1
messe,
die
;
/-n.
1.
›Messe, als Gemeinde-, Konvents- oder Privatzeremonie vollzogener, von einem geweihten Priester geleiteter Gottesdienst der vorreformatorischen Kirche und der nachreformatorischen katholischen Kirche mit anschließender Eucharistiefeier‹; in den – außerordentlich zahlreichen – Belegen wird die Messe mit ihren einzelnen Akten als im Ablauf und im Inhalt bekannt vorausgesetzt; die über sie gemachten Aussagen betreffen seltener ihren dogmatischen Kern (z. B. den Opferbegriff, die Realpräsenz Christi, den Erinnerungscharakter, die theologische Rolle des Priesters sowie der Gemeinde) als folgende Gegebenheiten: ihren praktischen Vollzug, den tatsächlichen Besuch durch die Angehörigen der Gemeinde, ihre teilweise Existenz und theologische Begründung als Privatmesse (Seelenmesse), die lehrhafte Symbolik der einzelnen Messeakte (s. u. Belege
Buijssen
), die gebrauchte Sprache, die Stellung der Messe im sozialen Alltag, immer wieder finanzielle Aspekte, darunter die Vernetzung mit dem Ablaßwesen und ähnlichen Finanzpraktiken, auch den vereinzelt belegten Zusammenhang der Messe mit medizinischen Glaubens- und Wissensbeständen. Die Belegung von
messe
steht oft im Orientierungsfeld mit  1, sowie mit
almosen geben
(s. v.  1),  1,  2,
1
 3 usw.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
6, 555-558
;
LThK
1986, 7, 321-331
.
Phraseme:
die erste messe
›Primiz‹;
die ewige messe
;
die stille messe
(vgl. dazu:
stilmesse
).
Bedeutungsverwandte:
(
das
2,  2,  1.
Syntagmen:
die m.
˹
haben / halten / sprechen / lesen / singen / hören
˺ (jeweils mehrfach)
/ aufrichten / aufsetzen / tun / volbringen / anspeien / fliehen / verabsaumen / verschlafen, in eren haben
;
eine m. frommen
(mehrfach)
/ stiften, die m. deutsch halten, in der minne ausstehen, jm. die m. abkaufen
;
die m
. (Subj.)
das abendessen bedeuten, ein greuel, eine gotteslästerung sein
;
der m
. (Gen.obj.)
bedürfen / gedenken
;
der m
. (Dat.obj.)
etw. anhängen / dienen
;
aus der m. ein affenspiel / greuel geworden sein, bei der m. stehen, durch die m. selig werden, jn. durch messen erlösen, die gemeinschaft durch die m. zerstören, hinter einer m. stehen
›zur Messe gehen‹,
in der m. die epistel lesen, den kelch erneuern, das wort äfern / repetieren, got in ieglicher m. mensch sein, js. jartag, die geburt mit der m. begehen, selen mit der m. erlösen, (etw.) von der m. rümen, zu der m. gehen / läuten, geld zu einer (ewigen) m. dienen
;
die heilige
(häufig)
/ frühe / löbliche / lutherische / neue / teuflische m
.;
der name messe
;
der anfang / eingang / misbrauch, die übung / lesung, das ampt / anheben der messe
.
Wortbildungen:
mesbischof
(abwertend),
mesbrief
,
mesglocke
,
meshaben
›das Halten der Messe‹,
meshabung
,
meshantierung
,
meskasel
(zum Gw s.  1),
mesknecht
abwertend für ,
meskram
von protestantischer Seite abwertend für die Messegeräte des katholischen Messeritus (a. 1619),
mesliecht
,
mesling
spöttisch für ›Katholik‹ (a. 1531),
mesloser
›Hörer der Messe‹,
mespfenning
›Opferpfennig‹,
mespfleger
(genaue Bedeutung aus dem Beleg nicht ersichtlich),
mespfründe
(16. Jh.),
mesrümen
,
messegezierde
,
messehalter
,
messelade
›Lade für die Messeausrüstung‹,
messemarkt
›als Markt charakterisierte Messe‹,
messepfaffe
(abwertend; dazu bdv.: ),
2
messerer
,
messisch
1 ›in der Messe stattfindend‹; 2 ›katholisch, der Messe anhängend‹ (a. 1598; ),
messteize
›dem Priester bei der Messe gereichtes Kännchen mit Wein und Wasser‹ (a. 1555f.; Gw: ),
meswein
.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
26, 22
(
preuß.
