vant din genoz.
Ebd.
1193
:
Die gesith duͦnket mich so guͦt, | daz ich in siner [Iesus] minne, | [...] | wil leben vnd sterben.
Strauch, Par. anime int.
22, 32
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz bilde Godis trage wir ouch in der minne.
Ebd.
124, 13
:
wan di furige minne zu Gode irkaldit an der sele, so stirbit si, und sal Got in der sele wirkin, so muiz Got in der sele foreinit sin.
Neumann, Rothe. Keuschh.
541
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
die kuscheit ane gotliche mynne | ist ein lampe da kein oley ist ynne.
Ebd.
5300
:
nicht unzemlich si uwer cleid, | sunderen in rechter einfeldickeid, | uwer hertze vol geistlicher mynne | das Cristus wone in uweren sinne.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
silber und golt [...] zuͦ haben iz ist nicht suͤnde und zu besitzenne mit der gotes minnen, also daz der mensche othmuͤntich si.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
26b, 15
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
ir schult dise fvͤnf brvnnen [...] betrahten piz ir svzzes wainen vnd minnen zeher schepfe͂t auz dem brvnne͂
(⸗
funf auz fluͤzzen
).
Ebd.
32b, 4
:
Dev dritt sach dev ain opfer got genem machet ist daz der mensch der da opfert in d’ minne sei vnd wanne got der svn in der hoͤhste͂ minne
[dies zu 1]
ditz opfer daz er selb ist dem vater hat geopfert da von mvz ez genem sein
(versteckter Anklag an den Lohngedanken).
Asmussen, Buch d. 7 Grade
909
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
wan do ich [sel] seines [traut] kosens wart gewar, | zehant zersmaltz mein herze gar | und ist in minnen zefloßen.
Stamm, Schwarzw. Pred.
5, 138
(
wobd.
,
14. Jh.
):
reht als luͥzel mahtu in dem kalten herzen dc erloschen ist an dem fiure der minne. och iemmer uinden kainen bluͦmen der tugende.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Di bredie usser sancte Johans ewangelio [...] seit von dem minnenturste noch Gotte und von dem gejegetze, wie der mensche gejaget wurt mit den hunden maniger leige bekorungen.
so wanne der heilge geist kummet in die sele und enphohet do ein minnen fúr, einen minnen kolen, von dem wurt ein minnenbrant in der selen; die hitze wúrffet uz minnenfuncken, die denne einen turst gebirt noch Gotte.
Es sint tegeliche gebresten die die minnehitze in irme werke erkaltent und das hertze zerstroͮwent.
Ebd. (
1359
):
sol der mensche sich [...] geben [...] zuͦ heiligem innigem gebette
[Var.:
dem heilgen minnengebette
].
Nu ist in den obersten gloͮbe, zuͦversiht und minne.
So enist der mensche nút sin selbes me gewaltig: das ist die gevangen minne.
habe ware goͤtteliche minne, nút also wir minne heissent in sinnelicher wise, sunder in wesenlicher wise in einem allerindewendigesten Got minnende.
Die ander tugent ist wore goͤtteliche minne; die tugent het Got gepflantzet und gewurtzelt in die nature. Von naturen minnet der mensche, und also ist die demuͤtekeit nút gepflantzet in den menschen, aber die kummet von ussen zuͦ; die minne die ist gegruntfestent in den menschen.
die demuͤtkeit sol unser grunt sin und minne sol unser gezimber sin und redelicheit, bescheidenheit, die wir uf den grunt súllen gebuwen han.
Ebd. Var.:
Die ander bredige von sant Johans baptisten seit von zweien liechten der gnoden und der glorien und wie wir das gezúgnisse enpfohen súllent das wir bevindent die minnende minne, die quelende minne und die rasende minne.
recht alle die krefte uf spannen, als der einen bogen harte spannet [...]. Dis ist der minne alheit und ist der oberste grat.
Der minne materie das ist unser herze, sele, krefte. Ir forme das ist minne. Ir wirklicheit das ist das man minne von al. Ir ende und ir fúrwurf das ist Got sunder mittel; minne wesen ist minne
[dies zu 1];
wan minne minnet umbe minne.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
do tet er ein inrlich frage und fragte sin minnesuͦchendes herze also: „ach herz mins, luͦg, wannen flússet minne und ellú lútselikeit?"
