gottesdienst,
der
;
-(e)s
, auch
-Ø/-Ø
.
1.
allg.: ›gottgefällige Lebensführung, Glaubensausübung‹; speziell: ›einzelne Handlung des Christen zur Ehrerbietung Gottes‹; ütr.: ›Dienst am Nächsten als besondere Form des Gottesdienstes, Hilfeleistung für Arme‹; im Unterschied zu 2 außerhalb liturgischer Formen stehend und tendenziell eine innerliche, fromme, auf Gott ausgerichtete Haltung voraussetzend oder betreffend.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2, (protestantisch allg.:)  1.
Syntagmen:
den g. abtun / anrichten / fordern / lernen / unterdrücken / volbringen, einen g. an etw. tun; der g. jm. geboten sein, in etw. geschehen; etw. an den g. verwenden, an g. fleissig sein, etw. für einen g. erdichten / rümen, von dem g. abstehen / sprechen; g. der christen / Juden; der angeneme / erdichtete / christliche / eigene / geistliche / gleissende / heilige / löbliche / rechte / warhaftige g.; ablässigkeit in dem g
.
Wortbildungen:
gottesdienstman
.

Belegblock:

Luther, WA ff. (
1521
):
Ich byn ynn eyn heyligen orden gegangen zu gotts dienst, [...]. Die geystlickeyt yn norden ist keyn gottsdienst, ßondern ist erdicht fur eyn gotts dienst. Der rechte gots dienst ist, gehorsam seyn den gebotten gotts: sonst muͤsten alle menschen muͤnche werden, die weyl eynerley gots dienst allen menschen zu gleych gebotten ist. Denn es ist in dem rechten gots dienst keyn underscheydt, sondern ym gleyssenden gots dienst, welchen die menschen erfunden haben.
denn solch tzuversicht gepuͤrt alleyne gott als der eynige hohe gotis dienst.
Meinstu das du fruͤmmer seyest, ob du gleich ein platten ader kappen tragst? Nein, unser leben ist gleich so vil, [...], Soͤlt unser leben nit gottes dinst sein, wie kemen wir dazu?
Ebd. (
1522
):
So schreyen sie, wir verbieten guͤte werck, und vervolgen darumb die gerechten und meynen, sie thůen ein gottes dienst daran.
Ebd. (
1524
):
wie wol es das hochste werck ist, Gottes wort predigen, und kein grosser Gottes dienst mag geschehen denn die seelen holen und selig machen.
Ebd. (
1524
):
So ist nu besser von allen Gottesdiensten abstehen, Wo man nicht gewis ist, das Gottes wort da ist.
Ebd. (
1525
):
man solle damit [...] beweysen, das wyr Gottes diener sind, das ist rechte Christen [...]. merke du, das es sagt ,Gotts diener‘, wilch wunderlich Gotts dienst das ist, so man viel leyden, truͤbsal, not, angst, [...], wachen, fasten etc. haben mus. Hie sihestu keyne messe noch vigilien noch ander gespenst unsers ertichten Gotts diensts, sondern den rechten Gotts dienst, der den leyb zwingt und das fleisch teubet.
Alberus, Barf. Vorr. Alb. (
Wittenb.
,
1542
):
das sie [gottselige Koͤnige] falsche Gotts dienst abgethan / vnd die Hurer vertriben haben.
Boon, St. Prätorius
51, 26
(
Ülzen
1579
):
Denn frólich sein [...] / Besondern es ist ein heiliger vnd angenemer Gottesdienst den Gott selber [...] von einem jedern Christen fordert.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Er was in davor irkant | Und in genugen benant | Vur einen Gotes dienstman.
Ein getruwer Gotes dienst man, | Ein einsidel quam gegan.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
12b, 4
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
auch edelstv den leip [...] daz er sich zv keinē swachen dingen nimmer naiget vnd sich an wider satz berait / pevtet zv gots dinst alle zeit.
Gille u. a., M. Beheim
83, 10
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
[Adam] liess ainn sun, was Seth genant, | der an gacz dienst was fleissig.
Ebd.
124b, 1050
:
Müssen uns in temute | mit messikait, gedult und frit, | [...] | in gacz dienst machen frute.
Ebd.
199, 82
:
hor mensch, wiltu, das dich nicht tilg | trakait an gotes dinste, | So nym auch ebenpild von eim unvernunftigen tirlein.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
75, 2
(
Nürnb.
1548
):
das Gottes wort gedempffet / vñ die reine lehr / vñ rechte gottesdienst vnterdruͤcket werde.
Dietrich. Summaria
18r, 41
(
Nürnb.
1578
):
das es kein Gottesdienst sey / jm selbs vil leidens vnd hartes leben aufflegen / Sondern wenn Gott leiden / mangel / vnd anders zuschickt / vnd wir als denn solchs gern vnd gedultig tragen.
Anderson u. a., Flugschrr.
7, 6, 8
(
Straßb.
1524
):
DJe geystlichen sagen Gots dienst im Chor sey ir arbeit. Christus sagt Johannis im. vj. ca. Das ist gottes dienst / dz ir glaubent an den / welchen er gesandt hat.