,
1422
):
in der messeladen ist eyn gancz messegerete, buch, kelch etc.
Luther, WA (
1520
):
ablas, ablaszbrieff, butter brieff, meszbrieff, und was der Confessionalia odder buberey mehr sein zu Rom.
Ebd. (
1521
):
Nu aber haben die Bisschoff und Doctores die Meß pfaffen eyngesetzt.
Wenns aber mess hallten und ablas were, da kund man sich erkennen und zu danck allerley geben und thuͤn.
Ebd. (
1525
):
davon [Ablas und Fegfewr] du
[Papst]
doch selbs mit deinen Bruͤdern den Carnuͤffeln und Carnalischen Messbischoven [...] nichts nicht heltest.
Ebd. (
1526
):
Eytel verlorne mühe, die doch zurbrochen wird durch die Meßhantirung.
Ebd. (
1544
):
es hat kein ander auff Erden [...] Gotte seinen lieben Son, [...], koͤnnen opffern, Wie doch hie wider des Endchrists Pfaffen unverschempt von jrer Messe rhuͤmen.
Ebd. (
1528
):
Gleich wie wir klostern und Messeren [...] auch gestossen haben, [...].
ich halt nicht, das ein schendlicher grewel auff erden komen sey unter den christen denn der Messemarckt.
Ebd. (
1434
):
Wie viel [...] solte man heute finden ernste Messehalter?
Ebd. Br. (
1546
):
Also hat sich der liebe Gott gantz vbel verdienet vmb die heiligen Mesknecht.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
16, 27
(
Frankf./M.
1563
):
Ein Kleblat mit vier bletlin / daruͤber ettliche Messe gehalten seind / soll guͦt sein fuͤr hawen unnd stechen.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
swie kleine ein werk und swie snœde ez sî, sô ist ez nützer getân in wârer gehôrsame, ez sî messe lesen, hœren, beten, contemplieren.
Schmitt, Ordo rerum 59, 15.
1
(
rhfrk.
,
1414
):
Ornatus Apparatus messe geczyrde.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
148, 15
(
rhfrk.
,
um 1435
):
ein heyliger bruder / der ist eyn pryester / jch han sin messe dicke gehoret.
J. W. von Cube. Hortus
96, 9
(
Mainz
1485
):
Ritters blomen dry in iu͂gfrauwen wachs gewircket vñ an den hals gehencket vnd do mit sant Otilien ein messe gefrõmet [...]. Syn augen blyben gesunt.
Jostes, Eckhart
40, 28
(
14. Jh.
):
Di leut gent ze der messe und gebent ir almuzen, ir ander leben daz ist der werlt.
Strauch, Par. anime int.
135, 30
(
thür.
,
14. Jh.
):
und hette ein apostolus messe gesprochin an dem carfrîtage du Christus tot was an dem cruce.
Lippert, UB Lübben
2, 201a, 21
(
osächs.
,
1523
):
28 ar. g. vor 1 virtell Juterbochisch byr, her Thomas Niwitz zu seiner ersten mesß gegeben.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
1451 jar da sind worden zwai hundert lib. mer 76 lib. zu messpfenning hie zu sant Sebolt.
Gille u. a., M. Beheim
139, 155
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
fruht der lieb, alz da sint dy | vasten, almusen geben, | Peten und in dy kirchen gan, | messrömen, kirchen pauen schan.
Reichert, Gesamtausl. Messe
1, 4
(
Nürnb.
um 1480
):
Messe singen oder lesen: wer das thun sol.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
485, 30
(
nobd.
,
1527
):
Zwey grosse messkendlein, dorinne man messweyn helt.
Sachs (
Nürnb.
1523
):
Vier opffer muß man in auch reichen | Und den meßpfenning des-geleichen.
Ebd. (
1541
):
in aller welt | War all sein [babst] ding gericht auf gelt | Sampt allen seinen meßknechten, | Detten nur nach dem pewtel fechten.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
ye gern die dewflische mess wider gern sehen uffzurichten, mitsampt vil geschell und lewtens und ander alt bäbstlich kirchengepreng.