Ebd.
494, 8:
so wir [...] daz minnenfingerlin der reinen herzen, ie lieplicher in unser herzen truckent.
Ebd. :
Disen brief han ich armer súnder úch geschriben zuͦ eime testamente der minnen, und sú súl oͮch heissen der minnen regel, wanne sú uz minnen ist kummen her.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
vnd denne von bist oͮch dv [gespvnze] nv erst den rehten minneweg gangen, wenne dir sint alle dine sv́nden vergeben, vnd du solt oͮch niemer fegefúr bevinden
[hier der Lohngedanke im Spiel].
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
sit daz die guͤte gottes daz kleine brendelin [...] uwerre [...] begirlichen neigungen het gemeinsamet und vereinbert in daz große hitzige inbrünstige minneflammende fúr aller bruͤdere.
Dis vorgeschribene gegenwertige buͤchelin genant des heilgen geistes minneglünsenden ganeisterlins schürebrant het corrigieret [...] Bruͦder Claus.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 604
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
sv́ ensoͤllent nút machen froͤmede wege oder sv́nderliche wisen, sunder der minnen weg durch alle stúrme, dar sv́ minne leitet.
Ebd.
2051
:
das ist, daz sú gevͤbet muͦs sin vor vnd nach, wanne sunder minne wirken enmoͤhte wir nv́t verdienen, noch got erkriegen, noch daz selbe behalten, daz wir mit minne werken erkrieget habent.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
15, 31
(
els.
,
1362
):
Ebe got an dich gestige, do hettest du lipliche vorhte, nu hest du himelsche minne.
Ebd.
33, 15
:
Er
[Thomas]
heisset oͮch gar zerflossen, wenne er us flos in goͤttelicher minne.
Ebd.
106, 16
:
[sant Herrat] hette gotteliche vorhte in ganzer minne.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
do Rufinus zuͦ sant Ambrosien kam und für den keyser bat und seite, wie er ime nochvolgete von götlicher minnen, do [...].
Warnock, Pred. Paulis
2, 137
(
önalem.
,
1490
/
4
):
[menschen] legent alle ir minn und liebe allain uff gott und gebent sich den naturlichen uswendigen dingen nit me, denn sú rechte noturft zwingt.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1737
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Hundert minnsúnfftzen on allen schmertzen | Lăt er
[Christus]
in ainer stund | Und úbersüßet mir [minnende sele] minen mund.
Schmidt, Rud. v. Biberach
7, 1
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Aber daz vber wallich vnd heisz der selben minne ist, wenne der menschlich geist sich selben lat vnd schowende sin geminnten versmaht sich selben, vnd beschiht nach einer wunderlicher wise, daz er erhaben wirt mit fur der minne in den, der ob im ist, (daz ist in got), vnd von vberkraft der minne wirt der geist vsser im selben veriaget, daz er sich selben nuͥt betrachtet, so er got alleine minnet.
Ebd.
9, 22
:
ein ieklicher geist, erluͥchtet mit geloͮben vnd enpflammet mit minnen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
nu sprichet sant Bernhart daz dú volkomen sele drivaltig minne zu Gotte haben sol. dú erste haisset ,amor‘. dú ist also daz ich gantzen willen sol han Got ze minnen, und daz der wille reht gluͤge von minnen: also minne Got!
[es folgen
dileccio
anhaftung
‹,
caritas
].
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Das si [Maria Magdalena] die fuͤsse wol begoss | Mit ainer minne logen, | [...] | Si wart minne regens vol.
Das minne bat sú baide
[Maria Magdalena und Jesus]
| Tet inen jamers laide, | Als es zem besten dohte
[Bezug auf
minne regen
(V. 8033) oder auf den Salbenguß möglich; V. 8030:
giessen
].
Vetter, Schw. zu Töß (Hs.
15. Jh.
):
ie groͤsser das liplich ser ires
[
schwester
, eine Nonne]
hertzen was, ie sterker und inbrinstiger was gaistlich die minn bewegung ires gemuͤtes.
