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helle,die
;hölle
; -n, -Ø
/–;1.
nach christlicher Auffassung: ›Hölle, Reich des Teufels, Aufenthaltsort der Verdammten nach dem Tode‹; selten auch metonymisch: ›Höllenbewohner‹; ganz vereinzelt mit Bezug auf antik-heidnische Vorstellungen: ›Unterwelt, Totenreich‹. In den Belegen wird die Hölle oft als Raum in oder unter der Erde beschrieben (mit Pforte und Vorhof und dem Teufel als Herrscher), in dem ein ständiges Feuer brennt, das die Insassen ewig peinigt. Daneben wird sie auch als gefräßiges Monster (Drachen) mit aufgesperrtem Maul geschildert.Zur Sache vgl.
Rgg
4
3, 1844-1855.Syntagmen:
j.
(Subj.) die h. verdienen / sehen, sich die h. untertan machen, got die h. erschaffen / machen
; die h.
(Subj.) greinen, mit platten gepflastert sein, im erdreich gemacht werden, jn. ängsten, sich aufsperren
; der h. entrinnen
; in die h. fallen / kommen / (nieder)faren, jn. in die h. werfen / versenken / verstossen, die sele zur h. jagen / von der h. herausfüren / in die h. füren, in der h. jm. schenken, in der h. brennen / erstinken / liegen / sein / sitzen, selen in der h. plagen, pein
(Subj.) in der h. sein, jn. aus der h. vertreiben, das feuer
(Subj.) aus der h. kommen, zur h. anländen / faren / fliehen / sprechen, jn. vor der h. bewaren
; h. ab
›weg mit der Hölle‹; die h. mit irem schlund, die bittere / ewige / tiefe / schwarze h.
; der h. feuer / hund / kind / könig / pful / rachen / tal, der abgrund / bord / dam / fürst / grund / rost / stifter, die angst / brunst / glut / gruft / marter / pein / pforte / vorburg der h
; der weg zur h., der vorhof vor der h
.Wortbildungen:
helbad
helflus
helgalgen
helgesinde
helhaus
helkarren
helkind
hellebär
helleben
helledrache
hellefart
hellefeuer
hellefliege
hellefreiserin
vreisen
›in Gefahr und Schrecken bringen‹; ), hellefunke
hellegauch
hellegeiz
hellegot
hellegruft
hellegrund
hellehitze
helleknabe
hellekole
hellekrage
hellekrücke
hellekünder
hellenangst
hellenband
hellenbrand
hellenbrecher
hellendieb
hellendrache
hellendorn
hellen|egel
hellenfar
hellenfeind
hellenfürst
hellenglut
hellenhaufen
hellenloch
hellenpfad
›Weg zur Hölle‹, hellenscherge
hellentron
hellentür
hellepforte
hellepful
helleplage
hellequal
hellereich
hellerotte
helleschauer
helleschlund
helleschubel
helleteufel
hellewark
warc
›Mensch von roher, verbrecherischer Denk- und Handlungsweise, Wüterich‹; ), hellewart
wart
›Wärter‹; ), hellewirt
hellewolf
hellewurm
hellezarge
zarge
›Seiteneinfassung, -wand‹; f.), helnot
helrichter
helrost
helschwere
hel|ser
hel|spor
spor
›Fußstapfen, Fährte, Spur‹; ), helston
helstrasse
heltiegel
heltor
helwürdig
Belegblock:
˹In Sprichwörtern und Redensarten:
die Helle ist nicht so heiss, als man sie machet.
Es ist so guͦt in die hell gsprungen | Als mit rütschen dryn gerungen.
Eygener wille brint in der helle.
Ebd.
1, 205, 5
: Lang zu hofe / lang zu helle.
Wie ainer thuͦt auff erden / So thuͦt man im wider in der Helle.
ick hebb dat Pape horen seggen, Et sy besser met ein Oge inn dat Himel tho kamen, als mit twe Ogen in die Helle
.˺
der Luther sei die gröste ursach daß die mess ins hellbad muß.
Du [Heinrich Schütz] machst dir mit deinen Liedern | Hell’ und Himmel untertan.
der vorste des abysses, | Belzebub der hellewirt.
Ist aber daz du weres ark, | So vorchtestu den hellewark | Und des abysses angest.
So mugn ir di helle phorten | Mit werken noch mit worten | Geschaden noch verwinden.
da werden durch beycht, sacrament, ablas, gepott die seelen untzehlich tzur helle iagt.
Mitten ynn dem tod anficht | uns der Hellen rachen.
das man sagt, Die helle sey gepflastert mit eitel platten.
da er [Teuffel] dem menschen [...] ein truͤncklin schenckt [...] das da heisst hellen angst.