Franck, Klagbr.
222, 36
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Wir gedencken auch der meß nicht / die von wegen des gewinß zu einem opffer sind worden.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
du solt dich selben negeln in den stuͦl, voll us ze stenne, und sunderlich die messe in der minne, als Cristus voll us stuͦnt an dem krútze.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
Alexander [...] mahte zu der stelle(n) messe dise wort: [...].
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
daz solt du geloben daz er gewaͤrer Got und mentsch ist und daz er ist in ainer ieglicher messe.
wie súndig er [priester] si an sim lebenn, untz daz im sin amt unverbotten ist, so mag er messe singen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
ein Bauer, der zuͤnt allemal ein Meßliechtlin an fuͤr das heilig Sacrament.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 64, 4
(
Straßb.
1520
):
so beleibt es auch noch der massen verdienstlich in der messischen betrachtung seines heiligen leidens.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Bitterle, [...], truͦg an des erschlagnen grafen [...] sidne schuben, mit einem breiten wissen kruͤz, wie ein mess-casel verzeichnet.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1439
):
dem man mit der meͤßgloggen luͥtet: | ze luͥten v ß, ze graben vi ß.
Schib, Urk. Laufenb.
184, 8
(
halem.
,
1506
):
das gegenn dem almechtigen gott vnserm schoͤpffer nuͥtzitt [...] trostlicher nach den lebendigen verdienlichers ist, dan das ampt der heligen meß.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1511
):
dz die sigristen den maͤßwyn ... des morgen fuͥrterhin reichen soͤllent.
Ebd. (
1528
):
Mäßloser zestraffen
[folgend: Strafen für die die Messe Mißachtenden].
Jörg, Salat. Reformationschr.
695, 16
(
halem.
,
1534
/
5
):
ettlicher ouch sprach / er well lieber ein kuͦ oder maͤren etc. / dann hinder ein meß / oder zum sacrament gan.
Müller, Stadtr. Ravensb.
92, 4
(
oschwäb.
,
1330
/
4
):
swa man der liche messe singet und sol ouch vuͥrbaz nieman messan fruͥmen, wan die des toten kint sint.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 145, 32
(
schwäb.
,
1473
):
ich Hanns Gayßmayer [...] der meß pfleger des achtenden tails.
Bauer, Geiler. Pred.
99, 20
(
Augsb.
1508
):
wenn du an ainem feirtag nit wolttest hoͤren ain meß in deiner pfarre, wann du maintest du woltest mit me ruͦwe beeten in deim hauß / damitt überttraͤtest du das gesatzt der cristenlichen kirchen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Emalß und die bundischen gen Memingen kamen, bedorft kein briester meß halten, dan theutz.
ir lutterischer prediger der wolt mit gantzen gwalt das meßhaben und sacrament abtulgen.
die sag, wie herzog Ulrich [...] das meß haben, [...], abthon und die lutterischen meß aufgericht.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
und wolten inen kain hindernus noch zwancknus thon mit der meßhabung.
Rot
328
(
Augsb.
1571
):
Mess. Etlich ziehen solches wort her / von dem Lateinischen wort missa, heist als vil als gesandt. Aber nach Hebraischer meinung heist es ein freywillig opffer / welches mit eygner handt geraicht vnnd außgetheylt wirt / zu dem brauch der rechten waren einigkeit / welches Moses Deute. Missath Nidbath nennet.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
was der jâmer sô grôz, dass der pâbst Clemens der sehst ain new mess machte für den tôt.
Thiel u. a., Urk. Münchsm.
172, 26
(
moobd.
,
1350
):
Si schuͤllen auch mein dez egnanten Hoͤrders jartach begen ellev jar ewichlich mit vigili, mit mess, mit gelauͤtt.
Bastian u. a., Regensb. UB
7, 42
(
oobd.
,
1351
):
Umb die mess datz S. Erhard und umb die kertzen 3 ß.
Vogel, Salb. Heiliggeistsp.
3, 16
(
moobd.