Sappler, H. Kaufringer
26, 26
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
mit seiner väterlichen pflicht, | besträwt er [Gott] all ir weg mit leiden, | das sie niendert mügen gereiden | den fuoss irs herzen nach gelust | denn nach der göttlichen minne durst.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
2, 25
(
noobd.
,
1347
/
50
):
So naigt sich meiner minnen prunst | Zemal in götleichs wesen.
Niewöhner, Teichner
38, 75
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
ez mag nieman nicht erstreben | nach dem ewichleichen leben | an ein rechte goͤtleich mynn
[hier der Lohngedanke anklingend].
Weber, Füetrer. Poyt.
324, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Noch in ir
[der
küniginne
]
kapell | istt si an ir gepet durch gottes mynne.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Schönbach, a. a. O. ;
Mönch v. Heilsbronn. a. a. O.
21a, 9
;
Asmussen, a. a. O.
592
;
Stamm, a. a. O.
4, 65
;
Vetter, Pred. Taulers ; ;
Eichler, a. a. O.
2, 519
;
Williams u. a., a. a. O.
106, 15
;
Warnock, a. a. O.
3, 135
;
5, 247
;
Schmidt, a. a. O.
10, 18
;
Brett-Evans, Bonaventuras Leg. S. Francisci
141, 19
;
Rieder, a. a. O. .
Vgl. ferner s. v.  2.
5.
›Minne, Liebe in ihrer Qualität als erotische, teils versittlichend verstandene, den Menschen erhebende, teils auch als Lust thematisierte, teils als moralische Verfehlung, Verstrickung des Menschen betrachtete Kraft‹; als Metonymie auch: ›Geliebte; Ehefrau‹;
minne
im Sinne moralischer Verfehlung ist mehrfach ex negativo an religiöse Orientierungswerte sowie an den Teufel angebunden.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1, , ,  123,  479,
1
 123,  15,  3, (
die
).
Syntagmen:
m. (be)geren / bejagen / pflegen, m. in has verwandeln, die m
. [wie]
arg / fest / mächtig / stark
(jeweils: ›als ...‹)
erkennen, schöne
›Schönheit‹
m. in die herzen giessen, jm. m. anmuten
;
die m
. (Subj.)
kräftig, ein reis der zucht, ein fund der ere sein, m. zu jm. stehen, jm. das herz aufheben, jamer auf jn. erben, frau m. eine meisterin sein
;
der minne
(Gen.obj.)
mit jm. pflegen, jm. der m. lonen (mit prügeln)
;
durch m. etw
. (z. B.
blicke / wort
)
lassen, in m. entbrennen, gegen die m. pilleln machen, jm. mit m. dienen, nach js. m. brinnen / toben / wüten, not dolen
›erleiden‹,
js. herz nach der m. schwitzen, hilfe / lere / rat von frau minne begeren, von / um m. bei jm. liegen
;
die m. des mannes / weibes
;
die auserwälte / falsche / fleischliche / gerechte / gewaltige / klare / rechte / sinliche / süsse / versessene / weibliche
›von seiten der Frau kommende‹
/ zeitliche m
.;
frau m
. (Personifikation);
˹der m. hitze / ordnung / runst / sold / stral / ungetüm˺
(jeweils charakterisierender / explicativer Gen.),
der lon, die werke der m
.
Wortbildungen:
minnebärend
›minnend, liebend‹,
minneblik
,
minnedienst
,
minnegestalt
,
minnekus
,
minnelon
,
minnenangel
,
minnengöttin
›Venus‹,
minnenlanze
,
minnenritte
(Beleg s. v.  2),
minnenschild
(Metapher für ›Minnedienst‹),
minnenschrank
›Umarmung in
minne
‹,
minnenstern
(dazu bdv.:  1, ,  1, ),
minnenwolf
(als Schimpfwort gebraucht, anschließbar an  5 in der Nuance ›moralische Verfehlung‹),
minnenwurz
Spontanbildung im Sinne von ›tief verwurzelte Liebe‹,
minnenzäme
›liebenswürdig‹ (dazu Wortbildung:
minnenzämer
),
minnenzieher
›der die Frauen liebenswürdig macht‹,
minnesam
4,
minnespruch
1 ›Worte der Liebenden‹,
minnesturm
›als Sturm gedachtes Liebesstreben des Menschen nach
einigkeit, einung, gleichheit
mit Gott‹,
minnewort
3,
minnewunde
2.