Des Teufels Marterer [...] wird die Helle viel seurer zuverdienen, denn der Himel den rechten Heiligen.
daz her [god] vns vriete von dem duͦuͦele vnde von der ewighen martere der bitteren helle.
Swanne im iht kam geschozzen | Des hellewarten phile.
wer hie [...] sin ding zu gote berichtet, | den vluhet dort daz hellevur.
daz ich vil starke hellehitze in dem abgründe hân.
Daß höll vnd Teuffel greine.
ob er [Christus] schon solcher Bekantnuͤs mit boͤsen tod⸗ vnd hellwuͤrdigen Wercken widerstrebt.
Ir hellen vuͦrsten, duͦnt of die duͦr. | Vnd gebent mir mine knethe hervor.
des muß ich lygen in disser hellen glut, | der tufel wirt mir vor myn sunde lonen.
Got ist allein der die sele furet in die helle vnd widerumb vß der helle.
woil her uß der hellen, | Sathanas und alle dyne gesellen! | kommet zu mer, er hellerodden.
Ebd.
1108
: in der hellen woln mer uch schengken, | mit swebel und bech woln mer uch trencken.
Ebd.
5109
: deß mußet ir tredden den hellenpaid.
von Christo meim Erretter / Dem grossen hellen feind.
set ir alden hellekrucken, | der tufel huck uch uff den rucke.
Wÿ gar grosse frewde Jm ewigen leben seÿ vnd wÿ vnsegliche swere pein Jn der helle.
Man wil ouch, das die weile die helle gemacht wart mitten yn dem ertreiche.
das sy der teufel nit vernag | und slind in seinen helle krag.
sie heten auch kostliche hell
[als Wagen bei einem Fastnachtsumzug]
, was ein groß schiff und ein hohen segelpaum und ein wannen darauf, darinn saß ein teufel. Hellepful hellepfutz.
Er ist dein rechter hellen-brecher, | Dein trewer mitler und fürsprecher, | Dein erquicker, hirt und vertretter.
Viel armer seel inn dem hellhauß, | Den schar man undtern üchsen auß, | Das ihnen das blut herab ran.
Da sach ich viel hell-tegel innen | Gar dußmig und gantz dimper brinnen.
Er [Christ] fuhr hinab zur Hoͤllenthuͤr, | Deß Teufels gwalt zerriß.
wez blestu dich, krotenbalg? | dir ist berait der helgalg.
die aber minnent dú ding dú wider Gottes gebot sint, die varent schlehtes in die helle.
daz himilriche un̄ ertriche un̄ hellerich daz daz alliz irfullit wære mit siner [Herre] irbermide.
daz sint die lúte die kranker nature sint und sich den helle wurm, den túvel, mit maͤnger bekorung lassent nagen.
Dise lúte gant vf dem borte der hellen: missetretend sv́ v́t me, sv́ vielent dar in.
daz er alle zit wonde, er muͤste ein ewiger hellebrant sin.
in der stat zuͦ Rome det sich die erde uf und wart ein gros hellenloch do.
Man sol nichtz vff der cantzlen leren, | Dan was man gern wil hoͤren, | [...] | Hel ab, tüffel ab vnd fegfeüer ab, | Das sich der arm man froͤw darab.
wie der reich mann, der in der hellen saß, der lecket auch wie die durstigen schaf und hett geren trunken.
darumb auch die matrix maioris mundi die helle genennt wird und ists auch; dan der teufel wont darinnen.
Die werden selen die Ihesus | Von der helle fuͦrte har us.
och warent etlich heidene die opfirtent an disen tagen ir eigen menslich bluͦt dem hellegote d’ da heizit pluto.
Ir fürsten der hellen, thuͦnd vff die thor!
sprechent etlich daz daz fúer kome usser der hell.
Under den weilen kam die seel, dieweil er ain kürschner gewesen, in ainer katzen gestalt hinab gen hell.
inferi ,die in der hell, under uns‘.
dar umb prinnent die pœsen christen vast in der hell, die daz hailig öl und die andern hailichait unwirdicleich enpfangen habent.
die andern liez er dort fur war | pi den hellen schergen gar.
wann er im geprediget vor, | himel steig und hell spor.
Ebd.
250, 16
: mit schanten gewint man hell ser, | mit eren gewint mans himelreich.
Ebd.
288, 2
: Es ist zwayerlay wuecheraͤr: | ainer wuechert hell swaͤr; | der ander wuchert daz immer leben.
Ebd.