,
n. 1390
):
der alt Ruͦdolf hat ein mezz gestifft zuͦ dem heyligen Geist.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
38, 92
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
die speis hat solichen sitten, | sie lonet allen tritten, | wer mess in eren hat.
Buijssen, Dur. Rat.
5, 15
(
moobd.
,
1384
):
daz mit dreyerhande sprache fürsichtichleich daz ampt der mezz erfullet wıͤrt, wan der hochgelobte altar, der stam des heiligen chrewczes geczieret wart mit oberschrift nach des heiligen geistes ordnunge in dreyer slacht (zungen): [...].
Ebd.
8, 3
:
der herr Jhesus hatt aufgesaczt die mess, der ist ein priester noch der ordenung Melchisedech, der prot und wein verwandelt hat in seinen leichnam und sein pluet.
Ebd.
9, 19
:
daz die mess bedewt, daz habent dıͤ ewangelisten genant das abentezzen.
Ebd.
16, 17
:
chainer schol ordenleich an einem tag mer wenn denn ain mess haben, wann Christus nuͤr ains gemartert ist.
Ebd.
24, 31
:
di mess der gelaubigen, dıͤ getauft sind, ist vom offerent uncz nach dem communi. Und di selbig mess ist gehaissen vom lazzen, wenn wann dıͤ mess volpracht ist, so wıͤrt ain ygleicher gelaubiger haim lazzen.
Ebd.
25, 6
:
Etwann, alz gewonleich ist, haizzet mess daz gancz ampt vom ingang zu der mess uncz auf dıͤ stat: „Get, daz oblat ist gesant“.
Ebd.
25, 12
:
Ettwann allain haizzet daz dıͤ mess, daz man spricht in der gehaim. Ettwann allain haizzet man daz die mess die wart, mit den man gesegent goczleichnam. Ettwann ist der nam mess ain aigner nam, wenn der nam bedeut Christum.
Ebd.
25, 17
:
Auch bedeutt der nam mess den engeln, der gesant wıͤrt, daz mit sein henten daz oblat geophert wert auf dem hohen alter gocz.
Staub, Qu. Wien
3, 2, 2918, 13
(
moobd.
,
1419
):
von demselben haws man dıͤnt 4 phunt phenning zu der ewigen mezz.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
die zwen fürsten stiften der frawͦen zuͦ Strawͦbing zwo ewig mes.
Joachim, Marienb. Tresslerb. ; ;
Quint, Eckharts Pred. ;
Aubin, Weist. Hülchrath ;
Hübner, Buch Daniel ;
Sermon Thauleri
1ra, 30
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Baumann, a. a. O. ;
Vetter, Pred. Taulers ; ;
Bihlmeyer, a. a. O. ; ;
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. ;
Geier, Stadtr. Überl. ;
Merz, Urk. Bremgarten
305, 5
;
Ders., Urk. Wildegg
71, 19
;
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
13, 24
;
Boner, Urk. Aarau
611, 7
;
Rennefahrt, Recht Laupen ;
Ders., Statut. Saanen ;
Lauater. Gespaͤnste
34v, 12
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
161, 6
;
Sappler, H. Kaufringer
4, 91
;
Brandstetter, Wigoleis
202, 40
;
Nyberg, Birgittenkl.
2, 162, 22
;
308, 34
;
Bastian u. a., a. a. O.
117, 13
;
Buijssen, a. a. O.
24, 10
;
35, 8
;
Hauber, UB Heiligkr. ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
4, 7
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 518
;
Vgl. ferner s. v.  1,  2,  1,  6,  1,  17.
2.
›Institution, kirchliche und soziale Position, Amt, Einrichtung der
messe
‹, Metonymie zu 1.
Bedeutungsverwandte:
 1, (
das
3,  5.
Wortbildungen:
messenacker
›Acker, der dem Meßner, als dem Inhaber der
1
messe
2, zur Verfügung steht‹ (auch zu
mesner
stellbar).

Belegblock:

Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1379
):
Waͤr aber daz ain cappellaͧn dem denn der altar verluͥhen wirt [...] und den altar und mess nit besaͤss und vollbraͤcht [...], so [...].
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
Ubersehe er sich mer, so solt man in gantz berauben der pfrunde und der messe.
Buijssen, Dur. Rat.