Belegblock:

Stackmann u. a., Frauenlob
6, 11, 1
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
Swer minnen schilt wil vüren, | da von sin art den twalm entfa, | der jage na | und prüfe, daz sin eigen schilt si da | und keiner me.
Thiele, Minner. II,
30, 168
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
mynne ist ein vont der hoher eren, | der zuͤchten rys, ain lasters este.
Karnein, Salm. u. Morolf
413, 1
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Sie sprach: ,diner minne enger ich nit, | kunig Fore ist mir dristunt als liep‘.
Ebd.
783, 5
:
bitz das der edele kunige lobesam | und auch sine werde minne | gottes hulde da gewan.
Pyritz, Minneburg
1398
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Wo ist ein mynne bernde frawe, | Die niht wil wider mynnen | In irre vernunft synnen | Den sie mit minn durch rest, | Und die die minne allein lest?
Ebd.
1765
:
Sie [frawe] nam ir mynnen lantzen scharpf, | Da mit sie swinde gein mir warf.
Ebd.
1802
:
Ja mocht ich haben lutzel reste | Von wunden ungehuͤren | [...] | Die mir die fraw geslagen dort | Hett mit irr mynnen lantzen ort.
Ebd.
1812
:
Mir wolle der mynne ungetuͤm | Daz leben ye abe schrecken.
Ebd.
2361
:
wie [...] innenclich mich jemert | Nach der die mich ginert | Hat mit irre mynnen-wurtzen.
Ebd.
3251
:
Ach awe, wem die selde geschicht, | Den sie mit mynnen schranken | Und mit armen blanken | Lieplich umbe vehet.
Ebd.
3280
:
Die mynne mir daz hertz uff huͤb, | Daz ez von senender luͤste | Fur schockent in der bruste | Und wagend sam ein aspe.
Ebd.
4117
:
wie sie [wyb] an gezundet | Sy von hitze siner [man] mynne.
Ebd.
4742
:
Mins hertzen mynnen wunden | Mir swellen und schrinnen.
Ebd.
5436
:
[Die meister] han die mynne also derkant | So vest, so mechtig und so ark, | So gar gewaltig und so stark.
Ebd.
5447
:
Syt daz die mynne so kreftig sy, | So must man da gen ertznye | Von pilleln machen.
Gille u. a., M. Beheim
296, 171
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Solt | ich ir dinn, | mynn | dienst volenden, | swenden | mein zeit mit ir, | wir | welten mit | frit | ummer wunen, | grunen.
Sachs (
Nürnb.
o. J.):
Merten spricht: | Schaw zu, du minnenwolff! was gilts?
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
so enthalt er [kúnig] si und richt si [Hester] uf und git ir sinen goͤtlichen minne kus.
Die hant sich gekert von disen weltlichen dingen [...]. Aber ir wise ist als sinnelich, als biltlich: [...] das heisset man in der omelien ein fleischlich minne. Aber wir wellen es ein sinliche minne heissen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
744, 5
(
els.
,
1362
):
Dise frowe was gar schoͤne von libe, do von enbrante ir swoger sterkliche in irre minne.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
des hat der mynnen angel | verschlickt meng küner tegen.
Ebd. (Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
die gewaltig frow Mynn, | die da ist ain maisterin | weib und man uber alle land.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1959
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
vs disem núwen gerúne vellet der geist in hunger vnd in turst vnd wil [...] in minnen sturme dvrch varen alle die abgrúndekeit, vf daz er erfúllet werde.
Adrian, Saelden Hort
3292
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
dez sich der valschen minne fruht | gelichet ainer toben suht, | der man verdirbet lachend. | sus von der minne swachend | wirt sel, lip, er und guͦt.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Do Paris begund Heylennen sechen. | Minne sprüche sol ich getagen.