Golius (
Straßb.
1597
):
Religio, Gottes dienst / fleiß vñ ernst Gott zů dienen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Gottes dienst sol úch ob allen dingen bevolhen sin.
Maaler (
Zürich
1561
):
Gottsdienst (der) gottsforcht / Liebe zů gott / fleyß vnd sorg die man hat gott zedienen vnnd jm gehorsam zeseyn. Religio.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1442
):
auch betrachtet der vor genanten ebbtissinn convent und closters ersamens leben und loblichen gotzdienste den sy teglich volbringen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
um 1506
):
wäre aber sach, daß man denselben hof czů Gremhain czů andren sachen prauchen und niessen welte, auch daß man kain goczdienst domit folbrechte, so sol alsdan derselb hoffe [...] an die Walther [...] fallen als lang, bis man sollich goczdienst, pilgrinhauß und spital wider aufrichtet.
Schorer, Sprach-Verd.
16, 6
(
1643
):
Man wird mehr Jungfrawen finden / welche sich befleissen recht allmodisch [...] mit den Jungen Gesellen von der Liebe [...] zu sprachen / als etwa eigendlich vnd Christlich von jrem Gottesdienst.
Fuchs, Kart. Aggsbach (
moobd.
,
1380
):
das sy aller der guettaͤt und gueten werich, dy von uns [...] geschehent, mit allm dem heylign gotsdıͤnst, der darŷn geschiecht [...] taylhêftig suͤlln sein.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
65, 20
(
tir.
,
1525
):
welhe zins nit gnǔgsamen schein haben, sollen dem paw̌man [...] die zwen tail nachgelassen und der drittail an den gotzdienst verwennd wrden.
Vetter, Pred. Taulers ;
Banz, Christus u. d. minn. Seele
9
;
Anderson u. a., a. a. O.
29, 12, 7
;
Fuchs, a. a. O. ; ;
Reithmeier, B. v. Chiemsee ;
Vgl. ferner s. v. ,  1,  3,
1
 1.
2.
im weitestesten Sinne: ›religiös motivierte, rituelle Handlung, Gottesverehrung innerhalb kultischer (auch nichtchristlicher) Institutionen‹; speziell: ›kirchlicher Gottesdienst, Messe‹; dazu als Metonymie: ›Gottesdienstordnung‹; ›Amt, Dienstverpflichtung‹; mehrfach im Orientierungsfeld mit kultischen Handlungen wie  2, , .
Zur Sache:
LThK
4, 1099
;
Rgg
2, 1752
;
4, 402
;
Lex. d. Mal.
4, 1586
;
5, 2026
.
Bedeutungsverwandte:
(
das
2,  2,  1, ,
1
 1,  25,  1, .
Syntagmen:
den g. aufen / aufrichten / besuchen / halten / machen / niederlegen / ordnen / stiften / verbieten / vergessen / verrichten / versäumen / versehen / volbringen; der g. etw.
(z. B.
rein / ungefälscht / ungehindert
)
sein; des g. auswarten / pflegen; jn. an dem g. hinterreden / verachten / verspotten, in dem, für den g. etw.
(z. B.
gulden
)
geben, etw.
(z. B.
die kapelle
)
mit g. bestellen, etw. mit dem g. anstellen, mit dem g. fertig sein, sich zum g. versammeln, etw.
(z. B.
das mesgewant
)
zu g. nutzen; der g. Isidis; äusserlicher / auswendiger / ewiger / falscher / freier / grosser / täglicher / verrichteter g.; aufnung / förderung / haltung / merung / schwächung / stunde / verrichtung des g.; unfleis zum g
.
Wortbildungen:
gottesdienstgebot
.

Belegblock:

Luther, WA (
1523-24
):
Non intelligitur hic von dem eußerlichen Gottsdiensts, von dem gaugkelwerck, do behutt uns Gott fuhr.
Ebd. (
1524
):
das also mit disem spruch der Gottes dienst angeregt wird, so ym alten testament durch die Leviten und senger ym tempel mit singen und klingen geschach.
Ebd. (
1544
):
Wie der Bapst auff sein Kirchenampt sich in der Kirchen unterstanden, uber alle zu herrschen, gebieten, Gesetz und Gottesdienst zu machen, die ein jeder schuͤldig were zu halten.
Ebd. (
1544
):
Denn nu wir sind Christen worden und der falschen Gottesdienst und Opffer, dazu wir zuvor in unser Heidnischen blindheit seer bruͤnstig und willig gewesen, abgangen sind, So sollenw ir nun dencken, das wir hjinfurt viel mehr und lieber rechte Gottesdienst und Opffer thun.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Wenn sich voͤlcker vnd koͤnigreich | Zům Gottesdienst versamlen gleich.
Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
er versumet die kirchen vnd gots dinst / Arm lut mocht er weder sehen noch horen.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Alse die stunde kummet des godes dinestes [...], so laszen die sustere allez daz sie under handen hant.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1498
):
den soll man in die bruderschafft nit empfahen, er gebe dann zwen gulden fur den gottsdienst fur das jare.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
wer ein gottesdienst auß guter meynung und eigner andacht [...] stifftet.