329, 24
: daz nichtz an in [got] geleben mag, | erd, wazzer, fewr, luft, | himelreich und helle grufft.
Ebd.
329, 34
: also waͤr ez allez tot, | himelreich und hell not, | solt unser herr nicht drin sein.
Ebd.
355, 61
: sew sind im paid fuͤr gesetzet, | himel wunn und hell leben.
Ebd.
355, 78
: also stet dem menschen vor | himelreich und hell tor.
pewar unns vor dem helle geitz.
zuo der linggen siten stât ein schar, | die sind vor schrikhen hellevar.
wer an got ist, der ist inn der hëll.
In der pein der hellen da ist ain stund vil grosser vnd swerer denn hundert jar.
Schade, a. a. O. ;
Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
38, 10
; Luther, WA ;
Stackmann u. a., Frauenlob 5, 109 G,
15
; Rosenthal. Bedencken
13, 32
; Fellmann, Denck. Schrr.
2, 95, 1
; Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
508
; Harms u. a., Alberus. Fabeln
68, 28
; Strauch, Par. anime int.
31, 25
; Anderson u. a., Flugschrr.
19, 4, 8
; Böhme, Morg.R.
15, 13
; Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
22, 12
; Gille u. a., M. Beheim
287, 61
; Reichert, Gesamtausl. Messe
96, 9
; Reichmann, Dietrich. Schrr.
260, 1
; Banz, Christus u. d. minn. Seele
747
; Fuchs, a. a. O.
3993
; Goldammer, a. a. O.
6, 192, 18
; Roloff, Brant. Tsp.
1623
; Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Ukena, Luz. Sp.
1323
; Heidegger. Mythoscopia
45, 9
; Morrall, a. a. O.
160, 3
; Martin, H. v. Sachsenh. Tempel,
955
; Klein, Oswald
32, 7
; Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
2801
; Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
505, 7
; Stackmann u. a., a. a. O.
8, 23, 19
; Moscouia
E 1v, 14
; A. à S. Clara. Glori ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
75, 34
; Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. I,
329
; Schmitt, Ordo rerum 297, 6.
1
; 2.
›Qual, Pein, ewige Verdammnis, Höllenstrafe‹; metonymisch zu 1, davon in den Belegen nicht immer deutlich unterscheidbar.Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Syntagmen:
die h. austilgen / verdienen, für jn. bezalen
; die h.
(Subj.) sich anheben, jn. quälen, etw. eine h. sein
; der h. entgehen
; one h. sein, in h. verstürzen, vor der h. erschrecken, die sele von der h. erlösen, jn. zu der h. drücken, vor der h. frei sein
; die ewige h.
; angst der h
.Belegblock:
Helle vnd Verderbnis ist fur dem HERRN / Wie viel mehr der Menschen hertze?
Swer dâ ist âne crêatûre, der ist ,âne wê‘ und âne helle.
daß der [Arrius der grosse Kaͤtzer] [...] eines schendlichen Todes starb / vn̄ ohn Zweiffel der Hellen nicht entgangen ist.
ich wen, daz sich ir helle | hi anheben welle.
das leiden Christi [...] tilgt gar leichtlich auß die hell.
Sihestu was dise schadenfro reichtum außrichten / welche souil leichtfertig seelen ansich zihen in muͤssigang vnnd hell verstürtzen.
Herr, din zornliches antlúte dins vetterlichen zornes ist dennoch einem menschen [...] ein helle ob aller hell.
daz die menschen in vngedulte sint vnd iren lon verlieren vnd dicke vil die helle verdienent.
3.
›schmaler, dunkler (rußiger) und heißer Raum‹; speziell: ›Raum zwischen (Kachel-)Ofen und Wand‹; doch auch mit Bezug auf andere (enge) Räume innerhalb eines Hauses (vielleicht Abstellkammern); Ütr. zu 1.Wortbildungen:
helhafen
Belegblock:
Ihr Jungfern und Gesellen | und die ihr gerne sitzt vor, bei und in der Hellen.
Wenn im das arsloch wer zu gewachsen, | So scholt es imß als weit auß etzen, | Das mann ainn hellhafen wol drein möcht setzen.
mer soll der stat haffner keinem kein hellhaffen noch rorren einlegen, es woll in dann einer oder eine selber zallen von irem gelt.
in der stuben dich verstell | Hinder den Ofen in die Höll!
in dem der bischoff so fragte, gehet der hund Lepsch auß der hellen herfür.
Belegblock:
die stat [...], die do hiess die helle, eyn loch yn die erde, do vil füers unde gestanckes uss gyngk unde den Romern grosse obirlast tedt.