Die selbig junkfrow mine san, | Ich nem, fürst, die ie sa, | Genantt ist sy Medea.
Iedoch mitt sendem ungemach | Menig mine blik im [Achilles] nach gesach.
Dreckmann, H. Mair. Troja
25, 30
(
oschwäb.
,
1393
):
do warend si nach ires leibs lust, und nach der minn ordnung, die naht mer dann halb, mit mangem süssen kuss.
Sappler, H. Kaufringer
2, 176
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er [Lucifer] sprach: „du [hauptman Lucifers] solt nit haben rast, | bis der paubst von dir gefall | mit unkeusch und der minne schall
“.
Ebd.
14, 206:
das ich stäticlichen prinn, | wüet und tob nach ewer [junkfraw] minn.
Ebd.
360
:
[die fraw] sturzt in in den waug hinein, | den valschen portner, vil schon. | also ward im der minne lon.
Ebd.
15, 32
:
da ward gespilt der minne sold | zwischen in baiden lieplich.
Ebd.
29, 66
(Hs.
1472
):
schön hat clare augen wunnesan | und cluoger pild hat sie gewalt, | das sie die minn manigfalt | kan in die herzen giessen | und darbei schon entschliessen | claren leib und lieblich prust.
Ebd.
82
:
davon ist schön der fröuden kron | und ain süesser minnelon.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
für ir [der jungkfrawen] minne gestalt deß mundes setzt er ain hangendes maul.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
er [morgen stern] haizt auch der minnenstern dar umb, daz er seineu kint, [...], minnenzæm macht, und dar umb haizent die hofierer der minnen götinne Venus.
allectorius, und hiez ze däutsch wol der minnenzieher oder der minnenzæmer, dar umb, daz er die frawen iren mannen minnenzæm macht.
Niewöhner, Teichner
267, 53
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
da von ist er ein tumer man | der sein lieb dar umb beswaret | daz sew tugentleich geparet. | [...] | sol seu [vrawe] plikch und wort | auf der werlt durich mynn lazzen | und sich aller frawden mazzen, | daz mocht nieman haizzen gut.
Klein, Oswald
102, 69
(
oobd.
,
1427
?):
Der minn ward mir gelont | mit brügeln und mit eisen.
Karnein, de amore dt.
69, 13
(
moobd.
,
v. 1440
):
Ee der selb
[Liebende]
mangelt solicher mynneplick, ee verlüer er aller wellt reichtung.
Ebd.
112, 10
:
Ob ain edel man ains edeln weibs lieb vnd mynn begert, der sol mit dissen wortten sy anbringenn zu antwortten.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Ir hercz ward ir swiczen | Mit jamer nach der min.
Nyholm, Füetrer. Gralepen
1747, 4b
(
moobd.
,
1473
/
8
):
ain brief; do warn vil suͤesser mynn wordt inn geschriben.
Weber, Füetrer. Poyt.
41, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
morgen, so es taget | laß ich euch zu der tochter mein, | frew mich, ob ir mynn von der rain peiaget.
Quint, Eckharts Pred. ;
Thiele, a. a. O. II,
30, 138
;
Henschel u. a., Heidin
1097
;
Matthaei, a. a. O. I, ;
Sappler, a. a. O.
7, 32
;
10, 7
;
12, 89
;
102
;
13, 14
;
Klein, a. a. O.
18, 93
;
56, 44
;
Weber, a. a. O.
11, 4
.
Vgl. ferner s. v. , ,
2
,  3,  1,  1,  13.
6.
›Hochachtung, das In-Würde-Halten des anderen, Zuneigung zu jm. als natürliche Tatsache wie als sozial oder religiös geforderte Pflicht; entsprechend freundliche, wohlwollende Behandlung; caritative Sorge um den anderen‹ (auch in Anlehnung an den herrschenden Tugendkatalog);
minne
in diesem Sinne ist wie 5 auf den anderen Menschen gerichtet, im Unterschied zu 5 und 7 aber nicht primär erotisch motiviert; im Unterschied zu 1 ist die religöse Begründung schwächer erkennbar; in 1 Beleg (s. u.