Küther, UB Frauensee
163, 26
(
thür.
,
1371
):
her sal dy capellen mid gotisdinste bestelle mid eyme frumen pristere.
Dietrich. Summaria
28r, 10
(
Nürnb.
1578
):
auff das jederman sehe / wie sein Reich nicht weltlich Reich sey / Sondern eygentlich damit vmbgehe / wie der Gottesdienst rein / vngefelscht / vnd vngehindert bleibe.
Anderson u. a., Flugschrr.
14, 11, 30
(
Straßb.
1524
):
es sol auch nyemant den andern an dem Gottes dienst verspotten / hinderreden oder verachten.
Roloff, Brant. Tsp.
1500
(
Straßb.
1554
):
Was grosser narrheit hab ich gethan / | Das ich den gottsdienst hab vergessen | [...] | Nun hatt ich doch mir fürgesetzt / | Das ich keinen tag on predig wolt sein.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
[das loblich gotzhus] darinne grosser gotzdienst loblich volbracht worden ist.
Ebd. (
1454
):
das er zů allen loblichen hochzitlichen vnd heiligen tagen vnser kilchen vnd orgeln warten, besingen [...] sol, es sye zů meß, vesperzit, zum salue oder andern gotzdiensten.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
es soll kein priester mit zehenden noch zinsen [...] zü schicken han noch zü fordernn, dann lauter yr ampte und gotsdinst wartten.
Ebd. (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
Warum solt man gotzdienst niderlegen durch geltschuld wegen?
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1616
):
so man nach verrichtem gottsdienst in den rat geliten, so sollen sie alle fürderlich in den rat gehn.
Maaler (
Zürich
1561
):
Anbaͤtten / Ein gottsdienst thůn. Adorare, Deuenerari.
Lauater. Gespaͤnste
21v, 5
(
Zürich
1578
):
so sich zun zyten deß Keyßers Tiberij zů Rom vnder der gstalt deß gottsdiensts Jsidis hat zůgetragen.
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 9, 17
([
Augsb.
]
1524
):
Waru͂b schreyen dañ vnser Prediger der gaystliche͂ falsche verfierische leer / gots dienst gebott / vnd leben also auff der Cantzel auß.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
45
):
send alle ire
[der Römer]
edict, satzungen und gepot [...] im tempel mit vor gehaltnem gotsdienst gemacht und auffgericht worden.
dieweil die edlen Römer ire rät und wahlen mit haltung der gottesdienst angefangen [...] haben.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 4, 11
(
schwäb.
,
1562
):
Es sollen auch die alten [...] am feyrtag sych bey Gottes wort und desselben gottsdienst fleisig finden lassen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
tempelgewant, daz Aaron an truog in dem gotsdienst ob dem altar.
Fuchs, Kart. Aggsbach (
moobd.
,
vor 1412
):
die alten messgwant, was unsawber sey, das sol er lassen waschen [...], das es wıͤrdichleich genuͤtzt wert zu gotsdıͤnst.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 288, 19
(
moobd.
,
1397
):
merung vnd fuͤdrung ewigs gottsdiensts von genad wegen, die dem vorgenanten spital [...].
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1397
):
Ez sol auch ain ieglicher pfarrer dez vorgenanten spitals furbas [...] ainen erbern redlichen priester zu im haben [...], der im [...] helf verwesen und volbringen all goͤtlich ordnung und gotzdienst mit singen und mit lesen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Vom gotsdienst, wie in künig Tuitscho gesetzt hat. Am ersten ordnet er den gotsdienst also: pauet gar kain kirchen noch altar nit, etlich paum [...] weihet er [...], in und zue denselbigen liefen die leut, so si peten wolten, geistliche werk üeben, ir andacht und gotsdienst under den wolken [...] verpringen solten.
Moscouia
B 1v, 42
(
Wien
1557
):
so gebrauchen sich auch dieser sprach in schrifften vnd im Gottes dienst die Moldauer.
Ebd.
D 3r, 17
(
1557
):
Als nun LYTVRGIA das ist der gottes dienst verricht ist.
Kollnig, Weist. Schriesh.
202, 13
;
Schmidt, a. a. O. ;
Küther, a. a. O.
151, 4
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
118, 29
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Gille u. a., M. Beheim
273, 40
;
310, 115
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
105, 1
;
163, 14
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Müller, Lands. St. Gallen
67, 16
;
69, 11
;
87, 10
;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Geier, Stadtr. Überl. ; f.;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
185, 20
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ; ;
Gehring, a. a. O.
3, 556, 1
;
3, 806, 11
;
Haszler, Kiechels Reisen ; ;
Eschenloher. Medicus ;
Hör, Urk. St. Veit
104, 5
;
Boot, Cassiodor. Hist. Eccl.
44, 15
;
Mollay, Ofner Stadtr.
66, 7
;
Schmitt, Ordo rerum
694, 4
;
Vgl. ferner s. v.  1,  5, (V.),  3, ,  3,  9, ,  5,  1,  7.