7, 29
(
moobd.
,
1384
):
darumb das ampt der mess wıͤrdiger und hochczeitleicher ist andern götleichen ampten, darumb ist cze sprechen hie in den vïrden tail ee von dem ampt der mess den von den andern ampten.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1476
):
dass maister Paul von Stokherau der mess lehenherr sei.
Öst. Wb.
1, 70
.
3.
›Messe, Jahrmarkt‹; vereinzelt metonymisch: ›Urkunde, mit der das Marktrecht erteilt wird‹ (a. 1415; ).
Gehäuft ˹Rechts- und Wirtschaftstexte, Chroniken˺.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1; vgl. ,  2.
Syntagmen:
die / eine m. ausrufen / begehen / gebrauchen / haben / halten, jm. die m. bestetigen
;
die m. frei sein
;
auf die m. wollen, etw
. (z. B.
garn
)
auf die m. schaffen, jm. etw
. (z. B.
braune
›Pferde‹)
auf die m. bringen, bei der m. schenken, in der m. sein, in die m. faren / kommen, jm. etw. in der m. bezalen, etw. zwischen den messen feil haben, zur m. ziehen
;
die Frankfurter / freie / grosse / offene / öffentliche m
.;
die m. des heiligen reiches, die m. zu Nördlingen
;
der plaz mit den messen
.
Wortbildungen:
mesgrempel
(a. 1565; Gw zu  2),
mesherre
›mit der Aufsicht über die
messe
3 beauftragtes Ratsmitglied‹ (a. 1495),
meshütte
,
mesnuz
›Einnahmen aus einer
messe
3‹,
messegebot
›gerichtliche Ladung in Angelegenheiten der
1
messe
3‹,
messemeid
›Messebedienstete‹ (a. 1401).

Belegblock:

Köbler, Ref. Franckenfort
5, 12
(
Mainz
1509
):
vnnd die messegebott sol ein ieglicher nach dem ersten gebott (das [...] in die eygen person gescheen sol) erschyne͂ vnd antwurt zu geben / [...] pflichtig sein.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
E. 16. Jh.
):
ordnen und wöllen wir, erstlichen, so offt und wann angeregte buchhändler, verläger und truckhere unsere freie und offentliche messen zugebrauchen vorhabens, daz sie alle und jede messen, [...], indicem oder catalogum dero buecher, so sie von einer meß zue der andern getruckht und truckhen lassen, [...], inn unser statt cantzlej mit volkomlichen tituln oder inscriptionen lieffern und unserer censur underwerffen sollen.
Ebd. (
E. 14. Jh.
):
die kremer sollen keyn pantoffeln oder schuwe, die hie nit von den meistern im hantwerck gemacht sien, zwuschen den messen feil haben.
Ebd. (
1582
):
sollen auch [...] innerhalb acht tagen nach verrückung deß letzten gelaidts alle meßhütten, kräm, läden oder standt in der statt allenthalben abgeprochen sein.
Ebd. (
1596
):
das gelt, was an meßnutzen auß ihrem zunffthauß erhoben wirdt.
Gille u. a., M. Beheim
444, 154
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Wann auff dem blacz | mit den messen und wagen | und aller ander kaffman schacz, | sa ist die welt gar ser betragen.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
do bestetigete Karle den von Frankefurt ir messe und ir friheite und nam von in 20 tusend marg silbers.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Derhalben liess er ime derselbigen achte, braunen, uss der mess zu Frankfurt bringen.
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
499, 13
(
noobd.
,
1360
):
daz sie alle jar in der stat zu Eystet einen jarmarkt und ein messe haben und begen sullen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
richt alda obgenanter Iphitus ein grosse mes, kirchweich und jarmarkt auf, dergleichen alweg am fünften jar ein spil und kurzweil.
Helbig, Qu. Wirtsch.
3, 52, 10
;
4, 94, 25
;
Rupprich, Dürer ;
Barack, Teufels Netz ;
Geier, Stadtr. Überl. ;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
255, 48
;
Barack, a. a. O. ;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 84
;
4.
›katholisches Gebiet der nachreformatorischen Zeit‹; als Metonymie zu 1 auffaßbar.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a. 
1646
).