Bömer
) ist ›Liebe zu e. S. (zu Gold)‹ gemeint.
Phraseme:
St. Johans minne
›Erinnerungs-, Gedächtnistrunk‹ (im Beleg ironisch; s. u.
Kummer
);
bei Eurer minne
.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  3, , , ,
1
 89,  9,
1
 2,  1, ,  2,  5,
1
 1314, ,  124,  1,  56,  13, .
Syntagmen:
m. gewinnen, die m. festenen
;
m
. (Subj.)
überfliessen, gefreiet sein, jn. etw. leren
;
der minne zerrinnen, nicht haben
;
mit m. scheiden, ernst üben, mit js. m
. (›mit Verlaub‹)
sprechen, mit m. zu jm. (zu den menschen) gehen, etw. von m. tun, jm. von m. freundschaft tun
;
m. goldes, der creaturen
(jeweils: ›zu ...‹),
gegen dem nächsten / ebenchristen
;
die brüderliche / mütterliche / gemeine / grosse / götliche
›in Gott gründende‹
/ menschliche / ungepartigte m
.;
die hitze / hut der m
.
Wortbildungen:
minnenkind
›geliebte Person‹,
minnespruch
2 ›gütliche Absprache, Schiedsspruch‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
CHARITAS. Liebe huͤld freundtschafft minne gunst zuneigung.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Jr sult dat mynste zo dem meisten | wat sent Peter maich geleisten | verzeren, e ir sy moicht gewynnen, | dat spreche ich here myt vrre mynnen.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
ein gut wort ist besser dan goldes mynne | Odir dann richtom moge gesyn.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Dissen selben ernst sollen die sustere uben mit der hizzen der mynnen, daz sie sich under ein eren.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
do her sie geseynete, do bat sie on, das her sente Johannes mynne mit ir tryncken wolde.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
der Sekendorffer [...] gieng vor zun predigern ins closter und was pei vier messen und ließ im segen sant Johanns minn.
Eichler, Ruusbr. steen
872
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
wie mvͤßen vs vns selber gan zvͦ allen menschen mit truwen vnd mit bruͤderlicher minne.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
sunderliche menschliche minne, die alse nahe in der naturen sint von gelicheit der menschen.
Ebd. (
1359
):
das ist in der gemeinre ungepartigeter minne: einen ieklichen minnen als sich selber.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
37, 29
(
els.
,
1362
):
Sú soltent goͤtteliche minne tragen gegen irm ebenmonschen.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
sanctus Paulus sprichet: ,weliches minnenkint geischelt nút der minnenriche vatter?‘
Leisi, Thurg. UB
8, 128, 1
(
halem.
,
1393
):
Da woͤlti si irm sun die gnaͮd und frúntschaft tuͦn von muͦterlicher liebú, minne und rechter trúwe wegen, und woͤlti den phantschatz hinnenhin ze lipding von im haben mit der beschaidenhait, daz [...].
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
swaz der mentsch tuͦt, hat er der minne nit, so ist alles unnútz.
Ebd. (Hs. ˹
önalem.
,
um 1300
˺):
Daz andir ist minne ze dim ebin mentschin, dc du minnezam siest widir ielichin mentschin. du solt ælliu mentschin minnen ze dem dinge da zuͦ du ouch dich selbin minnest [...]. [du] solt ainem ielichin mentschin [...] dc himilriche helfin gewinnen.
Adrian, Saelden Hort
1489
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
geloben, minne, zuͦ versiht
[virtutes theologicæ],
| die drie von gotlicher pfliht | sint sunderlich gefriget; | mas, stærki, beschaidenhait | die siben tugent riche | soltu uͤben ordenlich!.
Argovia (
halem.
,
1443
):
Der dingen vnd des vnsers mynnspruchs baten die obgemelten beyde widerpartyen inen brief vnd vrkunde ze gebende, die inen allen nach vnserm mynnspruch ze geben erkent worden sind.
Munz, Füetrer. Persibein
176, 1
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Mit mynn vnd freuntschafft grosser | schieden sich dise zwen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Er [fürst] hat mit mir gewalt gehabt zu thuen seinen willen, hat mich nach dem mit minn und lieb von im geschickt.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
pring er sei [frau] nicht schıͤr von hinn, | er [herr] geit ıͤr sand Johans minn | mit der faust an den chragen.
Sievers, a. a. O. ; ; ;
Vetter, a. a. O. ;
Munz, a. a. O.
426, 2
;
Leidinger, A. v. Regensb. ;
7.
›zweckhaftes, selbstgefällig auf die eigene Person gerichtetes schmeichelndes Verhalten; auf einen zeitlichen Vorteil oder ewigen Lohn zielendes liebeähnliches Verhalten gegenüber dem anderen bzw. gegenüber Gott‹.
Wortbildungen:
minniglichkeit
.

Belegblock:

Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
7b, 25
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
So ist ze wizzen daz sehs lai minne ist Dev erst get aus ainer forht vnd haizzet knehtes minne oder ain dienstlichiv minne.
Ebd.
8a, 9
:
Dev ãder minne haizzet vnd ist ain miet gerndev minne dirre minn avgen stende. nevr zv dem lon.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Dis lieht enpfahet nieman wanne die armen von geiste und die ir selbes in eigener minnen und in willen blos sint.
Ebd. (
1359
):
so muͦstu an dir selber verwerden und aller eigenheit und minneklicheit und wúrklicheit und angenummenheit in aller der wise do du dich selber besessen hast.
blib iemer in disem covente diser vorgesprochener tugende und huͤt dich vor der stiefswester, der annemlicheit und vor eigener minne.
Ebd. (
E. 14. Jh.
):
wir muͤssent zuͦ leste ouch einen gespuntzen haben, ey herre, es enschat nútzit, es ist ein geistliche minne, wir muͤssent uns ergetzen, wir muͤssent kurtzewile han.
Matthaei, Minner. I, (Hs. ˹
nalem.
,
1459
˺):
so bistu, arme Minne, | an mengen enden önwerde, | do man min [Pfennig] von herzen begerte.
8.
›Haltung, Geist freundschaftlichen Zusammenhandelns, gütlichen Entgegenkommens bei sozialen und rechtlichen Streitfällen‹ (im Unterschied zum Rechtsweg); als Metonymien: ›gütliches Übereinkommen, Vergleich‹; ›freundliches Geschenk‹.
Phraseme:
von minnen
›um Gottes Willen‹.
Bedeutungsverwandte:
(mehrfach),
1
 2,  3,  4,  13.
Gegensätze:
 2,
missehelle
(s. v. ,
die
), (
das
13c/d, .
Syntagmen:
(die) m. bekommen / erfinden / getrauen / halten / nemen / suchen, von jm. nemen, jm. m. tun
;
j. einer minne
(Gen.obj.)
überkommen
›eine Einigung zustandebringen‹;
in / aus m. sprechen, jn. in (der) m. (be)richten / läutern, etw. in der m. ausrichten, in m. teidigen, das [...], mit der m. teidingen, mit minnen von jm. scheiden, jn. mit m. gescheiden / sünen / vereinen, etw. mit der m. verrichten, sich mit minnen richten, wieder dem kläger entwirren, mit m. mit jm. zu schaffen haben, (etw.) nach m. erkennen
›urteilen‹,
etw. nach der m. ausrichten
(z. B.
missehelle, einen stos
),
jn. nach m. rechten / berichten / verschlichten, jn. zu m. erbieten, sich zu der m. erkennen, etw
. (z. B.
die sache
)
zu m. ausrichten / stellen, etw. zu minne
›Geschenk‹
nemen, e. S
. (z. B.
der stücke
)
zu keiner m. kommen
;
die m. der sache
;
die freundliche m
.
Wortbildungen:
minnetag
›Zusammenkunft, Tag zur gütlichen Regelung einer Rechtsangelegenheit‹ (14. Jh.),
minneteiding
›gütliche Absprache‹ (a. 1439),
minneteidinger
›Vermittler einer gütlichen Absprache‹ (a. 1413).

Belegblock:

v. Bunge, Livl. UB
4, 74, 36
(
nrddt.
,
1395
):
das wir uns und den ordin zu allem rechte, fruntschaft und minne irbiten, und das wir gar ungerne gestatten wellen keinerlei zweitracht.
Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
„Frouwe“ sprach Volusian | „was wiltu nemen zu minnen, | daz du uns diz bilde hinnen | zu Rome lazes furen“.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1261
/
9
):
so en sal engeyn uͦnser bruͦdere ieme einich gewant borgin, bis he sichuͦntwirrit wieder den clegere mit minnen ove mit rehte.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1381
):
[es soll]
einer dem andern dae doin, wat man mit der minnen nit gescheiden mache, wat der lantman erkent dat recht ist.
Ebd. (
1476
):
Were sach, [...] dat einich man in vurg. hoef auch ausfaren wurde, der sal des sontags in der kirchen roefen, he wil aus dem hoef faren, of he iemant zu thun sie, dat he beikomme, he wil bezalen oder sein minne
(hier wohl ein Geldbetrag gemeint; vgl. dazu
Rwb
9, 657: „eine Art Lohn, wohl entstanden aus einer freiwilligen Abgabe“; bezogen auf den Bergbau; a. 1387 f.)
werfen und desglichen das sein ouch inforderen.
Ebd. (
1349
):
das sî [amptlude] macht hain uns zu soenen, mit minnen ader mit recht, na iren besten sinnen und witzen.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
so sullent ir dar nach sie und uns rechten (nach) minne oder nach recht.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
um 1435
):
wie sie sich zu dem rechten oder zu der minne erkennet, des sollen wir gehorsam sein.
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
355, 22
(
noobd.
,
1348
):
daz unser vorgenanter herre byschof Albr. ze Eystet hern Ulr. dem schenchen von Geyrn minn und reht schol tuͦn.
Leisi, Thurg. UB
7, 878, 8
(
halem.
,
1332
):
dc herre Cuͦnrat, [...], willeklich sich erbot ze gebenne ierlich [...] von minnen, die wil er lept, x scheffol habern.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1352
):
Gestiessen die gelich zwen gegen zwein, und es an den obman kême, und der denne daz nuͥt berichten moͤchti mit der minne mit beider teilen wissende, daz er denne ein recht spreche.
Ebd. (
1384
):
nach fuͥrlegung antwuͥrt, rede und widerrede beider teilen soͤnt die selben ratherren alwegent die minne der sache vor an suͦchen.
Ebd. (
1413
):
es were denne, daz si an beiden teilen einer minne uͥberkomen moͤchtind.
Ders., Recht Laupen (
halem.
,
1451
):
sind
die ret beid teil ankomen, inen ir stoͤß zuͦ ubergeben und darinne die minne zuͦ getruͥwen; daruff si oͧch min herren ... vollen gewalt geben hand, si in der minn zuͦentscheiden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
15. Jh.
):
und kam zuͦ der minn und ward gesprochen, das [...].
v. Bunge, a. a. O.
4, 75, 40
;
135, 31
;
Loesch, a. a. O.
1, 181, 30
;
Lamprecht, a. a. O. ;
Koller, Reichsreg. Albr. II.
185, 1
;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
18, 36
;
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
52, 16
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ; ; ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Rennefahrt, Statut. Saanen ; ;
ders., Stadtr. Bern ; ;
ders., Recht Laupen ; ;
UB Zug
1, 6, 17
;
492, 8
;
Müller, Stadtr. Ravensb.
160, 21
;
Mollwo, Rotes Buch Ulm ;
Dertsch, Urk. Kaufb.
361
;
Thiel u. a., Urk. Münchsm.
200, 16
;
Vorarlb. Wb.
2, 402
;
421
;
Öst. Wb.
4, 317
.
9.
kindersprachlich für ›Mutter, Großmutter‹ im Unterschied zu
1
ätte
1; 2; hier anschließbar die für das Mosfrk. in einem Regestausdruck dokumentierte Verwendung ›Viehwärterin‹.

Belegblock:

Struck, Cist. Marienst.
1358
(a. 
1493
); 1406 (a. 
1500
);
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .